Nach der absatzstarken Corona-Zeit bei praktisch allen Bio-Handelsprodukten hat es mit Beginn des Ukrainekriegs und dem Anstieg der Teuerungsrate einen deutlichen Dämpfer bei der Nachfrage der höherpreisigen Milchprodukte gegeben. Verbraucherpreiserhöhungen bei einzelnen Lebensmittelhändlern für Produkte aus Bio-Milch wurden wieder zurückgenommen, da die Absatzrückgänge spürbar waren bzw. andere Lebensmittelhändler preiswerter anbieten konnten. Dies hat den notwendigen Anstieg der Bio-Erzeugerpreise und die Aufnahme neuer Milcherzeuger durch die Bio-Molkereien ausgebremst. Auch aktuell ist die Nachfrage von umstellungsinteressierten Milcherzeugern ruhig.
Dennoch ist erkennbar, dass es beim Verbraucher keine Abkehr vom Bio-Markt gibt und die Bio-Molkereien in Zukunft Vertrauen in ein moderates Wachstum haben. Kapazitätserweiterungen bestehender Bio-Molkereien und neue Aufholer von Bio-Milch sind Ausdruck dieser Zuversicht. Sechs Bio-Molkereien sind in NRW beheimatet. Weitere Mengen werden an Bio-Molkereien in andere Bundesländer geliefert.
Für Bio-Milcherzeugnisse aus Deutschland werden Exportmöglichkeiten genutzt. Die Exportquoten sind im Vergleich zum konventionellen Milchmarkt aber unbedeutender. Entsprechend gering fiel der preiserhöhende Einfluss durch den Export aus, der den konventionellen Milchmarkt Ende 22 / Anfang 23 beflügelte. Nach wie vor sind für den Bio-Milchpreis in Deutschland die Absatzmöglichkeiten am heimischen Markt entscheidend.
Beim Absatz im Lebensmittelhandel setzt sich der gute Ruf der verbandsgebundenen Bio-Milcherzeugung – Bioland, Naturland, Demeter, Bio-Kreis - durch. Dieses Phänomen ist im europäischen Ausland nicht zu beobachten. Den Bio-Milcherzeugern wird damit eine höhere Absatzsicherheit am deutschen Markt gesichert.
Judith Stratbücker, Christoph Drerup,
Landwirtschaftskammer NRW
Die aktuelle Agrarstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hat ergeben, dass sich die Zahl der Mutterkühe, die nach ökologischen Richtlinien gehalten werden, um 7 % im Vergleich zur vorherigen Erhebung in 2020 erhöht hat. Demnach wurden im Jahr 2023 in Deutschland 192 400 Mutterkühe nach ökologischen Richtlinien gehalten. Die Anzahl der konventionell gehaltenen Mutterkühe nahm im gleichen Zeitraum ab, sodass sich der Anteil an ökologisch gehaltenen Tieren auf mehr als ein Drittel erhöhte.
Der Absatz hat sich belebt; die Discounter ziehen eindeutig mehr Ware. In dem Sektor wird immer noch ca. ein Drittel der Schweine pauschal abgerechnet. Die Preise steigen; nicht ganz so deutlich auch die nach Maske abgerechneten Schlachtkörper. Leider ist das Angebot nicht steigend; da bleibt es etwa bei den bisherigen Mengen. Ob da die Tierwohl-Milliarde etwas dran ändert, ist noch nicht abzusehen. Insgesamt also eine erfreuliche Entwicklung.
Die Auswertungen des IT.NRW (Landesbetrieb Information und Technik NRW) zeigen eine Zunahme der Eiererzeugung bei den in NRW ökologisch gehaltenen Legehennen. Die Datengrundlage für diese Auswertungen bilden alle Betriebe mit mindestens 3000 Haltungsplätzen. Unter die ökologische Legehennenhaltung fallen alle Betriebe die auf der Grundlage der EU-Ökoverordnung oder den Bedingungen der Bio-Verbände wirtschaften. Die Anzahl der Betriebe stieg von 27 in 2015 auf 46 in 2022 und 53 in 2023. Da die Nachfrage bei den Bioeiern aktuell wieder steigt, ist davon auszugehen, dass weitere Betriebe diese Chance im Markt nutzen werden.
Der durchschnittliche Bestand erhöhte sich von 216476 in 2015 auf 362761 Biohennen in 2023. Die Zahl der erzeugten Bioeier stieg von 63,3 Mio. in 2015 auf 102,7 Mio. in 2023. Das entspricht einer Steigerung von 62,2 %. Nur die Freilandhaltung von Legehennen konnte mit einer noch höheren Produktionsausweitung aufwarten. Hier gab es eine Veränderung von plus 106 %. Die Bodenhaltung erhöhte sich bei dieser Zeitraumbetrachtung um 7,1 %. Die Ende 2025 auslaufende Kleingruppenhaltung verlor in diesem Zeitraum 37,1 %.
In Nordrhein-Westfalen muss in diesem Jahr mit einer geringeren Bio-Getreidefläche gerechnet werden. Allen voran beim Winterweizen ist ein deutlicher Rückgang zu erwarten, da viele Flächen nicht mehr gesät werden konnten. Zum Teil wurde zwar Sommergetreide ausgesät, allerdings nicht im gleichen Umfang. Einige Betriebe erhöhen dafür den Maisanteil oder haben mehr geförderte Brachen angelegt. Zudem ist die Getreidequalität in nassen Jahren häufig äußerst ungewiss, sodass auch die Absicherung und Kontrahierung der neuen Ernte erschwert ist. Aufgrund der fehlenden Veredlungswirtschaft ist die Bio-Landwirtschaft stärker auf die Erzeugung von qualitativ hochwertigem Getreide angewiesen. Seitens der Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Getreide ist immerhin eine etwas freundlichere Stimmung in Sicht, da sich die Inflation abschwächt.
Die Saison alterntiger Biokartoffeln läuft aus. Die Erzeugerpreise verharren auf einem Niveau um 75 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Preisänderungen werden nicht mehr erwartet. Die Qualitäten bleiben heterogen. Wie im konventionellen Anbau, dominieren nun auch bei den Biokartoffeln Frühkartoffelimporte aus Ägypten, Israel und Spanien das Angebot. Die Bezugspreise für Importware bewegen sich in Abhängigkeit vom Herkunftsland zwischen 100 und 122 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Erste deutsche Bio-Frühkartoffeln aus der Pfalz werden ab Mitte Juni im Lebensmitteleinzelhandel erwartet. Bei der Nachfrage nach Biokartoffeln zeigt sich eine Belebung. So verzeichnen die Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte laut einer aktueller AMI-Analyse im ersten Quartal 2024 einen Anstieg von immerhin 17,8 % im Vergleich zum schwachen Vorjahr. Aktuellere Daten liegen noch nicht vor.
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -