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Öko-Wintergerstensortenversuch – im Mittel 53 dt/ha machbar

19.09.2013

Aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus der Praxis bedingt durch vermehrte Ökoschweinehaltung wird seit 2012 auch in NRW wieder ein Öko-Wintergerstensortenversuch der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt. In der Zusammenarbeit mit den Versuchsanstellern der Ländereinrichtungen aus Niedersachsen und Hessen können im für NRW relevanten Anbaugebiet (AGB 3 „Lehmige Standorte West“) grundsätzlich drei Standorte gemeinsam verrechnet werden.

Wintergerste lässt sich auch im Ökolandbau gut anbauen, wenn eine gute Saatbettbereitung erfolgt, geeignete Vorfrüchte wie z.B. Körnerleguminosen gewählt werden, zum richtigen Zeitpunkt gestriegelt wird und geeignete blattgesunde, langstrohige und standfeste Sorten mit schneller Jugendendwicklung angebaut werden. Durch die frühere Ernte bietet die Wintergerste ausreichend Zeit für den Anbau von Zwischenfrüchten. Zudem können Arbeitsspitzen entzerrt werden.

Auf einem Standort in Nordrhein-Westfalen (Stommeln, lehmigem Sand bis sandigem Schluff, Ackerzahl 70) wurden 2013 in einem Landessortenversuch zehn verschiedene Wintergerstensorten (Tabelle) auf ihre Eignung für den Anbau im ökologischen Landbau geprüft. Der Versuch war in diesem Jahr aufgrund von starkem Kaninchen- und Mäuseverbiss nicht auswertbar. Im AGB 3 stehen darüber hinaus zwei weitere Standorte in Niedersachsen (Wiebrechtshausen, sandigem bis schluffigem Lehm, Ackerzahl 80) sowie in Hessen (Alsfeld, sandigem Lehm, Ackerzahl von 55) zur Verfügung. Die Aussaat erfolgte Ende September bis Anfang Oktober.

Tabelle: Geprüfte Gerstensorten am Standort Stommeln in NRW in 2013

Ertragsleistungen der Standorte und Sorten

Die Erträge des Standortes Stommeln können für das Jahr 2013 aufgrund der Schäden durch v.a. Kaninchen nicht dargestellt werden. An den Standorten in Hessen und Niedersachsen betrug der Ertrag in 2013 der Sorten des Standardmittels (Highlight, Lomerit und Mercedes) 47,6 und 54,1 dt/ha (Tab. 3) und lagen damit unter dem Ertragspotenzial des Vorjahres.

Tabelle: Kornertrag (%, relativ zum Standardmittel) der Wintergerstensorten in NRW sowie im Vergleich zu den Standorten in Hessen und Niedersachsen 2011-2013 (ABG 3 „Lehmige Standorte West“)

Über die Jahre und Standorte zeigt sich die Sorten Lomerit überdurchschnittlich im Ertrag (Tab. 4). Semper und Souleyka liegen bei 99 und 98 % gut auf. Highlight im Prinzip auch, fällt aber in 2012 in Stommeln mit nur 62 % Relativertrag deutlich ab (Mittel 93 %). Die neueren Sorten KWS Median und Amelie konnten ihren überragenden Ertrag aus 2012 am Standort Stommeln in Hessen und Niedersachsen teilweise bestätigen und liegen im Mittel bei guten 100 % Relativertrag. Bei den erst einjährig getesteten Sorten schafften Antonella und Titus mit 103 und 99 % einen guten Einstieg, Otto liegt mit 91 % dahinter.

Qualitätsleistungen der Standorte und Sorten (Proteingehalte, Hektolitergewicht)

Die Proteinwerte lagen im Versuchsmittel an den beiden anderen Standorten des AGB 3 in Hessen und Niedersachsen im Jahr 2013 bei 10,9 und 12,2 % (Tab. 5). Der Standort in Niedersachsen weißt damit sowohl hohe Erträge als auch gute Proteinwerte auf. In Stommeln waren in 2012 nur sehr niedrige Proteingehalte erzielt worden. Dies lag vermutlich an der geringen Stickstoffverfügbarkeit im Frühjahr von 11 kg Nmin-N/ha. In der Fruchtfolge stand sie hier nach zweimal Getreide eher ungünstig. Höhere Proteingehalte erreichen 2013 die Sorten Highlight, Semper, KWS Meridian und Antonella.

Tabelle: Rohproteingehalte (%) der Wintergerstensorten in NRW sowie im Vergleich zu den Standorten in Hessen und Niedersachsen 2011-2013 (ABG 3 „Lehmige Standorte West“)

Das Hektolitergewicht als Maß für die Kornqualität sollte bei Wintergerste > 62 kg/100 l liegen. Hohe Feuchtegehalt und große Schaleanteile reduzieren das Hektolitergewicht, Trockenheit und hohe Stärkegehalte hingegen erhöhen das Hektolitergewicht. Auf allen Standorten und Jahren konnten alle Sorten das gewünschte Niveau erzielen (Tab. 6). Die Sorten Lomerit, Semper, KWS Meridian, Antonella, Titus und Otto liegen im Mittel sogar über 70 kg/100 l.

Tabelle: Hektolitergewichte der Wintergerstensorten in NRW sowie im Vergleich zu den Standorten in Hessen und Niedersachsen 2011-2013 (ABG 3 „Lehmige Standorte West“)

Darstellung der Sorten anhand der letzten drei Jahre im Öko-LSV des ABG 3

Mehrjährig geprüfte Sorten:

Highlight ist eine ertragsstarke Sorte, die sich an den Standorten in Niedersachsen und Hessen also auf mittleren bis schweren, nährstoffreichen Böden schon über mehrere Jahre bewährt hat. Auch auf leichteren Standorten hat sie in 2013 sehr hohe Erträge erzielt (AGB 2: Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein). In Stommeln hat sie im letzten Jahr (2011/12) nur unterdurchschnittliche Erträge aufgrund starker Auswinterung gebracht. Diese Sorte ist eher langsamer in der Jugendentwicklung, kann aber Unkräuter später möglicherweise durch einen höheren und stärkeren Pflanzenwuchs unterdrücken. Bei der Lagerneigung und dem Halm- und Ährenknicken wird sie im mittleren Bereich eingestuft. Die Tausendkornmassen sind hoch.

Lomerit weist ebenfalls langjährig sehr gute, überdurchschnittliche und ausgeglichene Erträge auf. Die Proteinwerte sind eher niedriger, das Hektolitergewicht ist hoch. Sie ist sowohl für schwere als auch für leichte Standorte geeignet. Sie kam im Winter 2011/12 am besten von allen Sorten auf allen Standorten mit der Kälte zurecht. Überdies hat Lomerit eine schnelle Jugendentwicklung mit guter Bodenbedeckung und eine hohe Massebildung in der weiteren Entwicklung, was ihr ein hohes Unkrautunterdrückungspotenzial verleiht. Beim Halm- und Ährenknicken ist sie mittel eingestuft, hat aber eine höhere Lagerneigung. Auf Standorten mit zu erwartender höherer Stickstoffnachlieferung könnte die Lageranfälligkeit Probleme bereiten.

Semper ist eine Sorte mit langjährig durchschnittlichen Erträgen und hohem Hektolitergewicht und guten Proteingehalten. Die Winterüberlebensfähigkeit ist hoch. Im Frühjahr ist die Sorte sehr wüchsig und konkurrenzstark und besitzt daher ähnlich wie die Sorte Lomerit eine für den Ökolandbau wichtige hohe Unkrautunterdrückungseignung. Die Neigung zu Lager und Halmknicken ist gering, zu Ährenknicken mittel eingestuft. Die Sorte ist relativ blattgesund.

Souleyka ist auch eine ertragsstarke Sorte, neigt aber zu höherer Auswinterung. Die Proteingehalte sind eher niedriger als bei den anderen Sorten. Die Neigung zu Lager sowie Halm- und Ährenknicken ist gering bis mittel eingestuft. Die Sorte ist relativ blattgesund. Diese mittellange Sorte weist eher eine geringere Wüchsigkeit auf und kann Unkräuter nicht so gut unterdrücken.

Zweijährig geprüfte Sorten:

KWS Meridian zeigt mittlere bis hohe Ertragsleistung, auf leichten Standorten kann sie schon mal deutlich abfallen. Die Winterfestigkeit ist gut. Die Neigung zu Lager und Ährenknicken ist mit Mittel angeben, das Halmknicken etwas besser eingestuft. Die Sorte weist eine mittlere Pflanzenlänge auf und scheint eine gute Bestandesdichte zu haben und recht blattgesund zu sein.

Auch Amelie bringt gute bis sehr gute Erträge. Die Winterfestigkeit ist gut. Die Neigung zu Lager und Ährenknicken ist als Mittel angeben, für das Halmknicken ist sie etwas schlechter eingestuft. Die Sorte weist eine mittlere Pflanzenlänge auf und scheint eine gute Bestandesdichte zu haben. Sie ist für Mehltau anfälliger.

Neue Sorten, erstmalig geprüft:

Antonella zeigt auf vielen Standorten eine sehr hohe Ertragsleistung, hohe Proteingehalte und ein gutes Hektolitergewicht.

Titus konnte mit guten Erträgen, ausgeprägter Langstrohigkeit, guter Standfestigkeit, Frohwüchsigkeit und guter Pflanzengesundheit überzeugen.

Otto erreichte nur unterdurchschnittliche Erträge und fiel mit hohem Mehltau- und Zwergrostbefall negativ auf.

Fazit

Bewährte haben sich für den Ökolandbau die Sorten Highlight, Lomerit und Semper. Alle drei Sorten gehören in die engere Wahl. Vielversprechend bei den zwei- und einjährig geprüften Sorten sind KWS Meridian, Amelie, Antonella und Titus, die sich aber in weiteren Jahren in den Versuchen zeigen müssen.

Saatgutbezug

Die Verwendung von ökologisch erzeugtem Saat- und Pflanzgut ist grundsätzlich gemäß EU-Bioverordnung vorgeschrieben. Der Saatgutbezug kann über die Ökosaatgutvermehrer aus NRW z.B. Bioland-Z-Saatgutliste erhältlich beim Bioland Landesverband NRW erfolgen. Die Verfügbarkeit einzelner Sorten finden Sie im Überblick unter: www.organicXseeds.de.

 

Quelle: Dr. Claudia Hof-Kautz , Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW

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