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Über den Kannenrand geschaut

10.07.2014

Was ist uns Deutschen beim Lebensmitteleinkauf wichtig?

Das Institut für Demoskopie in Allensbach hat im Auftrag der SGS-Group, ein weltweit führendes Prüf- und Zertifizierungsunternehmen, im Frühjahr 2013 im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage ca. 1 500 Personen ab 16 Jahre persönlich und mündlich befragt. Ziel dieser Untersuchung war es, genauer zu beleuchten, an welchen Kriterien wir uns orientieren, wenn wir Lebensmittel einkaufen.

"Dem Deutschen ist sein Schnitzel wichtiger als seine Lebensversicherung." Eine solche Aussage mag Skepsis hervorrufen. Jedoch zeigen sich laut SGS sowohl durch Erhebungen der Verbraucherzentralen als auch anhand der Ergebnisse dieser Studie tatsächlich: Im Durchschnitt befassen sich die Bundesbürger intensiver mit der Auswahl von Lebensmitteln als mit der Entscheidung über die richtige Altersvorsorge.

Regionale Produkte bevorzugt

Eine der zentralen Erkenntnisse der Erhebung ist, dass die deutschen Verbraucher wissen wollen, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie erzeugt und gegebenenfalls verarbeitet wurden. Weil viele Deutsche mehr Vertrauen in den Landwirt aus der Nachbarschaft haben, kurze Transportwege befürworten oder Arbeitsplätze in ihrem Wohnort sichern wollen, bevorzugen immer mehr Menschen beim Lebensmitteleinkauf regionale Produkte. Mittlerweile achten 54 Prozent der deutschen Verbraucher besonders darauf.

Jedoch ist den Verbrauchern Regionalität nicht bei allen Produkten gleich wichtig. Wenig verarbeitete Produkte und Frischware wie etwa Eier, Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukte sind die Warengruppen, bei denen am ehesten auf eine lokale Herkunft geachtet wird. Außerdem zeigen sich Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Während in Bayern, Thüringen und Sachsen überdurchschnittlich viele Verbraucher Wert auf regionale Produkte legen, ist dies etwa bei den Verbrauchern in NRW deutlich seltener der Fall.

Regionalität vor Bio

Die regionale Herkunft der Lebensmittel schlägt dabei in der Wertschätzung der deutschen Verbraucher sogar stärker zu Buche als die Frage, ob es sich um Bioprodukte handelt oder nicht. So bevorzugen mehr als 50 Prozent der Befragten beim Einkauf Lebensmittel aus der Umgebung. Ob es sich dabei um Ökoprodukte handelt, ist dabei weniger als jedem Vierten wichtig.

Diese Erkenntnis wird laut SGS-Group auch durch andere Studien belegt. Bei den Befragten, die regionale Lebensmittel bevorzugen, beträgt an ihrem Warenkorb der Anteil an regionaler Ware 20 Prozent – mit steigender Tendenz. Der Anteil der Bio-Produkte mit ca. 10 Prozent ist demgegenüber vergleichsweise gering.

Klare Produktkennzeichnung gewinnt an Bedeutung

Ein weiterer Aspekt der Untersuchung ist bemerkenswert: Immer mehr rücken Warenkennzeichnung, Verpackungsbeschriftung und die Produktformationen in den Focus der Verbraucher. Knapp 80 Prozent der deutschen Verbraucher ärgern sich dabei vor allem über die in Ihren Augen unklaren oder gar täuschenden Angaben auf Lebensmittelverpackungen. Man geht zunehmend von systematischem Etikettenschwindel und Verbrauchertäuschung aus. So werden beispielsweise Milchkartons kritisiert, die mit geschönten und idealisierten Darstellungen werben. Sie zeigen z.B. Kühe, die auf saftigen Bergwiesen weiden, oder antike Milchkannen, die vor Fachwerkhäuschen stehen. Mehr als 40 Prozent der Konsumenten fühlen sich von solchen Motiven in die Irre geführt.

Fleischwaren am kritischsten überprüft

Auch bei den inhaltsbestimmenden Angaben schauen die Verbraucher zunehmend genauer hin. Allerdings hängt es stark von der Art der Produkte ab, wie genau die Verpackungsangaben vor dem Kauf geprüft werden. Besonders kritisch sind die Deutschen bei abgepackten Fleisch- und Wurstwaren (64 Prozent lesen die Angaben), bei Milchprodukten wie Joghurt und Quark sind es immerhin noch 44 Prozent; Bier wandert mit lediglich 8-prozentiger Produktprüfung zumeist unbesehen im Einkaufswagen.

Kein blindes Vertrauen, aber trotzdem wichtig: Labels und Gütesiegel

Bei der Suche nach Orientierung spielen in den Augen der Verbraucher Labels und Gütesiegel eine wichtige Rolle. Dennoch wird diesen Kennzeichen nicht blind vertraut. Von den befragten Käufern räumt immerhin jeder Zweite ein, trotzdem gelegentlich unsicher bei der Produktwahl zu sein. Das gilt auch für Hinweise wie "aus artgerechter Tierhaltung, Bioware, Fair Trade, oder Verzicht auf Gentechnik". An diesem unterschwelligen Misstrauen der Verbraucher und ihrem Hang zur regionaler Erzeugung (...die für sich genommen ja noch keinerlei Garantie für die Qualität der Produkte bietet) können Sie als Bioerzeuger wenig ändern.

Glaubwürdigkeit, Transparenz und Sicherheit

Viel stärker sind die Akteure der Lebensmittelbranche gefordert. Diese müssen die Wünsche und Sorgen der Verbraucher ernst nehmen und ihre Anstrengungen verstärkt auf Glaubwürdigkeit, Transparenz und Sicherheit in der Lebensmittelverarbeitung ausrichten. Nur so kann Verbrauchervertrauen, dass schleichend verloren geht, zurückgewonnen werden.

Georg Pohl, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0221-5340-272, E-Mail: georg.pohl@lwk.nrw.de

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