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Öko-Weizen mit traumhaften Erträgen

09.09.2022

2022 wurde fast kein Gelbrost mehr in den Öko-Landessortenversuchen beobachtet. Viele anfällige Sorten wurden aus den Versuchen genommen und dennoch tauchen immer wieder mal anfälligere Sorten auf - das Thema dürfte damit nicht vom Tisch sein. Vermutet werden neue Gelbrostrassen, die Resistenz-Gene in den Sorten durchbrechen können. Expertenmeinungen zufolge wird sich dieser Gelbrosttrend fortsetzen, und so ist auch in den folgenden Jahren mit Gelbrost zu rechnen. Wichtigste Gegenmaßnahmen sind die Beseitigung des Ausfallgetreides, eine intensive Stoppelbearbeitung und die richtige Sortenwahl inklusive des Anbaus von mindestens zwei als gelbrostgesund eingestuften Sorten zur Risikostreuung im Betrieb.

Erträge der Standorte und Sorten

In NRW erzielte der Weizen am Standort Warstein-Belecke 2022 im Mittel aller Sorten mit 70,7 dt/ha einen hervorragenden Weizenertrag, der mit 16,8 dt/ha über dem vergangenen Jahr lag, siehe Tabelle 1. Der neue Standort in Bad Sassendorf stieg ebenso mit 74,5 dt/ha im Mittel aller Sorten ein. Lichtenau musste aus arbeitstechnischen Gründen aufgegeben werden. In Wendlinghausen lag der Weizenertrag mit im Mittel 59,5 dt/ha etwas über dem Vorjahr.

Auch auf den guten Standorten in Hessen und Niedersachsen wurden zwischen 61,7 dt/ha in Gladbacherhof und 76,3 dt/ha in Frankenhausen im Mittel aller Sorten ebenso traumhafte Weizenerträge geerntet. Im Mittel aller Standorte (68,1 dt/ha) war das Jahr 2022 um fast 10 dt/ha besser als die Jahre davor, das dreijähriges Mittel liegt bei 58,5 dt/ha.

Bei den Sorten überzeugten in diesem Jahr hinsichtlich des Ertrags die E-Weizensorten Moschus (102 %) und Wendelin (100 %), die A-Weizensorte Illusion (100 %), alle B-Weizensorten: Argument (107 %), Campesino (113 %), Chevingnon (116 %), Informer (114 %), Gentleman (112 %) und Knut (120 %) sowie alle C-Weizensorten: KWS Keitum (122 %) und Revolver (121 %).



Mehrjährig geprüfte E-Weizen-Sorten

Aristaro E: Aristaro steht seit sechs Jahren im Sortiment und stammt über die bundesweiten Wertprüfungen aus der Ökozüchtung. Diese Sorte ist laut Züchterangabe steinbrand- und zwergsteinbrandresistent, hat eine geringe Flugbrand-Anfälligkeit und ist winterhart. Aristaro erreichte im Mittel 91 % Relativertrag. Die Proteingehalte lagen bei guten 10,7 % und auch die Feuchtglutengehalte sind mit 23,2 % vergleichsweise hoch. Aristaro ist begrannt und daher auch zur Wildabwehr bei Wildschweinen interessant. Im Bestand zeigte sie sich lang bis sehr lang bei mittlerer bis dichter Bestandesdichte und planophiler Blatthaltung. Daher war die Unkrautunterdrückung sehr gut. In diesem Jahr stand sie auf allen Standorten in NRW wieder ganz ausgezeichnet. Sie wird bundesweit geschätzt und als Vergleichsorte geführt, daher ist sie für einen Anbau im Ökolandbau zu empfehlen.

Moschus E: Eine sechsjährig geprüfte Sorte im Sortiment ist Moschus. Sie kommt auf gute 102 % Relativertrag, mittlere Proteingehalte von 10,2 % und mittlere Kleberwerte von 20,9 %. Moschus erscheint im Bestand zunächst etwas dünner und ist auch kleiner im Wuchs, daher kommt sie auf Problemstandorten mit starkem Unkrautbesatz, zum Beispiel Fuchsschwanz, nicht so zurecht. Die Blattstellung ist auch aufrecht. Auf anderen Standorten kann sie mit mittlerer bis dichter Bestandesdichte gut aussehen. Auffällig war, dass das Blatt lange grün und gesund war. Auch 2022 zeigte sie ein ähnliches Bild: geringe bis mittlere Länge und Bestandesdichte mit teilweise mehr Unkraut. Bundesweit ist sie als kürzere Sorte gar nicht so schlecht und kann bei genug Stickstoff und wenig Unkrautdruck angebaut werden.

Wendelin E: Eine Sorte aus der Öko-WP bis 2018 ist Wendelin. Sie kommt in drei Jahren auf 100 % Relativertrag. Die Proteingehalte sind mit 10,8 % vielversprechend. Der Feuchtglutengehalt liegt mit 24,0 % sehr hoch. Im Bestand sah Wendelin sehr schön aus: dicht und gleichmäßig mit geringem Unkrautbesatz, länger im Bestand, lange grün, also blattgesund und planophile Blattstellung. 2022 war Wendelin teilweise etwas dünner im Bestand. Bundesweit macht sie einen guten Eindruck und ist als Verrechnungssorte aufgestiegen. Diese Sorte ist in der Abbauempfehlung.

Thomaro E: Thomaro stammt ebenfalls aus der Öko-Züchtung (2018) und hat die Wertprüfung im Ökolandbau durchlaufen. Thomaro liegt bei 93 % Relativertrag im dreijährigen Mittel. Der Proteingehaltswert liegt bei mittleren 10,3 %. Die Feuchtgutengehalte sind knapp über dem Mittel bei 22,3 %. Bestand überzeugte Thomaro nicht so: eher etwas kürzer bis mittellang bei mittlerer Bestandesdichte und mittlerem Unkrautaufkommen und dünner sowie etwas ungleich im Bestand. Auch 2022 war teilweise mehr Unkraut zu verzeichnen und der Bestand wirkte etwas ungleich. Daher ist diese Sorte nicht erste Wahl.

Purino E: Noch eine Sorte aus der Öko-WP bis 2018 ist Purino. Diese Sorte liegt bei 97 % Relativertrag im dreijährigen Mittel bei stärkeren Schwankungen an den Standorten und in den Jahren. Die Proteingehalte sind mit 11,0 % gut und auch der Feuchtglutengehalt liegt mit 24,1 % über dem Durchschnitt. Im Bestand präsentiert sich Purino kürzer, gleichmäßig und aufrecht bei mittlerer bis dünnerer Bestandesdichte und relativ viel Unkraut. Auch 2022 waren die Bestände dünner und ungleich mit vermehrt Unkraut, daher ist auch diese Sorte nicht erste Wahl.

Adamus E: Diese begrannte Sorte ist seit drei Jahren im Sortiment. Sie startet mit 92 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen bei sehr guten 11,4 %. Auch der Feuchtklebergehalt ist mit 23,4 % sehr hoch. Die Fallzahl scheint mit 263 Sek. recht niedrig. Im Bestand sah Adamus schön aus: mittlere bis höhere Pflanzenlänge, mittlere bis höhere Bestandesdichte, geringer bis mittlerer Unkrautbesatz. Auch 2022 stand sie gut mittellang, dicht und gleichmäßig. Wer hohe Qualitäten wünscht und die Vorteile der Begrannung (Wildverbiß, Trockenheit) mitnehmen möchte, kann diese Sorte ausprobieren.

Curier E: Diese Sorte ist ebenfalls recht neu im Sortiment und stammt aus der Ökozüchtung, sodass sie bereits die Öko-WP bis 2019 der Kammer durchlaufen hat. Als neuere Sorte kommt sie im Mittel dreier Jahre auf 96 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen mit 10,1 % im Mittelfeld. Auch bei den Feuchtklebergehalten erreicht Curier mit 20,2 % nur mittlere Werte. Im Bestand zeigt Curier sich sehr schön dicht und gleichmäßig mit mittlerer bis hoher Pflanzenlänge und geringem Unkrautaufkommen Auch 2022 war der Bestand schön dicht, gleichmäßig und blattgesund. Diese Sorte hält sich im Mittelfeld.

Effendi E: Effendi – auch aus der Öko-WP bis 2019 – startet im Mittel dreier Jahre mit mittleren 95 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei mittleren 10,6 %. Der Feuchtglutengehalt ist etwas besser bei 22,3 %. Effendi steht auch mittel bis lang im Wuchs und mittel bis dicht im Bestand bei geringen bis mittlerem Unkrautdruck, teileweise etwas ungleich im Bestand, überwiegend aber sehr schön. 2022 war sie dicht, gleichmäßig und gesünder. Auch Effendi ist im Mittelfeld der Sorten.


Neuere ein- bis zweijährig geprüfte E-Weizen-Sorte

Grannosos E: Neu im Sortiment aus der Öko-WP bis 2020 ist Grannosos, eine begrannte Sorte. Diese Sorte startet im Mittel zweier Jahre mit 94 % Relativertrag. 2022 kann sie bei den insgesamt sehr hohen Erträgen nicht so mithalten (89 %). Die ersten Proteingehalte liegen bei mittlere 10,4 %, der Feuchtklebergehalt bei besseren 22,3 %. Bundesweit wird diese Sorte sehr gut eingeschätzt und ist als Vergleichssorte für die Öko-Wertprüfung das Bundessortenamt ausgewählt worden. Im Bestand sah Grannosos auf allen Standorten 2022 schön lang, dicht und gleichmäßig aus mit geringem Unkrautaufkommen bei planophiler Blatthaltung und recht blattgesund. Diese Sorte kann ausprobiert werden.

Wital E: Eine neue Sorte aus der Schweiz ist Wital. Sie kommt im Mittel zweier Jahre im Sortiment auf 90 % Relativertrag. Auch sie hat es schwer 2022 mitzuhalten (87 %). Die ersten Proteinwert liegen bei guten 11,1 % und auch beim Feuchtkleber startet sie gut mit 22,1 %. Im Bestand sieht Wital ganz gut aus: mittellang bei mittlerer bis dichter Bestandesdichte und geringem bis mittlerem Unkrautaufkommen auch durch die planophile Blatthaltung. In diesem Jahr erschien sie gleichmäßig, an einem Standort aber auch etwas ungleich im Bestand. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Castado E: Ein weitere neuer Öko-Winterweizen aus 2021 ist Castado. 2022 kommt die Sorte zunächst nur auf 90 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt im guten Mittelfeld mit 10,6 %, erste Feuchtglutengehaltswerte bringen gute 22,8 %. Die Fallzahl lag etwas niedriger bei 278 Sek.. Castado sah in Bad Sassendorf 2022 sehr schön lang im Pflanzenwachstum aus, dicht im Bestand und mit geringem Unkrautaufkommen. Auch in Belecke stand sie schön mittellang bis lang, mittel bist dicht im Bestand, dabei gleichmäßig und blattgesund. In Wendlinghausen war sie etwas dünner und mit Braunrost behaftet. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.


Mehrjährig geprüfte A-/B- & C-Weizen-Sorten

KWS Essenz A: Auch KWS Essenz steht seit vier Jahren im Sortiment. Sie kommt auf gute 98 % Relativertrag ein. Die Proteinwerte liegen bei mittleren 10,7 % mit guten Feuchtklebergehalten von 22,1 %. In Belecke sah die Sorte 2019 ganz gut aus: mittellang, dicht, mittlere Unkrautdichte; in Lichtenau leider nicht: mittellang, dünner im Bestand. 2020 sah die Sorte auf beiden Standorten besser aus und präsentierte sich im Mittelfeld, auch später in der Saison stand die Sorte dort gleichmäßig und dicht im Bestand.  2021 sahen die Bestände etwas schlechter aus, mittellang, ungleicher, mehr Unkraut, 2022 wieder besser: dicht, gleichmäßig, grün, recht gesund. Diese Sorte liegt im Mittelfeld.

Sarasto A: Diese recht neue Öko-Sorte (2019) wurde nur in Wendlinghausen geprüft. Sie stammt aus der Öko-WP und hat im Mittel dreier Jahre 91 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei mittleren 10,7 % bei sehr guten Feuchtgluteingehalten von 23,4 %. Im Bestand hatte sie 2020 anfänglich eine mittlere bis hohe Pflanzenlänge und Bestandesdichte mit entsprechen wenig Unkraut. Später erschien sie lang, mitteldicht und gleichmäßig. Auch 2021 und 2022 stand sie gut: lang, dicht, gleichmäßig nur etwas Unkraut. Auch diese Sorte befindet sich im Mittelfeld.

Argument B: Argument ist eine weitere vierjährig geprüfte Sorte im Sortiment. Diese Sorte liegt im Mittel bei guten 107 % Relativertrag. Die Proteinwerte liegt bei 9,4 %, der Feuchtglutengehalt lag auch unter dem Durchschnitt bei 16,7 %. Im Bestand war Argument anfänglich dünner und ungleich sowie kurz, später im Juni sah die Sorte dann besser aus: mittlere Pflanzenlänge, mittlere Bestandesdichte, mittleres Unkrautaufkommen. 2020 sah sie anfänglich mittelgut im Bestand aus und auch später in der Saison hatte sie eine mittlere Bestandesdichte, 2021 überzeugt sie im Bestand ebenfalls nicht: mittellang, mitteldicht, ungleich und mehr Unkraut. 2022 stand sie schön dicht, war aber blattkrank. Sollte diese Sorte in die Auswahl kommen, ist eine erhöhte Gelbrostanfälligkeit zu beachten.

Campesino B: Campesino kommt im Mittel dreier Jahre auf sehr gute 113 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei 8,7 %, der Feuchtgluteingehalt bei 16,1 %. Im Bestand präsentiert sich diese Sorte anfänglich gut mit mittlerer Pflanzenlänge und Bestandesdichte und wenig Unkraut. Später stand sie im Vergleich zu den anderen Sorten sehr dünn und ungleich im Bestand. Auch 2021 und 2022 stand sie sehr kurz, ungleich und dünn mit viel Unkraut. Aufgrund der sehr hohen Erträge ist diese Sorte interessant, zu beachten ist allerdings eine erhöhte Gelbrostanfälligkeit.

Chevignon B: Auch seit drei Jahren im Sortiment ist Chevignon, eine in Frankreich bereits schon weiter verbreitete Sorte. Auf die Winterfestigkeit muss geachtet werden. Diese Sorte startet mit sehr guten 116 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei 8,9 %, der Feuchtgluteingehalt bei 16,1 %. Im Anfang stand sie mittelgut im Bestand auf allen Standorten. Später erscheint sie eher sehr kurz, dünn und ungleich im Bestand. Auch 2021 gab es ein ähnliches Bild, aber diese Sorte steht etwas besser als zum Beispiel Campesino oder Informer, kurz bis mittellang bei mittlere Besandesdichte und mittlerem bis hohem Unkrautaufkommen, 2022 teilweise auch schön dicht, grün und gesund. Eine schöne Sorte, wenn Ökosaatgut zur Verfügung steht.

Informer B: Auch diese Sorte ist seit drei Jahren dabei und startet ebenfalls mit sehr guten 114 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen bei 9,0 %, der Feuchtglutengehalt bei 15,5 %. Im Bestand sah sie anfänglich in Belecke und Lichtenau gut aus bei mittlere Bestandesdichte und wenig Unkraut, in Wendlinghausen eher kurzer und dünner. Das zog sich bis zum Ende auch so hin: in Wendlinghausen eher geringere bis mittlere Bestandesdichte und ungleicher Bestand, aber gerade in Belecke sehr lang und schön dicht. Auch 2021 stand sie sehr kurz, dünn, ungleich mit viel Unkraut. 2022 war sie auf allen drei Standorten in NRW gleichmäßig und gesund. Auf gut versorten Standorten kann diese Sorte angebaut werden.

Ein- bis zweijährig geprüfte A-, B- und  C-Sorte ohne Anbauempfehlung

Fritop A: Eine neue Sorte aus 2021 ist Fritop, eine begrannte Öko-Sorte. Sie startet mit 98 % Relativertrag und war 2022 besser (103 %). Erste Proteinwerte liegen bei 9,4 %. Der Feuchtglutengehalt ist mittel bis gut bei 22,6 %. Im Bestand sah diese Sorte sehr schön aus: sehr lang, dicht, gleichmäßig, kaum Unkraut auch durch die planophile Blatthaltung. Aufgrund der Länge scheint diese Sorte lageranfälliger zu sein. In diesem Jahr war sie sehr gleichmäßig, dicht und lang im Bestand, aber mit Braunrost später blattkrank. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Blickfang A: Eine weitere neue Sorte aus 2021 mit durchlaufender Öko-WP ist Blickfang. Sie kommt 2022 auf 92 % Relativertrag bei schwankenden Erträgen. Der Proteingehalt liegt zunächst bei 10,7 %, der Feuchtglutengehalt bei 19,0 %. Im Bestand sah sie 2022 vergleichsweise sehr dünn und ungleich aus und war blattkrank. Leider ist bei dieser Sorte Gelbrost aufgetreten, sodass sie nicht weiterverfolgt wird.  

Illusion A: Neu im Sortiment ist Illusion. Sie starte mit 100 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei 9,9 % und die Feuchtglutengehalte bei 21,5 %. Im Bestand 2022 sah sie eher dünner und ungleich aus mit mehr Unkrautaufkommen sowie blattkrank mit etwas Gelbrost in Wendlinghausen. Die Fallzahl lag nur bei 150 Sek.. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Gentleman B: Neu aus 2020 ist Gentleman. Diese Sorte steigt mit guten 112 % Relativertrag ein. Der Proteingehalt liegt bei 9,3 %, die Feuchtglutengehalte bei 18,8 %. Im Bestand präsentierte sich diese Sorte 2022 sehr kurz, dünner, ungleich aber blattgesund. In Bad Sassendorf war sie sehr dicht. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Knut B: Die Sorte Knut aus 2021 startet im ersten Jahr mit hervorragenden 120 % Relativertrag. Der Proteinwert liegt bei 8,8 % und die Feuchtklebergehalte bei 18,4 %. Im Bestand war Knut 2022 ganz gut: mittellang und dicht, etwas ungleich, geringes Unkrautaufkommen. Für gut versorgte Standorte mit geringem Unkrautdruck eine Sorte zum Ausprobieren.

KWS Keitum C: Die Sorte KWS Keitum aus 2020 steht im zweiten Jahr im Sortiment. Sie kommt auf hervorragenden 122 % Relativertrag. Die Proteinwerte liegen bei 8,3 %, die Feuchtglutengehalte bei 15,6 %. Aufzupassen ist offenbar bei der Fahlzahl (226 Sek.). Im Bestand sah sie mittelgut aus: recht kurz bei mittleren Bestandesdichten, ungleich und mittel bis höherem Unkrautaufkommen. Auch 2022 stand sie etwas ungleich. Diese Sorte kann ausprobiert werden.

Revolver C: Eine weitere ganz neue Sorte aus 2021 ist Revolver. Auch sie startet mit hervorragenden 121 % Relativertrag. Die ersten Proteinwerte liegen bei 8,3 %, die Feuchtglutenwerte bei 13,6 %. Im Bestand erscheint Revolver mittellang, dicht, mal gleichmäßig, mal nicht gleichmäßig mit geringem Unkrautaufkommen. Aufgrund der hohen Erträge eine interessante Sorte für bessere Lagen.



Fazit für 2022

Gelbrost war durch den Wegfall stark anfälliger Sorten aus dem Prüfsortiment schon fast aus dem Kopf, allerdings fielen einige Sorten auf. 

Langjährig geprüft und ausgewogen in Ertrag (102 %) und Qualität (10,2 % Protein, 20,9 % Kleber) ist Moschus. Moschus als sehr kurzer Weizen passt auf gut versorgte Standorte oder nach Kleegrasumbruch und wenig Unkrautdruck. Nicht mehr im Sortimentsprüfung, aber weiterhin auch hierfür empfohlen, ist die Sorte Genius (kurz für gut versorgte Standorte, ausgewogen in Ertrag und Qualität). Außerdem könnten hier auch KWS Essenz (98 % Ertrag, 10,7 % Protein, 22,7 % Kleber) als mittellange Sorte interessant sein oder auch zum Ausprobieren die neuere Öko-Sorte Grannosos, die ebenfalls ausgewogen scheint mit 98 % Ertrag, 10,4 % Protein und 21,2 % Kleber.

Anbauwürdig als ertragsbetonte Sorten aus dem B-Weizen-Segment sind: Campesino (114 %, Gelbrost anfälliger), Chevignon (114 %) sowie Informer (112 %). Auch Argument (107 %) ist möglich, wobei hier ebenfalls eine erhöhte Gelbrostanfälligkeit zu beachten ist. Die neue Sorte Knut (120 %) kann ausprobiert werden. Die kurzen C-Futterweizensorten glänzen mit sehr hohen Erträgen zum Beispiel KWS Keitum (122 %) oder Revolver (121 %). Gerade die letztgenannten Sorten sind sehr kurz, dünn und ungleich im Bestand und eignen sich vor allem für gut versorgte Standorte nach Umstellung oder Kleegrasumbruch mit wenig Unkrautdruck.

Wer mehr Qualität haben will, kann mit den Öko-Züchtungen qualitätsbetonte Sorten anbauen. Wendelin als neuere Öko-Sorte scheint zudem ebenfalls ausgewogen in Ertrag (100 %) und etwas besser in der Qualität (10,8 % Protein und 24,0 % Kleber) zu sein. Hoch in der Qualität sind: Aristaro (23,7 % Kleber), Adamus (23,4 % Kleber), Effendi (22,3 % Kleber) und Sarastro (23,4 % Kleber). Aristaro, Adamus und Grannosos sind überdies auch begrannte und trockenheitstolerantere Weizensorten.


Dr. Claudia Hof-Kautz,

Landwirtschaftskammer NRW

 

Weitere Informationen

Kontakt

Dr. Claudia Hof-Kautz
Fachbereich 53 — Ökologischer Land- und Gartenbau
Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler
Gartenstraße 11, 50765 Köln-Auweiler
Tel.: 0221 5340 177
Fax: 0221 5340 299
Mobil: 0171 5562 202
E-Mail: Claudia.Hof-Kautz@lwk.nrw.de

Arbeitsschwerpunkte:

  • Versuchsleitung Acker- und Feldgemüsebau
  • Leitbetriebe Ökologischer Landbau NRW
  • Projektakquise

Saatgutbezug

Die Verwendung von ökologisch erzeugtem Saat- und Pflanzgut ist grundsätzlich gemäß EU-Bioverordnung vorgeschrieben. Der Saatgutbezug kann über die Ökosaatgutvermehrer aus NRW, zum Beispiel Bioland-Z-Saatgutliste, erhältlich beim Bioland Landesverband NRW erfolgen. Die Verfügbarkeit einzelner Sorten finden Sie im Überblick unter www.organicXseeds.de. Zu beachten ist auch die Einstufung des Winterweizens in die Kategorie I. Vorhandene Sorten in den Qualitätsstufen Population, A, B, C und E müssen als Öko-Qualitätssaatgut verwendet werden. 


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