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Die Bio-Märkte im Juli 2022

26.08.2022
Bioeier auch weiterhin nachgefragt

Die Bio-Eiererzeugung im ersten Halbjahr 2022 ist gekennzeichnet von enormen Preissteigerungen bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung der Verbraucher durch Inflation und Reiselust. Der rasante Anstieg der Anzahl von legehennenhaltenden Betrieben in den letzten zehn Jahren mit jährlichen Wachstumsraten von deutlich mehr als 10 % sollte jetzt erst einmal gebremst sein.

Verschiedene Einflüsse kommen in diesem Jahr so ungünstig zusammen, dass die Bioeiererzeuger und Packstellen vor großen Herausforderungen stehen: Zum einen der enorme Preisanstieg in der Erzeugung, bedingt durch hohe Futter- und Betriebsmittelpreise. Flankiert wurde die Situation teilweise durch fehlende Lieferungen von Futterkomponenten, besonders von Eiweißkomponenten. Dann der extrem gestiegene Preis für Junghennen, bedingt durch den Aufschlag für die Aufzucht des Bruderhahns - und zuletzt ein Überangebot von Bio-Eiern.

Teures Futter
  • Legehennenfutter ist bereits im vierten Quartal 2021 um 1,20 €/dt in die Höhe gegangen, bedingt durch hohe Preise für Soja, Sonnenblumen aber auch für Mais und Getreide. Eine Biojunghenne nach Verbandsrichtlinien erzeugt mit Bruderhahnaufschlag kostet je nach Menge zwischen 18,00 und 20,00 €.
  • Auf der anderen Seite die drastisch gesunkene Nachfrage von Bioeiern. Der Kunde spart, bedingt durch Inflation und bestimmt auch durch den Krieg in der Ukraine, was besonders im Discounter zu spüren ist. Die privaten Haushalte kauften in den ersten zwei Monaten des Jahres rund 6 % weniger Bioeier als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.
  • Dazu gerade die Sommerflaute, in der wieder im Gegensatz zu 2019 und 2020 viele Verbraucher nicht zu Hause sind. Diese Situation wird sich voraussichtlich bis zum Herbst 2022 nicht verändern.

Glücklich der, der seine treue Biostammkundschaft hat, die auch weiterhin bereit ist, für gute Eier den entsprechenden Preis zu bezahlen und diese Preiserhöhungen mitgeht.

Hochpreisige Biolebensmittel

Die positive Entwicklung am Ökomarkt wird trotz gestiegener Preise anhaltenund der aufgeklärte Verbraucher in Deutschland wird auch in Zukunft verstärkt auf Bio, Nachhaltigkeit und Regionalität achten. Die Nachfrage wird sich verschieben, weg von der Masse hin zu weniger Verbrauch, dafür aber wird das Angebot hochpreisiger, mit mehr Tierwohl und schonender für die Umwelt.


Axel Hilckmann,

Landwirtschaftskammer NRW 


Eigene Haltungsstufe

Die Politik ist gerade dabei, die verpflichtende Haltungskennzeichnung einzuführen. Bio ist dann, wie schon lange berechtigt gefordert, eine eigene fünfte Haltungsstufe und wird entsprechend im Verkauf gekennzeichnet. Auch die Kennzeichnung von Bioeiern in der Verarbeitung für die Gastronomie und in der Außer-Haus-Verpflegung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.


Fleisch: Absatz von Bio-Fleisch stagniert

Die jährlich von Greenpeace durchgeführte Abfrage zur freiwilligen Kennzeichnung des Fleischangebots bei Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe dokumentiert, dass aktuell nur 10 % der Fleischprodukte aus den Haltungsformen Stufe 3 „Außenklima“ und Stufe 4 „Premium“, hier wird auch Biofleisch eingeordnet, stammen. Die von den Unternehmen geplante Absatzsteigerung von Fleisch aus diesen beiden Haltungsformen konnte im Markt nicht realisiert werden. Der aktuell festzustellende Kaufkraftverlust führt bei einem großen Teil der Verbraucher und Verbraucherinnen zu Einkäufen im Niedrigpreissegment. Die gilt insbesondere für Lebensmittel mit einer Teuerungsrate von über 18 % im Juli.

Alle befragten Handelsketten wollen in diesem Jahr weiterhin Sonderangebote und Aktionspreise bei Fleisch einsetzen, um dem Absatzrückgang bei Fleisch entgegenzuwirken. Da diese Preisoffensiven vornehmlich bei Fleisch der Haltungsformen 1 und 2 eingesetzt werden, könnte der Absatz bei den hochpreisigen Haltungsformen 3 und 4 noch mehr an Boden verlieren.


Milch: Leicht steigende Erzeugerpreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch konnten auch im Juli weiter anziehen. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen 1 Cent und knapp 4 Cent/kg Milch mehr aus als im Vormonat Juni. Die Preisaufschläge fallen aber weiterhin geringer aus als die Preisaufschläge am konventionellen Markt. So nähern sich die Preise für konventionell und ökologisch erzeugte Milch weiter an, beziehungsweise zahlen einzelne Molkereien bereits mehr Milchgeld für konventionelle Milch aus als andere Molkereien für ökologisch erzeugte Milch.


Schweine: Schweinefleischmarkt ausgeglichen

Der Schweinefleischmarkt im Bio-Segment präsentiert sich noch ausgeglichen. Zusätzliche Nachfrage gibt es zwar über die verschiedenen Programme hinweg nicht mehr, aber auch noch keine gravierenden Rückgänge. Im Discountbereich stabilisiert insbesondere der Bio-Wurst- und Conveniencebereich den Markt.

Während im Juni noch leichte Erzeugerpreiserhöhungen zu vermerken waren, kam dieser Trend im Juli zum Stillstand. Auch im August dürfte es weitgehend unveränderte Preise gegeben haben. Das dürfte sich derzeit fortsetzen. Das Angebot sollte auf bisherigem Niveau stagnieren. Zwar haben, wie im konventionellen Bereich, einige Mäster verzögert oder in geringerem Umfang eingestallt - bessere Leistungen in den biologischen Leistungen dürften das auffangen. Auch bei den Ferkelerzeugerbetrieben sollte es bei den derzeitigen Produktionsumfängen bleiben


Kartoffeln: Verhaltene Nachfrage nach Bio-Kartoffeln

Bei den Bio-Speisekartoffeln wird die Nachfrage als verhalten beschrieben. Begründet wird dies, neben der Ferienzeit und den hochsommerlichen Temperaturen, auch mit einer ausgeprägteren Preissensibilität der Verbraucher. Auch für das erste Halbjahr 2022 weist eine aktuelle AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels einen Rückgang der Nachfrage privater Haushalte nach Bio-Kartoffeln um rund 16 % im Vergleich zum Vorjahr aus. Die Erzeugerpreise bewegten sich in der vergangenen Woche auf einem Niveau von 59,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Wo sich die Erträge und Qualitäten vor dem Hintergrund der anhaltend trockenen und heißen Witterung endgültig widerfinden werden, kann aktuell noch nicht abschließend beurteilt werden.


Getreide: Gute Bio-Brotgetreideernte

Nach Angaben der AMI (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, Bonn) konnte die Bio-Getreideernte in diesem Jahr mit zufriedenstellenden Erträgen und überwiegend guten Qualitäten bis auf wenige Restflächen abgeschlossen werden. Beim Bio-Weizen streuten die Proteinwerte recht stark um 9 bis 16 %, in der Regel waren die Eiweißgehalte - ähnlich wie beim konventionellen Backweizen - nicht allzu hoch. Beim Bio-Roggen lagen Erträge und Qualitäten meist im durchschnittlichen Bereich. Die Verkaufspreise an den Großhandel lagen bisher nach Veröffentlichung durch die AMI beim Bio-Brotweizen zwischen 365 und 550 €/t, beim Bio-Roggen zwischen 350 und 480 €/t. Die Betriebsleiter/innen haben ihr Bio-Brotgetreide vielfach eingelagert und Abgeber und Verarbeiter halten sich mit dem Abschluss von Neugeschäften noch zurück. Besonders viel Dinkel wurde geerntet und das reichliche Angebot steht einer eher noch verhaltenen Nachfrage gegenüber. In der Folge stehen die Preise für Dinkel unter Druck. Bio-Hafer bereitet aufgrund zu kleiner Körner und daraus resultierender zu niedrigen Hektolitergewichten oftmals Sorgen.


Referat Markt und Qualitätsmanagement,

Landwirtschaftskammer NRW

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