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Striegeltechnik: Das Angebot ist groß

18.06.2020

Die mechanische Beikrautregulierung hat im Ökologischen Landbau eine zentrale Bedeutung. Vor dem Hintergrund voranschreitender Wirkungslücken bei Herbiziden, dem Wegfallen von Wirkstoffen und sonstigen Beschränkungen, zum Beispiel in Wasserschutzgebieten, gewinnen auch im konventionellen Anbau mechanische Verfahren immer mehr an Bedeutung. Markus Mücke und Christian Kreikenbohm, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellen einige neue technische Entwicklungen vor.

Der Erfolg der Beikrautregulierung mithilfe mechanischer Verfahren wird in hohem Maße von der Witterung, der Bodenart, dem Bodenzustand und den Beikrautarten sowie deren Entwicklungsstand beeinflusst. Das kann bedeuten, dass trotz moderner, funktionaler Technik der Regulierungserfolg und die erwartete Flächenleistung nicht immer realisiert werden können. Flankierend sind im Beikrautmanagement zudem wichtige vorbeugende Maßnahmen zu berücksichtigen, die im Ökolandbau Standard sind. Dazu zählen beispielsweise eine weitgestellte Fruchtfolge mit einem Wechsel von Sommerungen und Winterungen sowie von Blatt- und Halmfrüchten. Die bevorzugte Wahl von frohwüchsigen Sorten mit hoher und früher Bodendeckung gehört ebenso dazu. Eine angepasste Stickstoffversorgung und spätere Aussaatzeitpunkte sind weitere Aspekte. Diese vorbeugenden Maßnahmen müssen auch im konventionellen Ackerbau wieder viel stärker Berücksichtigung finden. Nur allein auf Hacke, Striegel und Herbizide zu setzen, wird nicht ausreichen.

Einsatzmöglichkeiten verschiedener Beikrautregulierungstechniken bei unterschiedlichen Kulturpflanzen

 ZinkenstriegelSternrollhacke*RollstriegelScharhackeThermische Verfahren
Wintergetreide++++-
Sommergetreide++++-
Mais++o++
Ackerbohne++++o
Erbse++ooo
Blaue Lupine++o+o
Weiße Lupine++++o
Sojabohne++++o
Zuckerrübe++o+o
Kartoffel+1--+2+
Rapsoo-+-
' +: gut einsetzbar,   0: nur begrenzt einsetzbar,   -: nicht einsetzbar    * auf Sandböden nur bedingt einsetzbar
1 : Striegel mit indirekter Federung bevorzugen    2 : statt Scharhacke Rollhacken/Häufler/Dammfräse einsetzen
Quelle: Fachbereich Ökolandbau, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Zeit nehmen, Beratung erfragen

Gegenwärtig beschäftigen sich viele Landwirte mit der Anschaffung von Hack- und Striegeltechnik. Die Vielfalt an Anbietern und Geräten, aber auch an möglichen Zusatzausstattungen ist enorm angestiegen. In Abhängigkeit von Bodenart und Kulturvielfalt muss einzelbetrieblich genau geprüft werden, welche Technik und Arbeitsbreiten für den Betrieb passen. Hier sollte auch eine neutrale Beratung genutzt werden. Das gilt auch für den späteren Einsatz. Besonders Einsteiger unterschätzen häufig den Zeitaufwand für die korrekte Einstellung der Geräte sowie für die regelmäßige Kontrolle auf Regulierungserfolg und Kulturpflanzenverluste während der Arbeit.

Zinkenstriegel häufig einsetzen

Im Folgenden werden zunächst einige Striegeltechniken vorgestellt. Reihenunabhängig arbeitende Zinkenstriegel kommen vorzugsweise in Getreide, Mais und Körnerleguminosen zum Einsatz. Aber auch in empfindlicheren Kulturen, wie Zuckerrüben, diversen Gemüsekulturen und Kartoffeln, ist der Einsatz grundsätzlich möglich und häufig auch sinnvoll. Die Hauptwirkung des Striegels ist nicht das Herausreißen, sondern das Verschütten und das Freilegen der noch kleinen Beikräuter. Es muss deshalb bereits das frühe Fädchen- bis Keimblattstadium der Beikräuter getroffen werden.

Direkt oder indirekt gefedert

Bei der Zinkenstriegeltechnik lassen sich prinzipiell Systeme mit direkt gefederten und mit indirekt gefederten Zinken unterscheiden.

Bei direkt gefederten Zinkenstriegeln sind die Striegelzinken mit Federwindung direkt am Rahmen montiert. Die Aggressivität der Zinken wird über die Verstellung des Anstellwinkels variiert. Die meisten Hersteller bieten dafür auch eine stufenlose, hydraulische Verstellung vom Schlepper aus an. Die Mehrzahl der angebotenen direkt gefederten Striegel hat frei bewegliche Zinkenfelder, die sich gut an wechselnde Bodenverhältnisse anpassen. Ein Nachteil ist, dass die Zinken bei Bodenunebenheiten keinen gleichmäßigen Druck ausüben und so auch eine unterschiedliche Arbeitsintensität aufweisen. Das kann zu Lasten der Kulturverträglichkeit gehen.

Eine Weiterentwicklung sind Striegel mit indirekter Federung der Striegelzinken. Sie unterscheiden sich deutlich von den direkt gefederten Striegeln. Die Zinken sind in einem starren Rahmen in Fahrtrichtung frei pendelnd aufgehängt, ein seitliches Ausweichen der Zinken ist nicht möglich. Jeder Zinken ist einzeln über eine Zug- oder Druckfeder (herstellerabhängig) mit dem Rahmen verbunden. Die Zinkenaggressivität wird somit nicht über die Verstellung des Neigungswinkels des Zinkenträgers, sondern durch die Veränderung der Vorspannung der Federn eingestellt. Das kann hydraulisch und stufenlos aus der Schlepperkabine heraus erfolgen. Der Druck ist so immer auf allen Zinken gleich, auch wenn sie durch Bodenunebenheiten unterschiedliche Stellungen haben. Damit passen sich indirekt gefederte Striegel der Bodenoberfläche sehr gut an. Selbst Kartoffeldämme lassen sich hervorragend striegeln. Dadurch entstehen ein ganzflächiges, gleichmäßiges Striegelbild und eine kulturschonende Arbeitsweise, insbesondere auch bei kleineren empfindlicheren Kulturstadien.

Viele Neuheiten

Auf der Agritechnica vergangenes Jahr in Hannover überraschte das vielseitige Angebot an Zinkenstriegeln. Einige Unternehmen sind neu in diese Sparte eingestiegen und präsentierten ihre Neuentwicklungen. Die meisten dieser neuen Zinkenstriegel wurden ebenfalls mit dem indirekten Federsystem konstruiert. Aber auch bei den etablierten Anbietern sind interessante Neuentwicklungen vorgestellt worden. Ein Anbieter hat statt Druck- oder Zugfedern pneumatische Druckzylinder an jedem Zinken verbaut, die über ein verzweigtes Leitungssystem mit der Druckluftanlage des Schleppers verbunden sind. Neben der pneumatischen Druckverstellung kann zusätzlich der Anstellwinkel der Zinken hydraulisch verstellt werden.

Drei Hersteller präsentierten eine automatische Tiefenregulierung. Diese Funktion soll eine gleichbleibende Arbeitstiefe über die gesamte Arbeitsbreite gewährleisten. Besonders bei wechselnden Bodenverhältnissen oder bei flach gesäten Kulturen kann das vorteilhaft sein in Bezug auf Regulierung und Kulturschonung. Auch die Arbeitsbreiten haben vereinzelte Anbieter dem Bedarf der Praxis angepasst. Aufgesattelte Striegel bis 27 m Arbeitsbreite sind zu bekommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die technischen Erneuerungen bei der Striegeltechnik im Praxiseinsatz bewähren und durchsetzen werden.

Sternrollhacke und Rollstriegel

Die Sternrollhacke arbeitet ebenfalls reihenunabhängig. Dieses Gerät - auch Rotary Hoe genannt - wird in den USA bereits seit Jahrzehnten in erster Linie als Krustenbrecher eingesetzt. Die Rollsterne haben untereinander einen Abstand von etwa 10 cm. Durch die abrollenden Werkzeuge mit löffelartigen Spitzen, die senkrecht in den Boden einstechen, wird eine kulturschonende Arbeitsweise sowie eine krustenbrechende, lockernde und belüftende Wirkung erreicht. Die Sternrollhacke erreicht somit ihre Stärke besonders auf verschlämmten, verkrusteten, lehmigen und tonigen Böden. Durch ihre Arbeitsweise werden Beikrautpflanzen vorrangig gelockert und teilweise auch entwurzelt.

Der Regulierungserfolg ist nicht mit dem eines Zinkenstriegels vergleichbar. Das Gerät leistet aber eine gute Vorarbeit, um im zweiten Arbeitsgang gute Regulierungserfolge im gelockerten Boden mit dem Zinkenstriegel zu erzielen. Zu fahren ist die Sternrollhacke mit vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten zwischen 15 bis 20 km/h. Das garantiert eine hohe Flächenleistung. Einsetzbar ist sie in nahezu allen Kulturen. Für Sandböden ist die Sternrollhacke weniger geeignet, da kaum zusammenhängende Bodenpartikel herausgebrochen werden, die Maschine schnell zu tief arbeitet und dadurch Kulturschäden möglich sind. Einige Hersteller haben ihre Sternrollhacke mit einer hydraulischen Druckverstellung ausgerüstet, um die Rollsterne je nach Bodenbeschaffenheit zu be- oder entlasten.

Der Rollstriegel ist eine weitere reihenunabhängige Regulierungstechnik mit abrollenden Werkzeugen. Dabei sind Zinken sternförmig in eine Kunststoffscheibe gegossen. Diese sternförmigen Arbeitswerkzeuge sind diagonal zur Fahrtrichtung angebracht und je nach Hersteller auch im Winkel verstellbar. Beim Fahren werden sie in Rotation versetzt und durchkämmen den Boden ganzflächig. Beikräuter werden herausgerissen, vorrangig aber verschüttet. Auch leichte Bodenverkrustungen werden aufgebrochen. Rollstriegel können eine Alternative zum Zinkenstriegel sein. In empfindlicheren Kulturen können sie jedoch schneller an ihre Grenzen in Bezug auf die Kulturschonung kommen. In Dammkulturen ist ein Einsatz nicht möglich. Bislang hat sich diese Technik in der Praxis noch nicht flächendeckend etablieren können.

Anbieter von Hack- und Striegeltechnik*

Firma

Hacktechnik

Zinkenstriegel

Sternrollhacken

Rollstriegel

Firmenlink

Agri Farm

 

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www.agrifarm-maschinen.com

Agronomic

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www.agronomic.fr

Annaburger

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www.annaburger.de

APV

 

x (i)

 

x

www.apv.at

Bayer Handelsvertretung

 

 

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www.rotary-hoe.com

Carré

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x (d)

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www.carre.fr

CFS

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www.cfsolution.at

Claydon

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www.claydondrills.com

CMN

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x (d)

 

 

www.cmn.dk

Dulks

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www.dulks.de

Einböck

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www.einboeck.at

Garford

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www.garford.com

Gothia Redscap

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www.gothiaredskap.se

Hatzenbichler

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www.hatzenbichler.com

Horsch

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www.horsch.com

K.U.L.T. Kress

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www.kress-landtechnik.de

Leibing

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www.dieter-leibing.de

Monosem

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www.monosem.com

Reichhardt

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www.reichhardt.com

Raven

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www.raveneurope.com

Samo

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www.variochop.at

Schmotzer / Amazone

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www.schmotzer-ht.de

Steketee / Lemken

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www.steketee.com

Taurus

 

 

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www.taurus-vertrieb.de

Thyregod

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www.thyregod.com

Treffler

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www.treffler.net

Trimble

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www.agriculture.trimble.com

*Keine Gewähr auf Vollständigkeit (Stand: 9. März 2020); **Anbieter von RTK-gesteuerter Verschieberahmentechnik oder Anbaugerätelenkung;  (i): indirekte Federung,  (d): direkte Federung der Striegelzinken

Autoren: Markus Mücke und Christian Kreikenbohm, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Quelle: LZ Rheinland, 24/2020, 12. Juni 2020

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