Für die mechanische Beikrautregulierung im Getreide stehen verschiedene Geräte, wie Zinkenstriegel, Sternrollhacke, Rollstriegel und Scharhacke, zur Auswahl. Diese Geräte können flankierend auch für die Einarbeitung von organischen Düngern in Getreide genutzt werden, um eine effizientere Ausnutzung zu erreichen Für den Betrieb das passende System zu finden, ist von vielen Standort- und betriebsspezifischen Faktoren abhängig. Der folgende Bericht erläutert mögliche mechanische Verfahren und stellt Versuchsergebnisse vor.
Der Beikrautregulierungserfolg im ökologischen Getreideanbau wird durch ackerbauliche und durch mechanische Maßnahmen beeinflusst. Besonders die ackerbaulichen Maßnahmen sind wirksame „Stellschrauben“ in der Beikrautregulierungsstrategie. Dazu gehört eine vielfältige Fruchtfolge mit dem Wechsel von Sommerungen und Winterungen, die Integration von Kleegras, sowie der Wechsel von Halm- und Blattfrüchten. Außerdem tragen spätere Aussaattermine beim Wintergetreide, und die Auswahl frohwüchsiger Sorten mit einer frühen und hohen Beschattungsleistung zur Reduktion von Beikräutern bei. Durch die Richtlinien des Ökolandbaus und der Bio-Anbauverbände ist die Zufuhr an organischen Düngern begrenzt und mineralische Stickstoffdünger sind verboten. Stickstoffliebende Samenunkräuter (Nitrophyten), wie beispielsweise Klettenlabkraut, und Gräser, wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm, haben dadurch häufig eine geringere Bedeutung. Gleichwohl müssen auch im Ökolandbau eine ausgewogene Nährstoffversorgung und der Ausgleich von Entzügen durch die Abfuhr von Ernteprodukten in der Gesamtfruchtfolge beachtet werden.
In einem vierjährigen Versuchsvorhaben hat der Fachbereich Ökolandbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen verschiedene mechanische Regulierungsverfahren in Öko-Winterweizen verglichen. Die Versuche sind vom Land Niedersachsen finanziell unterstützt worden und wurden auf einem langjährig umgestellten Betrieb im Landkreis Uelzen durchgeführt. Verglichen wurden folgende Geräte:
Diese mechanischen Varianten wurden zudem mit einer Düngung von 65 kg N/ha über Bio-Hühnertrockenkot (HTK) und ohne jegliche organische Düngung miteinander verglichen. Weitere Informationen zum Versuch sind in der Tabelle 1 zusammengefasst. Folgende Versuchsfragen standen im Focus des Versuchs: Wie wirken sich die organische Düngung mit HTK und die mechanischen Verfahren auf den Beikrautregulierungserfolg, auf den Ertrag und auf die Backqualitäten aus?
Im ökologischen Getreideanbau wird überwiegend der Striegel zur mechanischen Beikrautregulierung eingesetzt. Er arbeitet reihenunabhängig, ganzflächig und mit einer hohen Flächenleistung. Am wirksamsten ist der Striegel, wenn sich die Beikräuter im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium befinden. Denn die wesentliche Wirkung des Striegels beruht auf dem Entwurzeln und Verschütten der kleinen Pflanzen. Beispielsweise lassen sich konkurrenzstarken Arten, wie Kamille, Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Klettenlabkraut oder die Zweisamige Wicke, am wirkungsvollsten im Keimblatt bis Einblattstadium regulieren. Überwiegen diese Arten, kann ein Striegeleinsatz im Wintergetreide bereits im Herbst sinnvoll sein. Die Striegelwirkung durch das Entwurzeln und Verschütten lässt in den fortschreitenden Entwicklungsstadien der Beikräuter aufgrund der stärkeren Wurzelausbildung und Blattmasse, besonders im Frühjahr, deutlich nach. Mit Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit und über die Striegeleinstellung lässt sich diese zwar erhöhen, kann aber zulasten der Kulturverträglichkeit gehen.
Die Sternrollhacke oder auch Rotorhacke arbeitet wie der Zinkenstriegel ebenfalls reihenunabhängig. Die Rollsterne haben untereinander einen Abstand von etwa 10 cm. Durch die abrollenden Werkzeuge mit löffelartigen Spitzen, die senkrecht in den Boden einstechen, wird eine krustenbrechende und lockernde Wirkung erreicht. Die Sternrollhacke spielt somit ihre Stärke besonders auf verschlämmten, verkrusteten Böden aus. Durch ihre Arbeitsweise wird auch eine Nebenwirkung auf die Beikrautregulierung erreicht. Die Beikräuter werden vorrangig gelockert und teilweise auch entwurzelt. Die Flächenleistung der Sternrollhacke ist hoch, da sie mit vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten von mindestens 15 bis über 20 km/h gefahren werden muss. Trotz, oder gerade wegen dieses hohen Tempos ist die Kulturschonung überraschend gut. Ein guter Einsatzzeitpunkt dieser Technik liegt im Wintergetreide im Frühjahr. Sie kann aber auch in vielen anderen Kulturen, wie Zuckerrüben, Mais und Körnerleguminosen, zum Einsatz kommen.
Ein positiver Nebeneffekt ist die Belüftung des Bodens, wodurch das Wachstum der Kulturpflanze gefördert werden kann. Unter sehr lockeren Bodenverhältnissen, insbesondere auf Sandböden ist die Sternrollhacke weniger geeignet, da es kaum zusammenhängende Bodenteile gibt und bei wiederholten Überfahrten die Maschine zu tief arbeitet, wodurch Schäden und Wuchsbeeinträchtigungen an den Kulturpflanzen entstehen können. Zur Tiefenbegrenzung sollten unbedingt Stützräder an der Sternrollhacke vorhanden sein.
Grundsätzlich kann Getreide auch als Hackfrucht angebaut werden. Insbesondere auf tonigen oder lehmigen Böden, wo der Zinkenstriegel bei Verschlämmungen und Austrocknung schnell an seine Grenzen kommen kann, kann das Hacken wesentlich wirksamer sein. Aber auch auf Sandböden ist das Hacken von Getreide grundsätzlich möglich. In der Praxis hat sich der doppelte Getreidereihenabstand von etwa 25 cm bewährt. Dafür werden von verschiedenen Herstellern Scharhacken angeboten. Besonders Kamera-, aber auch RTK-gesteuerte Scharhacken setzen sich in der Praxis immer mehr durch. Sie erleichtern gerade bei engeren Reihenabständen die Hackarbeit oder entlasten die fahrende Person auf dem Schlepper und können höhere Flächenleistungen erreichen. Aber auch erheblich kostengünstigere, manuell gesteuerte Scharhacken im Frontanbau haben nach wie vor eine Bedeutung und kommen für Betriebe mit kleiner bis mittlerer Flächenausstattung in Frage.
Die vierjährigen Versuchsergebnisse sind als Mittelwerte in den Abbildungen 1 bis 3 dargestellt. Die Abbildung 1 zeigt den Beikrautregulierungserfolg nach Abschluss der Regulierungsmaßnahmen. Auffallend ist, dass in allen mit HTK gedüngten Varianten der Beikrautdeckungsgrad deutlich höher ist als in den ungedüngten Varianten. Die Beikräuter haben ebenfalls von der HTK-Düngung profitiert. Es zeigte sich in den gedüngten Varianten eine deutlich stärkere Verkrautung, was den Regulierungserfolg der Einzelmaßnahmen beeinflusste und auch an den Boniturergebnissen in Abbildung 1 gut zu erkennen ist. Durch die Düngung kann sich das Konkurrenzvermögen der Kulturpflanzen zugunsten der Beikräuter verschieben, so dass diese sich vermehrt etablieren können. Das wiederum bedarf einer höheren Regulierungsintensität. Die Leitverkrautung bestand auf den Versuchsflächen aus Vogelmiere, Windhalm, Hirtentäschel, zweisamige Wicke und Ehrenpreis.
Die Scharhacke erreichte gegenüber dem Striegel und der Sternrollhacke in dem vierjährigen Versuchszeitraum den höchsten Regulierungserfolg. Besonders in den mit HTK gedüngten Varianten zeigte die Scharhacke ihre Stärke. Wird nach der Scharhacke zusätzlich der Striegel eingesetzt, verbessert sich die Regulierungswirkung leicht. Die Beikräuter werden durch den Striegel intensiver entwurzelt und aus dem Boden gezogen, sodass sie besser und schneller vertrocknen. Die Einarbeitung des HTK verbesserte sich erst im zweiten und dritten Durchgang mit der Scharhacke, da der Boden erst durch die wiederholte Bearbeitung lockerer und schüttfähiger wurde und ein besserer Mischeffekt eintrat.
Die Kombination von Sternrollhacke und Zinkenstriegel erreichte ebenfalls einen hohen Regulierungserfolg, der nur unwesentlich schlechter gegenüber den Varianten mit der Scharhacke ausgefallen ist. In den Versuchen zeigte es sich, dass die Beikräuter mit der Sternrollhacke gelockert und teilweise auch freigelegt werden. Der folgende Zinkenstriegel zieht die gelockerten Beikräuter aus der Erde und entwurzelt sie, sodass sie vertrocknen können. Dadurch verbessert sich der Regulierungserfolg deutlich gegenüber den beiden Varianten mit dem getrennten Einsatz der beiden Geräte. Zu berücksichtigen ist, dass durch die Zinken der Sternrollhacke auch die Getreidepflanzen im Boden leicht gelockert werden können. Es ist deshalb wichtig den nachfolgenden Zinkenstriegel nicht mit einer zu aggressiven Einstellung und einer zu hohen Geschwindigkeit zu fahren, da sonst die Getreideverluste deutlich ansteigen können. Werden Striegel und Sternrollhacke getrennt gefahren, zeigte sich in diesen Versuchsvarianten eine schwächere Regulierungswirkung. Insbesondere die Sternrollhacke überzeugte in ihrer Wirkung zur Beikrautregulierung nicht.
Überrascht haben die Ertragsergebnisse im Mittel des vierjährigen Versuchszeitraums, siehe Abbildung 2. Trotz der unterschiedlichen Beikrautdeckungsgrade zwischen den mechanischen Verfahren, konnten keine absicherbaren Ertragsunterschiede - weder in den ungedüngten, noch in den gedüngten Varianten, festgestellt werden. Dagegen ergaben sich deutliche und auch absicherbare Ertragsunterschiede durch die HTK-Düngung. Die Ertragsabsicherung lag bei über 20 %.
Als Parameter für die Backqualitäten wurde in den Versuchen der Feuchtklebergehalt untersucht, da dieser im Ökolandbau als Qualitäts- und Abrechnungsparameter vom Handel herangezogen wird. Bei den Feuchtklebergehalten zeigten sich zumindest Tendenzen, siehe Abbildung 3. Demnach konnten in den Varianten mit der Scharhacke tendenziell höhere Feuchtklebergehalte festgestellt werden. Das lässt vermuten, dass durch die bessere Einarbeitung des Hühnertrockenkotes und durch die intensivere Bodenlockerung eine höhere Mineralisierung von Nährstoffen erreicht wurde. Außerdem können auch die weiteren Reihenabstände von 25 cm die Feuchtklebergehalte positiv beeinflusst haben.
Die Versuche haben gezeigt, dass mit der Scharhacke die sicherste Beikrautregulierung erreicht wird. Allerdings konnten keine signifikanten Ertragsunterschiede festgestellt werden. Tendenziell konnten zumindest die Backqualitäten verbessert werden. Es ist zu beachten, dass die Sä- und Hacktechnik aufeinander abgestimmt sein muss. Soll mit 6 m Arbeitsbreite gehackt werden, muss auch auf 6 m Arbeitsbreite gesät werden. Dadurch entstehen wesentlich höheren Verfahrenskosten gegenüber einem Striegelsystem. Denn es sind die erforderlichen größeren Schlepperleistungen und -gewichte zu berücksichtigen. Das Hacken kann besonders auf lehmigen oder tonigen Standorten wirkungsvoller gegenüber dem Striegel sein, da der Striegel besonders bei trockenen und harten Bodenverhältnissen schnell an seine Grenzen kommen kann. Das Hacken von Getreide kann dazu beitragen, den Beikrautdruck auch in der Gesamtfruchtfolge zu reduzieren. Das dürfte vor allem beim Anbau von Feldgemüse oder Zuckerrüben vorteilhaft sein. Durch die intensivere und häufigere Bodenlockerung in wachsenden Kulturen durch die Scharhacke ist in Kartoffelfruchtfolgen als Sekundärwirkung eine Reduktion des Drahtwurmbefalls denkbar. Allerdings ist durch die intensivere Bodenlockerung ein höherer Humusabbau nicht auszuschließen. Ein entsprechender Ausgleich durch organische Düngung, Fruchtfolge und Zwischenfruchtanbau ist zu berücksichtigen.
Besonders Wintergetreidebestände können nach niederschlagsreichen Wintermonaten im Frühjahr verschlämmt oder verkrustet sein. Unter solchen Bodenverhältnissen kann der Zinkenstriegel an seine Grenzen kommen. Eine sehr gute Unterstützung bietet unter solchen Bodenbedingungen die Sternrollhacke. Wie die Versuche gezeigt haben, konnte mit der Kombination Sternrollhacke und Zinkenstriegel ein hoher Regulierungserfolg erzielt werden. Die Wirkung kommt einem Hack-System sehr nahe. Flankierend sind hohe Flächenleistungen mit diesem System möglich: Die Anschaffungskosten fallen niedriger aus, zumal sich eine Sternrollhacke auch gut überbetrieblich nutzen lässt. Da beide Geräte reihenunabhängig arbeiten, müssen aber auch Kulturpflanzenverluste einkalkuliert werden. Deshalb sind gegebenenfalls höhere Aussaatstärken von etwa 5 bis 10 % einzuplanen.
In den Versuchen konnte festgestellt werden, dass sich mit der Kombination Sternrollhacke plus Striegel bereits im ersten Arbeitsgang organische Dünger am besten einarbeiten lassen. Kommt ausschließlich der Striegel zum Einsatz, erreicht er besonders unter trockenen Bodenbedingungen nur eine unbefriedigende Einarbeitung.
Markus Mücke,
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Ob die Scharhacke, der Striegel oder die Kombination von Sternrollhacke oder Striegel im ökologischen Getreideanbau für die Beikrautregulierung zu bevorzugen ist, hängt von vielen betriebsindividuellen Faktoren wie Standort, Beikrautbesatz, Fruchtfolge, Nährstoffversorgung, Betriebsschwerpunkt und arbeits- sowie betriebswirtschaftlichen Aspekten ab. Grundsätzlich sollten bei der Beikrautregulierung im ökologischen Getreidebau nicht nur die mechanischen Verfahren in Vordergrund stehen. Vorrangig müssen auch ackerbauliche Maßnahmen, wie beispielsweise eine vielfältige Fruchtfolge, Aussaatzeitraum und die Wahl von Sorten mit hoher Beikrautunterdrückung, konsequent berücksichtigt werden.
Daneben gilt es, die mechanischen Regulierungsintensitäten im Getreide an den jeweiligen Beikrautbesatz anzupassen. Viele Beikrautarten stellen für Getreide eine geringere Konkurrenz dar. Zu nennen sind da beispielsweise Taubnessel, Ehrenpreis, Hirtentäschel, Vogelmiere und Stiefmütterchen, die eine geringe Konkurrenz oder eine geringere Regulierungsintensität erlauben.
Im Hinblick auf den Schutz von Bodenbrütern und Niederwild sollten im Frühjahr mit Beginn der Schossphase des Getreides die mechanischen Regulierungsmaßnahmen zum Abschluss kommen. Die Versuche haben zudem gezeigt, dass vielmehr die Nährstoffversorgung eine zentrale Rolle im Ökobetrieb spielt. Dabei geht es nicht nur um Stickstoff, sondern auch um die Grundnährstoffe und Spurennährstoffe. Viehlose Öko-Betriebe stehen hier vor größeren Herausforderungen als viehhaltende Betriebe, da zugelassene organische Dünger derzeit knapp verfügbar sind. Das erfordert eine mehrgleisige Absicherung über beispielsweise den Leguminosenanbau, die innerbetriebliche Verwertung von Kleegras, Futter-Mist-Kooperationen oder der Zukauf von zugelassenen organischen Düngern.