Die Schlagauswahl spielt eine entscheidende Rolle beim erfolgreichen Anbau von Lupinen. Niedrige Kalkgehalte und pH-Werte (s. Tabelle 1) sind wichtig, da Lupinen auf zu hohe pH-Werte mit Kalkchlorosen reagieren. Möglichst sollten Sie Flächen mit geringem Unkrautdruck wählen, da die Lupinen zum einen in der Jugendentwicklung konkurrenzschwach sind und zum anderen im konventionellen Landbau nur eine begrenzte Auswahl an Herbiziden vorhanden ist.
Der wichtigste Aspekt bei der Eingliederung der Lupine in die Fruchtfolge ist die Selbstunverträglichkeit. Anbaupausen von mindestens vier, besser bis zu sieben Jahren auch zu anderen Leguminosen inklusive Kleegrasmischungen sollten Sie unbedingt einhalten, sonst kann es zu Ertragsverlusten durch unterschiedliche Pilzkrankheiten kommen. Sehr gut eigenen sich Getreide als Vorfrucht. Im Zwischenfruchtanbau vor Lupinen kann Serradella eingesetzt werden, da diese die einzige Pflanze ist, die dieselben Rhizobien zur Stickstoffsammlung nutzt und so die Bakterien schon im Boden angereichert werden. Das testen wir in 2016 auf einem Leuchtturmbetrieb und werden berichten. Auf Standorten mit langer Anbaupause beider Kulturen sollten Sie die Lupinen mit den Rhizobien impfen (s. Abschnitt Impfung).
Die Nachfrucht profitiert von der Stickstofffixierung, was eine Reduzierung der N-Düngung um 20-30 kg/ha möglich macht. Der Lupinenanbau verbessert zusätzlich die Bodenstruktur durch das starke, weit verzweigte Wurzelsystem, ist humusmehrend und verbessert die Phosphatverfügbarkeit im Boden. Zur optimalen Ausnutzung der positiven Effekte empfiehlt sich der Anbau eines Wintergetreides nach Lupinen.
Blaue Lupine | Weiße Lupine | |
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Bodenart | Sande, sandige Lehme | Sande, sandige Lehme, Lößlehme, Schwarzerden |
pH-Wert | 5,0 bis 6,8 | 5,5 bis 6,8 |
Frosttoleranz | Gut (bis zu -8°C) | Mittel (bis zu -4°C) |
Vegetationsdauer | 120 bis 150 Tage (sortenabhängig) | 140 bis 175 Tage (sortenabhängig) |
Die Aussaat erfolgt von Mitte März bis Mitte April. Beim Saatzeitpunkt müssen allerdings verschiedene Faktoren sortenabhängig beachtet werden. Die verzweigten Typen der Blauen Lupine mit der höchsten Frosttoleranz, wie z. B. Boregine, sollen zur Ausschöpfung des vollen Ertragspotentials möglichst früh (bis Ende März) gesät werden, endständige Sorten bis Mitte April. Die Keimung erfolgt ab 3°C. Aufgrund der in der Jugendentwicklung geringen Unkrautunterdrückung dieser schmalblättrigen Lupinen ist für eine schnellere Entwicklung jedoch ein erwärmter Boden vorteilhaft wie auch zur effektiven Unkrautregulierung, sowohl konventionell als auch ökologisch, da starke Verunkrautung zu Ertragseinbußen führt.
Weiße Lupinen haben höhere Wärmeansprüche, so dass sich der Saatzeitpunkt etwas nach hinten verschieben kann. Auch sie sollten jedoch bis spätestens Mitte April ausgesät sein.
Lupinen keimen epigäisch, sie schieben ihre Keimblätter an die Erdoberfläche. Deshalb ist eine flache Ablage auf 2 – 3 cm nötig.
Die Reihenweite kann im konventionellen Bereich wie bei Getreide gewählt werden. Enge Reihen führen zu einem schnellen Schließen des Bestandes vor allem bei verzweigten Sorten und fördern die Unkrautunterdrückung. Ist der Einsatz von Hacktechnik auf ökologischen Betrieben notwendig und geplant, können weitere Reihenabstände von 25 bis 40 cm gewählt werden.
Neben der Drillsaat kann auch die Einzelkornsaat eine Option sein. Die Nährstoffversorgung kann für die Einzelpflanze besser sein, was auf schlechteren Böden vorteilhaft ist, die Einzelpflanze bildet mehr Masse und das Wurzelwerk breitet sich weiter aus. Zusätzlich sind ist das Gewicht der Körner im Vergleich mit der Drillsaat höher. Auch kann die Aussaatstärke reduziert werden. In Demostreifen auf Leuchtturmbetrieben werden beide Techniken 2016 nebeneinander verglichen und auf Feldtagen vorgestellt.
Empfehlung Saatstärken:
Blaue Lupine, verzweigt | Blaue Lupine, endständig | Weiße Lupine | |
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Keimfähige Körner pro m² | 90 - 100 | 100 - 120 | 70 - 80 |
Angestrebte Bestandsdichte: Pflanzen pro m² | 70 – 80 | 100 | 60 - 70 |
Ein ökologischer Netzwerkbetrieb in NRW baut Lupinen im Gemenge mit Sommergerste (90 % Lupinen, 10 % Gerste) an und erzielt dadurch eine gute unkrautunterdrückende Wirkung. Im Gemenge mit Lupinen können außerdem Sommerroggen, Hafer und Erbsen angebaut werden.
Achten Sie auf zertifiziertes, im konventionellen Bereich auch gebeiztes Saatgut, um die samenbürtige Pilzkrankheit Anthraknose möglichst auszuschließen, die zu Totalausfällen führen kann. Es empfiehlt sich nicht, Nachbausaatgut zu verwenden, da die Alkaloid- bzw. Bitterstoffgehalte zu hoch werden können.
Wenn auf dem ausgewählten Schlag noch nie oder über 10 Jahre keine Lupinen angebaut wurden, wird empfohlen, das Saatgut mit den notwendigen Bakterien für die Stickstoffbindung zu impfen. Mehrerträge von bis zu 30 % im Vergleich zur ungeimpften Kontrollvariante und ein durch die bessere Stickstoffverfügbarkeit erhöhter Proteingehalt im Korn konnten in Versuchen nachgewiesen werden. Das verantwortliche Bakterium (Bradyrhizobium lupini) ist sonst nur auf Serradella zu finden, weshalb diese als Vor- oder Zwischenfrucht vor Lupinen angebaut werden kann. Verwendbare Impfmittel sind HiStick, HiCoat, Radicin Nr. 6, u. a.. Die Impfmittel werden nach Herstellerinformation angerührt und unmittelbar vor der Aussaat auf das Saatgut aufgebracht.
Dazu können Beizautomaten, Betonmischer oder große Kübel verwendet werden. Achten Sie auf eine gute Durchmischung und gleichmäßige Verteilung des Präparates. Am wirkungsvollsten ist die Impfung, wenn sie so kurz wie möglich vor der Aussaat durchgeführt wird. Lassen Sie das geimpfte Saatgut bei Nutzung eines flüssigen oder angefeuchteten Mittels antrocknen und drehen Sie die Drillmaschine mit dem geimpften Saatgut ab. Die Praxis hat gezeigt, dass Impfmittel, vor allem wenn diese noch feucht am Korn sind, sonst wegen des erhöhten Widerstandes die angestrebte Aussaatstärke reduzieren können.
Art & Sorte | Eigenschaften |
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Blaue, schmalblättrige Lupinen | Höchste Anthraknosetoleranz, weites Anbauareal |
Verzweigungstypen | Ausbildung von Haupt- und Nebentrieben, recht zügige Jugendentwicklung, gutes Unkrautunterdrückungsvermögen, bei ungünstiger Witterung fortlaufender Wiederaustrieb mit verzögerter Abreife (Trocknungskosten) |
-Boregine | Sehr ertragsstabile Sorte mit leichten Schwächen im Rohproteingehalt, gute Unkrautunterdrückung, etwas stärkere Neigung zum Hülsenplatzen, verzögerte Strohabreife, großkörnig |
-Borlu | Beste Standfestigkeit, mittlere Erträge mit größeren Ertragsschwankungen, mittelgroßes Korn |
-Probor | Mittlere Kornerträge, weit überdurchschnittliche Rohproteingehalte, kleinkörnig |
-Haagena | Überdurchschnittliches Ertragsniveau, mittlere Standfestigkeit |
-Arabella | Überdurchschnittliche Erträge, Lagerneigung, großkörnig |
-Sonate | Überdurchschnittliche Erträge auf besseren Böden, starker Ertragsabfall auf leichteren Standorten, generell stark schwankende Erträge, mittlere Standfestigkeit, gleichmäßige Abreife von Korn und Stroh |
-Mirabor | Überdurchschnittliche Erträge und hoher Rohproteingehalt auf allen Standorten, sehr gute Erntebedingungen, hohes TKG |
Endständige Sorten | Ausbildung eines Haupttriebs, gleichmäßige und sichere Abreife, Ertragspotential und Krautunterdrückung geringer als bei Verzweigungstypen, bevorzugt auf besseren Böden und/oder niederschlagsreicheren Regionen |
-Boruta | Relativ ertragssicher mit höheren Rohproteingehalt, liegt aber ertraglich deutlich unter Verzweigungssorten, gleichmäßige und sichere Abreife auch auf besseren Standorten |
-Sonet | Mittlerer Ertrag, frühe Abreife |
-Haags Blaue | Geringer Ertrag, frühe und gleichmäßige Abreife auch in feuchteren Lagen |
Weiße, breitblättrige Lupine (nur verzweigte Sorten) | Hohe Ansprüche an Boden und Wärmehaushalt, hohe Eiweißerträge möglich, hohe Ertragsschwankungen |
-Amiga | Hohe Erträge, frühreif |
-Feodora | Ähnlich hohe Erträge, spätere Abreife |
Gelbe Lupine | Geringstes Ertragspotential, Höchster Eiweißgehalt, starke Anthraknoseanfälligkeit, Sorte z. B. Bornal |
Der nächste Newsletter beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Unkrautregulierung in konventionellen und ökologischen Betrieben.
Quellen: