Die zunehmenden Trockenjahre erfordern in Landwirtschaft und Gartenbau einen höheren Bewässerungsbedarf. Reaktionen darauf war in den letzten Jahren eine erhöhte Nachfrage nach Technik, Wasserrechten und neuen Perspektiven. Eine davon könnte die Tropfschlauch-Bewässerung sein, die in einigen Pilotanlagen in NRW getestet wird.
Ausreichend bewässerte Kulturen helfen, die Erträge zu erzielen, für die der Landwirt gedüngt hat. Überschüssige Nährstoffe im Herbst werden auf ein Minimum reduziert. Wenn mehr Fläche beregnet werden soll, muss dies aber effizienter werden, da zumindest regional die Mengen begrenzt sind und Wasserrechte immer weiter eingeschränkt werden. Diese Problematik war und ist ein Grund, sich in den Wasserrahmenrichtlinien (WRRL)-Modellbetrieben in NRW dem Thema Tropfschlauch- Beregnung zu widmen.
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 2000 wird in Deutschland von den Bundesländern umgesetzt. Die Landwirtschaftskammer NRW hat seit 2014 den Beratungsauftrag, 33 Modellbetrieben in den WRRL-Beratungsregionen zu etablieren mit den Schwerpunkten Acker-, Gemüse-, Zierpflanzenbau, ökologischer Anbau sowie Viehhaltung und Biogasanlagen. Weitere Informationen gibt es hier.
Die Beregnung per Tropfschlauch wird seit Jahren im kleinen Stil als eine Lösung in Sonder- und Gemüsekulturen getestet, so auch seit 2019 in den Projektbetrieben der WRRL. Das Verfahren gilt als teuer und aufwändig. Seit 2020 läuft am Niederrhein auf dem Schanzenhof in Alpen hierzu ein neues Projekt: Dort wurden Tropfschläuche in 30 cm Tiefe in den Boden fest verlegt, die Pumpe wird mit Sonnenstrom betrieben, der auf den eigenen Dachflächen erzeugt wird. Es wurde zunächst eine 2 ha große Parzelle der Unterflur-Bewässerung angelegt. Die alle 75 cm angeordneten Tropfer lassen 0,9 l/h Wasser durch eine Membran entweichen und sorgen dafür, dass das Wasser durch Kapillarität nach oben steigt, um die Kulturen zu versorgen. Die Leitungen wurden alle 75 cm auf einer Länge von 300 m mit Hilfe eines Schleppers vierreihig mit Lenksystem verlegt.
Ziel auf dem Milchviehbetrieb am Niederrhein mit Feldgemüse-Anbau war es, dieses Verfahren zu testen und mit der herkömmlichen Beregnung zu vergleichen. Im Jahr 2020 wurde das Kleegras etabliert, seit 2021 wird es beweidet. Mit Hilfe von Weidekörben wurde in den ersten zwei Jahren der Aufwuchs und die Bestandes- Zusammensetzung erfasst. Ab 2025 ist der Anbau von Silomais geplant.
Die Tropfenbewässerung ist für den herkömmlichen Futter- und Ackerbau zunächst ein sehr teures Verfahren, welches sich bei Sonder- und Gemüsekulturen schneller rentiert. Dennoch muss gerade in der ökologischen Milchviehhaltung auch der somit generierte Grundfutter-Wert in Trockenjahren betrachtet und monetär bewertet werden. Da Verlege- und Entnahmekosten nur einmal anfallen und die Anlage im besten Falle 15 bis 20 Jahre genutzt werden kann, ist bei der dauerhaften Verlegung von einer schnelleren Amortisierung auszugehen.
Neben der Sicherung von Grundfutter für die Milchviehhaltung ist die Unterflur-bewässerung gerade im Gemüsebau neben der Effizienz - es wird nur ein Bruchteil des Wassers und der Energie benötigt - auch hilfreich, um bessere Keim- und Auflaufbedingungen zu erzeugen. Hierdurch versprechen sich die Versuchsansteller eine bessere Bestandesdichte und einfachere Unkrautregulierung. Die Begleit-Flora zwischen den Reihen wird geschwächt, die Kultur wiederum gestärkt, indem nur unter der Reihe Wasser im Wurzelraum zur Verfügung gestellt wird.
Für Landwirtinnen und Landwirte ergeben sich in der ackerbaulichen Praxis zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit einer Tröpfchenbewässerung: Welche Kosten kommen auf den Betrieb zu? Welche Verlege-Abstände sind sinnvoll, wie weit auseinander kann ich die Schläuche legen, ohne Einbußen zu haben? Wie tief dürfen sie liegen, ohne dass die Kapillarität abreißt? Kann ich dann noch pflügen? Diese und ähnliche Fragen sollen in den nächsten Jahren beantwortet werden können. In diesem Jahr wurde daher die Anlage auf dem Schanzenhof durch drei weitere Pilotanlagen ergänzt: Zwei Anlagen in Dorsten und eine weitere in Borken wurden in den Verlegeabständen 0,75 m und 1,50 m sowie auf in 35 und 45 cm Tiefe im März dieses Jahres eingebracht.
Durch die Witterung in diesem Jahr konnten noch keine weitreichenden Erkenntnisse gewonnen werden, durch Einbringen von Messsonden und die weitere Beobachtung in Zwischen- und Nachfrucht werden aber im nächsten Jahr Aussagen zu Verlegetiefe und -Abständen zumindest für die leichteren Böden getroffen werden können.
Pascal Gerbaulet,
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Interessierte Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sind dazu eingeladen, die Anlagen anzuschauen und vor Ort über erste Ergebnisse und Erkenntnisse mit den Beratern der Landwirtschaftskammer, den Betrieben und den Firmen zu Verlegung und Messtechnik zu sprechen und einen Blick in den Boden zu werfen. Folgende Feldbegangstermine werden angeboten:
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Rückfragen beantwortet Pascal Gerbaulet per Email an: pascal.gerbaulet@lwk.nrw.de.