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Die Bio-Märkte im Januar 2023

23.02.2023

Biolebensmittel bald im Aufwind?

Die Inflation macht auch vor den Preisen für Lebensmittel keinen Halt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher agieren im Lebensmitteleinzelhandel sehr preissensibel. Die Kaufzurückhaltung gegenüber teuren Lebensmitteln trifft dabei insbesondere die Bioware. Seitdem die Verbraucherpreise angestiegen sind, werden Biolebensmittel von den Konsumenten weniger nachgefragt oder im Niedrigpreissegment der Discounter gekauft oder man verzichtet ganz auf das Kriterium der ökologischen Erzeugung. Der deutsche Biomarkt schrumpfte im Krisenjahr 2022 erstmalig seit seiner Aufzeichnung.

Die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft lassen den Schluss zu, dass es einen Unterschied zwischen einer Befragung und dem realen Kaufverhalten gibt. Die Umfrageergebnisse sehen den Biomarkt sehr positiv. Demnach kaufen aktuell 3 % der befragten Bürger ausschließlich Biolebensmittel, 33 % häufig, 49 % gelegentlich und 15 % gaben an, keine Biolebensmittel einzukaufen. Hinsichtlich des zukünftigen Einkaufverhaltens gaben 4 % der Befragten an, nur Biolebensmittel einzukaufen, 38 % häufig, 47 % wollen dies gelegentlich in Erwägung ziehen und für 12 % kommen Biolebensmittel nicht in Frage.

Für die meisten Konsumenten ist die artgerechte Tierhaltung das entscheidende Kriterium für den Einkauf von Biolebensmitteln. Die am häufigsten gekauften Biolebensmittel sind Eier, gefolgt von Gemüse und Obst, Kartoffeln, Milchprodukten und Fleisch- und Wurstwaren.

 


Impulse für höhere Biogetreidepreise fehlen

Das Marktgeschehen für Biogetreide ist derzeit relativ ruhig. Anders als im konventionellen Getreidemarkt sind die Preisentwicklungen eher von regionalen Ereignissen geprägt. Weltereignisse wie die Diskussionen um das Schwarzmeer-Abkommen oder die Trockenheit in Argentinien haben nur einen geringen Einfluss auf die Preise.

Stabiles Futtergetreide

Biofuttergetreide zeigte sich in den letzten Wochen preisstabil. Die Nachfrage ist eher verhalten. Während von Landwirten, die ihr Futter selbst mischen, relativ wenig Menge gekauft wird, steigt das Interesse bei Futtermühlen langsam an. Das Angebot ist entsprechend, höhere Preise lassen sich aber auch bei knapper Ware, wie zum Beispiel Futtergerste, nicht durchsetzen. Erzeuger warten deshalb die Entwicklungen noch ab und verkaufen nur für aktuellen Bedarf.

Zuviel Dinkel

Problematisch ist aktuell die Vermarktung von Dinkel. Insgesamt ist der Markt überversorgt, sodass praktisch keine Nachfrage von Händlern und Verarbeitern vorhanden ist. Ein Teil der Ware wandert jetzt in den Futtertrog und substituiert teurere Komponenten, wie Weizen und Gerste. Trotzdem wird eine Teilmenge über die neue Ernte hinaus im Lager liegenbleiben und damit die Vermarktung der neuen Ware erschweren.

Speisegetreide wird ebenfalls nur wenig nachgefragt. Die Läger bei den Verarbeitern sind noch gut gefüllt. Der Verkauf von Mehl- und Brotprodukten stockt angesichts hoher Lebensmittelpreise und sehr preisbewusstem Einkaufsverhalten der Verbraucher.

Wenig Umstellerware

Die Umstellung auf biologischen Anbau ist angesichts sinkender Absatzmengen ins Stocken geraten. Obwohl sich die Preisabstände zwischen konventioneller und Bioware wieder normalisieren, werden einige Umstellungspläne erstmal in die Schublade gelegt. Entsprechend sinkt die Verfügbarkeit von Umstellerware, die gerade in tierhaltenden Betrieben für eine gewisse Entlastung bei den Futterkosten gesorgt hat, ist aktuell eingeschränkt. Hierzu müssen dann passende Alternativen gefunden werden. Eine Möglichkeit kann eine Anbauausweitung von Mais und Leguminosen sein. Angesichts stockender Absätze für Dinkel und Hafer wird die Frühjahrsbestellung in diesem Jahr andere Schwerpunkte setzen als in den vorangegangenen Jahren. Leguminosen und Mais sind gesucht und nur knapp verfügbar. Entsprechend sind die Preise auch fest bis steigend.

Bis zu neuen Ernte muss noch einiges an Ware ausgelagert und verkauft werden. Für eine belebte Nachfrage wird auch entscheidend sein, ob der Verbraucher bei niedrigeren Energie- und Lebenshaltungskosten wieder vermehrt zu teureren Bioprodukten greift.


Stefan Leuer,

Landwirtschaftskammer NRW


Schwein: Bio-Schweinemarkt unverändert

Bei Bio-Ferkeln und Mastschweinen läuft alles auf eher unverändertem Niveau. Es besteht Hoffnung, dass nach den Turbolenzen um hohe Inflationsraten der Bio-Bereich insgesamt wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Im Schweinebereich hat die Insolvenz eines kleineren Schlachtbetriebes bei einigen Lieferanten zu Absatzproblemen geführt. Die dürften sich langsam lösen. Der Vorgang zeigt aber, dass die in Verbänden organisierten Bio-Schweinebetriebe bezüglich des Absatzes etwas breiter und damit sicherer aufgestellt sind.

Rind: Hinter den Erwartungen

Der im Januar üblicherweise ruhige Marktverlauf hat sich in dem Jahr bis in den Februar gestreckt. Die Nachfrage der Verbraucher war zu Beginn des Jahres lange verhalten. Mittlerweile hat sich die Nachfrage leicht belebt, bleibt aber noch hinter den Erwartungen zurück. Große Impulse bleiben aufgrund des zurückhaltenden Kaufverhaltens der Verbraucher aus.


Milch: Leicht steigende Auszahlungspreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch konnten auch im Januar wieder leicht anziehen. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten bis zu leicht gestiegenen Auszahlungspreisen für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus. Lediglich Arla reduzierte seinen Auszahlungspreis im Januar. Da es am konventionellen Markt zu höheren Preisrücknahmen gekommen ist, baut sich der Vorsprung zur konventionell erzeugten Milch wieder leicht aus.


Kartoffeln: Unveränderte Erzeugerpreise für Bio-Kartoffeln

Die Nachfrage nach Bio-Speisekartoffeln bleibt hinter den Vorjahren zurück, auch wenn sich seit Anfang des Jahres positive Impulse zeigen. Dies bestätigt auch eine aktuelle AMI-Analyse. Diese weist für das Jahr 2022 einen Rückgang der Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte um immerhin 14 % aus. Als Hauptgrund wird auf die inflationsbedingte Preissensibilität der Verbraucher verwiesen. Die Erzeugerpreise verbleiben unverändert bei 53,00 bis 57,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) und verfehlen damit das Vorjahresniveau von 61 €/dt. Das Angebot an Bio-Kartoffeln bleibt ausreichend und es wird erwartet, dass bis in den Mai hinein der Fokus in der Vermarktung auf deutschen Bio-Kartoffeln liegen wird - trotz zunehmender Qualitätsthematik der infolge von Hitze und Trockenheit im Jahr 2022 physiologisch älteren Kartoffeln im Lager.


Landwirtschaftskammer NRW

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement

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