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Kleinwindenergieanlagen – eine sinnvolle Investition?

09.05.2023

Deutlich gestiegene Strompreise haben im zurückliegenden Jahr zu einer Steigerung des Interesses an Kleinwindenergieanlagen (KWEA) geführt. Da es bekannt ist, dass die EEG Einspeisevergütung für den Windstrom mit 8 bis 9 Cent/kWh weit unterhalb der Stromgestehungskosten einer Kleinwindenergieanlage liegt und damit ein möglichst hoher Eigenverbrauch des Stroms zwingend notwendig ist, lässt sich das erhöhte Interesse bei Strombezugspreisen von 35 Cent und deutlich darüber leicht nachvollziehen. Doch auch bei derart hohen Strompreisen müssen einige grundsätzliche Faktoren vor einer denkbaren Investition sorgfältig geprüft werden.

Damit stellt sich auch schon die erste und vermutlich auch schwierigste Frage: Wie entwickelt sich der Strompreis in den nächsten Jahren? Welches Preisniveau stellt sich in den kommenden zwei Jahren ein und mit welcher jährlichen Steigerung kann ich in eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gehen? Aktuell sind die Prognosen an vielen Stellen ähnlich: Börsenpreise von deutlich unter 5 Cent/kWh wird es so schnell nicht mehr geben, Vermutlich wird sich der Börsenstrompreis im Bereich von 10 bis 20 Cent/kWh einpendeln.


Was sind Kleinwindenergieanlagen?

Obgleich es keine verbindliche Definition gibt, kann doch folgende Untergliederung erfolgen: Anlagen mit den geringsten Leistungen werden als Mikrowindenergieanlagen in den Leistungsklasse bis 1,5 kW und 1,5 bis 5 kW bezeichnet. Darüber kommen die Miniwindenergieanlagen mit 5 bis 30 kW, der für landwirtschaftliche Betrieb in Betracht kommende Leistungsbereich. Bei den Kleinwindenergieanlagen bis 100 kW Leistung stellt sich schnell die Frage nach der Privilegierung im Außenbereich. Der für den Betrieb dienende Charakter der Anlage gilt als erfüllt, wenn mindestens 50 % der von der Windenergieanlage erzeugten elektrischen Energie im Betrieb verbraucht werden kann.

Wann ist die Kleinwindenergieanlage interessant?

Neben den bereits genannten Kriterien Strombezugspreis und Eigenverbrauch des erzeugten Stroms kommt als drittes und vermutlich wichtigstes Kriterium der Standort und damit die mittlere Windgeschwindigkeit hinzu. Denn generell gilt, dass nur an Standorten mit einer guten Windgeschwindigkeit auch ein interessanter Energieertrag generiert werden kann. Je geringer die Anlagenhöhe ist, desto größer sind die Störeinflüsse durch Gebäude, Wälder oder Bäume. Da es hier um Anlagen mit einer Maximalhöhe von 50 m geht (Genehmigungsgründe), spielen diese Kriterien eine sehr erhebliche Rolle und es kann durchaus sein, dass zwei nur wenige 100 m auseinanderliegende Standorte zu grundsätzlich unterschiedlichen Ergebnissen bezüglich der Machbarkeit einer solchen Projektes kommen.

Als Untergrenze kann eine mittlere Windgeschwindigkeit von 5 m/s auf Nabenhöhe genannt werden. Das ist im Binnenland NRW bei einer beispielhaften Nabenhöhen von 35 m eine hohe Hürde. Deshalb gilt es, bei diesen Bedingungen nicht mit Windkarten, sondern mit standortspezifischen Ermittlungen des Windangebotes zu arbeiten.

Gute und langlebige Technik hat ihren Preis

Kleine Windenergieanlagen sind je nach Ausführung mit spezifischen Kosten von bis zu 10 000 €/kW deutlich teurer als große Anlagen. Aber ohne den Einsatz qualitativ hochwertiger Bauteile ist es fraglich, ob die Anlage den mit Sicherheit kommenden Stürmen während ihrer kalkulierten Nutzungsdauer von 20 Jahren auch sicher und unbeschadet standhält. Deshalb ist die Qualität der Anlage von sehr großer Bedeutung. Bei diesen Anlagenkosten ergeben sich selbst an einem günstigen Standort in NRW Stromgestehungskosten von 25 bis 30 Cent/kWh. Entsprechend höher werden diese Kosten an ungünstigeren Standorten und bei den kleinsten Anlagen sein.

Somit wird nochmals deutlich, dass bei einer Einspeisevergütung nach EEG von 8 bis 9 Cent /kWh also nur bei sehr hohen (80 %) Eigenverbrauchanteilen, einem windstarken Standort und einer langlebigen und zuverlässigen Technik ein wirtschaftlicher Betrieb erzielt werden.

Auch wenn die Strombezugspreise hoch bis sehr hoch sind, kann auf die sorgfältige Standortanalyse und die kritische Betrachtung zur Wirtschaftlichkeit einer Kleinwindenergieanlage also auf keinen Fall verzichtet werden.


Dr. Joachim Matthias,

Landwirtschaftskammer NRW

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