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Die Bio-Märkte im September

28.10.2022

Öko-Getreide und Leguminosen

Die Öko-Getreidevermarktung läuft ruhig, viele Verarbeiter haben noch Bestände aus der alten Ernte, die Kostensteigerungen auf allen Ebenen macht die Marktakteure unsicher und keiner möchte sich längerfristig festlegen. So kann man das Bild zusammenfassend beschreiben. Mit ausreichenden Lagermöglichkeiten wird auch von den Landwirten wenig angeboten und auf einen Verlauf mit höheren Preisen gewartet, auch mit dem Blick auf anziehende konventionelle Getreidepreise.

Die Erträge bei Weizen und Gerste waren überraschend gut, auch wenn es regionale Unterschiede gab. Die Proteingehalte im Weizen waren oft zu gering und lagen im Schnitt 1,5 bis 2 % unter dem Vorjahr. Die Klebergehalte liegen im Durchschnitt, zum Ausgleich der geforderten Qualitäten stehen aber verschiedene Partien zur Verfügung.

Sommergetreide war von der Trockenheit stärker betroffen, allerdings war hierzulande die Qualität bei Hafer mit einem hl-Gewicht von 52 überwiegend gut. Der Anbau von Schälhafer ist auf besseren Böden eine Alternative, vorher sollte jedoch mit den Vermarktern eine klare Absprache über den Anbau erfolgen. Winterhafer wird auf einzelnen Flächen im Probeanbau getestet.

Nach mehreren Jahren mit guten Dinkelpreisen und einer starken Ausdehnung des Dinkelanbaues, sind die Preise in diesem Jahr äußerst bescheiden. Hinzu kommen noch Lagerbestände aus der alten Ernte, die zusätzlich auf den Markt drücken. Mit der Trockenheit kam der Dinkel ganz gut zurecht, allerdings ist der Spelzanteil etwas höher. Schlechtere Dinkelqualitäten landen im Futter.

Die Versorgung mit Futtergetreide ist besser als erwartet, hier ist die Kaufzurückhaltung geringer als bei der Speiseware. Die Versorgung ist ausreichend, weil die Futternachfrage ebenfalls zurückgegangen ist. Die Mühlen sind auch mit der Eindeckung von Futtergetreide verhalten.

Bei den Körnerleguminosen, insbesondere Ackerbohnen und Erbsen, stehen deutlich weniger Mengen zur Verfügung. An vielen Standorten ist die Leguminosenernte vertrocknet, wobei die Sojabohnen hiervon nicht so stark betroffen waren. Im Baltikum ist trotz der Trockenheit gut geerntet worden und diese Exportware hilft neben Sonnenblumen- und Sojakuchen bei der hiesigen Eiweißversorgung. Die Preise bewegen sich über 60 €/dt und bleiben für den Anbau interessant.

Franz-Theo Lintzen,

Landwirtschaftskammer NRW

Kartoffeln: Bio-Kartoffelernte 2022 ist beendet

Bei den Bio-Kartoffeln konnte die diesjährige Ernte und Einlagerung zwischenzeitlich abgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund einer prognostizierten erneuten Anbauausdehnung und vielfach zufriedenstellender Erträge - die meisten Bio-Kartoffeln stehen unter Bewässerung - wird aktuell eine umfangreiche Bio-Kartoffelernte erwartet. Die Qualitäten werden als insgesamt gut beurteilt. Es wird aber auch von teilweise erheblichen Schäden durch Drahtwurm und zudem von Partien mit Schorfbefall berichtet.

Die Erzeugerpreise bewegen sich mit durchschnittlich 55 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) in etwa auf dem Vorjahresniveau von 56,00 €/dt. Die Nachfrage nach Bio-Kartoffeln bleibt verhalten.


Eier: Bio-Geflügelhaltung ausgeweitet

Die AMI (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft) hat die Strukturdaten zur Tierhaltung im ökologischen Landbau für das vergangene Jahr ausgewertet. Danach ist der Bio-Geflügelmarkt gegenüber 2020 um 5,4 %, auf fast 28 000 t Schlachtgewicht gewachsen. Ein langfristiger Vergleich zu dem Jahr 2015 ergibt sogar eine Steigerung von rund 58 %. Trotz dieser Expansion bleibt der Bio-Geflügelmarkt ein Nischenangebot. Die Auswertung ergibt einen Anteil von lediglich 1,6 % am gesamten Geflügelfleischmarkt.

Bei dem Biogeflügel stellen die Masthähnchen den größten Anteil. Die Bestandszahlen wurden gegenüber 2020 um 7,9 % auf über zwei Mio. Hähnchen ausgeweitet. Damit haben die Bio-Hähnchen einen Anteil von 2,2 % am gesamten Hähnchenmarkt. Die Zahl der Bio-Puten blieb gegenüber dem Vorjahr konstant. Im Durchschnitt wurden 360 000 Puten gehalten. Das entspricht einem Anteil von 3,3 % am gesamten Putenmarkt. Bei den Bio-Enten ermittelte man rückläufige Daten. Die Zahl der gehaltenen Tiere ging um 7,1 % auf einen Durchschnittsbestand von rund 26 000 Stück zurück. Der Bio-Anteil am Entenmarkt betrug 1,4 %. Auch die Haltung von Bio-Gänsen war durch rückläufige Werte gekennzeichnet. Ein Jahresbestand von 66 000 Bio-Gänsen 2021 bedeutete einen Rückgang von 7,0 % gegenüber 2020. Die Bio-Gänse stellen einen Anteil von 7 % am gesamten Gänsemarkt. Im Geflügelbereich erreichen jedoch die Legehennen den größten Bio-Anteil. Hier sind 13,6 % der Legehennen der ökologischen Haltung zuzurechnen.

Die zukünftige Entwicklung der Bio-Geflügelhaltung wird maßgeblich von den zwei Faktoren Aviäre Influenza und Kaufkraftverlust bestimmt. Die festzustellende zunehmende Häufigkeit von Ausbrüchen der Aviären Influenza trifft die ökologische Geflügelhaltung aufgrund der exponierten Außenhaltung besonders. Hier ist mit massiven Rückgängen zu rechnen. Mit Blick auf den auf längere Sicht bestehenden Kaufkraftverlust bei den Konsumenten besteht die Gefahr, dass die gegenüber den konventionell erzeugten Produkten höherpreisigen Bio-Artikel weniger nachgefragt werden. Diese Tendenz ist aktuell klar zu erkennen.

 

Milch: Weiter steigende Erzeugerpreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch konnten auch im September größtenteils weiter anziehen. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten und um bis zu 2 Cent/kg Milch steigende Erzeugerpreise im Vergleich zum Vormonat aus. Eine sonst übliche Preisdifferenz zum konventionellen Markt ist kaum noch vorhanden und vermehrt wird für konventionelle Milch mehr ausgezahlt als für ökologisch erzeugte Milch. Der Verbraucher kauft in Folge der stark steigenden Preise aktuell preisbewusster ein und fragt entsprechend weniger Bio-Milchprodukte nach.

Rind: Nachfrage nach Bio-Hackfleisch steigt wieder an

Mit den fallenden Temperaturen ist die Nachfrage der Verbraucher nach Rindfleisch ökologischer Erzeugung zuletzt wieder leicht gestiegen. Im Sommer gab es vor allem im Hackfleisch-Bereich einen Nachfrageeinbruch, der aufgrund der knappen Grundfutterversorgung auf ein zunehmendes Angebot an Schlachtkühen traf. Mittlerweile hat sich die Lage am Grundfuttermarkt entspannt und die sonst übliche Schlachtwelle im Herbst blieb aus.

Auch bei den Schlachtrindern ist die Nachfrage weiterhin gut. Die Zuschläge für ökologisch erzeugtes Rindfleisch sind allerdings im Vergleich zum konventionellen Bereich weiter gering und damit äußerst problematisch für die Betriebe.


Schwein: Rückläufiger Absatz

So ganz bleibt auch der Bereich Bio-Schweine von den aktuellen Entwicklungen nicht verschont. Katastrophenmeldungen sind aber unangebracht; es läuft nur nicht mehr ganz so rund. Auffällig ist die Preisspreizung zwischen den Bio-Programmen im Bereich Schwein. Lag diese früher bei rund 35 Cent, so sind jetzt bis zu 65 Cent festzustellen. Bei einigen Programmen habe die höheren Kosten zu höheren Auszahlungspreisen geführt, weil dies vertraglich so vereinbart wurde. Auf der anderen   Seite tut sich gerade der klassische Absatz über den Naturkosthandel, der 10 bis 20 % des Segmentes ausmacht, schwer, höhere Preise durchzusetzen. Hier wirken sich Energiekostensteigerungen, wie zum Beispiel in der Logistik, stärker aus als bei umsatzstärkeren Vertriebswegen.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 - Markt, Qualitätsmanagement

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