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Leguminosentag 2019: Der Markt steht bereit

22.11.2019

Mit der Ackerbohne an der Spitze und der Erbse an Nummer Zwei erlebt der Anbau von Körnerleguminosen in NRW seit 2014 eine Renaissance. Doch unter Hitze und Trockenheit haben die Sommerungen in den Jahren 2018 und 2019 enttäuscht. Welche alternativen Wege im Anbau von Körnerleguminosen beschritten werden können, darum ging es beim 9. Leguminosentag der Landwirtschaftskammer NRW am 14. November in Haus Düsse. Annegret Keulen berichtet.

Die Veranstaltung richtete sich an konventionell- und ökologisch wirtschaftende Landwirte gleichermaßen.

► Programmflyer 9. Leguminosentag

Eine Alternative könnte der Anbau von Weißen Lupinen sein, denn die Züchtung hat bei dieser Kultur einen großen Sprung gemacht: "Seit Anfang 2019 steht mit der Sorte Frieda die erste athraknosetolerante Weiße Lupine zur Verfügung. Frieda eignet sich auch für die Humanernährung. Mit der Zulassung einer weiteren Sorte Celina rechnen wir bis Januar 2020", stellte Oliver Wellie-Stephan, Deutsche Saatveredelung AG (DSV), in Aussicht.

Die Weiße Lupine eignet sich mit Ausnahme von leichten und trockenen Sandböden und extremen Höhenlagen für alle Standorte. Sie kann im Gegensatz zur Blauen Lupine auch auf pH-neutralen oder leicht alkalischen Böden angebaut werden. Auch im Vergleich mit Ackerbohne und Erbse punktet die Weiße Lupine: Ihr Anbau gelingt in der Regel mit einem geringeren Einsatz von Insektiziden und Fungiziden. Darüber hinaus lassen sich Weiße Lupinen leichter ernten und bringen stabilere Erträge als Ackerbohne und Erbse, vor allem in heißen und trockenen Jahren. "Außerdem liefert diese Kultur einen höheren Proteinertrag pro Hektar und einen besseren Futterwert. Auch im Vergleich zur Sojabohne hat die an unsere Breiten angepasste Weiße Lupine Vorteile, denn sie kann früher ausgesät und mindesten drei Wochen vor der Sojabohne geerntet werden", nannte Wellie-Stephan weitere Vorteile.

Knappes Saatgut

Wie der Referent weiter berichtete, brachten Frieda und Celina an den Versuchsstandorten Erträge zwischen 20 dt/ha und 55 dt/ha. Neueinsteiger sollten beim Anbau der Weißen Lupine aber eher von Erträgen im Bereich von 30 bis 40 dt/ha ausgehen.

"Die gesamte Verwertungskette, von der Züchtung über Anbau Pflanzenschutz und Verwertung der Ernte, ist erst im Aufbau und der gesamte Anbau muss noch geübt werden", fasste der Referent den aktuellen Stand beim Lupinenanbau zusammen. Z-Saatgut von den neuen anthraknosetoleranten Sorten stehen für das Anbaujahr 2020 nur begrenzt zur Verfügung. Für 2021 könnte dann bereits die fünffache Saatgutmenge auf den Markt gebracht werden. Den Landwirten riet der Experte, solches Saatgut einzusetzen, das zuvor mit Rhizobien (Knöllchenbakterien) geimpft wurde.

Von den eigenen Erfahrungen beim Anbau von Weißen Lupinen berichtete Landwirt Bernhard Wegener aus Borchen. Auf seinem Betrieb überzeugt die Kultur durch ihre insgesamt bessere Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur Ackerbohne und Erbse. Er geht deshalb davon aus, dass die Weiße Lupine die Erbse und Bohne besonders auf den schlechten Standorten verdrängen werde.

Mit guten Erzeugerpreisen den Markt nutzen

Ein wahrer Fan der Weißen Lupine ist Elke zu Münster. Die Hamburger Unternehmerin beschäftigt sich mit ihrer Firma Brotbüro mit der Vermarktung der Weißen Lupine in Bioqualität und arbeitet dabei mit einem Netzwerk aus Landwirten und einem Anbauberater im norddeutschen Raum zusammen. "Noch befinden wir uns mit der Produktion von Weißen Lupinen für den Lebensmittelmarkt in einer Nische, aber der Markt steht bereit", sagte die Diplom-Agraringenieurin und ergänzte: "Allerdings brauchen wir auch gute Erzeugerpreise!"

Eine Auswahl von Lebensmitteln, die ganz oder teilweise aus Weißen Lupinen hergestellt wurden, brachte sie den Tagungsteilnehmern mit, darunter Brotaufstriche, Kaffee-Ersatzprodukte oder auch Lupinenmehl, das als Ei-Ersatz besonders von vegan lebenden Sportlern geschätzt werde. Darüber hinaus hat die Referentin auch Bäckereiinhaber davon überzeugen können, in ihren Eiweißbroten Soja durch die heimische Weiße Lupine zu ersetzten.

Wichtig für die Vermarktung an die Lebensmittelbranche sei eine gleichmäßige Abreife der Pflanzen. Darüber hinaus würden Partien mit einem geringen Anteil an Bitterstoffen bevorzugt. Im Gegensatz zu Erbse und Bohne seien Lupinen allerdings als Allergene in der Humanernährung gelistet. "Das hält einige Lebensmittelproduzenten davon ab, Lupinen in ihren Produkten einzusetzen", bedauerte Elke zu Münster.

Winterackerbohne und -erbse: Geht doch!

Auch der Anbau von Winterleguminosen ist immer wieder in der Diskussion, wenn es darum geht, für Ertragsstabilität im Leguminosenanbau zu sorgen. Die Westfarm GbR, ein Zusammenschluss von vier landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis Heinsberg, hat die Winterackerbohne seit einigen Jahren erfolgreich in die Fruchtfolge integriert, wie Landwirt Josef Frey aus Geilenkirchen berichtete.

"Dort wird die Winterackerbohne in der zweiten Oktoberhälfte entweder in Breitsaat mit 30 Körnern pro m² oder in Einzelkornsaat mit 25 Körnern pro m² ausgebracht", erläuterte er. Von einer zeitlich früheren Aussaat riet der Praktiker ab, weil dann die Gefahr von Viruskrankheiten zunehme. Wie der Landwirt berichtete, sind Winterackerbohne und Sommerackerbohne in punkto Schädlingsbefall vergleichbar. Das befürchtete Witterungsrisiko hat sich zumindest für die Flächen des Betriebszusammenschlusses im süd-westlichen Rheinland als gering herausgestellt. "Lediglich in einem Jahr haben Kahlfröste rund 10 % Verluste auf den Winterackerbohnenflächen verursacht", so Frey. Im Durchschnitt der Jahre liefere die Winterackerbohne aber höhere Erträge als die Sommerackerbohne.

Leguminosen für das Branchenimage

Auch für Ökolandwirt Eberhard Schulz aus Aerzen sind Winterleguminosen ein wichtiges Glied in der Fruchtfolge seines viehlos wirtschaftenden Betriebs im Weserbergland. Der Praktiker baut unter anderem ein Winterweizen-Wintererbsengemenge an und schätzt an der Winterleguminose ihren hohen Vorfruchtwert - besonders für die Kartoffel -, die positive Humuswirkung und auch die arbeitswirtschaftlichen Vorteile bei Aussaat und Ernte.

Bei ihm steht die Wintererbse EFB 33 im Gemenge mit Winterweizen. Die Saat erfolgt Ende September bis Mitte Oktober mit einer Aussaatstärke von 150 Körnern pro m² Winter-Weizen und 40 Körnern pro m² Winter-Erbse. Die Ernte des Gemenges mit Erbsenanteilen zwischen 50 und 70 % erfolgt Anfang bis Mitte August.

"Es sind Erträge bis 45 dt/ha Ökoware möglich", berichtete der Landwirt. Vermarktet wird die Ernte entweder als Gemenge an viehhaltende Betriebe oder aber getrennt in Weizen und Erbse an Futtermühlen. Der Ökolandwirt beendete seinen Vortrag mit einem dringenden Appell an seine Berufskollegen, sich mehr dem Anbau von Leguminosen zuzuwenden, denn so Schulz: "Leguminosen tragen dazu bei, das Klima zu schützen und die Biodiversität zu fördern. Und das verbessert auch das Image der Landwirtschaft".

Quelle: Annegret Keulen, LZ Rheinland, Nr. 47-2019, 21. November 2019



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