Im ökologischen Zuckerrübenanbau trägt eine wirksame Beikrautregulierung im hohen Maß zum Anbauerfolg bei. Deshalb stellt sich die Frage, ob auch der Zinkenstriegel in Zuckerrüben eingesetzt werden kann, da dieser auf den meisten Biobetrieben vorhanden ist. Markus Mücke und Goßswinth Warnecke-Busch, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellen Ergebnisse eines dreijährigen Versuchs vor.
Wirksame Unkrautregulierung ist aber nur mit ergänzender Handjäte zufriedenstellend zu lösen. Neben den hohen Kosten stellt vor allem die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften ein großes Problem dar. Aus diesem Grund muss mit vorbeugenden und mechanischen Maßnahmen ein hoher Regulierungserfolg realisiert werden.
Versuchsstandort | Kreis Wolfenbüttel, 2017 bis 2018: Lehmboden, Ackerzahl 85; 2019: Lehmboden, Ackerzahl: 80 |
Varianten | 1) Blindstriegeln |
Striegeltechnik | Treffler-Präzisionsstriegel, Arbeitsbreite: 3 m (2017 bis 2018) und 6 m (2019) |
Die Zuckerrübe ist während ihrer Jugendentwicklung vergleichsweise konkurrenzschwach. Das bedeutet, dass die Beikräuter in den frühen Entwicklungsstadien der Zuckerrübe reguliert werden müssen, damit die Rüben stets einen Wachstumsvorsprung haben. In Anbetracht von Witterung, Bodenart und Krautdruck eine anspruchsvolle Aufgabe. Als Grundsatz beim Striegeln gilt, die auflaufenden Beikräuter möglichst in ihren frühen Stadien vom sogenannten Fädchen- bis Keimblatt mechanisch zu erfassen, da die Hauptwirkung das Verschütten oder das Freilegen ist. Sind die Beikräuter bereits über das Keimblattstadium hinaus gewachsen, lässt die Regulierungswirkung des Striegels nach, da sie bereits stärker bewurzelt sind und sie sich auch nicht mehr vollständig verschütten lassen. Durch eine "schärfere" Striegeleinstellung und eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit ließe sich die Wirkung verbessern, das würde aber auch die Kulturpflanze wesentlich stärker belasten und besonders in den jungen Kulturstadien zu hohen Verlusten führen.
Stadium Rübe | Einstellung optimal | Einstellung intensiv | ||
BBCH | km/h | Federdruck* | km/h | Federdruck* |
10 | 3 | 3 | 4 | 4 |
12 | 4 | 3 | 5 | 4 |
14 | 5 | 5 | 7 | 6 |
* Skala am Treffler-Striegel |
Die Kernfrage in den Versuchen von 2017 bis 2019 war, wie sich das Striegeln in verschiedenen frühen Entwicklungsstadien - vom Vorauflauf bis zum zweiten Laubblattpaar der Rüben - auf die Verträglichkeit auswirkt, siehe Tabelle. Der Beikrautregulierungserfolg wurde nicht prioritär erfasst, wird aber derzeit in einem Folgeversuch untersucht. Es wurden zu den einzelnen vier Striegelterminen jeweils zwei unterschiedliche Striegelintensitäten durchgeführt, siehe Grafiken. In der intensiveren Variante wurde der Druck an den Zinken und die Arbeitsgeschwindigkeit erhöht. Im Jahr 2019 wurde zudem zusätzlich das Striegeln quer zur Särichtung geprüft.
In den Versuchen wurde ein Striegel mit indirekter Federung der Zinken des Herstellers Treffler eingesetzt. Jeder einzelne Zinken ist mit einer Zugfeder verbunden und die Zinken können seitlich nicht ausweichen. Die Zinkenaggressivität wird stufenlos durch die Veränderung der Vorspannung der Federn eingestellt. Der Druck ist so immer auf allen Zinken gleich, auch wenn sie durch Bodenunebenheiten unterschiedliche Stellungen haben. Er arbeitet durch die gute Bodenanpassung kulturschonender, auch bei empfindlicheren Kulturstadien.
Beim Blindstriegeln muss auf eine präzise Tiefenführung des Striegels geachtet werden. Besonders wichtig ist ein ebenes, gut rückverfestigtes Saatbett ohne tiefe Fahrspuren sowie eine gleichmäßige Tiefenablage der Saat. In den Versuchen wurden die Rüben bewusst etwas tiefer auf etwa 3 cm abgelegt.
Im ersten Versuchsjahr 2017 waren die Verluste mit optimaler Striegeleinstellung mit 2 % und auch in der intensiven Variante mit 4 % sehr gering. 2018 konnte witterungsbedingt nicht im Vorauflauf gestriegelt werden. Im Jahr 2019 waren die Verluste in der optimalen Variante mit 7 % etwas höher, in der intensiven Einstellung mit 29 % nicht mehr akzeptabel.
Um den richtigen Termin zum Blindstriegeln abzupassen, sind regelmäßige Schlagkontrollen durchzuführen. Ist der Keimspross bereits deutlich aus der Rübenpille hervorgetreten, sollte das Striegeln unterbleiben, da die Gefahr der Schädigung zu groß ist.
Auch die verwendeten Zustreicher an den Säaggregaten beeinflussen das Striegeln im Vor- und im Nachauflauf. Die Fingerdruckrolle hinterlässt eine leicht keilförmige offene Särille. Hier kann es zu Schäden durch die Striegelzinken vor allem aber zu einer zu starken Verschüttung der Rüben kommen. Vorteilhafter sind Farmflexrollen als Zustreicher, da diese eine sichere Bodenbedeckung der Rübenpille und eine ebene Bodenoberfläche hinterlassen.
Im Nachauflauf der Rüben zeigten die Versuche, dass ein Striegeln im Keimblattstadium der Rüben (BBCH 10 bis 11) in allen drei Jahren sowohl mit der optimalen, als auch mit der intensiven Striegeleinstellung überwiegend hohe Verluste von über 20 % hauptsächlich durch zu starkes Verschütten der Rüben verursachte. Im Versuchsjahr 2019 wurden sogar Ausfälle von rund 30 % festgestellt.
Mit dem ersten Laubblattpaar der Rüben (BBCH 12) verbessert sich die Striegelverträglichkeit deutlich. Die Rüben sind größer und vertragen ein Verschütten besser und sind bereits stärker bewurzelt. In den drei Versuchsjahren bewegten sich die Verluste zwischen 0 und 6 %, was vertretbar ist. Im folgenden Entwicklungsstadium BBCH 14 (zweites Laubblattpaar) traten in allen drei Jahren und bei beiden Striegelintensitäten keine Rübenverluste auf.
Zu den optimalen Arbeitsgeschwindigkeiten und Striegeleinstellungen können keine festen Vorgaben gegeben werden. Sie müssen stets standortbezogen gewählt werden. In den Varianten mit optimaler Striegeleinstellung bewegten sie sich im Schnitt der Versuchsjahre zwischen 3 bis 5 km/h.
Auch das Striegeln quer zur Särichtung wurde untersucht, allerdings liegen bislang nur einjährige Ergebnisse dazu vor. Auch hier wurden im Keimblattstadium (BBCH 10 bis 11) der Rüben hohe Verluste von rund 20 % durch Verschütten und teilweise herausreißen verursacht. Im BBCH 12 sind dagegen mit optimaler Striegeleinstellung vergleichsweise geringe Verluste von 3 % ermittelt worden. Mit der intensiveren Einstellung erhöhten sie sich allerdings auf 10 %, was an einer zu hohen Arbeitsgeschwindigkeit lag. Im BBCH 14 wurden mit beiden Striegelintensitäten keine Rübenverluste durch das Querstriegeln verursacht.
Das Striegeln quer zur Särichtung bietet sich besonders nach dem Einsatz der Scharhacke ab dem BBCH 12 an. Dadurch lassen sich die Beikräuter aus dem schmalen ungehackten Band innerhalb der Rübenreihen gut in den Zwischenraum der Rübenreihen ziehen und auch verschütten. Die Beikräuter sollten aber das Keimblatt bis erstes Laubblattpaar nicht überschritten haben, da sie sonst zu wiederstandfähig sind. Beim Querstriegeln muss gegebenenfalls langsamer mit etwa 2 bis 4 km/h gefahren werden.
Flankierend zu den Parzellenversuchen wurde das Striegeln von Zuckerrüben auch auf einem Öko-Praxisbetrieb durchgeführt. Auch hier konnten im Vorauflauf und im Nachauflauf sowohl längs als auch quer zur Särichtung vergleichbare positive Erfahrungen mit dem Striegeln gemacht werden. Beim Querstriegeln wurde mit breiter Schlepperbereifung und minimalem Luftdruck (0,5 bar) gefahren, ohne das sichtbare Schäden an den Rüben auftraten. Die Stützräder des Striegels wurden mit 2,5 bar Luftdruck gefahren. Diese Radspuren blieben nachfolgend wesentlich länger im Rübenbestand sichtbar.
Autoren: Markus Mücke und Goßswinth Warnecke-Busch, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Quelle: LZ Rheinland, 19/2020, 07. Mai 2020