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Öko-Kartoffel Sortenversuche 2019

06.01.2020

In diesem Jahr wurden zwei Kartoffelsortenversuche auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben durchgeführt. Seit nunmehr über 21 Jahren führt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Öko-Kartoffelsortenversuche durch. Anfänglich wurden circa neun Sorten jährlich geprüft, später bis zu 50 Sorten, während derzeit 33 Sorten in den Versuchen stehen.

Standorte und Sorten

Auf zwei Standorten (Viersen/Willich-Anrath und Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück) wurden weitestgehend sehr frühe bis mittelfrühe Sorten mit überwiegend festkochenden bzw. vorwiegend festkochenden Kocheigenschaften getestet. Auf beiden Standorten handelt es sich um jeweils einen sandigen Lehm.

Standorte und Sorten

e Züchter Zulassung Reifegruppe* Kochtyp** VIE*** GT***
Avanti Stet Holland EU sf f X  
Mascha Lange 2013 sf f X X
Bropanna Bavaria Saat 2018? sf vf X  
Corinna Europlant 2015 sf vf   X
Alouette Agrico Holland EU f f X X
Goldmarie1 Norica 2013 f f X X
Malika Weuthen EU f f X  
Twinner Agrico Holland EU f f X X
Twister Agrico Holland EU f f X X
Julinka2 Europlant 2012 f vf X X
Lisana Bavaria 2016 f vf X  
Wega1 Norika 2010 f vf X X
Tentation van Rijn EU 2018? f-mf f X  
Valdivia NOES3 2013 (A) f-mf f   X
Allians Europlant EU 2013 mf f   X
Almonda Solana EU 2013 mf f X X
Antonia Europlant 2008 mf f X X
Danina Europlant 2017 mf f   X
HZD 09/-7530 HZPC EU 2020 mf f X X
La Vie HZPC EU 2019? mf f X  
Loreley Weuthen EU mf f X  
Pocahontas Solana 2018 mf f X X
Simonetta2 Europlant 2017 mf f X X
Baltic Rose Norika 2018? mf vf   X
Noblesse HZPC EU mf vf X  
Novira Demeter / Dottenfelderhof 2017 mf vf   X
Odett Lange EU mf vf   X
Otolia² Europlant EU 2014 mf vf X X
Swing Norika EU mf vf-m X  
Carolus Agrico Holland EU mf m X X
Filou Norika EU mf m   X
Theresa Europlant 2016 mf m X  
Levante Agrico / Weuthen EU 2018? ms-s vf   X
1 Verrechnungssorten; 2 Vergleichssorten; 3 NOES = Niederösterreichische Saatgutgenossenschaft
*    sf = sehr früh, f = früh, mf = mittelfrüh, ms = mittelspät
**  f = festkochend, vf = vorwiegend festkochend, m = mehligkochend
***VIE = Viersen; GT = Gütersloh 

Jahresverlauf 2019

Auch in diesem Jahr hatten die Pflanzgutpartien je nach Feldstressbedingungen ein sehr unterschiedliches physiologisches Alter. Das führte bei einigen Partien zu einer erhöhten Keimfreudigkeit. Novodor Bacillus thuringiensis gegen Kartoffelkäfer stand aufgrund des Auslaufens der Zulassung letztmalig in diesem Jahr zur Verfügung. Anfang März war bestes trockenes und schönes Pflanzwetter. Aufgrund des scheinbar knappen Pflanzgutes in 2019 kommen in diesem Jahr viele Sondersortierungen mit gebrochenen Maßen zum Einsatz (30/45, 35/40, 35/45, 45/50, 45/55 etc.), Übergrößen (50/55, 50/60).

Ende April waren viele Bestände in NRW bereits aufgelaufen. Teilweise gab es Probleme beim Auflaufen aufgrund von physiologischer Überalterung, starkem Stress in 2018 oder zu kalte Lagerung / Transport bzw. Kontakt mit Keimhemmern, ggf. auch Rhizoctonia oder freilebenden Nematoden. Im Mai war das Wachstum aufgrund von Kälte und damit langsamer Mineralisierung eher verhalten. Ende Mai bei milden Temperaturen und trockenem Wetter traten bereits die ersten Kartoffelkäfer auf. Es war bereits Beregnung nötig. Der Infektionsdruck mit Krautfäulesporen war zwar m Juni aufgrund der Hitze gering, aber regionale Gewitter oder Beregnung waren zu berücksichtigen. Der Trockenstress führte sich im Juli fort, Beregnung war nötig. Auch trat teilweise eine zweite Generation an Kartoffelkäfern auf. Aufgrund des Trockenstresses war die Abreife und die Schalenfestigkeit verzögert. Die Preise für Frühkartoffeln lagen höher als in den letzten Jahren.

Zeiternten 2019

Aufgrund der Erfahrungen aus dem BÖLN-Projekt 2009-2012 am Standort Gütersloh wurde auch in diesem Jahr wieder an zwei Standorten (VIE/GT) eine Zeiternte durchgeführt, um zu schauen, wie schnell die einzelnen Sorten vor einem möglichen Krautfäulebefall ihren Ertrag machen. Die Zeiternten sollen ca. 70 Tage nach dem Legen erfolgten, da dies der Zeitpunkt der ersten Krautfäuleinfektionen in NRW zu sein scheint. In Viersen konnte aus arbeitstechnischen Gründen erst später geerntet werden (78 Tage, 25.06.2019); Gütersloh konnte zur angestrebten Zeit beerntet werden (70 Tage, 26.06.2019).

Am Standort Viersen hatten zu diesem Zeitpunkt die Sorten Avanti (135 %), Twinner (134 %), Twister (137 %), Julinka (134 %), Simonetta (122 %), Otolia (124 %) und Theresa (133 %) deutlich überdurchschnittliche Markterträge erzielt. Dies bezieht sich auf das Mittel der Standardsorten (Goldmarie, Almonda und Wega), die zu diesem Zeitpunkt 263 dt/ha Marktertrag hatten. Deutlich unterdurchschnittliche Markterträge wiesen die Sorten Malika (47 %), Tentation (56 %), Loreley (61 %), Swing (84 %) und Carolus (83 %) auf. Diese Sorten waren 2019 eher langsam in der Ertragsbildung.

Übergrößen hatten zur Zeiternte bereits die Sorten Avanti, Mascha und Twinner. Etwas mehr Untergrößen wiesen v.a. die Sorten Malika, Antonia, HZD 09-7530/Muse, La Vie, Loreley und Swing auf. In Gütersloh lag das Mittel der Standardsorten zur Zeiternte mit nur 95 dt/ha wieder sehr niedrig. Daher lagen fast alle anderen Sorten darüber. Das Gesamtmittel des Marktertrages an dem Standort lag zur Zeiternte bei 117 dt/ha. Deutlich unterdurchschnittlich waren nur die Sorten Valdivia (22 %), Almonda (23 %), Antonia (19 %), HZD 09-7530/Muse (58 %), Pocahontas (63 %), Novira (79 %) und Levante (79 %). Übergrößen gab es zu diesem Zeitpunkt in Gütersloh kaum, nur etwas bei Twinner und Twister, Untergrößen umso mehr, v.a. bei den Sorten Julinka, Valdivia, Almonda, Antonia, HZD 09-7530/Muse und Novira. Die Mittelwerte über die Jahre zeigen, welche Sorten eher schneller und welche eher langsamer in ihrer Ertragsbildung sind.

►Tabelle Zeiternten als PDF

Krautfäule

Die Krautfäule trat in diesem Jahr um den üblichen Zeitraum 70 Tage nach Pflanzung auf. In Viersen konnten die erste Symptome erst ab Mitte Juni beobachtet werden, diese waren dann aber Ende Juni bei einigen Sorten schon stark . Die sehr frühen Sorten (Avanti, Mascha und Bropanna) waren dabei eher befallen, reiften aber zu diesem Zeitpunkt bereits ab. Zum 17.06. war schon ein Befall bei Twinner, Julinka und La Vie zu sehen. Bis zum 26.06.2019 waren v.a. die Sorten Avanti, Mascha, Bropanna Julinka, La Vie, Pocahonthas, Noblesse und Swing mit einer Note von 4,0 und schlechter befallen. Krautfäule stabiler bis zum 05.07.2019 (Boniturnote <3) zeigten sich die Sorten Alouette, Twister, Tentation, Simonetta und Otolia. In Gütersloh kam die Krautfäule Anfang Juli - bzw. setzte das Absterben ein. Krautfäuleresistente Sorten aus Holland (Twinner, Twister) scheinen früher abzusterben und konnten ihren Vorteil in 2019 nicht ausspielen.

►Grafik Krautfäule VIE als PDF

►Grafik Krautfäule GT als PDF

Speisewertprüfung 2016 bis 2019

In der Speisewertprüfung werden Fleischfarbe, Farbreinheit, Festigkeit, Geruch und Geschmack bewertet und anschließend wird eine Gesamtnote zwischen 1 (sehr gut) und 5 (schlecht) vergeben. Alle Werte sind mit Vorsicht zu interpretieren, da wir nicht mit geschulten Testessern arbeiten. Allerdings soll der Geschmack des Verbrauchers getroffen werden. Über eine Vielzahl an Testern und Jahren kann man einen ganz guten Eindruck vom Geschmack der Sorten bekommen. Vorliegende Ergebnisse der vielen neueren Sorten sind aber überwiegend einjährig!

► Besonders gut schmecken die Sorten: Glorietta (2,7), Liliana (2,5), Linda (2,5), Goldmarie (2,7), Malika (2,7), Julinka (2,5), Tentation (2,0), Valdivia (2,7), Allians (2,1), Antonia (2,3), Bernina (2,6), Simonetta (2,2), Loreen (2,7), Belmonda (2,6), Birgit (2,3), Madeira (2,3), Odett (2,6), Otolia (2,7), Wendy (2,3) und Filou (2,6).

► Bisher eher schlechter abgeschnitten haben die Sorten: Avanti (3,9), Stefanie (3,4), Alouette (3,4), Sunshine (3,4), Loreley (3,5), Pocahontas (3,3), Cumbica (3,4), Carolus (3,4) und Theresa (3,4).

►Tabelle Speisewertprüfung als PDF

►Grafik Speisewertprüfung als PDF

Ertragsleistungen zur Haupternte

An den Versuchsstandorten konnte zum Teil beregnet werden (Viersen) oder der Grundwasserspiegel ist relativ hoch (Gütersloh). Für alle Standorte wurden die Kartoffeln für die Sortenversuche zentral in Auweiler vorgekeimt. Die Erträge fielen in diesem gleich gut (GT) oder aber besser (VIE) aus. Im Mittel der Standardsorten Goldmarie, Almonda und Wega wurde ein Rohertrag von 419 dt/ha in Viersen erreicht. Das waren 30 dt/ha mehr als im Jahr 2018 (+8 %). In Gütersloh erreichten die Standardsorten ein Mittel von 356 dt/ha, das waren 40 dt/ha mehr als in 2018 (+13 %). Die Untergrößen lagen im Mittel mit 0,8 % in Viersen sehr gering und mit 4,5 % in Gütersloh etwas höher. Übergrößen gab es dafür in Viersen etwas mehr in 2019 (11,1 %). In Gütersloh war der Anteil Übergrößen gering (6,4 %). Die Stärkegehalte waren mit 13,6 % (VIE) und 13,4 % (GT) an den Standorten etwas niedriger als in den Jahren zuvor.

Die Roherträge der Kartoffelsorten lagen zwischen 243 dt/ha (Sorte Tentation in VIE) und 580 dt/ha (Sorte Otolia in VIE) bei der Endernte.

► Deutlich über 100 % Marktertrag erzielten am Standorte Viersen die Sorten Twister (120 %), Wega (112 %), Antonia (114 %), Simonetta (122 %), Otolia (139 %) und Theresa (122 %) sowie am Standort Gütersloh die Sorten Alouette (133 %), Wega (122 %), Simonetta (117 %), Baltic Rose (125 %) und Otolia (133 %).

► Deutlich unter dem durchschnittlichen Marktertrag lagen am Standort Viersen: Mascha (72 %), Bropanna (83 %), Goldmarie (86 %), Malika (77 %), Tentation (58 %), La Vie (76 %) und Loreley (69 %) sowie am Standort Gütersloh die Sorten Valdivia (84 %), Almonda (84 %), HZD 09-7530/Muse (78 %) und Novira (79 %).

►Tabelle Erträge, Sortierung und Stärkegehalte als PDF

Knollenbonituren

Bei den Knollenqualitäten fiel in 2019 am Standort Viersen v.a. der Befall mit Rhizoctonia auf. Insbesondere die Sorten Mascha (48 %), Bropanna (79 %), Twister (45 %), Swing (35 %) und Theresa (33 %) waren betroffen. Auch die Rhizoctonia-Indices waren teilweise erhöht, dort war die Intensität des Befalls stärker (Mascha 1,60 und Bropanna 2,20). Außerdem traten noch stärkerer Drycore-Befall (Bropanna 24 %, Twinner 37 %, Tentation 24 % und Almonda 25 %) und etwas Drahtwurm-Befall (Allouette 24 %, Twinner 24 %, Tentation 26 % und La Vie 23 %) auf. Einige Sorten zeigten einen höheren Schorf-Befall (Avanti 29 %, Julinka 39 %, Almonda 33 % und Carolus 44 %).

In Gütersloh wurden in diesem Jahr auch höhere Rhizoctonia-Befallswerte bonitiert: Mascha 46 %, Twister 40 %, Valdivia 51 %, Baltic Rose 37 % und Carolus 43 %. Die Rhizoctonia-Indices waren bei den Sorten Wega (1,70) und Valdivia (2,40) erhöht. Drycore trat fast nicht auf, Drahtwurm bei Mascha mit 64 % massiv. Schorfbefallene Knollen gab es weniger und insgesamt war der Index also die Befalls-Intensität hier auf beiden Standorten nicht so hoch. Eisenflecken trat am Standort Gütersloh in diesem Jahr nicht auf.

►Tabelle Knollenbonitur VIE und GT als PDF


►Tabelle Sortenempfehlungen Öko-Kartoffeln NRW 2020 als PDF

Quelle: Dr. Claudia Hof-Kautz, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0221 5340 177, Mobil: 0171 5562 202, E-Mail: Claudia.Hof-Kautz@lwk.nrw.de

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