Die Witterungssituation im Frühjahr und Sommer 2021 hat sich mit Blick auf den Öko-Gemüseanbau positiv bemerkbar gemacht. Die regelmäßigen und im Wesentlichen ausreichenden Niederschläge haben den Feldgemüsebeständen gutgetan. Verluste durch Überflutungen sind in den Regionen mit nennenswertem Feldgemüseanbau glücklicherweise weitgehend ausgeblieben. Es gab jedoch stellenweise Probleme mit der Nährstoffversorgung der Kulturen. „Hungrige“ Bestände waren und sind auch aktuell noch häufiger zu sehen. Dennoch fallen die Ernten im Hinblick auf Mengen und Qualitäten nicht so schlecht aus.
Die Nachfrage bleibt gegenüber dem Vorjahr, das allerdings sehr stark im Zeichen von Corona stand, in diesem Jahr zumindest bei einzelnen Gemüsearten etwas zurück. Während die AMI (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH) in der ersten Augustmeldung 2021 weiterhin vom „Siegeszug“ spricht, „der 2020 begonnen habe und auch 2021 weitergehe“, profitieren aus unserer Sicht etliche NRW-Erzeuger davon jedoch nicht uneingeschränkt.Bei den Möhren kommt außerdem zusätzliche holländische Ware in erheblichem Umfang auf den Markt und drückt dadurch auf die Erzeugerpreise.
Einige große konventionelle Erzeuger sind zum Teil mit Zweitbetrieben in den ökologischen Landbau eingestiegen und setzen dadurch beim Anbau kräftige Zeichen. Das ist zum Beispiel bei Wurzelgemüse oder Kürbis, aber auch in anderen Gemüsearten zu beobachten. Hierdurch wird das Marktvolumen vor allem im konventionellen Handel vergrößert. In der Ökoszene finden diese Aktivitäten keine einheitliche Zustimmung und werden teilweise kritisch beobachtet. Insgesamt jedoch ist derzeit keine große Umstellerbewegung in Sicht.
Für einige Aufregung und Verunsicherung sorgt die Ankündigung eines Discounters, zukünftig nur noch Ökogemüse annehmen und vermarkten zu wollen, bei dem keine Haarmehl-Pellets oder Hornspäne in der Erzeugung eingesetzt worden sind. Beides sind im ökologischen Gemüseanbau übliche und zugelassene organische Düngemittel. Dass auf diese Weise Vermarkter zukünftig direkt und quasi „von hinten herum“ Einfluss auf die Produktion nehmen wollen, ist neu und stellt einen Tabubruch dar. Die festgeschriebene Praxis der Zertifizierung von Ökoware würde auf diesem Wege durch zusätzliche, jedoch nicht per Richtlinie definierte Auswahlkriterien in unzulässiger Weise erweitert werden. Zwar werden im Anbau von Möhren nur sehr selten Haarmehlpellets eingesetzt, aber ein pauschales Anlieferungsverbot würde beispielsweise diejenigen Betriebe hart treffen, für die in der Erzeugung die Möhren eine wichtige Kultur sind, die aber darüber hinaus noch weitere anspruchsvolle Gemüsearten kultivieren, bei denen notwendigerweise auch zum Beispiel Haarmehl-Pellets eingesetzt werden. Die konkreten Entwicklungen in dieser Sache werden abgewartet und kritisch begleitet werden müssen.
Markus Puffert,
Landwirtschaftskammer NRW
Bei den Bio-Speisekartoffeln laufen Haupternte und Einlagerung auf Hochtouren. Aufgrund der verzögerten Entwicklung der Bestände zu Vegetationsbeginn und der diesjährigen Krautfäuleproblematik wird von geringeren Erträgen als in den Vorjahren berichtet. Bei der Einlagerung steht die Qualitätssicherung im Fokus, da neben der Krautfäule auch Probleme mit Erwinia und Drahtwurm gegeben sind. Vor diesem Hintergrund kann bei den Bio-Speisekartoffeln - ebenso wie im konventionellen Anbau - eine Bilanz, wie viel Speisekartoffeln dem Markt letztendlich zur Verfügung stehen werden, frühestens nach Beendigung der Einlagerung erfolgen. Die Erzeugerpreise haben sich, nach Rückgängen in den Vorwochen, auf einem Niveau von 56 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) eingependelt und liegen damit über Vorjahresniveau.
Die private Hühnerhaltung in Hausgärten nimmt ständig zu. Als Gründe für diese Entwicklung der Eiererzeugung für den Hausgebrauch werden oft die naturnahe und tiergerechte Haltung unter Bio-Aspekten genannt. Wer nicht die Möglichkeit zur privaten Legehennenhaltung hat, kauft Bioeier aus Haltungen in überschaubaren Größenordnungen. Der Expansionskurs der Bioeiererzeugung in Mobilställen ist im ländlichen Raum offensichtlich. Die hier erzeugten Mengen sind allerdings gering und können nur grob geschätzt werden. Die meisten Bioeier stammen unverändert aus größeren Produktionseinheiten. Destatis erfasst Betriebe ab einer Größenordnung von 3 000 und mehr Stallplätzen. Hier konnte die deutsche Erzeugung im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum in 2020 um 1,2 % auf rund 6,5 Mrd. gesteigert werden. Die Erzeugung von Bioeiern konnte in diesem Zeitraumvergleich um 10,2 % auf fast 839 Mio. Eier gesteigert werden. Bislang setzt sich der Wachstumskurs auch im zweiten Halbjahr fort. Allerdings wurde das Angebot an Bioeiern in der Ferienzeit nicht vollständig vom Verbraucher nachgefragt.
Sowohl Bio-Mastschweine, als auch Bio-Ferkel sind weiterhin gut gefragt. Daher werden weiterhin umstellungsbereite Schweinehalter gesucht. Der Handel möchte sein Sortiment weiter ausbauen und fragt stetig mehr Bio-Fleischprodukte nach.
Vor allem Jungbullen, Färsen und Ochsen sind weiterhin gesucht. Mit dem anstehenden Weideabtrieb wird sich die Versorgung mit Bio-Kuhfleisch kurzfristig entspannen. Anschließend ist aber weiterhin mit einer knappen Versorgung zu rechnen.
Im August blieben die Preise für ökologisch erzeugte Milch stabil und alle in NRW relevanten Molkereien zahlten gegenüber dem Vormonat Juli einen unveränderten Auszahlungspreis an ihre Lieferanten aus.
Tabellarische Übersicht: Biomilchpreisvergleich für den August 2021