„Spätburgunder von der Ahr funktioniert immer!“ Was hier so plakativ rüberkommt, bewahrheitet sich zwar alljährlich aufs Neue. Dennoch ist diese Aussage zu einfach und reduziert den aufwändigen ökologischen Weinbau der Maibachfarm auf den Weinverkauf an internationale Liebhaber von Burgunderweinen. Dabei zählt für den Winzer und Kellermeister des Biolandbetriebs vor allem der Qualitätsgedanke und damit der Bio-Anbau im Premiumbereich.
Bio-Anbau wird auf der Maibachfarm, gelegen im gleichnamigen Maibachtal, das sich von Ahrweiler aus in südlicher Richtung am Wingsbach entlang eingegraben hat, tatsächlich schon seit 1998 betrieben, der Betrieb ist seit der Umstellung Mitglied im Bioland-Verband. Zu Spitzenzeiten wurde die Maibachfarm von rund 50 Mitarbeitern bewirtschaftet - und der Name „Farm“ war Programm: Neben Wein wurden Obst und Gemüse angebaut, es gab eine 600 Tiere umfassende Milchschafherde samt Käserei, Esel und Alpakas, einen Hofladen, in dem die betriebseigenen Produkte vermarktet wurden, und die obligatorische Straußwirtschaft für wanderlustige Ahrtouristen. Vor 15 Jahren noch wurde der Wein in 60 Geschmacksrichtungen ausgebaut! Neben den Burgundersorten gab es unter anderem Portugieser und vor allem den Dornfelder, für den die deutschen Weinbaugebiete ja lange Zeit bekannt waren. In Spitzenzeiten umfasste die Anbaufläche des Weinguts bis zu 15 ha. Heute bewirtschaftet die Maibachfarm 9 ha Rebfläche in den besten Lagen zwischen Rech und Heimersheim, von denen durchschnittlich 5 000 kg Trauben pro ha geerntet werden. Portugieser und Dornfelder finden sich nicht mehr auf den Flächen.
Ein äußerst glückliches Händchen haben die Eigentümer der Farm bei der Einstellung ihres neuen Kellermeisters bewiesen. Nachdem sich zwischen 2009 und 2013 gleich mehrere Kollegen die Klinke in die Hand gegeben hatten, fiel die Entscheidung nach einigen unruhigen Jahren auf Alexander Weber. Der damals 23-Jährige, der aus einer Winzerfamilie im Weinort Dernau unweit von Ahrweiler stammt, wurde noch während seines Weinbaustudiums in Geisenheim neuer Kellermeister auf der Maibachfarm.
Alexander Weber gab dem Weingut nicht nur wieder ein Gesicht und den Kunden Vertrauen in den Betrieb; mit ihm war auch der Neuanfang mit einem starken Fokus auf den Qualitätsweinbau gemacht.
Weber fand bei seinem Start in dem Bioland-Weingut beste Voraussetzungen vor: „Die Maibachfarm gehörte damals zu den modernsten Kellern im ganzen Ahrtal“, betont der Winzer. Und nachdem Tanks und Fässer getreu dem in Geisenheim gelehrten Motto „Sauberes Arbeiten für saubere Weine“ auf Hochglanz gebracht worden waren, konnte sich Alexander Weber auf die weinbaulichen Themen konzentrieren. „2013 war ein guter Jahrgang für den Start, 2014 ein ähnlich desaströses Jahr wie dieses, 2015 konnten wir schon wieder mit allem so weit zufrieden sein“, resümiert er. Eine gute Grundlage, um das Sortiment zu straffen und von besagten 60 Geschmacksrichtungen verteilt auf je 300 Flaschen zu einer deutlich größeren marktfähigen Menge einiger weniger guter, qualitativ hochwertiger Sorten zu kommen.
„Wir haben mehrere Burgundersorten im Anbau, vornehmlich Spätburgunder, da der frühe Burgunder aufgrund der klimatischen Entwicklungen nur noch selten zufriedenstellende Qualitäten abwirft. Außerdem bauen wir Chardonnay, Grauburgunder, Weissburgunder und Riesling auf unseren Weinbergen an“, fasst Weber das Sortenportfolio zusammen. In den Anfangsjahren habe er einige der Sorten noch als Cuvée verkauft. „Die Kunden bevorzugen aber reinsortige Weine. Diesen Anspruch teile ich voll und ganz und wir sehen uns daher dem Bio-Anbau im Premiumbereich verpflichtet.“
Als Alexander Weber, der gemeinsam mit drei weiteren fest angestellten Mitarbeitern den Weinbau leitet, die Bewirtschaftung des Weinguts übernommen hat, musste er feststellen, dass nie ein richtiger Vertrieb aufgebaut worden war. Auch das sollte sich mit der Maßgabe, Qualität im Weinkeller zu erzeugen, ändern. „Wir hatten 2014 auch noch kein echtes Vermarktungskonzept und haben daher vor allem Messen, wie die ProWein in Düsseldorf, besucht, um überhaupt eine Idee zu bekommen, wer die künftigen Kunden sein könnten. Und das hat funktioniert: Über den jährlichen Messebesuch sind wir bekannter geworden und haben uns einen - auch internationalen - Kundenstamm aufbauen können“, erinnert sich Alexander Weber. Das habe anfangs gut über den Riesling funktioniert. „Riesling steht im Ausland als Synonym für deutsche Weine. Bei den Skandinaviern haben wir über den Riesling einen Fuß in die Tür bekommen!“ Dabei habe sich herausgestellt, dass in Skandinavien beinahe zu 100 % ökologisch erzeugte Weine nachgefragt werden. „Unser Partner in Kopenhagen nimmt ausschließlich Bioweine in sein Sortiment; das passt zu den Skandinaviern, bei denen der Nachhaltigkeitsgedanke sehr im Vordergrund steht“, weiß der Winzer.
Die Maibachfarm beliefert aber natürlich nicht nur Nordeuropa mit Burgundern, Riesling und Chardonnay in Bioqualität. Neben dem florierenden Exportgeschäft vermarkten Alexander Weber und sein Team die Weine deutschlandweit über den Fachhandel - hier vor allem über etablierte Weinfachhändler in Dortmund, Krefeld und Potsdam - sowie den regionalen LEH und einige Wiederverkäufer, wie die „Marktscheune“ in Wachtberg, gelegen im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis. Und zwischen Juli und Oktober blüht auch das Endverbrauchergeschäft. „Wir haben die Straußwirtschaft wieder aufleben lassen, deren Tagesgäste häufig im Nachgang mehrere Kisten ihres Favoritenweines bei uns bestellen oder auch gleich mitnehmen. Seit 2018 haben wir außerdem einen Eventraum, in dem Hochzeiten und andere Feste gefeiert werden, und bieten Weinführungen und Weinproben an. Das ist eine tolle Werbung für unsere Weine und ein super Türöffner für die Direktvermarktung“, freut sich Alexander Weber über die Nachfrage. Diese sei allein beim Onlinehandel aktuell deutlich zurückgegangen. „Während Corona hat der Onlinehandelt geboomt! Und jetzt, angesichts der aktuellen Krisen, ist der Dämpfer beim Onlinegeschäft am ehesten zu spüren.“ Insgesamt kann die Maibachfarm 50 000 Flaschen pro Saison vermarkten.
Die schöne Vinothek, die die Maibachfarm in zentraler Lage im Ahrweiler Ortskern hatte und über die zahlreiche Privatkunden zu den hochwertigen Bioweinen gefunden haben, ist im Sommer 2021 der Flutkatastrophe zum Opfer gefallen und danach nicht wieder eingerichtet worden.
Die Vermarktung sei zwar aufwändig und erfordere stete Wachsam- und Findigkeit, auch wenn die Verbraucher zunehmend auf Bioqualität achten würden. Die größte Herausforderung beim ökologischen Weinbau sei aber der „praktische Weinbau draußen“: „Der Boden erfordert die meiste Sorgfalt und macht die meiste Arbeit. In nassen Jahren wie diesem müssen wir im Frühjahr und Sommer drei- bis viermal mit dem Freischneider über die Rebflächen laufen und dem Unkraut zu Leibe rücken, damit es die Reben nicht überwächst. Das ist in den Steilhängen natürlich besonders anstrengend und auch entsprechend kostenintensiv. Dasselbe gilt für den Pflanzenschutz: In nassen Jahren werden die Kontaktmittel ständig von den Blättern gewaschen und wir müssen wieder und wieder nachlegen“, nennt Alexander Weber einige Schwierigkeiten des Bio-Anbaus, die beim konventionellen Weinbau eher nicht bestehen.
Die starke Konkurrenz durch zu großes Unkraut sei auch ein Faktor bei der Jungrebenaufzucht auf neu angelegten Weinbergen. In trockenen Jahren würden die jungen Pflanzen vertrocknen und vom konkurrenzstarken Unkraut überwachsen. „Daher haben wir in drei Weinbergen mittlerweile eine Bewässerung installiert, die die Reben nachts berieselt“, erläutert der 34-Jährige.
Und auch der Flächentausch sei als Biobetrieb weniger leicht zu realisieren. „Die Ahr ist ein sehr kleinparzelliertes Weinbaugebiet mit vielen Nebenerwerbswinzern, daher ist die Flächenarrondierung äußerst schwierig. Wenn man es schafft, immer mal wieder eine Fläche zu tauschen, unterliegen die konventionellen Rebflächen zunächst dem dreijährigen Umstellungszeitraum - der eigentlich zu lange angelegt ist für Weinstöcke, da die Rebe jedes Jahr alles komplett abwirft und im nächsten Jahr komplett neu austreibt, sodass meiner Meinung nach schon nach einem Jahr Biowein gelesen werden könnte“, ist Weber überzeugt.
Doch auch trotz der im Vergleich zum konventionellen Weinbau größeren Herausforderungen ist Alexander Weber überzeugt davon, mit dem Bioweinbau im Premiumbereich auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. „Die Ansprüche der Verbraucher wandeln sich grundlegend, darauf reagieren wir.“ Und das würden zunehmend auch die Kolleginnen und Kollegen auf konventionell bewirtschafteten Weingütern merken. „Es gibt hier an der Ahr den einen oder anderen Winzer, der mit dem Umstellungsgedanken spielt, und einen großen, bekannten Weinbauer, der just umgestellt hat“, freut sich Alexander Weber auf zukünftig noch mehr Austausch und Inspiration von manchem Ahr-Biowinzer.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW
Wer die Maibachfarm, Alexander Weber und die prämierten Bioweine kennenlernen möchte, sollte am Wochenende des 19. und 20. Oktobers ins Maibachtal fahren, denn dann veranstaltet das Team dort erstmalig ein Herbstfest - natürlich mit offener Weinverkostung, Saxofon-Livemusik, Kellerführungen, herbstlichen Köstlichkeiten und Attraktionen für die ganze Familie, wie das Alpaka-Erlebnis und eine Hüpfburg. Mehr dazu auf der Webseite der Farm: maibachfarm.de