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Proteinreiche Vielfalt für Teller und Trog

22.12.2022

Der Leguminosenanbau in NRW nimmt Fahrt auf, denn die Kosten für importierte Proteinfuttermittel und Stickstoffdünger steigen. Darüber hinaus wächst der Markt für vegetarische und vegane Lebensmittel. Leguminosen sind daher auch als Proteinquelle in der Humanernährung gefragt. Wie der Leguminosenanbau in NRW bisher vorangekommen ist und was bei Anbau, Verwertung und Vermarktung von Ackerbohne, Erbse, Soja und Co. zu beachten ist, erfuhren Landwirtinnen und Landwirte beim 12. Leguminosentag am 8. Dezember auf Haus Düsse. 

Obwohl der Anbau von Leguminosen seit 2015 bereits stark zugenommen hat, liegt der Selbstversorgungsgrad bei großkörnigen Leguminosen ohne Sojabohnen gerade einmal bei rund 60 %. Alleine in Nordrhein-Westfalen fehlten rund 10 000 ha Anbaufläche, so die Einschätzung von Petra Zerhusen-Blecher, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest.

Für 2022 weist die Statistik für NRW eine Gesamtanbaufläche für die vier wichtigsten Körnerleguminosen Ackerbohne, Erbse, Lupine und Soja von knapp 20 000 ha aus. Spitzenreiter ist die Ackerbohne mit 12 800 ha, gefolgt von der Erbse mit 5 700 ha. Landwirtinnen und Landwirte in NRW, die diese Körnerleguminosen bereits in ihre Fruchtfolge einbauen, haben die Produktionstechnik offenbar im Griff, denn in den letzten beiden Jahren lagen die Erträge im NRW-Landesdurchschnitt deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Besonders interessiert lauschten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer deshalb auch den Erfahrungsberichten der Praktiker, die schon mehrere Jahre erfolgreich Leguminosen anbauen, und diese entweder als Futter nutzen oder als Lebensmittel vermarkten.


Bohnen für Homo sapiens

Die Wertschöpfung so gut es geht im eigenen Unternehmen halten: Diesen Weg verfolgen die Betriebsinhaber vom Hof Sprenker in Beckum, denn neben Schweinehaltung und klassischem Ackerbau produziert der landwirtschaftliche Betrieb unterschiedliche Bohnen für die menschliche Ernährung.

Besonders die Edamamebohne, eine vielfältig verwendbare Gemüsesojabohne aus der japanischen Küche, hat es Betriebsleiter Benedikt Sprenker angetan. Je nach Marktsituation kann die Gemüsebohne frisch oder in konservierter Form vermarktet werden. Darüber hinaus verkauft der Betrieb auch einen Falafelmix, einen Brotaufstrich und Nudeln aus den hofeigenen Edamamebohnen. Die Vermarktung der Bohnenprodukte erfolgt über den eigenen Hofladen, über Kantinen, Gastronomiebetriebe und über die Organisation „Marktschwärmer“.

„Edamamebohnen sind ein teures Gemüse, entsprechend müssen wir auch unsere Kulturen schützen. Deshalb bewässern wir unsere Bohnen mit Tropfschläuchen und decken sie zum Beispiel gegen Vogelfraß ab“, zählte der Referent einige Maßnahmen auf und ergänzte: „Mittlerweile sind wir sicher, dass es mit dem Speisebohnenanbau funktioniert. Beim Aufbau dieses Betriebszweigs haben wir auch sehr vom Informationsaustausch in den verschiedenen Netzwerken profitiert.“ Die jüngsten „Kinder“ der Beckumer Bohnen-Pioniere sind Kidneybohnen und Black Beans, die das Speiseleguminosen-Portfolio ergänzen sollen.

Jan Wittenberg bewirtschaftet einen Bio-Marktfruchtbetrieb im niedersächsischen Nordstemmen. Er baut neben Winter- und Sommergetreide auch Soja- und Ackerbohnen, Weiße Lupinen und Linsen an - und das seit 25 Jahren pfluglos. Dass die frühen und späten Körnerleguminosen zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden und nicht zeitgleich mit dem Getreide vom Feld müssen, sieht der Landwirt als großen Vorteil. So würden Arbeitsspitzen gebrochen und das schaffe Freiräume, betonte der Bio-Ackerbauer.


Superfood für Pferde

Auch die kleinkörnigen Leguminosen standen auf der Agenda der Tagung: Jan-Wilhelm Wetehof aus Herford betreibt mit seiner Familie einen Pferdepensions- und Zuchtbetrieb. Er baut unter anderem Luzerne an, die als Heu an die Tiere verfüttert wird. Da die Pferde einen hohen Rohfaseranteil benötigen, wird die Leguminose erst spät, entweder in der Blüte oder zum Ende der Blüte, geerntet und mit einer Restfeuchte - ähnlich einer Heulage - in Rundballen gepresst.

Seit 2018 ist auf dem Hof eine Heutrocknungsanlage installiert, mit der 46 Rundballen gleichzeitig getrocknet werden können. Die notwendige Wärmenergie für die Trocknung liefern eine Photovoltaikanlage und eine Hackschnitzelheizung. Das so erzeugte Luzernenheu erhalten laktierende Stuten und alte Pferde gezielt über eine automatische Abruffütterung. Durch die schonende Behandlung des Ernteguts auf dem Feld mit nur wenigen Arbeitsgängen und einer nachgeschalteten Trocknung könne eine hervorragende Heuqualität erreicht werden, erläuterte Jan-Wilhelm Wetehof.


Annegret Keulen/ LZ Rheinland 51/2022

Weitere Informationen

Suche und Biete auf www.landservice-marktplatz.de

Wie komme ich an regional erzeugte Bohnensnacks für meinen Hofladen und welcher Tierhalter interessiert sich möglicherweise für meine Partie Futterackerbohnen? Der digitale Marktplatz für Geschäftskunden www.landservice-marktplatz.de der Landwirtschaftskammer NRW soll Anbietende und Suchende bestimmter Produkte zusammenbringen und den regionalen Absatz landwirtschaftlicher Produkte in NRW fördern, erläuterte Birgit Jacquemin, Landwirtschaftskammer NRW. Ein Erklärfilm auf der Startseite der Plattform zeige in wenigen Minuten, wie der digitale Marktplatz funktioniere, so die Beraterin.

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