„Wir sind jetzt eine GbR“, stellt Betriebsleiter Georg Kellerwessel gleich bei der Begrüßung klar. Zusammen mit seiner Frau Leonie bewirtschaftet die Familie schon in der zweiten Generation und seit 62 Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb in Köln-Weiler. Der Landwirtschaftsmeister kennt die Ackerflächen und Weiden mit Sicht auf die Hochhäuser von Köln-Chorweiler wie aus der Westentasche. In der GbR dabei und Verstärkung im Team sind seit neustem Ilona und Thomas Klasen, die sich der Landwirtschaft verschrieben haben und sich nach und nach in die Betriebsabläufe einbinden. Und auch ganz frisch dazugekommen ist Miguel Stolz. Der frühere Auszubildende auf dem Dresenhof ist jetzt frisch gebackener Agraringenieur und unterstützt Georg Kellerwessel in allen Betriebszweigen.
„Wir brauchen hier Leute, die auch mit Tierverstand bei der Sache sind“, macht der schnell klar. Denn neben der Pflanzenproduktion auf den Flächen der Stadt Köln haben sich insbesondere die renommierte Zucht von Blonde d’Aquitaine-Rindern und Dressurpferden als wichtige Betriebszweige etabliert. Rinder- und Pferdezucht genauso wie die Pensionspferdehaltung erfordern großes Fachwissen.
„Von Leguminosen war ich schon immer begeistert, wir bauen immer einige Hektar Luzerne als Futter an.“ Der Betriebsleiter zeigte sich aber auch offen dafür, alt Bekanntes neu aufzulegen. Ackerbohnen standen auf dem Betrieb schon vor drei bis vier Jahrzehnten über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahre in der Fruchtfolge. „Damals gab es keine passenden Herbizide“, erinnert er sich. Vor allem die Gemeine Melde war nicht in den Griff zu bekommen. Das Programm zum Anbau vielfältiger Kulturen gab vor zwei Jahren dann den Ausschlag, jetzt unter den in vieler Hinsicht veränderten Voraussetzungen wieder in den Ackerbohnenanbau einzusteigen. In den vergangenen Jahren hat eine ausgeprägte Frühsommertrockenheit den Kulturen zu schaffen gemacht. „Ausnahme war die Luzerne, wir konnten vier Topschnitte sogar im vergangenen Jahr einfahren“, so Georg Kellerwessel zu den Vorzügen der tief wurzelnden Futterleguminose.
Der Anbau von Körnerleguminosen kann sich rechnen, ist er überzeugt: 2021 werden auf dem Betrieb neben 15 ha Winterackerbohnen etwas mehr als 7 ha Sommerackerbohnen auch noch 16,5 ha Erbsen auf dem Feld stehen, die alle ungebeizt in den Boden kommen. Damit die Rechnung am Ende gut aufgeht, wurden auf dem Dresenhof entsprechende Vorbereitungen getroffen. Eine große Rolle für die Wirtschaftlichkeit spielen die Anbaukosten, darunter auch die Kosten für das Saatgut: „Die Einzelkornsaat ermöglicht die Reduktion der Saatstärke von 45 auf 30 Körner/m2, die auf 45 cm Reihenabstand und einem Endabstand von 6,5 cm in der Reihe praktiziert wird.“ Die Einzelkornsaat als Mulchsaat ist in puncto Standgenauigkeit unübertroffen und wird von einem befreundeten Betrieb zugekauft. Die Kosten der Lohnarbeit werden durch eingesparte Saatgutmengen und verbesserte Standraumverteilung kompensiert, so die Erfahrungen des Praktikers.
Die gesamten Ackerflächen des Betriebs liegen im Mittel bei 60 Bodenpunkten und werden seit knapp 20 Jahren größtenteils nicht wendend bearbeitet. „Zehn verschiedene Kulturen stehen bei uns dieses Jahr auf dem Acker“, macht der Betriebsleiter auf eine nachhaltige Ausrichtung der Pflanzenproduktion aufmerksam. Die vielen pflanzenbaulichen Vorteile und die „Gesundwirkung“ der Körnerleguminosen bezieht er in seine Wirtschaftlichkeitsrechnung ein.
Ackerbohnen stellen hohe Anforderungen an eine intakte Bodenstruktur bei der Aussaat. Deshalb bestimmen die Bodenbedingungen und die Bearbeitungsfähigkeit des Ackers den Aussaattermin. Gleichzeitig zahlt sich eine frühe Aussaat aus. „Ich bekenne mich zur Philosophie einer frühen und nicht zu dichten Aussaat“, die aus seiner Erfahrung starke und gesunde Einzelpflanzen erwarten lasse. „Weniger Pflanzen brauchen weniger Wasser und mir sind zwei starke Pflanzen lieber als drei schwache“, stellt der Betriebsleiter klar. Ein Zielkonflikt, der mit dem Anbau von Ackerbohnen 2019 aufkam. „Wenn wir zu Beginn der Vegetation möglichst früh säen, haben wir das Problem, dass wir auch mal einen halben Tag zu früh dran sind“, erklärt er seine Überlegungen, die ihn schließlich zur Winterackerbohne geführt haben.
Für ihn ist klar, dass im Herbst, Mitte bis Ende Oktober, optimale Aussaatbedingungen für die Ackerbohnen vorliegen. Auf den hauptsächlich sandigen Lehmen des Betriebs im Urstromtal des Rheins reicht in der Regel eine einmalige Stoppelbearbeitung mit Scheibenegge. Kurz vor der Aussaat erfolgt dann eine intensive Bodenbearbeitung durch einen Flügelscharschwergrubber mit Nachlaufwalze. Für Georg Kellerwessel steht außer Frage, dass die Winterungen das Bodenwasser deutlich besser nutzen können. „Die jungen Pflanzen können jetzt, Anfang März, auf den gesamten Vorrat an Winterfeuchte zugreifen und in Ertrag umsetzen.“ Und tatsächlich zeigt sich auf dem Feld, dass die Pflanzen bereits eine starke Wurzel mit Knöllchenbakterien ausgebildet haben. Sie können zu Beginn der Vegetation ungestört auf den gesamten Speicher der Winterniederschläge zugreifen und durchstarten.
Nach zwei aufeinander folgenden Nächten im Februar mit Temperaturen unter -10 ° C sah die Sache allerdings mehr als kritisch aus. „Die jungen Pflanzen lagen alle platt und wir hatten sie fast schon abgeschrieben“, räumt der erfahrene Praktiker ein. Eigentlich sind Temperaturen unter -7 °C das Todesurteil für Winterackerbohnen, erzählt er. Doch die Sorte Wizzard erwies sich winterhärter als gedacht und es kam anders. „Tatsächlich haben 98 % der Pflanzen die für unseren Raum extrem niedrigen Temperaturen gut verkraftet“, schätzt er.
Eine vorausschauende Vermarktung über den Handel oder eine gezielte inner- oder zwischenbetriebliche Verwertung verbessern die Wirtschaftlichkeit von Körnerleguminosen. Das weiß der erfahrene Betriebsleiter des Dresenhofs. Für die Erbsen, die neu in den Anbau kommen, ist eine teilweise Verwertung als Futter für die Legehennen des neuen Hühnermobils vorgesehen.
Bei externen Verwertungsmöglichkeiten der heimischen Eiweißträger sieht der Kölner Landwirt allerdings noch viel Luft nach oben. 2020, nach Vorgesprächen mit einer Genossenschaft aus dem westfälischen Raum, die eine Vermarktung von Ackerbohnen als regionales Futtermittel geplant hatte, zerschlug sich deren Angebot kurzfristig und es fand sich kein kaufwilliger Händler. Die Ackerbohnen aus Köln traten über Rostock die Reise auf den Weltmarkt an.
Auch für die Ernte kann Georg Kellerwessel passende Lösungen finden, denn die habe sich in den beiden Anbaujahren als größtes Problem gezeigt. „Wir verlieren auf dem Messer des Mähdreschers zu viele Bohnen“, sagt er deutlich. Deshalb werde nur noch nachts gedroschen und Ausfallbohnen im Feld zusammen mit einer Leguminosenmischung vor Rüben und Mais als Zwischenfrucht genutzt. Für ihn steht außer Frage, dass Ackerbohnen durch ihren hohen Vorfruchtwert punkten, rheinische Fruchtfolgen sehr gut auflockern und ein erfolgreiches Hilfsmittel im Resistenzmanagement sind. Die Winterackerbohnen lieferten mit 4 t/ha ordentliche Erträge, sodass sich ihr Anbau im Gesamtpaket und bei scharf kalkuliertem Kostenaufwand auszahle.
Christiane Aumüller-Gruber
Um die Risiken zu splitten, stehen jetzt deshalb auch Sommerackerbohnen unmittelbar vor der Aussaat. Die Züchtung für Sommerungen sei intensiver und „es kommen immer mehr Sorten, die weniger Wasser brauchen, auf den Markt.“ Vor der Mulchsaat der Ackerbohnen im Herbst, in der Regel nach Weizen, kommt einmalig eine Mischung von zwei Bodenherbiziden im Vorauflauf zum Einsatz. Gelbschalen auf den Feldern gehören zur Praxis auf dem Dresenhof. „Wir versuchen alle Werkzeuge des integrierten Pflanzenschutzes zu nutzen und Spritzmittel zu sparen“, erklärt Miguel Stolz nicht ohne Stolz. Relativ geringe Kosten für Düngung und Pflanzenschutz sind für die Wirtschaftlichkeit wichtig. Neben einer einmaligen mineralischen Düngung von Kalium, Magnesium und Schwefel zu Beginn der Vegetation stehen bisher nur Insektizide für die Blattlausbekämpfung auf dem Plan.