Ein Blick auf die Witterung in der vergangenen Anbauperiode zeigt, dass es im Bio-Gemüsebau zu erheblichen Herausforderungen kam und kommt. Der Herbst 2023 und das Frühjahr 2024 waren von hohen, gleichmäßig verteilten Niederschlagsmengen geprägt. Das hatte zur Folge, dass vermehrt die Befahrbarkeit der Flächen stark eingeschränkt waren, was wiederum im Herbst zu erheblichen Ernteverlusten im Bereich der Bio-Wurzelgemüse führte. Vor allem Möhren konnten gar nicht oder nur mit sehr stark verminderter Qualität und dadurch hohen Sortierverlusten von den Flächen geholt werden. Die weiterhin hohen Niederschlagsmengen im Frühjahr verzögerten stark die Frühjahrsbestellung der Flächen und hierdurch auch den Start in den heimischen Bio-Frischgemüsemarkt. Durch die weiterhin feuchte Witterung litten besonders Kulturen mit hoher Anfälligkeit für Schadpilze, wie zum Beispiel Zwiebeln. Diese litten dieses Jahr sehr stark unter einem großen Mehltaudruck, was zur Folge hat, dass mit einer geringeren Bio-Zwiebelerntemenge aufgrund kleinerer Kaliber zu rechnen ist.
Auch die vergleichsweise wenigen Sonnenstunden im ersten Halbjahr 2024 führten im ansonsten vor Witterungseinflüssen zumeist geschützten Bio-Fruchtgemüseanbau zu einem um gute zwei Wochen späteren Saisonstart mit der Folge, dass die Erntemengen bei Tomaten dieses Jahr im Vergleich zum Mittel der Vorjahre um gut 10 % hinterher sind. Gerade in Kulturräumen mit wenig oder keiner Steuerung des Kulturklimas kam es durch zu hohe Luftfeuchtigkeit in den Beständen auch hier zu frühen Pilzinfektionen. Bei Tomaten verkürzen diese die Standzeit der Bestände stark und ermöglichen somit kein Aufholen der Erträge durch gute Ernten zu Kulturende.
Alles in allem haben diese Witterungskapriolen das Jahr 2024 insgesamt zu einem schwierigen Gemüsejahr gemacht.
Tim Große Lengerich, Landwirtschaftskammer NRW
Laut einer aktuellen AMI-Analyse sind die Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 % gestiegen. Die Discounter profitieren am meisten von dieser Entwicklung. Laut AMI liegt deren Anteil an der gesamten Einkaufmenge bei 44 %. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Vorjahre 2022 und 2023 schwache Absätze zeigten und auch mit dem beschriebenen Zuwachs das Vor-Corona-Niveau des ersten Halbjahres 2019 weiterhin um 4 % verfehlt wird. Die Erzeugerpreise bewegten sich in der vergangenen Woche auf einem Niveau von 86,00 bis 94,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Sie lagen damit etwa auf dem Vorjahresniveau von 93 €/dt. Zunehmend rückt die Haupternte in den Fokus. Wo sich die Erträge und Qualitäten vor dem Hintergrund der diesjährigen Krautfäule-Problematik letztendlich wiederfinden werden, kann aktuell noch nicht abschließend beurteilt werden. Stand heute erwarten Marktbeteiligte unterdurchschnittliche Erträge und eher kleinfallende Sortierungen.
Die Getreideernte geht auch in den Höhenlagen zu Ende. In diesen fiel die Ernte vergleichsweise gut aus, auch weil Sommergetreide eine wichtigere Rolle spielt. In den Höhenlagen ist auch der Ökolandbau teilweise stärker vertreten, sodass einige Betriebe zufriedenstellende Ernten einfahren konnten. Dennoch dürfte das Aufkommen an Futtergetreide insgesamt auch in diesem Jahr groß ausfallen. Bei den Ökobetrieben findet in der Erntephase klassischerweise auch ein verstärkter Handel mit festen Vertragspartnern statt. Nun folgt in der Regel eine ruhigere Phase mit weniger Handelsaktivitäten.
Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch legten im Juli insgesamt weiter leicht zu. Zwei der in Nordrhein-Westfalen relevanten Bio-Molkereien zahlten etwa 2 Cent/kg Milch mehr aus als im Vormonat. Weitere zwei Molkereien legten preislich nur leicht zu und die anderen Molkereien zahlten unveränderte Auszahlungspreise im Vergleich zum Vormonat an ihre Milchlieferanten aus.
Bei konventionell erzeugter Milch liegen die Preissteigerungen in einem ähnlichen Rahmen.
Das Angebot an Bio-Schlachtkühen ist saisonal bedingt weiterhin knapp und trifft auf eine rege Nachfrage nach Bio-Hackfleisch. Deshalb entwickelten sich die Preise zuletzt auf dem erhöhten Preisniveau stabil. Bis zum Weideabtrieb, der in diesem Jahr aufgrund der guten Grünlandbestände spät ausfallen dürfte, bleibt das Angebot an Bio-Schlachtkühen knapp.
Von den großen Schlachtbetrieben ist zu hören, dass sich der Fleischabsatz im Bio-Segment ordentlich entwickelt. Etwas mehr würde wohl gehen, aber große Steigerungsraten sind nicht abzusehen. Es ist trotzdem schon erstaunlich, wie sich in den letzten Jahren der zusätzliche Absatz hin in die Discounterschiene entwickelt hat. Im Hinblick auf den rückläufigen Schweinefleischkonsum im konventionellen Bereich ist das schon ein Erfolg. Es sollte so bleiben.
Geflügel: Sinkende Nachfrage nach Biogeflügelfleisch
Biogeflügelfleisch befindet sich unverändert im Vergleich zu den Bio-Eiern in einem Nischenmarkt. Destatis weist in 2023 für Deutschland 510 Bio-Betriebe mit 1,76 Mio. Masthühnern in ökologischer Haltung aus. Der Anteil an der gesamten Masthühnerhaltung beträgt lediglich 2 %. Die Biohähnchen stellen mit einem Anteil von rund 80 % den größten Block in dem Segment Biogeflügel. Die Bioputen haben einen Anteil von rund 16 %. Die 318 000 Bio-Puten stellen 3,5 % des gesamten Putenbestandes dar.
Bislang ging 2024 die Nachfrage beim Biogeflügelfleisch zurück. Der Absatz erfolgt vorwiegend in Form von hochpreisigen Teilstücken. Die hohen Verkaufspreise der Direktvermarkter, die in Hofläden und auf Wochenmärkten eine Stammkundschaft bedienen, lassen keine Trendwende bei den Absatzzahlen erwarten. Bei der Vermarktung von Bio-Geflügelfleisch an den LEH und die Gastronomie zeichnet sich für die ersten Monate dieses Jahres ein gleichbleibende Absatzmenge auf einem stabilen Preisniveau ab.
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -