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Die Bio-Märkte im Juni 2024

26.07.2024

Qualität statt Futter

Viele Betriebe haben aus dem letzten Jahr mit dem entstandenen Überangebot an Futtergetreide gelernt. Deshalb wurde im Biosegment verstärkt auf Sorten für qualitativ hochwertiges Getreide gesetzt, beispielsweise E-Weizen. Auch wenn es wetterbedingt in diesem Jahr wieder schwierig war und das Frühjahr stellenweise sehr nass mit wenig Sonnenstunden, sollte es damit am Ende immerhin noch für einen Back- oder Qualitätsweizen reichen. Klasse statt Masse gilt im Biogetreidehandel umso mehr, da aus dem kleinen Bio-Veredlungssektor wenige Marktimpulse kommen können. Die Erträge im Biogetreideanbau entsprachen bisher ungefähr den Erwartungen und waren damit weniger enttäuschend als im konventionellen Bereich - womöglich, weil die Standorte häufig sowieso herausfordernder sind.

Für die neue Ernte gilt es jetzt, dass sie möglichst zeitnah getrocknet und gereinigt wird. Gerade im dezentralen Biogetreidemarkt mit vielen Hoflägern und weiten Transportwegen ist dies nicht immer ohne weiteres möglich. Aufgrund der aktuellen Preisschere zwischen Qualitäts- und Futtergetreide ist die Fallhöhe beim Preis in diesem Jahr aber besonders hoch. Denn der Biofuttergetreidemarkt hat in den letzten Monaten deutlich geschwächelt und das Preisniveau liegt aktuell unter dem Vorkriegsniveau vor drei Jahren. Qualitätsgetreide, darunter Qualitätsweizen, Backweizen, Brotroggen und Hafer, liegt hingegen weiterhin etwas über dem Niveau.

Auch die Nachfrage hat sich wieder belebt, sowohl im Handel als auch unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Zudem machen sich derzeit bei einzelnen Händlern die langfristigen Vertragsbeziehungen bemerkbar, die derzeit zu vermehrten Handelsabschlüssen führen.

Perspektivisch könnte sich auch das Preisniveau am Biofuttermarkt wieder etwas beleben. Zum einen, weil Betriebe mehr auf Qualitätsgetreide setzen. Zum anderen, weil es weniger Umstellerware im Markt gibt. Bei konstanter Nachfrage führt ein reduziertes Angebot klassischerweise zu steigenden Preisen.


Dr. Thomas Böcker,

Landwirtschaftskammer NRW


Kartoffeln: Start in die neue Biokartoffelsaison

Bis zur ersten Juli-Dekade standen am Bio-Kartoffelmarkt Frühkartoffelimporte aus der Mittelmeerregion im Fokus. Mittlerweile dominieren deutsche Bio-Speisefrühkartoffeln das Angebot. Bisher überwiegend aus der Pfalz, aber zunehmend auch aus Nordrhein-Westfalen. Die Erzeugerpreise bewegten sich in der vergangenen Woche auf einem Niveau um 118,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Eine aktuelle AMI-Analyse weist für 2024 (Januar bis Mai) im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Nachfrage privater Haushalte nach Biokartoffeln um knapp 12 % aus. Die Discounter profitieren am meisten von dieser Entwicklung. Laut AMI liegt deren Anteil an der gesamten Einkaufmenge bei 43 % (Vorjahr: 40 %). Der Krautfäuledruck bleibt hoch und die Sicherung der Bestände bzw. der Qualitäten somit weiterhin das Gebot der Stunde.


Milch: Stabile Preisentwicklung

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch legten im Juni insgesamt weiter leicht zu. Zwei der in Nordrhein-Westfalen relevanten Bio-Molkereien zahlten etwa 0,5 Cent/kg Milch mehr aus als im Vormonat. Die anderen Molkereien zahlte unveränderte Auszahlungspreise im Vergleich zum Vormonat an ihre Milchlieferanten aus. Bei konventionell erzeugter Milch liegen die Preissteigerungen etwas höher. Hier erhöhten alle erfassten Molkereien ihre Auszahlungspreise zwischen 0,5 und 1 Cent/kg.


Rinder: Knappes Angebot

Die Landwirte sind aktuell mit dem Ackerbau beschäftigt. Daher ist das Angebot an Bio-Schlachtkühen weiterhin knapp und die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch ist gut.  Deshalb konnten sich die Preise knapp auf dem erhöhten Preisniveau halten. Auch das Angebot an Bio-Jungbullen ist nicht umfangreich und steht einer erhöhten Nachfrage gegenüber. In der Folge sind die Preise zuletzt gestiegen.

Schweine: Steigende Nachfrage

Das Biofleischsegment erfreut sich steigender Nachfrage. Das gilt für Rind wie für Schwein. Das Angebot bleibt aber auf bisherigem Niveau. Die Neueinsteiger kompensieren nicht die Aussteiger, die oft im Rahmen des Generationenüberganges ausscheiden. Tendenziell dürfte das Angebot in den nächsten 1.5 Jahren noch etwas fallen, bis die Neubauten aus dem Topf „Umbau der Tierhaltung zum Tragen“ kommen. Denn die dort mittlerweile eingereichten 100 Anträge kommen zu einem erheblichen Teil aus dem Bio-Sektor oder bislang schon alternativen Haltungsverfahren.

In letzter Zeit sind vor allem die Preise für die pauschal abgerechneten Schweinen gestiegen, die anderen nur leicht. Vor allem der Naturkosthandel tut sich aufgrund seiner kostenintensiven Vermarktungsstrukturen mit höheren Preisen schwer.

Grillwetter kommt natürlich auch dem Biosegment zugute. Aber man muss sich endgültig von der Vorstellung verabschieden, dass jeder Sonnenstrahl dazu führt, dass der Grill angeworfen wird. Die Zeiten sind auch vorbei. Leider.

 


Geflügel: Absatz von Biogeflügelfleisch schwächelt

Laut BÖWL lagen die Verkaufserlöse der Landwirtschaft für Bioeier in 2022 bei 417,7 Mio. €. Bio-Geflügelfleisch kam lediglich auf 73,4 Mio. €. Die Inflation der vergangenen Jahre hatte den Absatz des teuren Geflügelfleisches aus der ökologischen Produktion noch weiter sinken lassen. In 2023 verzeichnete man ein Minus von 9,1 % bei der Absatzmenge. Das Umsatzwachstum fiel um 4,5 %. Inzwischen hat sich der Markt für Bio-Lebensmittel wieder erholt. Ausschlaggebend ist die positive Entwicklung der Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher. Doch auf den Absatz des Bio-Geflügelfleisches hat das keinen positiven Einfluss. Insbesondere das Geflügelfleisch der Bio-Verbände, das im obersten Preissegment angesiedelt ist, verliert weiter an Boden. Der Einkauf von Bio-Geflügelfleisch verlagert sich zu den Discountern. Hier ist der Preisunterschied zu der konventionellen Ware kontinuierlich gesunken. Ein Grund ist, dass günstigeres Geflügelfleisch aus der EU-Bioerzeugung zur Verfügung steht.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 - Markt, Qualitätsmanagement -

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