Sojabohnen haben sich als Alternative zu dem Anbau von Ackerbohnen und Erbsen bewährt. Die Sojabohne hat gezeigt, dass Erträge von 25 dt/ha und mehr in NRW möglich sind. Für die Vermarktung als Speiseware sollten Proteinwerte von über 40 % erreicht werden. Im Lebensmittelbereich ergeben hohe Tausendkorngewichte bessere Ausbeuten und für Tofu-Produkte ist eine helle Farbe (besonders des Nabels) gewünscht. Die Sojabohne ist anspruchsvoller im Anbau als die bekannten Körnerleguminosen, da sie eine sehr wärmeliebende, unkrautempfindliche und aufgrund des tiefen Hülsenansatzes schwer zu dreschende Kultur ist.
Für den Anbau eignen sich die in den Landessortenversuchen (LSV) geprüften Sorten. In NRW kommen grundsätzlich nur sehr frühe Reifegruppen 0000 und 000 in Betracht. Innerhalb der Reifegruppe 000 unterscheidet die beschreibende Sortenliste aus Österreich schnellere Sorten (Reifegruppe 1) bis hin zu langsameren Sorten (Reifegruppe 4). Die Vierfach-Nullsorten erbringen in der Regel in unseren Breiten nicht den erwünschten Ertrag.
Bei den Dreifach-Nullsorten ergeben sich folgende Empfehlungen für NRW (Abb. 1):
1. Grenzstandorte
wie z.B. das Münsterland (Reifegruppe 2): hier passen die Sorten mit einer schnellen Jugendentwicklung und sicherer Abreife gut. Hier ist weiterhin Merlin Sorte der Wahl, auch Gallec zeigt ähnlich gute Entwicklungen in der Jugend. Neue vielversprechende Sorten sind Abelina und Obelix.
2. Bessere Lagen
wie z.B. der Niederrhein (Reifegruppe 3): Sultana ist Sorte der Wahl, ansonsten möglich: Merlin, Gallec, Abelina, Lissabon oder Obelix. Als Qualitätssorte könnte Protibus in Betracht gezogen werden (Proteingehalt >44 %), sollte aber in besten Lagen angebaut werden, um das genetische Potential auch ausschöpfen zu können und diese Qualitäten zu erreichen.
3. Beste Lagen
wie z.B. Köln- Aachener Bucht (Reifegruppe 4): Solena ist Sorte der Wahl, Tourmaline (hoher Ertrag) ebenfalls anbauwürdig, wie auch Sultana und Protibus (Qualität). Herta PZO, Amadea und Amarok könnte ebenfalls hier anbauwürdig sein.
Ertragsleistungen der Standorte und Sorten
Am Standort Stommeln lagen die Erträge der Sojabohnen in 2018 bei mittleren 28,8 dt/ha im Versuchsmittel bzw. 27,0 dt/ha im Mittel der Standardsorten (Abb. 2) und lag damit um über 10 dt/ha niedriger als in 2017. Die Erträge in Niedersachsen lagen zwischen 27,5 dt/ha (Osnabrück) und 29,5 dt/ha (Klein Süstedt). In Hessen konnten 2018 auch nur mittlere Erträge erzielt werden (25,1 dt/ha im Mittel der Standardsorten). Ertraglich über dem Durchschnitt liegen die Sorten Abelina (102 %), GL Melanie (113 %), Viola (106 %), ES Comandor (111 %), Amadea (112 %), Amarok (106 %), Herta PZO (102 %) und Coraline (120 %).
Abb. 2: Kornertrag der Sojabohnensorten am Standort Stommeln NRW 2018
Sorten | Reifegruppe/ Reife | Ungünstigere Standorte z.B. Ostwestfalen | bessere Lagen z.B. Niederrhein | günstige Standorte z.B. Köln- Aachener Bucht | Jugend- entwicklung | Masse- bildung | Wuchs- höhe | Nabel- färbung | Ertrag Mittel 2015-2018 relativ | Protein Mittel 2015-2018 | ertrags- betont | qualitäts- betont |
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langjährig bewährt | ||||||||||||
Merlin | 000/2 | X | X | schnell | sehr schnell, dicht | mittel | dunkel | 97 | 40,6 | X | ||
Abelina | 000/2 | X | X | schnell | mittel | mittel | dunkel | 103 | 40,9 | X | ||
Obelix* | 000/2 | X | X | schnell | mittel-gut | mittel | dunkel | höher | mittel | X | ||
Sultana* | 000/3 | X | X | mittel | kurz-mittel | dunkel | höher | mittel | X | |||
Tourmaline* | 000/4 | X | mittel | mittel-lang | dunkel | höher | mittel | X | ||||
neu, zum Ausprobieren | ||||||||||||
Herta PZO | 000/4 | X | mittel-gut | lang | 100 | 43,9 | X | X | ||||
Amadea | 000/4 | X | mittel-gut | lang | 107 | 40,6 | X | |||||
Amarok | 000/4 | X | mittel-gut | lang | 106 | 42,5 | X | |||||
* nicht mehr in der Prüfung, aber weiterhin empfohlen |
Quelle: Franz-Theo Lintzen, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 02821 996 169, E-Mail: Franz-Theo.Lintzen@lwk.nrw.de