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Die Bio-Märkte im August 2022

30.09.2022
Steigende Auszahlungspreise für Bio-Milch

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch sind in den vergangenen Monaten weiter leicht gestiegen. Vor allem im Juli stiegen die Auszahlungspreise der Molkereien in NRW deutlich um 1 bis 4 Cent/kg Milch an. Im August wurden unveränderte Milchpreise bis Preissteigerungen um bis zu 2 Cent/kg Milch je nach Molkerei ausgezahlt. Laut Auswertungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) lagen die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch im Juli 2022 in NRW bei durchschnittlich 56,6 Cent/kg Milch. Damit kam es zu einem Preisanstieg von 1,6 Cent/kg Milch im Vergleich zum Vormonat. Das ist ein ungewöhnlich hoher Anstieg im Bio-Bereich.

Die Preise für konventionell erzeugte Milch lagen in NRW im Juli mit durchschnittlich 55,1 Cent/kg Milch nur knapp hinter den Preisen für ökologisch erzeugte Milch und konnten sich gegenüber dem Vormonat um gut 3,5 Cent/kg Milch steigern. Die Preisdifferenz zwischen ökologisch und konventionell erzeugter Milch hat sich in den vergangenen Monaten immer weiter angenähert und erreicht aktuell einen absoluten Tiefstand.

Kunden kaufen weniger

Nachfrageseitig zeigten sich laut AMI-Auswertung auf Grundlage des GfK-Haushaltspanels nach den Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel im Juli deutliche Rückgänge. Bio-Milch im Basissortiment wurde im Juli um 50 Cent pro Liter auf 1,59 €l für fettarme Milch und auf 1,69 €/l für Vollmilch angehoben. Diese deutliche Preissteigerung hat im Juli für einen Nachfragerückgang bei Bio-Milch von 17 % im Vergleich zum Vorjahr gesorgt. Konventionell erzeugte Milch wurde lediglich um 3 % weniger als im Vorjahresmonat nachgefragt. Lediglich haltbare Bio-Milch und Bio-Milchgetränke wurden im Vorjahresvergleich mehr nachgefragt, alle anderen Bio-Milchprodukte wiesen Preisrückgänge auf.

Auch die Preise für Bio-Butter legten zuletzt deutlich zu. Mittlerweile kostet das 250-g-Päckchen Deutsche Markenbutter 3,29 €, das sind 0,30 Cent mehr als im Juni. Daraufhin ist die Einkaufsmenge von Bio-Butter deutlich um 30 % gegenüber dem Vormonat Juni gesunken. 

Mehr Milch geliefert

Die Milchanlieferung für ökologisch erzeugte Milch ist laut Milchstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bundesweit in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahr erneut um 2,6 % gestiegen und betrug 4,2 % am gesamten Milchmarkt. In NRW lag die Steigerungsrate für ökologisch erzeugte Milch bei 4,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die konventionelle Milchanlieferung ist im gleichen Zeitrahmen bundesweit dagegen um 2,2 % gefallen.

Für die kommenden Monate sind weitere Anstiege bei den Milchauszahlungspreisen zu erwarten. Die erhöhten Preise im Lebensmitteleinzelhandel werden zeitverzögert an die Milcherzeuger weitergegeben. Allerdings wird das Kaufinteresse nach ökologisch erzeugter Milch bei weiter steigenden Energiepreisen eher nachlassen.

Carina Lutz, Landwirtschaftskammer NRW


Schwein: Wenig Bewegung

Beim Bio-Schweinemarkt tut sich wenig. Von Absatzrückgängen wie beim Bio-Rindfleisch ist noch nichts zu spüren. Aber weitere Umstellungen auf Bio in diesem Segment sind sowohl bei den Erzeugern als auch bei Fleischvermarktern nicht geplant. Bei den Erzeugern werden angelaufene Stallumbauten fortgesetzt und deren Erzeugung ist auch absatzmäßig eingeplant. Weitere Umstellungen werden aber kaum nachgefragt und ebenso wenig angeboten.  Bei den Preisen für Bio-Ferkel und Mastschweine bewegt sich aktuell wenig.

Rind: Erhöhtes Aufkommen an Bio-Schlachtkühen

Die Nachfrage der Verbraucher nach Rindfleisch ökologischer Erzeugung ist zuletzt wieder leicht gestiegen. Neben dem Ende der Sommerferien sind vor allem die herbstlichen Temperaturen der Grund für das gestiegene Verbraucherinteresse. Allerdings haben die jüngsten Preissteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel die Nachfrage spürbar eingebremst. Das Aufkommen an Schlachtrindern, vor allem von Schlachtkühen, ist zuletzt gestiegen. In der Folge konnten sich die Erzeugerpreise lediglich auf dem erreichten Niveau stabilisieren. Der Preisabstand zu konventionell erzeugtem Rindfleisch ist entsprechend weiter geschrumpft. Für die Bio-Betriebe sind die nochmals zurückgenommenen Zuschläge für ökologisch erzeugtes Rindfleisch derzeit äußerst problematisch. Die Futtersituation ist zum Teil angespannt.


Eier: Bioeier im Nachfragetief

Den Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist zu entnehmen, dass die Eiererzeugung im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,8 % gewachsen ist. Von den insgesamt 6,67 Mrd. Eiern stammten 922 Mio. Stück aus der ökologischen Eiererzeugung. Hier weisen die vorläufigen Ergebnisse sogar eine Steigerung von 9,7 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 aus.

Für das zweite Halbjahr zeichnet sich eine deutliche Trendwende ab. Insbesondere Legehennenhalter aus dem Bereich der ökologischen Erzeugung reduzieren ihre Tierzahlen oder lassen die Ställe gänzlich leerstehen, da die Nachfrage bei den Bio-Eiern drastisch eingebrochen ist. Stark gestiegene Preise für Bio-Futtermittel, Energie, Verpackungsmaterial und die hohen Kosten für die vorgeschriebene Bruderhahnaufzucht verteuerten die Erzeugung von Bio-Eiern. Betriebe, die über den EU-Öko-Standard hinaus auch noch die höheren Anforderungen der Bioverbände erfüllen mussten, hatten noch höhere Kostensteigerungen zu verkraften. Ohne eine entsprechende Anhebung der Verkaufspreise für Bio-Eier waren diese Kostensteigerungen nicht zu stemmen. Doch der Verbraucher reagierte insbesondere bei Lebensmitteln auf die Preissteigerungen mit einem geänderten Einkaufsverhalten. Die hochpreisigen Bio-Eier blieben in den Regalen. Dafür kauften die Konsumenten Eier aus der Freiland- oder Bodenhaltung zu einem günstigeren Preis ein. Der Agrarmarkt Informationsdienst (AMI) ermittelte Verbraucherpreise von durchschnittlich 3,74 € für zehn Bio-Eier der Gewichtsklasse M. Die Vergleichspreise für die Eier aus der Freilandhaltung lagen bei 2,44 € und für die Eier aus der Bodenhaltung waren durchschnittlich nur 1,96 € zu bezahlen.

Um die Überhänge abzubauen, verkauften die Legehennenhalter die Bio-Ware zu nicht Kosten deckenden Preisen an die Lebensmittel verarbeitende Industrie. Der Lebensmitteleinzelhandel, allen voran die Discounter, versuchte, über Sonderangebotspreise die Bestände zu räumen.

Der Trend zu mehr Bio-Ware hat durch die einschneidenden Ereignisse des Jahres 2022 einen andauernden Rückschlag erlitten.


Kartoffeln: Einlagerung hat begonnen

Durch die flächendeckenden und vielfach ergiebigen Niederschläge der letzten Tage haben sich die Rodebedingungen verbessert. Die Haupternte und Einlagerung läuft bei den Bio-Kartoffeln auf Hochtouren. Die Ertragserwartungen werden als sehr unterschiedlich, die Qualitäten als insgesamt gut beschrieben, wobei Drahtwurmschäden teils Probleme bereiten. Ebenso wie im konventionellen Anbau, kann auch bei den Bio-Speisekartoffeln eine endgültige Bilanz, wie viele Speisekartoffeln dem Markt letztendlich zur Verfügung stehen werden, frühestens nach Beendigung der Einlagerung erfolgen. Die Erzeugerpreise bewegen sich aktuell auf einem Niveau von 53 bis 57 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Die Nachfrage nach Bio-Kartoffeln bleibt verhalten und liegt aktuell unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019.

Getreide: Bio-Getreideernte ist abgeschlossen

Ähnlich wie beim konventionellen Getreide sind die Betriebsleiter/innen mit der Öko-Getreideernte in Nordrhein-Westfalen insgesamt zufrieden, wenngleich die Ernteergebnisse, je nach Kultur und Region, nicht immer den Erwartungen hinsichtlich Ertrag und Qualitäten entsprechen. Aufgrund geringerer Anbaufläche wird Bio-Weizen den Verarbeitern in der Saison 2022/23 eher knapp zur Verfügung stehen. Schon jetzt sind die Preise für Backweizen recht hoch. Nach Angaben der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn sind Ende August folgende Getreidepreise (durchschnittliche Verkaufspreise an Verarbeiter/Mühle) zu verzeichnen: B-Weizen 538,49 €/t, Roggen 432,43 €/t, Futterweizen 448,39 €/t, Hafer 431,19 €/t und Körnermais 471,07 €/t.

Der Markt für Hafer ist noch aus der Ernte 2021 und der neuen Ernte gut versorgt. Die Roggenernte ist in diesem Jahr – auch aufgrund einer größeren Anbaufläche – recht gut ausgefallen, auch hinsichtlich der Fallzahlen. Das aktuelle Dinkelangebot ist recht groß und die Preise bewegen sich in einer großen Spannbreite. Das Braugerstenangebot reicht zur Abdeckung der Nachfrage bei guten Qualitäten aus. Der Bio-Futtergetreidemarkt ist knapp versorgt und die Preise ziehen an.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 - Markt, Qualitätsmanagement

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