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Öko-Kartoffel Sortenversuche 2020

11.01.2021

In diesem Jahr wurden zwei Kartoffelsortenversuche auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben durchgeführt. Seit nunmehr über 22 Jahren führt die Landwirtschaftskammer Öko-Kartoffelsortenversuche durch. Anfänglich wurden circa neun Sorten jährlich geprüft, später bis zu 50 Sorten, während derzeit 38 Sorten in den Versuchen stehen.

Standorte und Sorten

Auf zwei Standorten (Viersen/Willich-Anrath und Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück) wurden weitestgehend sehr frühe bis mittelfrühe Sorten mit überwiegend festkochenden bzw. vorwiegend festkochenden Kocheigenschaften getestet. Auf beiden Standorten handelt es sich um jeweils einen sandigen Lehm.

►Tabelle Kartoffelsorten und Standort als PDF

Jahresverlauf 2020

Bei mildem Winter war es schwierig, ausreichende Kühlung in den Kartoffellägern und somit die Keimruhe zu halten. Feuchtigkeit im Lager führt teilweise zu vermehrtem Silberschorf und zu Schäden durch Fäulnisbakterien. Auch in 2020 gab es wieder eine Notfallzulassung für das Mittel ATTRACAP gegen Drahtwurm.

Das Niederschlagsniveau im Februar reichte nicht, um den Boden ausreichend mit Wasser aufzufüllen. Im März gab es dann Dauerniederschläge, die zu wassergesättigten Böden führten, teilweise musste sogar mit der Bearbeitung und Pflanzung gewartet werden. Die ersten Kartoffelbestände in NRW liefen dadurch erst Ende April auf. Ab diesem Zeitpunkt war das Wasser schon wieder so knapp, dass beregnet werden musste. Die Trockenheit hielt im Mai an und machte vielerorts weitere Beregnung notwendig. Wassersparende Möglichkeiten angefangen von Technik bis zu Fruchtfolgen müssen überdacht werden.

In diesem Jahr hat es an den Eisheiligen im Mai gefroren und die Kartoffelbestände haben das mehr oder weniger gut vertragen. Wie immer gab es Bestände, die gerade erst aufgelaufen waren und Bestände, die schon fast Reihenschluss zeigten. Auflaufende Bestände, die vorher gehäufelt worden waren und gut beregnete Bestände zeigten weniger Erfrierungserscheinungen an den Blättern.

Der Kartoffelkäfer trat in NRW ab Anfang Juni auf. Die warme Witterung hat ein frühes Auftreten gefördert und es bestand die Gefahr einer zweiten Welle aus den Erstgelegen Anfang Juli. Für Novodor FC und für NeemAzal-T/S gab es in diesem Jahr jeweils eine Notfallzulassung.

Ab Anfang Juli sind erste Krautfäulenester in den Beständen gefunden worden. Im August war auffällig, dass es Flächen mit sehr gutem, aber auch mit sehr schlechtem Ansatz gab. Außerdem war Beregnung zu diesem Zeitpunkt immer noch ein Thema. Die hohen Temperaturen im August und die regional, unterschiedlichen Starkniederschläge führten zu mehr faulen Knollen in den Dämmen (durch Krautfäule- und Erwiniaerreger).

Zeiternten 2020

Aufgrund der Erfahrungen aus dem BÖLN-Projekt 2009-2012 am Standort Gütersloh wurde auch in diesem Jahr wieder an zwei Standorten (VIE/GT) eine Zeiternte durchgeführt, um zu schauen, wie schnell die einzelnen Sorten vor einem möglichen Krautfäulebefall ihren Ertrag machen. Die Zeiternten sollen ca. 70 Tage nach dem Legen erfolgten, da dies der Zeitpunkt der ersten Krautfäuleinfektionen in NRW zu sein scheint. In Viersen (69 Tage, 22.06.2020) und Gütersloh (71 Tage, 27.06.2020) konnte zur angestrebten Zeit beerntet werden.

Am Standort Viersen hatten zu diesem Zeitpunkt die Sorten Annegret (125 %), Malika (126 %), Allians (115 %), Capucine (125 %), Olivia (113 %), Camelia (119 %) und Otolia (118 %) deutlich überdurchschnittliche Markterträge erzielt. Dies bezieht sich auf das Mittel der Standard- und Vergleichssorten (Goldmarie, Julinka, Muse, Simonetta, Otolia, Almonda und Wega), die zu diesem Zeitpunkt 188 dt/ha Marktertrag hatten.

Deutlich unterdurchschnittliche Markterträge wiesen die Sorten Marta (69 %), Tentation (53 %), Novira (65 %) und Sevilla (66 %) auf. Diese Sorten waren 2020 eher langsam in der Ertragsbildung. Übergrößen hatten zur Zeiternte bereits die Sorten Mascha, Twister und Theresa. Etwas mehr Untergrößen wiesen v.a. die Sorten La Vie, Antonia und Mary Ann auf. In Gütersloh lag das Mittel der Standardsorten zur Zeiternte mit nur 110 dt/ha wieder sehr niedrig. Daher lagen viele Sorten deutlich darüber: Annegret (129 %), Anuschka (148 %), Lea (142 %), Twister (190 %), Julinka (115 %), Muse (173 %), Simonetta (137 %), Mascha (191 %), Noblesse (112 %) und Carolus (115 %). Deutlich unterdurchschnittlich waren die Sorten Bropanna (69 %), Tentation (41 %), Marion (32 %), Wega (59 %), Almonda (61 %), Antonia (26 %), Jule (17 %), MaryAnn (21 %), Juventa (59 %), Novira (37 %) und Darling (64 %). Übergrößen gab es zu diesem Zeitpunkt in Gütersloh kaum, nur etwas bei Mascha, Untergrößen umso mehr, v.a. bei den Sorten Tentation, Marion, Antonia, Muse, Juventa und Darling. Die Mittelwerte über die Jahre zeigen, welche Sorten eher schneller und welche eher langsamer in ihrer Ertragsbildung sind.

►Tabelle Zeiternten als PDF

Krautfäule und Absterbegrad

Die Krautfäule trat in diesem Jahr so gut wie gar nicht auf. Es stresste die Pflanzen zunächst der Frost und später waren es Alternaria und Botrytis in Viersen. Daher ist zusätzlich der Absterbegrad dargestellt. Hier zeigte sich – wie erwartet – dass die sehr frühen und frühen Sorten bis zum 17.07.2020 zum großen Teil abgestorben waren, während bei den mittelspäten Sorten das Kraut bis zum 28.07.2020 abstarb.

In Gütersloh war Anfang Juli noch keine Krautfäule zu erkennen. Hier setzte dann das Absterben ein. Zum 22.07.2020 wurden höhere Werte bonitiert (siehe Abbildung), was aber mit dem Absterbeprozess zu tun hatte.

► Grafik Krautfäule VIE als PDF

► Grafik Krautfäule GT als PDF

► Grafik Absterbegrad VIE als PDF

Speisewertprüfung 2016 bis 2020

In der Speisewertprüfung werden Fleischfarbe, Farbreinheit, Festigkeit, Geruch und Geschmack bewertet und anschließend wird eine Gesamtnote zwischen 1 (sehr gut) und 5 (schlecht) vergeben. Alle Werte sind mit Vorsicht zu interpretieren, da wir nicht mit geschulten Testessern arbeiten. Allerdings soll der Geschmack des Verbrauchers getroffen werden. Über eine Vielzahl an Testern und Jahren kann man einen ganz guten Eindruck vom Geschmack der Sorten bekommen. Vorliegende Ergebnisse der vielen neueren Sorten sind aber überwiegend einjährig!

► Besonders gut schmecken die Sorten:Anuschka (2,6), Glorietta (2,6), Lea (2,3), Bropanna (2,4), Liliana (2,5), Goldmarie (2,6), Linda (2,5), Julinka (2,4), Tentation (2,4), Valdivia (2,6), Allians (2,3), Bernina (2,6), Danina (2,6), Mary Ann (2,5), Muse (2,6), Belmonda (2,6), Birgit (2,3), Madeira (2,4), Odett (2,5), Wendy (2,3) und LeVante (2,5).

► Bisher eher schlechter abgeschnitten haben die Sorten: Avanti (3,8), Stefanie (3,4), Sunshine (3,4),Capucine (3,5), Emanuelle (3,4), Olivia (3,5) und Cumbica (3,4).

► Tabelle Speisewertprüfung als PDF

► Grafik Speisewertprüfung als PDF

Ertragsleistungen zur Haupternte

An den Versuchsstandorten konnte zum Teil beregnet werden (Viersen) oder der Grundwasserspiegel ist relativ hoch (Gütersloh). Für alle Standorte wurden die Kartoffeln für die Sortenversuche zentral in Auweiler vorgekeimt. Die Erträge fielen in diesem gleich gut (VIE) oder aber besser (GT) aus. Im Mittel der Standardsorten Goldmarie, Julika, Muse, Simonetta, Otolia, Almonda und Wega wurde ein Rohertrag von 420 dt/ha in Viersen erreicht. Das waren 1 dt/ha mehr als im Jahr 2019 (+0,2 %). In Gütersloh erreichten die Standardsorten ein Mittel von 403 dt/ha, das waren 48 dt/ha mehr als in 2019 (+13 %). Die Untergrößen lagen im Mittel mit 1,5 % in Viersen sehr gering und mit 3,7 % in Gütersloh etwas höher. Übergrößen gab es dafür in Viersen etwas mehr in 2020 (18,9 %). In Gütersloh war der Anteil Übergrößen gering (8,8 %). Die Stärkegehalte waren mit 13,6 % in Viersen so hoch wie im Vorjahr und mit 14,4 % in Gütersloh etwas höher als im Jahr zuvor.

Die Roherträge der Kartoffelsorten lagen zwischen 279 dt/ha (Sorte Anuschka in VIE) und 601 dt/ha (Sorte Novira in GT) bei der Endernte.

► Deutlich über 100 % Marktertrag erzielten am Standort Viersen die Sorten Marta (126 %), Malika (129 %), Antonia (117 %), Mary Ann (127 %), Olivia (133 %), Camelia (137 %), Noblesse (119%) und Carolus (142 %) sowie am Standort Gütersloh die Sorten Twister (116 %) und Baltic Rose (150 %).

► Deutlich unter dem durchschnittlichen Marktertrag lagen am Standort Viersen: Anuschka (63%) und Tentation (79 %) sowie am Standort Gütersloh die Sorten La Vie (84 %) und Muse (86%).

► Tabelle Erträge, Sortierung und Stärkegehalte als PDF

Knollenbonituren

Bei den Knollenqualitäten fiel in 2020 am Standort Viersen v.a. der Befall mit Drahtwurm auf. Insbesondere die Sorten Annegret (88 %), Bropanna (88 %), Goldmarie (81 %), Twister (81 %), Mary Ann (80 %), Pocahontas (84 %) Simonetta (86 %) und Carolus (86 %) waren betroffen.

Außerdem traten stärkerer Drycore-Befall (v.a. Bropanna 83 %, Allians 80 % und Baltic Rose 80 %) auf. Auch die Rhizoctonia-Indices (also die Befallsintensität) waren in diesem Jahr höher (v.a. bei Baltic Rose 2,16; Otolia 2,22 und Simonetta 2,26). Einige Sorten zeigten einen höheren Schorf-Befall (z.B. Noblesse 88 %).

In Gütersloh wurden in diesem Jahr kaum Drycore und Drahtwurm ermittelt, dafür mehr Rhizoctonia. Insbesondere die Rhizoctonia-Indices waren bei den Sorten Lea (2,50), Bropanna (2,12), Julinka (2,30), Mary Ann (2,16), Baltic Rose (3,50) und Darling (2,04) erhöht. Schorfbefallene Knollen gab es kaum und insgesamt war der Index also die Befalls-Intensität hier auf beiden Standorten nicht so hoch. Eisenflecken trat am Standort Gütersloh in diesem Jahr nicht auf.

Auch die Rhizoctonia-Indices waren teilweise erhöht, dort war die Intensität des Befalls stärker (Mascha 1,60 und Bropanna 2,20). Außerdem traten noch stärkerer Drycore-Befall (Bropanna 24 %, Twinner 37 %, Tentation 24 % und Almonda 25 %) und etwas Drahtwurm-Befall (Allouette 24 %, Twinner 24 %, Tentation 26 % und La Vie 23 %) auf. Einige Sorten zeigten einen höheren Schorf-Befall (Avanti 29 %, Julinka 39 %, Almonda 33 % und Carolus 44 %).

In Gütersloh wurden in diesem Jahr auch höhere Rhizoctonia-Befallswerte bonitiert: Mascha 46 %, Twister 40 %, Valdivia 51 %, Baltic Rose 37 % und Carolus 43 %. Die Rhizoctonia-Indices waren bei den Sorten Wega (1,70) und Valdivia (2,40) erhöht. Drycore trat fast nicht auf, Drahtwurm bei Mascha mit 64 % massiv. Schorfbefallene Knollen gab es weniger und insgesamt war der Index also die Befalls-Intensität hier auf beiden Standorten nicht so hoch. Eisenflecken trat am Standort Gütersloh in diesem Jahr nicht auf.

►Tabelle Knollenbonitur VIE und GT als PDF


►Tabelle Sortenempfehlungen Öko-Kartoffeln NRW 2020 als PDF


► Beschreibung der Sorten im Einzelnen

Quelle: Dr. Claudia Hof-Kautz, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0221 5340 177, Mobil: 0171 5562 202, E-Mail: Claudia.Hof-Kautz@lwk.nrw.de

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