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Die Bio-Märkte im April 2022

27.05.2022

Steigende Auszahlungspreise für Bio-Milch

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch sind in den vergangenen Monaten leicht gestiegen. Im März und April gab es nun höhere Preissprünge und die Erzeugerpreise konnten deutlich ansteigen. Laut Analyse der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) lagen die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch im März 2022 bei bundesweit durchschnittlich 54,0 Cent/kg Milch. Damit kam es zu einem Preisanstieg von 1,1 Cent/kg Milch im Vergleich zum Vormonat. Das ist ein ungewöhnlich hoher Anstieg im Bio-Bereich.

Laut aktuellem Milchpreisvergleich für ökologisch erzeugte Milch zahlten die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien erneut höhere Milchpreise aus. Auch im April wurden von einem Großteil der Molkereien Preiszuschläge von 0,5 Cent/kg bis zu 3 Cent/kg im Vergleich zum Vormonat gezahlt. Nichtsdestotrotz verringert sich der Preisabstand zu konventionell erzeugter Milch. Laut Analyse der AMI betrug die Differenz im März bundesweit lediglich 9,2 Cent/kg Milch im Vergleich zu konventionell erzeugter Milch. In NRW betrug die Differenz im März sogar nur 8,1 Cent/kg. Dies dürfte sich im April nochmals weiter angenähert haben.

Nachfrageseitig wurden zu Beginn des Jahres leichte Rückgänge beim Einkauf von Bio-Milchprodukten verzeichnet. Lediglich Bio-H-Milch wurde deutlich mehr gekauft als im Vorjahr. Es ist allerdings zu beachten, dass im vergangenen Jahr deutliche Nachfragesteigerungen verzeichnet wurden. Diese konnten zu Beginn dieses Jahres nicht mehr erzielt werden. Es bleibt abzuwarten, wie der Verbraucher auf die aktuell hohen Preise für Lebensmittel und Energie und die hohen Inflationsraten reagiert.

Höhere Verbraucherpreise

Die Verbraucherpreise haben sich zu Anfang April im Lebensmitteleinzelhandel erhöht. Mittlerweile kostet das 250-Gramm Päckchen Deutsche Markenbutter 2,69 €. Das sind 0,40 Cent mehr als im Vormonat März. Auch fettarme Bio-Milch kostet mit 1,05 €/l und Bio-Vollmilch mit 1,15 €/l nun 6 % mehr als im Vormonat. Über mehrere Monate hinweg blieben die Verbraucherpreise zuvor unverändert. Da ökologisch erzeugte Milchprodukte zu einem großen Anteil im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden, haben die jüngsten Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel für einen Anstieg der Erzeugerpreise gesorgt.

Auch in den kommenden Monaten ist mit weiteren Preisanstiegen zu rechnen. Diese werden allerdings geringer ausfallen als im konventionellen Bereich. Ähnlich wie am konventionellen Markt belasten auch die stark gestiegenen Preise für Futter und Energie die Erzeuger von Öko-Milch. Daher ist nicht mit einem deutlichen Anstieg in der Milchanlieferung zu rechnen.

Mehr Bio-Milch

Die Milchanlieferung für ökologisch erzeugte Milch ist bundesweit in 2021 gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,6 % gewachsen und betrug 4,06 % am gesamten Milchmarkt. In Nordrhein-Westfalen ist die Bio-Milchanlieferung in 2021 gegenüber dem Vorjahr um 1,1 % gesunken. Der Biomilchanteil am gesamten Milchmarkt ist in Nordrhein-Westfalen weiterhin stabil und lag in 2021 bei 2,73 %.


 


Carina Lutz,

Landwirtschaftskammer NRW


Eier: Bio-Eier ausgebremst

Aus den Daten des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass 2021 die Erzeugung von Bio-Eiern in Deutschland ausgeweitet wurde. Insgesamt registrierte man 568 Betriebe mit einer ökologischen Legehennenhaltung, das waren 57 Betriebe mehr als 2020. Im Januar 2022 ermittelte man einen erneuten Anstieg auf 605 Betriebe, die rund 157 Mio. Bio-Eier erzeugten. Der Anteil der ökologisch produzierten Eier über alle Haltungsformen betrug 14 %.

Aktuell übersteigt bei den Bio-Eiern das Angebot die Nachfrage. Einige Betriebe sind gezwungen, ihre Bio-Eier verlustreich als Industrieware zu verkaufen.
Betriebe mit weniger als 3 000 Haltungsplätzen werden von destatis nicht erfasst. Überregional ist die in diesen Betrieben erzeugte Menge nicht von großer Bedeutung. Darunter fällt auch die bislang ständig wachsende Zahl von Mobilställen, in denen zum Teil eine ökologische Legehennenhaltung betrieben wird. Augenblicklich scheint diese Expansion aufgrund von Absatzproblemen zu stagnieren.

Marktbeobachter prognostizieren für den Sommer eine stark rückgängige Zahl bei den Bio-Kleinsthaltungen. Der hier vorwiegend beschrittene Weg der Direktvermarktung, zum Beispiel auf Wochenmärkten oder in Hofläden, kämpft mit einer reduzierten Nachfrage in diesem Hochpreissegment.
Viele Verbraucher haben in der Corona-Krise hochpreisige Bio-Produkte eingekauft. Das war eine Kompensation zu den gesparten Ausgaben im Außer-Haus-Verzehr während des Lockdowns. Die jetzt stark gestiegene Inflation ändert das Kaufverhalten der Endverbraucher. Das trifft insbesondere auf die teuren Bio-Lebensmittel zu.

Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) hat ermittelt, dass Bioläden und Bio-Supermärkte in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich weniger Ware als im gleichen Vorjahreszeitraum verkauft haben. Die nachlassende Nachfrage kommt besonders bei Bio-Markenprodukten zum Tragen. Die günstigeren Bio-Hausmarken der Supermarktketten und Discounter werden dagegen unverändert gut nachgefragt. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmen GfK bestätigt ebenfalls den Trend der rückläufigen Umsätze im Biobereich. Allerdings sollen die Umsatzeinbußen geringer ausgefallen sein als bei den Konsumgütern insgesamt.


Kartoffeln:Umstellung auf Bio-Frühkartoffelimporte

Die Saison alterntiger Bio-Speisekartoffeln läuft aus. Die Erzeugerpreise verharren weiterhin auf einem Niveau von 61 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Preisänderungen werden bis zum Saisonende nicht mehr erwartet. Wie im konventionellen Anbau, wird die hiesige Bio-Lagerware zunehmend durch Bio-Frühkartoffelimporte ergänzt beziehungsweise ersetzt. Damit erfolgt die Umstellung früher als im Vorjahr.

Bei den Importen dominieren aktuell Bio-Speisefrühkartoffeln aus Ägypten und Israel. Ab Ende Mai werden auch Importe aus Spanien am Markt sein. Wie aus einer aktuellen AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels hervorgeht, haben die privaten Haushalte in Deutschland im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr rund 17 % weniger Bio-Kartoffeln eingekauft.


Getreide: Steigt der Marktanteil von Öko-Lebensmitteln weiter?

In den letzten Jahren ist in Deutschland der Anteil von Öko-Lebensmitteln am gesamten Lebensmittelumsatz kontinuierlich gestiegen. Im letzten Jahr lag der Marktanteil von Öko-Lebensmitteln bei knapp 7 %. Auch in anderen europäischen Staaten werden zunehmend Öko-Lebensmittel gekauft. Von den landwirtschaftlichen Nutzflächen werden in Deutschland mittlerweile schon knapp 11 % ökologisch bewirtschaftet. Mit steigenden Inflationsraten (Inflationsrate in Nordrhein-Westfalen lag im April bei + 7,7 %), weltweit gestörten Lieferketten, hohen Energiepreisen, den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Agrarmärkte (besonders betroffen: Märkte für Weizen, Mais und Sonnenblumen) und hohen Kosten für Betriebsmittel und Löhne könnte sich das Einkaufsverhalten der Verbraucher/innen - zumindest kurz- bis mittelfristig - aufgrund geringerer verfügbarer Einkommen wieder ändern. Schon jetzt setzen viele Verbraucher/innen wieder auf kostengünstigere Lebensmittel. Auch die ökologisch wirtschaftenden Betriebsleiter/innen werden zurzeit stark von den sehr hohen Preisen für ökologisch erzeugte Futtermittel und Energie in ihrer Wirtschaftsweise betroffen.


Rinder: Feste Preise

Die hohen Preise am konventionellen Rindfleischmarkt schlagen sich nun auch auf den Bio-Rindfleischmarkt nieder. Trotz der letzten Preisrücknahmen am konventionellen Rindfleischmarkt sind die Erzeugerpreise dennoch vergleichbar hoch. Mittlerweile haben einige Vermarkter ihre Preise wieder auf das alte System umgestellt und zahlen Aufschläge auf konventionelle Preise. Lange Zeit wollte man die Preise für Bio-Fleisch vom konventionellen Markt abkoppeln. Dies wurde nun zum Teil zunächst wieder umgestellt. Ob dies dauerhaft so beibehalten wird, bleibt abzuwarten.

Schweine: Unsichere Marktlage

Die aktuellen Diskussionen von höheren Lebensmittelpreisen trifft auch den Bio-Schweinefleischabsatz. Der Absatz ist zwar bislang nicht eingebrochen, aber weitere Umstellungen von konventionell auf Bioprodukte werden von potenziellen Abnehmern zunehmend auf die lange Bank geschoben. Ferner ist der Trend - weg vom teuren Naturkostladen, hin zum billigen Discounter - auch für Biobetriebe nicht ohne Bedeutung. Umstellungswillige konventionelle Schweinebetriebe stellen die Umstellung oftmals zurück.


Landwirtschaftskammer NRW,

FB Markt, Qualitätsmanagement

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