Aktueller Inhalt:

Der Getreideanteil sinkt

20.09.2021

In diesem Jahr stand auf 46 % der Ackerfläche Getreide zur Körnernutzung. Mais und Weizen sind mit 50-prozentigem Anteil die beliebtesten Ackerfrüchte. Nach den Dürrejahren ist ein Anstieg der Futterpflanzenfläche zu beobachten.

Das vorläufige Ergebnis des Landesbetriebes Information und Technik zur diesjährigen Bodennutzungshaupterhebung liegt vor und gibt einen Einblick in die Entwicklung der Ackernutzung. Im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 2020 ist aus der aktuellen Stichprobe dieses Frühjahres eine moderate Zunahme des Ackerlandes auf 1.06 Mio. ha zu beobachten, welche unter anderem methodisch bedingt ist.

Futterpflanzen boomen

Die niederschlagsarmen Jahre 2018 bis 2020 prägen die Anbauentwicklung, denn Futter- und Energiepflanzen stehen mittlerweile auf etwas mehr als einem Viertel der gesamten Ackerfläche. Bereits im letzten Jahr legten diese in der Statistik genannten Pflanzen zur Grünernte um 10 500 ha zu. In diesem Jahr setzt sich der Aufwärtstrend fort, auf insgesamt 268 200 ha. Diese werden neben der Futternutzung auch für Biogas beansprucht. Futterbaubetriebe mussten in den Trockenjahren erheblich in den Grundfutterzukauf investieren. Da liegt die Ausdehnung von Futterflächen auf der Hand. Feld- und Ackergras machten zusammen mit weiteren Futterpflanzen knapp ein Fünftel der Pflanzen zur Grünernte aus. Daran trägt der Silomais den Löwenanteil, dessen diesjährige Anbaufläche sich im Vergleich zu 2019 um 10 100 ha ausdehnte.

Das Mehr an Mais ist aus pflanzenbaulicher Sicht unbedenklich. Die energiereiche C4-Pflanze ist selbstverträglich und verfügt über ein hohes Potenzial an Nährstoffentzügen, was den Landwirten angesichts der verschärften Düngeverordnung zumindest etwas in die Karten spielt. Eine weitere Ursache für die zunehmende Maisfläche könnte auch eine Ausdehnung des Zweitfruchtmaises sein. Insbesondere in Futterbaubetrieben nach vorheriger Flächennutzung durch Weidelgras als Winterzwischenfrucht. In Jahren mit knapper Wasserversorgung hat Mais als Zweitfrucht jedoch ein deutlich niedrigeres Ertragspotenzial im Vergleich zum Hauptfruchtmais. In trockenen Jahren wurde ein Teil des zur Körnernutzung vorgesehenen Maises im Herbst als Silomais genutzt, um Futterengpässe zu vermeiden. Angesichts des diesjährigen Vegetationsverlaufs mit bisher für die Vegetation ausreichenden Niederschlägen wird die Umnutzung von Körner- in Silomais wohl kaum erfolgen. Vor dem Hintergrund der im Vergleich zu „Normaljahren“ niedrigeren Sonneneinstrahlung bleibt abzuwarten, wie sich die Maiskolben entwickeln. Eine teilweise Umnutzung von Silo- zu Körnermais wäre bei einer positiven generativen Entwicklung der Tropenfrucht denkbar, denn die Futterdefizite der Dürrejahre dürften weitestgehend ausgeglichen sein.

Getreide leicht rückläufig

Im mehrjährigen Vergleich ist der Getreideanteil (ohne Körnermais) an der Ackerfläche deutlich rückläufig. In 2010 stand auf 52 % des Ackerlandes noch Getreide zur Körnernutzung. In diesem Jahr pendelt sich der Getreideanteil auf 46,3 % ein, der etwas unter dem Niveau der Vorjahre rangiert. Der moderat abnehmende Halmfruchtbau könnte auf einen rückläufigen Bedarf in der Viehhaltung basieren, da die Tierzahlen sinken. Die Bedeutung des Integrierten Pflanzenschutzes steigt, was der Abnahme der Getreidefläche Grenzen setzt. Für eine Flächenbewirtschaftung mit immer weniger Pflanzenschutzwirkstoffen („kleinere Hausapotheke“) ist eine Anbaudiversifizierung mit angemessenem Getreideanteil nicht mehr wegzudenken.

Weizen bleibt Vorreiter

Auf 494 000 ha wurde bei der diesjährigen Stichprobenerhebung Getreide (ohne Körnermais) ermittelt. Fast die Hälfte davon machte der Weizen aus (48,4 % der Getreidefläche). Diese als Brot- und Futtergetreide nutzbare Halmfrucht nahm im Vergleich zu früheren Jahren deutlich ab (47 470 ha weniger als in 2010). Bei der jüngsten Anbauentwicklung fällt eine Abnahme der Weizenfläche um 5,6 % im Vergleich zu 2019 auf. In diesem Jahr stabilisierte sich die Anbaufläche mit einem Plus von 2,2 % auf 239 300 ha, die zu 99 % als Winterweizen genutzt wurde. Auf Platz zwei der Beliebtheitsskala beim Getreide findet sich die Wintergerste, deren Anbaufläche innerhalb des letzten Jahres um 4 500 ha zurückging.

Triticale ist in diesem Jahr zwar etwas rückläufig (minus 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr), was jedoch angesichts der vorläufigen Stichprobe nicht überbewertet werden darf. Längerfristig betrachtet nahm der Anbau des klassischen Schweinefutters Triticale bei rückläufigen Schweinebeständen deutlich ab. Die Kreuzung aus Roggen und Weizen wird vorwiegend in Westfalen angebaut, wo die Veredlung den Löwenanteil trägt. Gegenläufig ist die Anbauentwicklung beim Roggen, dessen Fläche zunahm. Im Vergleich zu 2019 legte sie sogar um beachtliche 61,4 % zu. Dabei handelt es sich nach der Nutzungserhebung ausschließlich um Roggen inkl. Wintermenggetreide, der für die Körnernutzung bestimmt ist. Ergänzend dazu ist Roggen anteilig im Getreide zur Ganzpflanzenernte enthalten, wo er als Grünroggen den Biogasbetrieben zur Energiegewinnung dient.

Die wichtigsten Sommergetreidearten - Sommerweizen, Sommergerste und Hafer - wurden in der Summe mit 16 900 ha ermittelt, was einer Abnahme im Vergleich zum letzten Jahr von mehr als 16 % entspricht. Das niedrige Anbauniveau der Sommerungen erklärt sich mit der nicht oder kaum vorhandenen Auswinterung bei milden Wintertemperaturen. Auffällig ist die Abnahme der Sommergerstenfläche um 25 % oder rund 2 300 ha zum Vorjahr. Diese könnte auf Anbauentscheidungen basieren, denen geringere Erträge und schlechte Preise aus den Vorjahren zugrunde liegen. Die Nutzung dieser Sommerung als Braugerste war über Jahre hinweg recht stabil, allerdings liegen dazu keine amtlichen Zahlen vor. Braugerste wurde in zurückliegenden Jahren schwerpunktmäßig in den südlichen Rheinregionen Düren und Euskirchen auf etwa 3 000 ha angebaut. Die Produktion von Hafer zu Nahrungs- und Futtermittelzwecken wird, vergleichbar mit 2020, auf etwa 1,5 % der Getreidefläche praktiziert. 

► Tabelle: Durchschnittliche Getreideerträge in Nordrhein-Westfalen in dt/ha (PDF)
Aufwärtstrend bei Hackfrüchten

Nach den Dürrejahren 2018 und 2019 war es in 2020 nicht verwunderlich, dass der Kartoffelanbau um mehr als 9 % abnahm. Gemäß aktueller Zahlen stabilisierte sich die Knollenfläche auf ein etwas höheres Niveau als im Vorjahr. In der für Rüben begünstigten Region NRW sank der Anbauumfang in 2020 um mehr als 14 % auf 50 680 ha. Zu der etwas freundlicheren Preisentwicklung für die in 2020 geernteten Rüben kamen im letzten Jahr etwa 5 bis 6 % verbesserte Massenerträge hinzu. Dazu trugen vorwiegend Ende September 2020 einsetzende Niederschläge bei. Diese positiven Aspekte sowie voraussichtlich etwas mehr Flexibilität bei der Vertragsgestaltung mit den Zuckerfabriken könnten einige Rübenspezialisten dazu bewogen haben, die Anbauflächen im aktuellen Jahr etwas auszudehnen.

Nach einigen Jahren mit schlechten Erträgen und Anbauproblemen konnte sich der Winterraps im letzten Jahr auch unter erschwerten Wetterverhältnissen behaupten. Dies führte zu einem moderaten Ertragsplus, dessen Vorteil von einem gesunkenen Preis jedoch kompensiert wurde. Wie bisher sprechen pflanzenbauliche Gründe für die Ölfrucht, wie zum Beispiel der hohe Vorfruchtwert für Weizen sowie die gute Durchwurzelung des Bodens. Diese Dinge bewogen die Landwirte dazu, den diesjährigen Anbau um 8,6 % auszudehnen.

Hülsenfrüchte bleiben auf hohem Niveau

Hülsenfrüchte, deren Pflanzenarten zur Familie der Leguminosen gehören, sind weiterhin mit etwas mehr als 18 000 ha in NRW ein fester Bestandteil in zahlreichen Fruchtfolgen. Auch wenn sich der Anbau innerhalb des letzten Jahres nur unwesentlich ausdehnte, stabilisiert er sich bei langjähriger Betrachtung auf hohem Niveau. Im Vergleich zu 2010 fand mehr als eine Vervierfachung des Anbauumfangs in NRW statt und zu 2016 noch mehr als eine Verdoppelung. Es bleibt die Annahme, dass unter anderem die Agrarumweltmaßnahme „Vielfältige Kulturen“ zu dieser Entwicklung beitrug. Leguminosen bereichern Fruchtfolgen unter anderem aufgrund des guten Vorfruchtwertes und bieten sich als Stickstoffsammler in Regionen ohne Nährstoffüberhänge an.

Etwas mehr Zuspruch fanden die Gartenbauerzeugnisse Gemüse, Spargel- und Erdbeeren mit einem Plus von 1 861 ha im Vergleich zu 2020. Eine zunehmende Anbaufläche war auch im Blumen- und Zierpflanzenbau (ohne Baumschulen) zu verzeichnen, deren Anbau sich geringfügig um rund 350 ha auf etwa 3 200 ha erhöhte. Zwei Drittel der gartenbaulichen Nutzfläche befindet sich im Rheinland.

Jürgen Boerman und Ute Bodin,

Landwirtschaftskammer NRW

 

Weitere Informationen

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.