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Betriebsergebnisse: Ökobetriebe auf Talfahrt

12.12.2024

 

Nach dem Rekordjahr brechen die Umsätze ein: Der Milchpreis ging im Wirtschaftsjahr 2023/24 stark zurück. Im Ackerbau dominierten rückläufige Notierungen bei Halmfrüchten, für Schweine legten sie zu. Kosten wurden eingespart. Wie entwickelten sich die Unternehmensergebnisse?

Aus dem Testbetriebsnetz NRW liegen erste Ergebnisse buchführender Betriebe vor. Im Schnitt bewirtschafteten die Haupterwerbsbetriebe rund 78 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) und waren mit 1,3 Familienarbeitskräften ausgestattet. Die Tierproduktion war mit einem Einfluss von - 23 % und die Pflanzenproduktion von - 10 % für die abnehmende Einkommensentwicklung verantwortlich. Das Unternehmensergebnis (oder der Gewinn) identischer Haupterwerbsbetriebe sank auf 86 630 €.

Wie lief‘s es in den Betriebsgruppen?

Ackerbau: Der Krieg in der Ukraine hat weiterhin für volatile Getreidemärkte gesorgt. Im Vergleich zum Wirtschaftsjahr (WJ) 2022/23 ist die weltweite Getreideproduktion gestiegen. Insbesondere führten hohe Exportmengen aus Russland und der Ukraine zur schwächeren Preisnotierung bei den Halmfrüchten. In dem durch Nässe geprägten Erntejahr 2023 wurden bei Getreide und Raps niedrigere Erträge und unterdurchschnittliche Qualitäten erzielt. Trotz Mehreinnahmen aus Hackfrüchten führte dies im Ackerbau zu 14,9 % weniger Einkommen.

Futterbau: Der Milchpreis erreichte Ende 2022 einen Peak von fast 60 Cent und stürzte bis zum Herbst 2023 auf fast 38 Cent (netto) je kg Milch ab. Im weiteren Verlauf legte er bis zum Ende des WJ 2023/24 wieder maßvoll, aber kontinuierlich zu, bei einer gleichzeitig rückläufigen Milchanlieferung. Zusammen mit einer rückläufigen Rindfleischnotierung mussten Futterbaubetriebe mit Blick auf das Rekordjahr 2022/23 ein um 52,3 % rückläufiges Ergebnis hinnehmen.

Veredlung: Die anhaltende Ferkelknappheit sowie sinkende Schweinebestände führten zu positiven Marktimpulsen und Spitzenpreisen für Ferkel und Mastschweine. Im WJ 2023/24 erreichten Veredlungsbetriebe das Einkommensniveau des Vorjahres.

Verbund- und Gemischtbetriebe: Sie partizipierten von den Mehrerlösen aus Schweinen. Zusammen mit weniger Umsätzen aus der Rindermast, der Milch- und der Pflanzenproduktion sank deren Ergebnis zum Vorjahr um 23,2 %.

Alle Betriebe: Weniger Ausgaben entlasteten und verhinderten einen noch stärkeren Einkommensrückgang. Die anzustrebende Zielmarke von 100 000 € Gewinn übertraf im Wirtschaftsjahr 2023/24 nur die Hauptgruppe Veredlung.

 

10 % der Betriebe schreiben roten Zahlen

Die Einordnung der Unternehmensergebnisse in Gewinngrößenklassen zeigt, dass etwa 27 % der Haupterwerbsbetriebe 30 000 € und weniger Gewinn erwirtschafteten. Etwa jeder fünfte Betrieb ordnete sich zwischen 30 000 und 60 000 € ein. Etwas mehr als die Hälfte erzielte mit 60 000 € und mehr ein halbwegs auskömmliches Einkommen. Fast 10 % der Haupterwerbsbetriebe lagen in der Verlustzone.

Die Gruppe der erfolgreichen, etwa 88 ha großen Betriebe erreichte einen Gewinn von 200 760 €, der etwa dem Vorjahreswert entspricht. Weniger erfolgreicher Betriebe hatten einen beträchtlichen Abstand zum Mittelwert sowie zu ihrem Vorjahresergebnis. Diese durchschnittlich 70,3 ha großen Unternehmen erwirtschafteten einen Verlust von 1 850 € je Betrieb. Ihr Einkommen verschlechterte sich immens um 103 %, mit Eigenkapitalverlusten von rund 28 570 €.

Nebenerwerber und Ökobetriebe auf Talfahrt

Das Unternehmensergebnis der 129 ausgewerteten Nebenerwerbsbetriebe sank um 31 % auf 21 490 €. Sie bewirtschafteten durchschnittlich 39 ha LF. Der Gewinn betrug je nichtentlohnter Familienarbeitskraft 26 440 €, im Haupterwerb erreichte er das 2,6-fache Niveau. Weniger Erlöse aus dem Pflanzenbau, etwas weniger Einnahmen aus Vieh und gesunkene sonstige betriebliche Einnahmen reduzierten den Betriebsertrag. Kosteneinsparungen begrenzten die Gewinnabnahme.

Zur Einkommensentwicklung ökologisch wirtschaftender Betriebe ist mit einer Anzahl von 24 Betrieben nur eine Trendmeldung möglich: Die im Durchschnitt 89 ha großen Biobetriebe verzeichneten ein um rund 39 % auf 48 090 € gesunkenes Unternehmensergebnis. In den moderat rückläufigen Kuhbeständen von durchschnittlich 42,3 Kühen erlösten sie nur noch 51,57 Cent, das sind 10,56 Cent weniger je kg Milch. Die Umsätze aus der Tier- und Pflanzenproduktion verminderten sich um 27 000 € je Ökobetrieb.

Ackerbau kam mit blauem Auge davon

Die rund 84 ha großen Ackerbaubetriebe erzielten bei 91 ausgewerteten Jahresabschlüssen ein mittleres Unternehmensergebnis von 93 270 € (- 15 %). Deren Ergebnisse aus der Bodenproduktion basieren auf dem Erntejahr 2023. Die Felderträge entwickelten sich gegenläufig: Bei Getreide und Raps sanken sie, dagegen legten sie bei Kartoffeln und Rüben zu. Die Erntemenge je Hektar ging beim Getreide moderat auf 85,8 dt zurück, beim Raps wurden mit 38,2 dt deutlich weniger als im Vorjahr gedroschen. Kartoffeln lieferten einen etwas höheren Hektarertrag von 485,6 dt, während sich bei Zuckerrüben ein Ertragszuwachs auf 840,8 dt errechnete. Die Preise je Dezitonne verringerten sich bei Getreide (-23 %) und Raps (-16,1 %). Im Gegensatz dazu legten sie bei Kartoffeln (+ 9,4 %) und Rüben (+15,2 %) zu.

Hackfruchtbetriebe erlösten mehr Geld

Die 33 Getreidebetriebe aus der Betriebsform Ackerbau mussten eine Gewinnabnahme auf 45 810 € (- 50,5 %) hinnehmen. Getreide (ohne Körnermais) nahm 62 % und Raps 15 % ihrer Ackerfläche ein. Kartoffeln, Rüben und Feldgemüse spielten in diesen Betrieben eine untergeordnete Rolle.

In den 32 identischen Hackfruchtbetrieben war ein um etwa ein Viertel auf 137 370 € gestiegenes Unternehmensergebnis möglich. In deren Pflanzenproduktion überwogen die Erlöszuwächse bei Kartoffeln und Rüben.

Bei den 26 Ackerbaugemischtbetrieben betrug der Ackerflächenanteil des Getreides 42 %. Die Einnahmen aus Feldgemüse bilden einen weiteren Schwerpunkt. Jedoch hatte der um 5,5 % geringere Hektarerlös beim Gemüse nur einen geringen Gewinneinfluss.

1 000 € weniger Milchgeld je Kuh

In den 211 identischen Futterbaubetrieben lag das Unternehmensergebnis mit 74 575 € signifikant unter dem Vorjahr. Der Milchpreis stürzte auf 43,13 Cent je kg Milch netto inklusive aller Zuschläge ab. Eine verbesserte Milchleistung führte zusammen mit der gesunkenen Milchpreisnotierung zu 1.000 € weniger Einnahmen aus Milch je Kuh.

Die Vorjahreseinnahmen aus der Bullenmast konnten nur durch etwas mehr verkaufte Tiere marginal überboten werden, da sie je männliches Rind 117 € weniger erlösten. Aus der Pflanzenproduktion generierten sie rund 10 400 € weniger Umsatz. Für Futtermittel verausgabten sie im Schnitt etwa 12 000 € weniger als im Jahr zuvor. Hierbei dürfte es sich vorwiegend um Kraft- und Ausgleichsfutter handeln.

Mit mehr Kühen zum besseren Ergebnis

Die in der Gruppe Futterbau enthaltenen 149 spezialisierten Milcherzeuger verbuchten mit durchschnittlich 101 Kühen einen drastischen Gewinnrückgang von 54,1 %. Es fällt auf, dass erst ab der Größenklasse mit 80 und mehr Kühen eine Nettorentabilität über 100 % vorlag. Dies bedeutet eine vollumfängliche Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital. In der kleinsten Kuhklasse wurden diese Faktorkosten nur zu weniger als der Hälfte vergütet. Die Wirtschaftlichkeit verbesserte sich mit zunehmender Kuhzahl. Bei 140 und mehr Kühen betrug die Nettorentabilität 159 %.

Die dem Futterbau zugehörigen Sonstigen Futterbaubetriebe bewirtschafteten durchschnittlich fast 70 ha LF. Darin sind vorwiegend Rindermäster und kleinere Milchviehherden enthalten. In diesen 62 identischen Betrieben stiegen die Umsätze aus der Rindermast (+ 10 000 €). Sie erlösten für einen Bullen zwar durchschnittlich 121 € weniger, was aber durch mehr verkaufte Tiere ausglichen wurde. Deren Unternehmensergebnis sank auf 38 700 € (- 39,3 %), da weitere Einflüsse, wie weniger Milchgeld und sonstige Erträge, den Umsatz verminderten.

Veredlung auf Vorjahresniveau

Aus den Jahresabschlüssen der 85 identischen Veredlungsbetriebe wurde ein Unternehmensergebnis von 112 465 € (- 1,2 %) errechnet. Von den Veredlungsbetrieben spezialisierten sich 95 % auf die Schweinehaltung. Diese Schweine haltenden Betriebe erreichten einen Gewinn von 116 200 € (+1,7 % zum Vorjahr). In diesen Unternehmen stieg die Ferkelnotierung von 63 auf 78 € (netto, inklusive aller Zuschläge). Je Mastschwein erlösten sie im Schnitt 217 € (netto) und somit 12 € mehr. Ihre Zulagen und Zuschüsse gingen zum Vorjahr um 15 500 € je Betrieb zurück, daran hatten weggefallene Beihilfen für sonstige Notlagen (Anpassungsbeihilfe für gestiegene Energiekosten, Corona-Nachzahlungen) von rund 9 500 € den größten Anteil.

Schweinemästern fehlten Umsatzsteuer und Beihilfen

Die in der Betriebsform Veredlung enthaltenen 16 Ferkelerzeuger partizipierten von Rekordpreisen bei Ferkeln, sodass sie ein Spitzenergebnis von 266 570 € erzielten. Allerdings ist die geringe Betriebsanzahl bei der Interpretation zu berücksichtigen. Schweinehalter mit (teil)geschlossenem System (etwa 113 000 €) und spezialisierte Schweinemäster (65 210 €) unterboten die Ergebnisse der Sauenhalter. Schweinemäster hätten ein höheres Ergebnis erwartet, ihr Gewinn sank um ein Drittel. Ihre Kosten beim Futterzukauf ermäßigten sich um 14 600 € je Betrieb. Weiterhin ermöglichten die geläufigsten Aufwandspositionen (ohne Tier-, Futterzukauf und Pacht) Einsparungen von etwa 12 800 €. Andererseits mussten sie spürbar mehr für Tierzukäufe, nämlich plus 49 000 €, verausgaben. Einige Mäster wechselten zum 1. Januar 2024 von der Pauschalierung zur Optierung, da die gesetzlich festgelegte Umsatzgrenze überschritten wurde. Daher fehlte ihnen im Portemonnaie ein nicht unerheblicher Umsatzsteueranteil aus der Pauschalierung. Ergänzend entfielen Beihilfen für sonstige Notlagen von durchschnittlich 10 200 € je Betrieb.

23 % weniger Einkommen für Gemischtbetriebe

Insgesamt errechnete sich für alle 78 Verbund- oder Gemischtbetriebe ein Gewinnminus von 23 %. Weniger Einnahmen aus Rindviehverkäufen und Milch trugen wesentlich zum Absinken ihrer Erlöse bei. Aus dem Geschäft mit Schweinen und Ferkeln vereinnahmten sie dagegen mehr. Die Betriebsform Verbund ist in zwei Untergruppen gegliedert. Das sind zum einen Betriebe mit dem Schwerpunkt Vieh, zum anderen Gemischtbetriebe mit Pflanzenbau und Viehhaltung.

Kosteneinsparungen waren möglich

In Haupterwerbsbetrieben dominierten rückläufige Ausgaben für Düngemittel (-35 %) bei den Einsparungen für den Spezialaufwand in der Bodenproduktion. Erheblich weniger Geld wurde auch für Futtermittel (- 12,2 %) aufgewendet. Weiterhin konnte bei der Unterhaltung von Maschinen und Gebäuden, dem sonstigen Betriebsaufwand sowie bei Treib- und Schmierstoffen gespart werden. Für folgende Positionen lag eine Teuerung vor: Zinsen, Tierzukäufe, Lohnarbeit und Maschinenmiete, Strom, Heizstoffe, Wasser, Tierarzt, Personal, betriebliche Versicherungen. Auch für gepachtete Flächen mussten die Betriebe tiefer in die Tasche greifen (+ 2,4 %). Unterm Strich nahmen die betrieblichen Aufwendungen um rund 15 300 € je Haupterwerbsbetrieb ab.

Eigenkapitalbildung ausreichend vorhanden

Mit Ausnahme der Futterbaubetriebe überschritten alle Betriebsformen der ersten Auswertungsebene die Zielschwelle von 10 000 € bereinigter Eigenkapitalbildung. Diese betrug im Haupterwerb durchschnittlich rund 25 000 €. Das Fremdkapital nahm bei diesen Betrieben um 1,3 % auf durchschnittlich 246 970 € je Betrieb ab. Kurzfristige Verbindlichkeiten erhöhten sich um 8 %. Der Kapitaldienst ermäßigte sich um gut 16 % auf 30 624 € je Betrieb. Die langfristige Kapitaldienstgrenze nahm infolge rückläufiger Ergebnisse erheblich ab und betrug 29 333 € je Betrieb. Auf der ersten Auswertungsebene überschritten lediglich die Futterbaubetriebe diese Grenze. Zu bedenken ist, dass die Betrachtung von nur einem Wirtschaftsjahr keine verlässliche Basis für Betriebsanalysen bietet.

Wie schnitten die Landesteile ab?

Aus dem Rheinland standen 132, aus Westfalen-Lippe 333 identische Haupterwerbsbetriebe als Grundlage für die Auswertung zur Verfügung. Das Ergebnis und die Veränderungsraten wichen zwischen den Regionen signifikant voneinander ab. Im Rheinland waren vorwiegend der Ackerbau und die Milchviehhaltung vertreten, die bereits 88 % derer Betriebe ausmachten. Westfalen-Lippe präsentierte mit einem Viertel der Betriebe fast die gesamte Veredlung. Es dominierte dort der Futterbau, mit spürbar kleineren Kuhbeständen als im Rheinland. Dagegen befinden sich die Hochburgen der Rindermast in Westfalen-Lippe. Der Gewinnabstand beider Landesteile erhöhte sich im Haupterwerb auf 35 760 €. Mit etwa 112 240 € erreichten rheinische Betriebe einen Gewinn, der eine volle Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren ermöglichte. Dafür reichte das westfälische Ergebnis mit 76 480 € nicht aus.


Jürgen Boerman und Marco Hoffmann,
Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Was muss vom Gewinn noch bezahlt werden?

Erträge, Kosten und Märkte verändern sich permanent und sorgen für variierende Betriebsergebnisse. Daher bietet der Gewinn nur im mehrjährigen Durchschnitt eine verlässliche Größe. Rückblickend betrachtet, erzielten Haupterwerbsbetriebe im Fünfjahresschnitt einen Gewinn von 76 360 €. Dieser reichte oftmals nicht aus. Denn neben den Lebenshaltungskosten sind vom Gewinn noch weitere, betrieblich bedingte Ausgaben zu bestreiten. Dazu gehören die Beiträge zur Kranken- und Alterssicherung, die dagegen beim Arbeitnehmer vorweg vom Bruttolohn abgezogen werden. Weiterhin müssen Landwirte vom Gewinn den Hofübergeber finanziell unterstützen. Auch die privaten Steuern und Versicherungen sowie die Tilgung der Darlehn werden damit finanziert. Ist dann noch etwas vom Gewinn übrig, stünde dies für Investitionen zur Verfügung.

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