Im konventionellen Ackerbau lenken zunehmende Resistenzen, Wirkungslücken bei Herbiziden, der Wegfall von Wirkstoffen und sonstige Beschränkungen in zum Beispiel Wasserschutzgebieten ein verstärktes Interesse auf mechanische Regulierungsverfahren. Flankierend geben aktuell Fördergelder vom Bund den Anreiz, in Striegel und Hacke zu investieren. Für den erfolgreichen Einsatz mechanischer Verfahren sind allerdings zahlreiche Dinge zu beachten.
Weiterentwicklungen hat es bei der Striegel- und Hacktechnik in den zurückliegenden Jahren stetig gegeben. Besonders in jüngster Zeit ist eine ganze Reihe von neuen technischen Entwicklungen im Bereich der mechanischen Beikrautregulierung hervorgegangen. Flankierend sind namhafte Hersteller, aber auch gänzlich neue Unternehmen in dieses Segment eingestiegen. Weitere Innovationen sind zu erwarten.
Bei den mechanischen Verfahren lassen sich grundsätzlich folgende Systeme unterscheiden:
Der Beikrautregulierungserfolg mechanischer Verfahren wird im hohen Maße von zahlreichen Faktoren, wie der Witterung, der Bodenart, dem Bodenzustand und den Beikrautarten sowie deren Entwicklungsstand, beeinflusst. Ebenso entscheidend sind die Maschineneinstellung, die Arbeitsgeschwindigkeit, die Terminierung der Maßnahmen und letztlich das Wissen und Können des Landwirtes. Trotz moderner funktionaler Technik kann es also sein, dass sich der gewünschte Regulierungserfolg nicht immer einstellt und die erwartete Flächenleistung nicht erreicht wird.
Damit Striegel- und Hacktechnik exakt und störungsfrei arbeiten kann, sind bereits vor und während der Aussaat folgende Punkte zu beachten:
Vielen Landwirten ist eine hohe Arbeitsqualität bei gleichzeitiger hoher Flächenleistung wichtig. Bei mechanischen Beikrautregulierungsverfahren kann diesbezüglich allerdings schnell ein Zielkonflikt entstehen: Unterschätzt wird häufig der Zeitaufwand für die korrekte Einstellung der Geräte sowie für die regelmäßige Kontrolle auf Regulierungserfolg und Kulturpflanzenverluste während der Arbeit. Die Bedingungen können von Schlag zu Schlag stark variieren. Der Fahrer muss seine Arbeit deshalb fortwährend kontrollieren und die Maschineneinstellung immer wieder anpassen – mit anderen Worten: Er muss regelmäßig die Schlepperkabine verlassen und es gibt nicht die eine perfekte Einstellung.
Beim Einsatz des Zinkenstriegels und der Scharhacke in empfindlichen Kulturen oder frühen Kulturentwicklungsstadien muss häufig mit reduzierter Arbeitsgeschwindigkeit in Bereichen von etwa 3 und 5 km/h gefahren werden um Kulturschäden zu vermeiden. Das verringert die Flächenleistung. Weiterhin können witterungsbedingt nur begrenzte Zeitfenster zur Verfügung stehen. Beispielsweise ist in taunassen Beständen ein Hack- oder Striegeleinsatz frühmorgens nur eingeschränkt oder gar nicht empfehlenswert und möglicherweise frühestens ab dem Spätvormittag möglich. Unbeständige Witterungsphasen mit Niederschlägen lassen in der Regel keinen Einsatz mechanischer Verfahren zu. Dadurch können geplante oder anstehende Arbeiten nicht termingerecht abgearbeitet werden und es besteht die Gefahr, dass sich die Verkrautung zu stark entwickelt und anschließend nicht mehr zufriedenstellend reguliert werden kann.
Es bedarf einer kontinuierlichen Witterungsbeobachtung sowie Schlagkontrollen bezüglich Bodenzustand, Beikraut- und Kulturentwicklung, um die erforderlichen Maßnahmen planen und terminieren zu können. Für die Einstellung und Bedienung mechanischer Verfahren sollten ausschließlich geeignete, qualifizierte Mitarbeiter eingesetzt werden, die ein gutes pflanzenbauliches Wissen besitzen und ebenso Ruhe, Erfahrung, Motivation und das nötige „Fingerspitzengefühl“ für den Umgang mit dieser Technik mitbringen.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die regulierende Wirkung des Zinkenstriegels hauptsächlich auf dem Verschütten der noch kleinen Beikräuter beruht. Die herausreißende Wirkung ist weniger von Bedeutung. Am wirksamsten ist der Striegel, wenn sich die Beikräuter im Fädchen- bis Keimblattstadium befinden. Es darf also nicht zu lange gewartet werden. Das setzt regelmäßige Schlagkontrollen und eine genaue Betrachtung der Wetterprognosen voraus, um die Striegeleinsätze gezielt zu terminieren. Beispielsweise lassen sich Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weißer Gänsefuß oder Klettenlabkraut am wirkungsvollsten nur bis maximal zum Keimblattstadium regulieren.
Die Bodenoberfläche sollte zum Zeitpunkt des Striegelns abgetrocknet und schüttfähig sein. Bei größeren Beikrautpflanzen etwa ab dem ersten bis zweiten Laubblattpaar lässt die verschüttende Wirkung des Striegels deutlich nach. Mit Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich diese zwar erhöhen, allerdings kann dies zulasten der Kulturverträglichkeit gehen. Das Herausreißen von Beikrautpflanzen in diesem fortgeschrittenen Stadium ist aufgrund der stärkeren Bewurzelung bestenfalls von geringer Bedeutung.
Die angestrebte Intensität des Striegels wird über die Arbeitsgeschwindigkeit, Arbeitstiefe und in Abhängigkeit des Fabrikats entweder über die Federvorspannung oder den Anstellwinkel der Zinken variiert. Die Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit müssen deshalb regelmäßig auf dem Acker kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden. Um Pflanzenverluste zu reduzieren, sollte das Striegeln grundsätzlich erst ab dem Spätvormittag erfolgen, wenn der Zelldruck in den Pflanzen abnimmt und die Pflanzen elastischer sind. Striegeleinsätze sollten bei sonnigem und windigem Wetter erfolgen, um ein zügiges Vertrocknen der Beikräuter zu erzielen. Bei zu feuchten Bodenverhältnissen, unbeständiger Witterung und geringer Verdunstung muss ein Striegeln unbedingt unterbleiben. Nur bei gegebener Befahrbarkeit, schüttfähigem Boden und frostfreier, sowie trockener und sonniger Witterung ist ein Striegeleinsatz vorzunehmen.
Vor allem Neueinsteiger setzen den Striegel meist zu häufig ein, weil sie Sorge vor zu hoher Restverkrautung haben. Übertriebene Striegelintensitäten können zu ertragswirksamen Wachstumsbeeinträchtigungen führen. Außerdem macht es ökologisch und ökonomisch keinen Sinn, die letzte Taubnessel oder das letzte Stiefmütterchen aus dem Bestand zu striegeln. Zudem ist der Schutz von Bodenbrütern und Niederwild zu berücksichtigen.
Generell sollte so flach wie möglich gehackt werden. Das Ziel, die Beikräuter ganzflächig abzuschneiden, muss jedoch stets gewährleistet sein. Eine zu tiefe Bearbeitung ist zu vermeiden, da einerseits verstärkt Samen in Keimstimmung gebracht werden, andererseits wird viel feuchter Boden an die Oberfläche geholt, was sich negativ auf den Bodenwasserhaushalt auswirkt. Auch der Faktor Erosionsgefahr ist dabei zu berücksichtigen. Für den Bereich zwischen den Kulturpflanzenreihen stehen eine Vielzahl verschiedener Hackwerkzeuge, wie Gänsefußschare, Flachhackmesser oder Winkelmesser, zur Verfügung. Sie müssen auf die regional vorkommenden Bodenarten abgestimmt sein. Arbeiten mehrere Schare zwischen den Reihen, ist auf ein Überlappen der Schare zu achten um ein vollflächiges Hacken zu garantieren.
Ziel ist es, die Schare so nahe wie möglich an der Kultur zu führen, ohne sie dabei zu verschütten oder zu schädigen. In kleinen Kulturstadien sind deshalb Schutzscheiben oder Schutzbleche an der Scharhacke erforderlich. Das gilt besonders bei kamerageführten Scharhacken. Mit ihnen lassen sich höhere Arbeitsgeschwindigkeiten realisieren. Dadurch erhöht sich auch der seitliche Erdwurf der Hackmesser, wodurch die Verschüttungsgefahr ansteigt. Als Zeitpunkt für das Hacken sollte der späte Vormittag oder der frühe Nachmittag gewählt werden. Sonniges und windiges Wetter gewährleisten ein zügiges vertrocknen der Beikräuter.
Bei Scharhacken mit Kameralenkung ist darauf zu achten, dass die Unterlenkerseitenverstrebungen des Schleppers arretiert sind, um ungewollte seitliche Bewegungen zu vermeiden. Die Hubstreben sind so einzustellen, dass die Hacke parallel zur Bodenoberfläche geführt und gleichmäßig in den Boden eintauchen kann. Mittels Oberlenker kann die Hacke waagerecht justiert oder bei schwierigeren Bodenbedingungen ganz leicht auf die Spitze der Hackschare gestellt werden.
Für den Bereich innerhalb der Kulturpflanzenreihen stehen ebenfalls viele Werkzeuge zur Bekämpfung der Beikräuter zur Verfügung. Ja nach Bodenart und Kulturpflanze und deren Entwicklung sind hier die Fingerhacke, Torsionszinken oder Nachlaufstriegel oder Flachhäufler und diverse andere Häufelkörper zu nennen.
Markus Mücke und Christian Kreikenbohm,
Landwirtschaftskammer Niedersachsen