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Die Bio-Märkte im November 2022

23.12.2022

Zielvorgabe „Bio30/30“

Eine repräsentative Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu Fleischkonsum und Einkaufsverhalten der Verbraucher kommt zu dem Ergebnis, dass sich aufgrund der zurzeit steigenden Lebenshaltungskosten über 30 % der Verbraucher ihren bisherigen Fleischkonsum nicht mehr leisten können. Regionalität und Tierwohl werden beim Fleischeinkauf unverändert ins Kalkül gezogen, doch dürfen die so ausgelobten Waren nicht mit einem nennenswerten Preisaufschlag belegt sein. Ohne eine Berücksichtigung des Einkaufspreises würden 75 % der Befragten Fleisch aus regionaler Herkunft und 65 % Fleisch aus Tierwohlprogrammen bevorzugt einkaufen. Mit der Berücksichtigung des Preisfaktors ändern die Konsumenten ihr Einkaufsverhalten. Bei dem Faktor Regionalität gäben 39 % der Einkäufer dem Preis den Vorrang, bei Bio-Ware sind es sogar 44 %.

Prof. Dr. Stephan Rüschen, Duale Hochschule Heilbronn, vertritt aus marktwirtschaftlicher Sicht die Auffassung, dass der seit Jahren kontinuierlich gewachsene Markt für Bio-Produkte in der augenblicklichen Krisensituation nur einen temporären Absatz- und Preisrückgang zu verkraften hat. Mit Blick auf das zukünftige Kaufverhalten der Konsumenten sei keine generelle Abkehr von Bioprodukten zu erwarten. Das große Ziel, 30 % Bio bis 2030 im Handel zu etablieren, sei allerdings nur durch Förderkampagnen der Politik zu erreichen.

Grundvoraussetzung für den Erfolg der Zielvorgabe „Bio30/30“ ist allerdings, dass sich die Marktakteure der Biobranche, vom Fachhandel über den Lebensmittelhandel bis hin zum Discounter, keine Verteilungskämpfe leisten.


Heinrich Bußmann,

Landwirtschaftskammer NRW

Milch: Weiter steigende Erzeugerpreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch konnten auch im November wieder leicht anziehen. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten und bis zu 1 Cent/kg gestiegenen Auszahlungspreise für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus. Aufgrund der hohen Inflation und der stark gestiegenen Preise für Lebensmittel kauft der Verbraucher preisbewusster ein und die Nachfrage nach Bio-Milchprodukten sinkt. Vor allem bei Konsummilch, Butter und Käse ist eine Kaufzurückhaltung zu spüren.


Rind: Weihnachtsfest sorgt für anziehende Nachfrage

Das Weihnachtsgeschäft und die fallenden Temperaturen haben für eine steigende Nachfrage der Verbraucher nach Rindfleisch aus ökologischer Erzeugung gesorgt. Diese liegt aber unterhalb des Vorjahres. Auch beim Bio-Rindfleisch machen sich die hohen Energie- und Lebensmittelkosten bemerkbar und der Verbraucher kauft preisbewusster ein. Das Angebot an Schlachtrindern aus ökologischer Erzeugung stieg zuletzt saisonal bedingt an, liegt aber ebenfalls unterhalb des Vorjahreswertes zu diesem Zeitpunkt. Daher sind stabile bis leicht freundliche Preistendenzen erkennbar.


Schwein: Unveränderte Marktlage

Der Bio-Schweinemarkt läuft im Grunde weiter rund. Zumindest bei den klassischen Absatzwegen stimmen Angebot und Nachfrage. Gemäß einer Umfrage bestätigt dies die deutliche Mehrheit der Mäster und Ferkelerzeuger. Bei Mastschweinen wird mal eine Partie verschoben - in der Folgewoche aber dann zusätzlich genommen. Bei weniger etablierten Absatzwegen mit weniger Marktrelevanz ist ab und zu auch einmal von deutlicheren Absatzrückgängen die Rede. Das ist aber bislang die Ausnahme.

Auch das Preisniveau für Schweine und Ferkel ändert sich kaum. Es sieht in diesem Sektor auch zum Jahreswechsel nicht nach großen Änderungen aus.


Getreide:Bio-Futtergetreide und Bio-Mischfutter knapp und teuer

Nach aktuellen Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) bewegen sich die Preise für Bio-Futtergetreide (Verkaufspreise an Großhandel, ohne MwSt.) zwischen rund 384 €/t (Futterroggen) und 486 €/t (Körnermais). Futtergerste wird mit 424 €/t, Futterweizen mit 441 €/t und Triticale mit 432 €/t bewertet. Die Preise sind leicht rückläufig, das Angebot von Bio-Futtergetreide ist aber weiterhin aufgrund der schlechteren Ernte und des kleineren Angebotes aus der Ukraine knapp.

Bio-Eiweißfuttermittel sind ebenfalls sehr knapp. Die geringe Ernte 2022 führt dazu, dass die Läger schon teilweise geräumt sind. Besonders knapp verfügbar sind Bio-Lupinen, die aufgrund der sehr geringen Ernte fast ausverkauft sind. Entsprechend hoch sind die Preise, die für Ackerbohnen und Futtererbsen über 650 €/t liegen. Das Angebot an Ölkuchen ist weiterhin sehr knapp, was an der geringeren Nachfrage nach Öl liegt. Beim Biomischfutter schlagen die hohen Kosten für die Eiweißkomponenten deutlich zu Buche. Bio-Legehennenfutter wird mit durchschnittlich rund 730 €/t angeboten. Für das kommende Jahr ist weiterhin mit sehr hohen Futterkosten zu rechnen.


Kartoffeln: Stabile Preise, verhaltene Nachfrage

Die Erzeugerpreise für Bio-Kartoffeln liegen weiterhin stabil bei durchschnittlich 55 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) und damit unter dem Vorjahresniveau von 61 €/dt. Bis zum Jahreswechsel werden keine Preisänderungen mehr erwartet. Die Nachfrage nach Bio-Kartoffeln bleibt verhalten. Dies bestätigen auch Ergebnisse einer aktuellen AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels. Hiernach liegt die Nachfrage privater Haushalte nach Bio-Kartoffeln in Deutschland im Jahr 2022 (Januar bis Oktober) rund 15 % unter dem Vorjahreswert. Auch das Vor-Corona-Niveau wird unterschritten. Ob sich durch das Weihnachtsgeschäft belebende Impulse ergeben, bleibt abzuwarten. Ähnlich wie im konventionellen Anbau sind, bezogen auf die Lagerqualitäten, Konsequenzen infolge von Dürre und Hitze auf die physiologisch älteren Kartoffeln im Lager absehbar.

 


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -

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