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Mit Offenheit und Transparenz zum Kundenerfolg

14.02.2020

Der Biohof Frohnenbruch macht seine Produktionsweise seit vielen Jahren so transparent wie möglich. Das Ergebnis: Ein erfolgreicher Hofladen, glückliche Kunden und viel motivierendes Feedback für die Betriebsleiterfamilie Bird. Jürgen Beckhoff hat die Familie in Hoerstgen bei Kamp-Lintfort besucht und stellt ihr Konzept vor.

"Wie macht ihr das nur?" Das werden Bärbel und Klaus Bird häufiger von Landwirten aus der Nachbarschaft gefragt, wenn wieder mal ein Fernsehteam des Lokalsenders auf ihrem Biobetrieb war oder eine Lokalzeitung über den Hof Frohnenbruch berichtet hat. "Die kommen gern, weil bei uns immer viel passiert", erklärt Klaus Bird das große Interesse der Medien. Schließlich hat der Hof auch viel zu bieten: Zum Beispiel 100 Mutterkühe mit Nachzucht, knapp 1 000 Legehennen, 400 Fleischhähnchen und 24 Schweine. Auch die Hofanlage nahe dem niederrheinischen Kamp-Lintfort ist ein Blickfang. Denn ursprünglich handelt es sich beim Gut Frohnenbruch um eine 400 Jahre alte Ritterburg, umgeben von einem Wassergraben und Resten alter Wehrmauern.

Doch das allein erklärt nicht, warum sich die Kunden an einem normalen Samstagmorgen im Hofladen die Klinke in die Hand geben und mit vollen Einkaufskörben glücklich nach Hause fahren. Dabei haben die angebotenen Biofleisch- und Wurstwaren aus eigener Herstellung durchaus ihren Preis, genauso wie die Bioeier und das übrige Sortiment aus Milch, Gemüse und vielen anderen Biolebensmitteln. "Schnapper kann man bei uns nicht machen", sagt Klaus Bird. "Deshalb müssen wir den Kunden etwas Anderes bieten. Das sind sehr gute Produkte und Geschichten zu unserem Hof und zu unserer Arbeit." Um diese Geschichten zu verbreiten, nutzt er vor allem Social-Media-Kanäle, wie Facebook, Instagram oder Twitter - und das schon seit 2012.

Viel Erklärungsbedarf

Hier postet er per Smartphone mehrmals in der Woche ganz normale Dinge aus seinem Arbeitsalltag, einen schönen Sonnenaufgang über den Wiesen, ein frisch geborenes Kalb oder das morgendliche Füttern der hungrigen Küken. "Wenn ich ein Bild poste, bekomme ich in der nächsten Stunde bis zu 300 Likes und viele freundliche Kommentare. Das motiviert mich total", erzählt Bird. Doch er beschränkt sich nicht nur auf hübsche Bilder, sondern erklärt auch landwirtschaftliche Zusammenhänge. Etwa, warum seine Limousin-Herde über den Winter im Stall bleibt oder woher das Futter für seine Legehennen und Masthähnchen stammt. "Unsere Facebook-Seite ist vor allem informativ. Sobald wir direkt für den Hofladen werben, gehen die Klickzahlen runter", ist Birds Erfahrung.

Was die Kunden dagegen dankbar auf diesem Kanal annehmen, sind Infos zu besonders beliebten Produkten. Dass eine beliebte Wurst wieder da ist, dass es am Wochenende gebratene Hähnchenkeulen gibt oder die ersten Steaks zur Grillsaison da sind, wird als praktischer Hinweis wahrgenommen, der viele Kunden spontan in den Hofladen lockt. "Da muss aber das Timing stimmen", sagt Bärbel Bird. "Posten wir zu früh, vergessen es viele Kunden oft wieder. Deshalb geben wir solche Infos meist einen Tag vor dem Verkauf raus." Sie leitet gemeinsam mit Tochter Eva den Hofladen und postet neue Infos zum Angebot über die Social-Media-Kanäle des Betriebs.

Bruderhähne mästen

Wie wertvoll es ist, Verbrauchern landwirtschaftliche Zusammenhänge zu erläutern und auch offen über kritische Dinge zu reden, ist Klaus Bird besonders beim Thema Bruderhahn klargeworden. Er erzählt seinen Kunden und den zahlreichen Besuchergruppen auf dem Hof, dass die männlichen Küken in der Legehennenzucht üblicherweise getötet werden, auch im Biobereich. Um bei diesem Thema glaubwürdig zu bleiben, hat der Betrieb deshalb vor einigen Jahren begonnen, die männlichen Küken der zugekauften Legehennen zu mästen, trotz schwacher Zunahmen. "Die Leute sind wirklich glücklich, wenn sie mit so einer Information vom Hof gehen", berichtet Bird. Und genau diese Kombination aus Transparenz bei der Erzeugung, dem besonderen Geschmack und der hohen Qualität der Produkte sorgt nach seiner Erfahrung dafür, dass die Leute mit einem Lächeln aus dem Laden gingen, trotz der relativ hohen Preise.

Um dieses gute Gefühl aufzubauen, beschränkt sich das Betriebsleiterpaar Bird aber nicht auf Social-Media-Kanäle zur Verbreitung ihrer Informationen. So haben sich die beiden schon vor zehn Jahren ganz bewusst entschieden, einer von 242 Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau in Deutschland zu werden. Damit verpflichtet sich der Betrieb, interessierten Verbrauchern und Praktikerkollegen die eigene Produktionsweise vorzustellen und regelmäßig Informationsveranstaltungen anzubieten.

Forum für Food-Blogger

Auch für ungewöhnliche Wege der Kommunikation mit den Kunden ist der Familienbetrieb offen. Als vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) die Anfrage kam, ob man nicht einen Workshop mit Food-Bloggern auf dem Betrieb durchführen könne, sagten Bärbel und Klaus Bird direkt zu. Einen Tag lang stand die Familie 14 lokalen Food-Bloggern Rede und Antwort und ermöglichte ihnen, auf dem Hof gemeinsam mit einem Bio-Spitzenkoch der Region zwei Fleischgerichte zuzubereiten. Der Lohn für diesen Aufwand sind die Geschichten der Blogger über den Betrieb Frohnenbruch, die über die Internet-Seiten der Teilnehmer verbreitet werden und eine perfekte Zielgruppe erreichen: Meist jüngere Menschen, die sich dafür interessieren, wie Lebensmittel erzeugt und zubereitet werden.

Immer authentisch sein

Doch bei aller Freude an der Kommunikation mit den Kunden und dem vielen positiven Feedback zu den idyllischen Bildern von seinem Betrieb ist Klaus Bird eines besonders wichtig: "Man muss auch authentisch bleiben. Letztlich sind wir kein Streichelzoo, sondern ein wirtschaftender Betrieb. Auch das möchte ich unseren Kunden vermitteln." Deshalb spart er auch weniger romantische Themen nicht aus, wie das Töten der Tiere, die angewendeten Schlachtverfahren oder die relativ kurze Nutzungsdauer der Legehennen.

Und was antwortet Bird den Betriebsleitern aus der Nachbarschaft auf ihre Frage, warum der Betrieb so viel Aufmerksamkeit bekommt? "Ich sage denen immer: Ihr habt so tolle Milchkühe, Melkroboter und andere coole Technik im Stall und auf dem Acker. Zeigt das den Leuten, zeigt, wie ihr arbeitet. Das interessiert die Leute." Aus seiner Sicht ist diese Transparenz und Offenheit in der Landwirtschaft in den letzten 30 Jahren zu kurz gekommen. Jetzt sei es an der Zeit, das zu ändern.

Autor: Jürgen Beckhoff

Quelle: , LZ Rheinland Ausgabe 4 - 2020, 23. Januar 2020

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