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„Das Tier führt das System“

19.05.2022

Ruben Exterkate hat seinen Ferkelaufzucht- und Mastbetrieb in Bentelo, Provinz Overijssel, 2018 auf Bio umgestellt. 3,5 Jahre, nachdem er und seine Familie die Entscheidung zum Umstellen getroffen haben, hat er das erste Mastschwein über „De Groene Weg“ vermarktet. Seit den 1960er-Jahren bis 2018 wurden auf dem Betrieb konventionelle Sauen gehalten, zuletzt waren es 750, die Ferkel wurden nach Deutschland verkauft.

„Wir standen 2018 vor der Frage, wie wir den Betrieb zukunftsfähig gestalten können. Dass ich weitermachen wollte, stand für mich fest. Nur das „Wie“ war noch nicht klar“, erinnert sich Ruben Exterkate an die Überlegungen. Sein erster Gedanke beim Stichwort Betriebsentwicklung sei „Wachstum“ gewesen. „Aber: Sich weiter zu entwickeln heißt nicht automatisch, größer zu werden. Und da die Ferkelpreisentwicklung nicht absehbar war und die konventionelle Mastschweinehaltung nicht unbedingt ein Zukunftsmodell, habe ich mich sehr vor den riesigen Investitionen gescheut, die ein Wachstum auf 3 000 Sauen mit sich gebracht hätte.“

Ein Berater habe ihn darauf gestoßen, ob „Bio“ nichts für ihn sei und erläutert, dass Ferkelerzeugung und Mast im geschlossenen System ein geringeres Risiko bedeuten würden. „Ich fand vor allem überzeugend, dass der Bioschweinemarkt ein nachfragegesteuerter Markt und somit preisstabiler ist als der konventionelle Markt“, meint der 41-Jährige. „Zukunftssicherheit ist für einen landwirtschaftlichen Betrieb dann gegeben, wenn er seine Produkte mindestens kostendeckend verkaufen kann. Als konventioneller Schweinehalter konnte mir niemand sagen, was ich nächste Woche für ein Ferkel oder ein Mastschwein bekomme“, erinnert sich der Biolandwirt an diese Unsicherheit. So habe er weitere Beratungsgespräche mit Reudink Bio, einem Tochterunternehmen von For Farmers, und erste Kontakte zu „De Groene Weg“ gehabt. „Und natürlich habe ich mich intensiv mit meiner Familie, dem Hoftierarzt und unserem Futterlieferanten beraten. Alle waren enthusiastisch, alle standen hinter der Umstellung auf Bioschweinehaltung!“, freut sich Ruben noch heute über dieses positive Feedback, das ihm die Entscheidung erleichtert und eindeutig für eine Umstellung auf Bioschweinehaltung gesprochen habe.

„De Groene Weg“ stand schnell als Vermarktungspartner fest - Exterkate musste sich jedoch gedulden und zunächst mit einem Platz auf der Warteliste begnügen. „Der Markt für Bioferkel war gesättigt. Und da dieser, wie erwähnt, ein nachfragegesteuerter Markt ist, können Landwirte dann umstellen und in die Lieferkette eintreten, wenn die Nachfrage da ist.“


Bio - ein Begriff mit Inhalt

Im Sommer 2018 konnte Ruben Exterkate mit der Umstellungsarbeit beginnen. „Der Umbau der Ställe war viel Arbeit, wir haben sie teils bis zum Betonboden abgerissen. Außerdem haben wir keine Güllekeller mehr unter den Buchten, sondern ausschließlich feste Laufflächen. Alle Güllekeller sind außen, was dem natürlichen Verhalten der Tiere entspricht: Da Schweine sehr saubere Tiere sind, gehen sie zum Koten nach draußen“, erklärt der Landwirt eine wesentliche Umbaumaßnahme. Der praktische Nebeneffekt: „Beim Ausmisten kann ich alle Tiere genau anschauen und kontrollieren.“

Gefüttert wird vollautomatisch, das Biofutter bekommt Ruben Exterkate über Kooperationen mit anderen Landwirten. Eingestreut wird mit Biostroh. Die größte Änderung aber sei die Reduzierung der Tierzahlen gewesen. Statt der 3 000 Sauen, die Exterkate nun vermutlich im konventionellen System halten würde, stehen heute 170 Sauen in Gruppenhaltung und rund 1 000 Mastschweine in den Ställen und auf den Laufhöfen im halb-geschlossenen System, da der Biolandwirt die Ferkel verkauft. Die Sauen haben die Möglichkeit, frei abzuferkeln, Tag und Nacht. „Hier füllt sich für mich der Bio-Begriff am konkretesten mit Inhalt: Die Arbeit mit den wenigen Sauen macht mir viel mehr Spaß, sie ist viel direkter. Früher mussten die Tiere tun, was ich wollte; heute ist es umgekehrt, ich höre viel mehr auf die Tiere und passe mich ihren Verhaltensweisen an. Wenn man das begriffen hat und sich darauf einlässt, dass das Tier das System führt, sind auch die Ergebnisse überzeugend“, zeigt sich Ruben Exterkate stolz. Am 22. Juni 2021 wurde das erste „100-Prozent-Bioferkel“ auf dem Hof Exterkate geboren.


Phänomenales Wachstum

Die Aufzucht- und Mastergebnisse liegen nur minimal unter denen, die Ruben Exterkate vor der Umstellung vorzuweisen hatte. Zurzeit hat eine Sau 13 Ferkel, die nach sechs bis sieben Wochen mit einem durchschnittlichen Gewicht von 14 kg abgesetzt werden. Ein Teil der Ferkel wird mit rund zehn Wochen verkauft oder als Mastschweine behalten; sie wiegen dann rund 30 kg im Durchschnitt.  „Die Ferkel wachsen phänomenal gut, sie haben im Durchschnitt 850 bis 1 000 g Tageszunahmen. Ich führe das auf das Gesamtkonzept zurück: Wenn Futter, Wohlbefinden, weil sie lange bei der Sau sind, und die Genetik stimmen, sind solche Tageszunahmen möglich!“, bestätigt der Landwirt. Außerdem spiele die Darmgesundheit eine große Rolle, es gebe keine Streptokokken mehr im Bestand. Probleme mit Schwanzbeißereien habe Exterkate ebenso wenig. „Die Tiere haben Stroh als Beschäftigungsmaterial und jede Menge Auslauf“, führt er als Grund an.

Das Schlachtgewicht seiner Schweine liegt bei 96 kg, die optimale Bezahlung bekommt man für ein Mastschwein, wenn dessen Schlachtgewicht zwischen 87 und 105 kg liegt.


Positives Feedback

„Wenn man sich mit den Tieren beschäftigt, klappen die Biosauenhaltung und Bioschweinemast super. Ich finde es auf jeden Fall deutlich einfacher als vorher und die Arbeit macht mir sehr viel mehr Spaß“, resümiert Ruben Exterkate. Und betont, dass auch der Kontakt zu Konsumenten und Nachbarn enger und offener geworden ist, die sich viel mehr für das, was auf dem Hof Exterkate passiert, interessieren. „Alles ist offen - unsere Einstellung, unsere Ställe…. seit wir Bio machen, ist keines unserer Tiere mehr eingesperrt“, lacht Ruben Exterkate. Wenn das mal nicht gut fürs Image eines Mastschweinehalters ist!

Übrigens: Wer sich selbst ein Bild vom Biobetrieb Exterkate machen möchte, kann am Freitag, dem 17. Juni, von 14 bis 19 Uhr zum Tag des offenen Hofes nach Exterkate kommen und nachschauen.

Lesen Sie auch das Firmenportrait von "De Groene Weg" beziehungsweise über "Der Grüne Weg" in Deutschland. 


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

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