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Monschauer Milchrebellen: Auf autarken Wegen

10.12.2021

Unter der Adresse "Am Handwerkerzentrum 1" in Monschau findet sich neben den Arbeitsräumen von Handwerkern, Produktions- und weiterverarbeitenden Betrieben und gegenüber den Büros einiger Dienstleister auch ein Fleckchen Biolandwirtschaft: 2017 hat die Monschauer Bauernmolkerei GmbH rund 200 m² auf dem Innovationsstandort in der Nordeifel bezogen und verarbeitet seitdem Bio-Rohmilch zu Bio - Milchprodukten wie Trinkmilch, Joghurt, Quark, Butter und Käse.

Wer auf das Gebäude im Industriegebiet bei Monschau-Imgenbroich zusteuert und einen landwirtschaftlich geschulten Blick hat, dem fallen schnell zwei Milchtanks auf, die vor den ansonsten wenig nach Bauernmolkerei aussehenden Hallen stehen. Und tatsächlich ruht in diesen Tanks Rohmilch, die hier täglich zu den genannten Produkten veredelt wird.

Josef Thomas, Biolandwirt und seit seinem Lehrgang beim Verband für handwerkliche Milchverarbeitung auch Molkereifachmann in Personalunion, ist einer der beiden Gründer der Monschauer Bauernmolkerei und heute ihr alleiniger Inhaber und Betreiber. Als Folge des "Milchstreikjahres" 2008 hatte Thomas seinen Eifler Milchviehbetrieb auf Bio umgestellt, sich von der damaligen Molkerei MUH getrennt und zu Walhorn Bio gewechselt. "Schon da wurde mir angenehm bewusst, dass unter den Bio-Milchviehbetrieben und in der Lieferbeziehung zur Molkerei ein anderer Umgangston herrschte und man nicht nur als Liefernummer, sondern mit Namen angesprochen wurde", freut sich Josef Thomas noch heute über diese Erfahrung.

Zunächst lieferte er unter dem Biolandsiegel an die Molkerei Walhorn. Als dann vier Jahre später die Fusion mit dem Molkereikonzern Arla anstand, wechselten die Milchrebellen zur niederländischen Erzeugergenossenschaft EKO Holland, die die meiste Biomilch in den Niederlanden bündelt. EKO Holland fördert die Direktvermarktung der Biobetriebe. "Das bedeutete damals genauso wie heute, dass ein Landwirt eine Teilmenge an die Molkerei abgibt, und auch eine Teilmenge selber verarbeiten und auch selber ab Hof vermarkten darf", erklärt der Monschauer Landwirt das Konzept, das er damals gerne für seinen Betrieb übernommen hat.

Rebellische Biomilcherzeuger

Schwierigkeiten, die besagte Teilmenge zu vermarkten, hatte Josef Thomas noch nie. Und so gab er seiner ursprünglichen Idee, eigene Milch und Milchprodukte auch eigenständig zu vermarkten, endgültig nach und gründete zusammen mit einem Biomilchviehhalterkollegen (Milchrebellen) aus Monschau die "Monschauer Bauernmolkerei". "Wir haben die Frisch-Milch jeden zweiten Tag zu unseren Partner-Märkten in der Region geliefert, allerdings nicht in 1-l-Tetrapacks, sondern für Kühl-Automaten, die mit wiederverwendbaren Milchflaschen bestückt waren." Elf Automaten haben die beiden Landwirte damals angeschafft - eine Fehlinvestition, wie sich im Nachhinein herausstellte, die Thomas dazu veranlasste, erneut umzudenken und endlich das zu tun, was er am liebsten mit seiner Biomilch macht: Den hochwertigen Rohstoff selber zu ebenso hochwertigen Produkten weiterverarbeiten.

Heumilch als Top-Qualitätsprodukt

Seit 2019 wird die Biomilch nun also vor Ort in der Molkerei, die ebenso wie der Milchviehbetrieb mittlerweile Biokreis-zertifiziert und deren alleiniger Geschäftsführer Thomas mittlerweile ist, am Handwerkszentrum abgefüllt und/oder verarbeitet. Drei feste Mitarbeiter/innen, zu denen auch Ehefrau Monika Thomas gehört, sowie einige Aushilfskräfte helfen ihm dabei. 

Die Abnehmer sind dieselben geblieben: "Wir vermarkten regional, das heißt über Hofläden sowie Lebensmitteleinzelhändler in der Eifel und rund um Aachen, vor allem aber in der Rheinschiene, also Köln/Bonn und immer mehr auch in und um Düsseldorf. Außerdem bedienen wir 19 Marktschwärmereien im Rheinland“, listet Thomas die Kunden für seine Milchprodukte auf. Die Logistik sei eine Herausforderung, Josef Thomas fährt selber täglich mit einem der beiden Lieferwagen diverse Stationen an.  Ich kann zum Glück auf ein enges Netz aus Kollegen zurückgreifen. Wir helfen uns gegenseitig bei den Lieferungen und fahren selten mit leeren Wagen durch die Gegend. Auf dem Hinweg sind die Autos mit Milch beladen, auf dem Rückweg mit Wein, Obst, Gemüse Äpfeln… und umgekehrt, wir sind immer im Austausch!", zeigt er sich froh über diese Kooperation.

Kooperation ist auch das Stichwort für die nähere Zukunft. "Ich bin mit einem Kollegen im Gespräch, der Heumilch produzieren und liefern kann, sodass wir in Kürze auch Heumilch in unser Produktportfolio aufnehmen möchten." Außerdem macht sich Josef Thomas im und zusammen mit dem Biokreis-Verband stark dafür, mit seiner Biokreis-Milch eine neue Schiene im regionalen LEH aufzumachen. "Der Lebensmitteleinzelhandelt bringt mit dem Biokreis-Label vor allem Biofleisch in Verbindung, aber keine Milchprodukte. Das möchten wir ändern!", setzt er auf die Unterstützung des Verbandes, für Milch einen weiteren Absatzweg zu finden.

Nicht zuletzt arbeiten die Eifler Milchrebellen mit der Regionalwert AG Rheinland zusammen, was einen weiteren Schub gibt.

Qualität statt Masse

Josef Thomas arbeitet nun aktiv am Thema Heu- und Biokreismilch für die Zukunft. So lange verarbeitet und vermarktet er auch weiterhin jährlich die Biomilch aus seinem Stall, betont aber auch, dass es bei den Verarbeitungskapazitäten noch Luft nach oben gebe. "Mit Trinkmilch und Joghurt ist auf jeden Fall noch mehr zu machen. Mein Credo wird aber bleiben, Qualität statt Masse zu produzieren", will Josef Thomas seiner Idee von der Bio-Bauernmolkerei treu bleiben. Gerne geht er mit neuen Biomilch-Lieferanten daran, neue Märkte zu erschließen: "Gemeinsam können wir neue Absatzwege öffnen – Erzeuger und wir als Molkerei müssen dafür eng zusammenarbeiten."

Meike Siebel, 
Landwirtschaftskammer NRW
Fotos: Meike Siebel

Weitere Informationen


Neue Milchrebellen gesucht

Wer sich für die Monschauer Bauernmolkerei und eine Vermarktung seiner Biomilch über die Milchrebellen interessiert, kann gerne Kontakt zu Josef Thomas aufnehmen. Der Landwirt ist per Email an info@monschauer-bauernmolkerei.de oder an den Biokreis Erzeugerring NRW e.V. per Mail an nrw@biokreis.de  erreichbar.


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