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Die Bio-Märkte im Mai 2022

23.06.2022
Preissteigerungen für Biogetreide?

Vergleicht man auf Großhandelsstufe den aktuellen Preisabstand von konventionell und ökologisch erzeugtem Getreide, so sind immer noch deutliche Unterschiede zu verzeichnen. Besonders groß ist der preisliche Abstand bei Brotweizen (Öko-Weizen ist 148 €/t teurer), Futterweizen (Öko-Futterweizen ist 108 €/t teurer) oder Roggen (Öko-Roggen ist 116 €/t teurer). Die Großhandelspreise für Körnermais bewegen sich für konventionelle und ökologische Ware auf gleichem Niveau.

Im Gegensatz zum konventionellen Getreidemarkt - insbesondere sind hier der Weizen- und Maismarkt zu nennen - ist der Bio-Getreidemarkt weniger vom Weltmarkt abhängig. Kurzfristig starke Preisschwankungen, die mittlerweile für die Marktteilnehmer zum Alltag gehören, kommen beim Bio-Getreidemarkt eher selten vor. Der konventionelle Getreidemarkt wird zurzeit von den Entwicklungen in der Schwarzmeerregion, den zum Teil extremen Witterungsbedingungen in vielen Hauptanbaugebieten für Weizen, Gerste und Mais in der Welt und der Bioethanolherstellung insbesondere auf Maisbasis bestimmt.

Regionalität bestimmend

Der Bio-Getreidemarkt hängt viel stärker von regionalen Entwicklungen ab. Die Öko-Landwirte gehen, wie auch ihre Kollegen, mit konventioneller Wirtschaftsweise kurz- bis mittelfristig von stabilen bis leicht steigenden Preisen für Getreide aus. Sowohl für den vorderen Bereich als auch für spätere Termine wollen sich die Öko-Betriebsleiter/innen noch nicht festlegen, das heißt, sie wollen nicht „zu früh“ verkaufen, denn die Preise könnten ja noch deutlicher anziehen. Beim konventionellen Getreidemarkt haben die Landwirte schon 20 bis 50 % der neuen Ernte verkauft, wenn auch nicht immer zu den oft genannten „Höchstpreisen“.

Vergleich man einen konventionellen Weizenanbauer, der einen Ertrag von 9 t/ha und Erzeugerpreise von 360 €/t erzielt, und einen ökologischen Weizenanbauer mit einem Ertrag von 7 t/ha und Erzeugerpreisen von 465 €/t, so liegen die erzielten Marktleistungen in etwa auf dem gleichen Niveau.

Biomehl gut verkaufen

Bisher konnte Bio-Mehl - trotz steigender Inflation - im Lebensmitteleinzelhandel noch recht gut verkauft werden. Auch konventionell erzeugtes Mehl wird schon seit Wochen gut nachgefragt. Im Gegensatz zu Weizen ist die Versorgungslage bei Öko-Dinkel und Öko-Hafer noch gut und Dinkel und Hafer dürften auch in den nächsten Wochen nicht zur Mangelware werden.

Mäßige Nachfrage nach Futtergetreide

Bio-Futtergetreide wird zurzeit nur sporadisch geordert. Händler und Verarbeiter warten auf die neue Bio-Futtergetreideernte, denn die Läger sind mittlerweile weitgehend geräumt. Im Vergleich zum Vorjahr werden die Preise für Bio-Futterweizen, Bio-Futtergerste oder Bio-Körnermais deutlich höher liegen. Nach Aussage von Landwirten und Händlern wird die Bio-Getreideernte in diesem Jahr eher durchschnittlich ausfallen. Eine Rekordernte ist nicht zu erwarten.

Unsicher bleibt, ob sich die von der Bundesregierung geplanten Änderungen in der Tierhaltung stärker auf die ökologische Tierhaltung, insbesondere den Bio-Schweinebereich, auswirken. Die konventionelle Schweinehaltung wird schon seit längerer Zeit mit niedrigen Erzeugerpreisen und sehr hohen Kosten für Futtermittel und Energie konfrontiert und ist auf der Suche nach Alternativen.

Insgesamt betrachtet, werden die Preise für Biogetreide in den nächsten Wochen ihr bisher erreichtes Niveau bestätigen, wenn nicht sogar übertreffen.

Heiner Wurm, Landwirtschaftskammer NRW


Kartoffeln: Bio-Frühkartoffelimporte dominieren das Angebot

Die Saison der letztjährigen Bio-Speisekartoffeln ist abgesehen von Restmengen beendet. Bis zuletzt verharrten die Erzeugerpreise auf einem Niveau um 60 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Wie im konventionellen Anbau, dominieren nun auch bei den Bio-Kartoffeln Frühkartoffelimporte aus der Mittelmeerregion das Angebot. Neben ägyptischen und israelischen Herkünften finden sich seit Anfang Juni verstärkt spanische Bio-Frühkartoffeln in den Regalen des Handels. Der Absatz wird von den Marktbeteiligten als eher schwach beschrieben. Begründet wird dies auch mit der gestiegenen Preissensibilität der Verbraucher. Erste deutsche Bio-Frühkartoffeln werden ab dieser Woche am Markt zur Verfügung stehen.


Rinder: Preise stabil

Nach den deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Wochen haben sich die Preise am Bio-Rindfleischmarkt zuletzt auf einem hohen Preisniveau stabilisiert. Die jüngsten Preisrücknahmen am konventionellen Rindfleischmarkt werden sich aber voraussichtlich auch auf den Bio-Rindfleischmarkt auswirken. Mittlerweile zeigt sich eine Reaktion der Verbraucher auf die gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten, sodass teureres Bio-Fleisch weniger nachgefragt wird.

Schweine: Rückläufige Nachfrage

Der Nachfragerückgang im gehobenen Segment des Lebensmittelbereiches trifft auch den Bio-Fleischmarkt. Das ist sowohl von Bio-Verbänden wie von den großen Schlachtunternehmen zu hören. Wobei im Bio-Schweinebereich die Situation dadurch nicht so drastisch ausfällt, weil hier in den letzten Jahren die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch nicht gedeckt werden konnte. Aktuell wächst das Angebot nicht mehr. Es kommen kaum Erzeuger hinzu und altersbedingt scheiden auch Betriebe aus. Verschiedene Umsteiger stellen aktuell ihre Entscheidungen zurück.

 


Milch: Leicht steigende Preise

Die stark steigenden Preistendenzen am konventionellen Milchmarkt sind am Markt für ökologisch erzeugte Milch nicht zu erkennen. Bei nur leicht steigenden Erzeugerpreisen für ökologisch erzeugte Milch nähern sich konventionell und ökologisch erzeugte Milch preislich weiter an. Von der Verteuerung der Lebensmittel wird das Bio-Segment stark getroffen. So zeigten sich zuletzt rückläufige Tendenzen bei der Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Trinkmilch.


Eier:  Erzeugung und Verbrauch in NRW

Zwischen der Erzeugung und dem Verbrauch von Eiern aus der ökologischen Legehennenhaltung bestehen in Nordrhein-Westfalen erhebliche Unterschiede. In dem Haushaltspanel der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) halten die Bioeier einen Anteil von 17,9 % über alle eingekauften Eier. Dem aktuellen Bericht des Statistischen Landesamtes NRW (IT.NRW) ist zu entnehmen, dass 2021 die ökologisch erzeugten Eier in NRW lediglich auf einen Anteil von 5,8 % an der gesamten Eierzeugung kommen. Um der Verbrauchernachfrage gerecht zu werden, kauft der LEH, insbesondere die Discounter, die fehlenden Bioeier aus anderen Bundesländern und den Niederlanden. Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet für das erste Quartal 2022 eine Ausweitung der Bioeier-Produktion in Höhe von 12,1 %.

Die jüngsten Preissteigerungen bei den Lebensmitteln verändern das Nachfrageverhalten der Verbraucher. Viele Verbraucher, die bislang hochpreisige Bioeier einkauften, legen jetzt die günstigeren Eier aus der Freilandhaltung oder gar der Bodenhaltung in den Einkaufskorb. Vor diesem Hintergrund ist eine Nachfrage bedingte Ausweitung der Haltung von Biolegehennen in NRW nicht zu erwarten.


Landwirtschaftskammer NRW,

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement

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