Der Markt für Biofleisch ist in Deutschland weiterhin auf Expansionskurs. Das gilt insbesondere für das Biogeflügelfleisch. Laut dem GfK-Haushaltspanel verdoppelte sich die Nachfrage der privaten Haushalte von 5 900 t Biogeflügelfleisch in 2016 auf 12 800 t 2020. Der Grund für die jüngsten Steigerungen liegt zum größten Teil in Sondereffekten, die durch die Coronapandemie begründet sind. Schließungen im Hotel- und Gastronomiesegment, als auch die nicht durchführbaren Volksfeste und Kulturveranstaltungen, haben offensichtlich zu einer Ausgabenverlagerung bei den Verpflegungskosten geführt. Das durch den fehlenden Außer-Haus-Verzehr eingesparte Geld wurde teilweise für hochpreisige Bioprodukte verwendet.
Diese Schlussfolgerung kann aus den vom Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft veröffentlichten Zahlen abgeleitet werden. Demnach stieg der Mengenabsatz bei dem Geflügelfleisch aus ökologischer Haltung in 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 70,1 %, der Umsatz stieg um 68,0 %. Die Steigerungsraten bei dem Biofleisch von Rind und Schwein waren nicht so hoch. Hier stieg der Absatz um 51 %, der Umsatz um 55 %. Diese Zahlen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Marktanteil in diesem Biobereich noch ein geringes Niveau hat. Die AMI ermittelte für die Geflügelbestände mit Biohaltung in 2019 einen Anteil am Gesamtbestand von 5,5 % bei den Gänsen, 3,4 % bei den Puten, 2,1 % bei den Hähnchen und 1,8 % bei den Enten.
Über allen Erfolgsmeldungen schwebt die bange Frage: Wie ändert sich das Konsumverhalten der Verbraucher, wenn die Pandemie bedingten Sondereffekte wegfallen? Wird dann wieder vermehrt auf die preisgünstigeren konventionellen Produkte zurückgegriffen?
Richtungsweisend ist in diesem Zusammenhang eine Erkenntnis aus dem Ernährungsreport des BMEL 2021: Bei ihren Einkäufen beachten die Konsumenten die regionale Herkunft zu 68 %, das Biosiegel liegt mit 64 % dahinter. Da die Bundesregierung nicht in der Lage war, sich auf ein staatliches Tierwohlkennzeichen zu einigen, ist eine Chance vergeben, den Verbrauchern eine übergreifende Orientierungshilfe bei dem Fleischeinkauf zu geben.
Heinrich Bußmann,
Landwirtschaftskammer NRW
Heimische Rohproteine sind in Deutschland zunehmend gefragt. Der Anbau von Öko-Sojabohnen gewinnt daher an Bedeutung. Bis zum Jahr 2030 fordert die „Farm-to-Fork“-Strategie, den Anteil des ökologischen Landbaus der Europäischen Union auf 25 % der Anbaufläche zu erhöhen. Gemäß der neuen EU-Öko-Verordnung, die nun 2022 in Kraft treten soll, werden auch die Tierhalter stärker gefordert sein. Sie sollen ab 2022 nur noch Futtermittel einsetzen, die zu 100 % ökologisch produziert wurden. Hinzu kommt, dass auch die Vorgaben für Importe verschärft werden. Dieser Anspruch ist mit enormen Beschaffungs- und Produktionsschwierigkeiten verbunden. Der Bau einer Öko-Sojamühlen im Nürnberger Hafen könnte die Umsetzung dieser Ziele erleichtern. Bauherren sind die Saatbau Linz (bäuerliche Saatgutgenossenschaft, Österreich) und der deutsche Partner Franz Geltinger. In diesem Jahr wurden die ersten Anbauverträge zu Festpreisen vereinbart.
An der positiven Grundstimmung für die Vermarktung von Öko-Schweinen ändert sich wenig. Der Absatz stimmt. Dem weiteren Ausbau der Erzeugung stehen die fehlenden Ferkel entgegen – die sind knapp und gefragt. Mag sein, dass die Änderung der Haltungsanforderungen noch den einen oder anderen bisher konventionell erzeugenden Sauenhalter zum Umstieg bewegt. Der Markt für die Ferkel wäre dafür da.
Die Erzeugerpreise für biologisch erzeugte Milch blieben im Mai größtenteils unverändert. Lediglich Arla erhöhte den Auszahlungspreis um gut 1,4 Cent/kg gegenüber dem Vormonat April. Weiterhin ist Milch aus ökologischer Erzeugung gefragt und die zur Saisonspitze hohe Anlieferungsmenge konnte von den Molkereien gut aufgenommen werden.
Ökologisch erzeugtes Rindfleisch liegt weiter hoch im Kurs bei den Verbrauchern. Auch die zuletzt hohen Temperaturen haben nicht für einen Nachfragerückgang gesorgt. Vor allem Bio-Kühe sind knapp und werden gut nachgefragt. In der Folge konnten die Preise zuletzt weiter steigen.
Bis auf Restmengen ist die Saison der Bio-Speisekartoffeln der letztjährigen Ernte beendet. Bis zuletzt verharrten die Erzeugerpreise auf einem Niveau um 40 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Wie im konventionellen Anbau dominieren nun auch bei den Bio-Kartoffeln Frühkartoffelimporte aus der Mittelmeerregion das Angebot. Neben ägyptischen und israelischen Herkünften finden sich dabei aktuell verstärkt spanische Bio-Frühkartoffeln in den Regalen des Handels. Ab dieser Woche werden auch die ersten deutschen Bio-Frühkartoffeln zur Verfügung stehen. Nennenswerte Mengen früher hiesiger Bio-Speisekartoffeln werden dann ab Ende Juni/Anfang Juli am Markt erwartet.
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -
Auf der Website der Bundesnastalt für Ernährung und Landwirtschaft, BLE, stehen unter https://www.ble.de/DE/Themen/Landwirtschaft/Oekologischer-Landbau/_functions/StrukturdatenOekolandbau_table.html aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Ökofläche und Ökobetriebe in Deutschland inklusive NRW bis zum Jahr 2020 zur Verfügung. Die endgültigen Prozentangaben für Deutschland: