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Öko-Roggen – gute Erträge in NRW

08.09.2014

Winterroggen ist aufgrund seiner Anspruchslosigkeit an Stickstoff und Wasser sowie seiner hohen Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern hervorragend für den Ökolandbau geeignet. Daher führt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen seit zwei Jahren ein Öko-Winterroggensortenversuch durch. Populationssorten werden im ökologischen Landbau bevorzugt. Die ertragsstärkeren Hybriden (Ø + 20 %) werden hier kritisch gesehen. In der Zusammenarbeit mit den Versuchsanstellern der Ländereinrichtungen aus Niedersachsen und Hessen können im für NRW relevanten Anbaugebiet (AGB 3 "Lehmige Standorte West") grundsätzlich drei Standorte gemeinsam verrechnet werden.

Auf einem Standort in Nordrhein-Westfalen (Kerpen, sandiger Lehm, Ackerzahl 80) wurden 2014 in einem Landessortenversuch acht verschiedene Winterroggensorten (Tab. 1) auf ihre Eignung für den Anbau im ökologischen Landbau geprüft. Im AGB 3 stehen darüber hinaus zwei weitere Standorte in Niedersachsen (Wiebrechtshausen, sandigem bis schluffigem Lehm, Ackerzahl 80) sowie in Hessen (Alsfeld, sandigem Lehm, Ackerzahl von 55) zur Verfügung. Wiebrechtshausen war aufgrund starken Lagers nicht auswertbar. Die Aussaat erfolgte Ende Oktober.

Tabelle 1: Geprüfte Winterroggensorten 2014

Ertragsleistungen der Standorte und Sorten

Der Standort Kerpen erbrachte in diesem Jahr mit im Mittel 53,1 dt/ha gute Roggenerträge (Tab. 2). Die beiden anderen Standorte im Verrechnungsgebiet fielen in 2014 aufgrund stark streuender Erträge (Hessen) bzw. starken Lagerns (Niedersachsen) aus. Grundsätzlich sind die Hybridsorten ertragsstärker. In diesem Jahr lagen diese mit zwischen 14 bis 37 % über den Erträgen der Populationssorten (Tab. 3). Im Mittel aller Standorte kamen die Hypridsorten Palazzo und SU Performer auf 112 und 135 % relativen Ertrag, die Populationssorten lagen zwischen 91 % Elego und 98 % Dukato relativen Ertrag.

Tabelle 2: Erträge der Winterroggensorten 2014

Qualitätsleistungen der Standorte und Sorten (Fallzahl, Proteingehalte, Hektolitergewicht)

Die Fallzahl ist eine einfache und schnelle Methode zur Prüfung der Backfähigkeit. Bei Auswuchs ist die Stärke bereits wieder abgebaut und die Fallzahl fällt zu klein aus. Bei Brotroggen muss die Fallzahl mind. über 75 s liegen. Optimale Backergebnisse werden bei 150 bis 180 s für Roggenmehle erreicht. Zu hohe Fallzahlen (> 400 s) führen auch zu einem schlechten Backergebnis, da der Teig zu zäh wird und zu wenig Gasbildungsvermögen aufgrund zu wenig vergärbarer Zuckerstoffe aufweist (trockenbackend, geringes Gebäckvolumen). Die Fallzahlen liegen im Mittel der Jahre etwas über dem optimalen Bereich bei 203 s (Dukato) bis 327 s (SU Performer, Tab. 3).

Tabelle 3: Fallzahl der Winterroggensorten 2014

Anders als bei Weizenmehlen können die Proteine beim Roggen nicht verkleistern, sondern sie sind überwiegend Wasser löslich. Die Strukturbildung im Teig übernehmen daher hauptsächlich die Pentosane (Schleimstoffe). Der Beitrag der Roggenproteine an der Teigbildung ist noch wenig erforscht. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die Proteingehalte nicht zu hoch sein sollen, da sie die Pentosane behindern. Dennoch sind die Proteine wichtig für die Gebäckeigenschaften und die Frischhaltung. Die Proteingehalte liegen im Mittel der Jahre zwischen 8,0 % (SU Performer) bis 9,5 % (Dankowskie Diament und Conduct, Tab. 4).

Tabelle 4: Proteingehalt der Winterroggensorten 2014

Das Hektolitergewicht als Maß für die Kornqualität sollte bei Winterroggen bei 70-75 kg/100 l liegen. Hohe Feuchtegehalt und große Schaleanteile reduzieren das Hektolitergewicht, Trockenheit und hohe Stärkegehalte hingegen erhöhen das Hektolitergewicht. Auf allen Standorten und Jahren konnten alle Sorten das gewünschte Niveau erzielen (Tab. 5). Im Mittel werden 71,5 kg/100 l erreicht.

Tabelle 5: Hektolitergewichte der Winterroggensorten 2014

Darstellung der Sorten anhand der letzten drei Jahre im Öko-LSV des ABG 3

Populationssorten:
  • Conduct ist eine ertragssichere Sorte, wobei sie auf schweren Standorten stärker im Ertrag schwanken kann als auf leichteren und somit eher für leichtere Standorte empfohlen wird. In Kerpen war sie daher in 2014 auch eher schlechter mit 85 % Relativertrag. Hinzu kommen eine gute Blattgesundheit und eine mittlere Standfestigkeit bei sehr hohen Beständen, so dass diese Sorte in die engere Wahl genommen werden sollte.
  • Dankowskie Diament weist - langjährig in den anderen Bundesländern geprüft - stärkere Schwankungen im Ertrag auf. In diesem Jahr lag sie ertraglich höher als Conduct, im Mittel sind beide Sorten aber gleich auf (93-94 % relativer Ertag). Im Bestand präsentiert sich Dankowskie Diament gleichmäßig, mittelhoch bis hoch und standfest. In anderen Bundesländern wird eine gewisse Anfälligkeit für Mehltau und Rhynchosporium festgestellt.
  • Dukato kann auf einigen Standorten durchaus Erträge in Höhe der Hybridsorten erreichen, was sie in 2014 aber nicht zeigte. Sie kommt im AGB 3 im Mittel der Jahre auf gute 98 % relativen Ertrages. Weiterhin sprechen eine gute Blattgesundheit und eine gute Standfestigkeit bei hohen Beständen für diese Sorte, die damit in die engere Wahl bei der Anbauplanung gehört.
  • Firmament ist eine Sorte aus der biologisch-dynamischen Züchtung und als Erhaltungssorte eingetragen. Ertraglich liegt sie am Ende des Prüfsortiments und kommt im Mittel der Jahre nur auf 86 % relativen Ertrags. Im Bestand sieht sie nicht schlecht aus: hoch, dicht und blattgesund.
  • Elego stammt aus österreichischer Züchtung. Im Ertrag hatte sie 2014 wieder ein eher schlechteres Jahr, 2013 besser. Im Mittel der Jahre kommt sie daher im AGB 3 auf 91 % Relativertrag. Diese Sorte ist langstrohig und dicht im Bestand, relativ blattgesund, kann aber etwas Lager aufweisen. Inspector ist neu im Sortiment und erreichte 92 % Relativertrag.
  • Inspector scheint blattgesund, standfest bei längerer Halmlänge zu sein. Weitere Versuche bleiben abzuwarten.
Hybridsorten:
  • Palazzo stammt wie Brasetto aus dem Hause KWS Lochow und weißt ähnliche Eigenschaften auf. Ertraglich liegt sie mit im Mittel bei 112 %. Im Bestand präsentiert sie sich langsam in der Jugendentwicklung, mittellang, standfest und eher ungleich im Bild und kann Braunrost aufweisen. Ökologisch vermehrtes Saatgut steht wohl zur Verfügung.
  • SU Performer ist neu in der Prüfung und startet in Kerpen mit überragenden 135 % Relativertrag. Die Fallzahlen scheinen etwas hoch, die Proteingehalte etwas niedrig zu sein. Diese Sorte soll eine geringe Braunrostanfälligkeit besitzen (BSA 4), es besteht aber eine etwas höhere Gefahr der Mutterkornbildung (BSA 6). Die Sorte ist etwas schneller in der Jugendentwicklung und etwas kürzer im Bestand. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.
Fazit

Bei den Populationssorten gehören Conduct und Dukato in die engere Wahl. Inspector kann ausprobiert werden. Ertraglich höher liegen erwartungsgemäß die Hybridsorten, daher können die höheren Saatgutkosten in der Regel ausgeglichen werden.

Saatgutbezug

Die Verwendung von ökologisch erzeugtem Saat- und Pflanzgut ist grundsätzlich gemäß EU-Bioverordnung vorgeschrieben. Der Saatgutbezug kann über die Ökosaatgutvermehrer aus NRW z.B. Bioland-Z-Saatgutliste erhältlich beim Bioland Landesverband NRW erfolgen. Die Verfügbarkeit einzelner Sorten finden Sie im Überblick unter: www.organicXseeds.de.

 

Quelle: Dr. Claudia Hof-Kautz, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW

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