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Gesteinsmehle: Bodenverbesserer mit Tradition

15.08.2024

Gesteinsmehle sind im ökologischen Landbau schon lange bekannt und im Einsatz. Bereits Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, sowie seine letzte Schülerin Helga Wagner, Leiterin des Gartenamtes der Stadt Linz, Österreich, haben den Gesteinsmehleinsatz befürwortet. Seit dieser Zeit hat sich die Technik sowohl zur Produktion von Gesteinsmehlen als auch zum Ausbringen weiterentwickelt. Die Forschung ermöglichte zudem neue und andere Einsatzwege.

Es gibt verschiedene Arten von Gesteinsmehlen. Entscheidend ist das Ausgangsgestein, das einen Einfluss auf die Wirkung und den Mineralstoffgehalt hat. Vor dem Kauf sollte auf eine chemische Analyse des Produkts und dessen Gehalt an Schwermetallen geachtet werden. Basische Silikate aus Diabas sind zu bevorzugen. Je nachdem, wo das Gestein abgebaut wurde, kann die Farbe variieren. Die Farben oder die Unterschiede sind abhängig von den Mineralien im Gesteinsmehl.

Prinzipiell kann jedes gemahlene Gestein als Gesteinsmehl bezeichnet werden. Für die Anwendung in der ökologischen Landwirtschaft spielen aber vor allem die sogenannten Urgesteinsmehle und bei diesen wiederum die basischen Gesteine vulkanischen Ursprungs eine Rolle. Sie werden aus Basalt- oder Diabas-Steinbrüchen gewonnen. Hauptbestandteil dieser Gesteinsmehle ist Silizium (SiO2), auch Kieselsäure genannt. Je nach Gesteinsart hat es einen Anteil zwischen 37 und 50 %. Außerdem kommen die folgenden Minerale in relevanter Menge vor: Tonerde (Al2O3) sowie Eisen(III)-oxid (Fe2O3), Calciumoxid (CaO), Magnesiumoxid (MgO), Kaliumoxid (K2O) und Natriumoxid (Na2O). Ganz wesentlich für die Landwirtschaft ist außerdem der Gehalt an Spurenelementen.


Vulkanischer Diabas

Nachfolgend werden nur Gesteinsmehle aus Diabas berücksichtigt. Diabas ist etwa 400 bis 420 Mio. Jahre alt und entstammt ebenso vulkanischen Aktivitäten wie der deutlich jüngere Basalt, der vor rund zehn bis 40 Mio. Jahren entstanden ist. Diabas ist sozusagen der ältere Bruder des Basalts, daher haben Diabase auch eine größere Vielfalt an Mineralien. Basisch silikatische Steinmehle aus Diabas haben weltweit eine ähnliche geochemische Zusammensetzung. Der besondere Vorteil von Diabas-Gesteinsmehlen besteht in ihrer hohen Mineraldichte. In der Tabelle ist die Zusammensetzung verschiedener Diabase dargestellt.

Die Vorteile von Diabas gegenüber anderen Gesteinsarten beruhen auf Umlagerungs- und Verwitterungsprozessen seit der Entstehung. Wegen der hohen Härte und Schlagzähigkeit wird Diabas ebenfalls gerne für den Unterbau von Straßen und Bahndämmen verwendet. Einige Hersteller und Anbieter von Gesteinsmehlen vermahlen Diabas in Kugelmühlen zu einem feinen Pulver und sieben dieses Material ab, um daraus ein spritzfähiges Produkt für die Blattbehandlung herzustellen. Das Produkt kann dann mit einer gängigen Feldspritze in den Pflanzenbestand appliziert werden. Je nach Vermahlungsgrad funktioniert das zum Beispiel mit einer 02-Düse und geringer Wasseraufwandmenge. Die Wasseraufwandmenge pro ha hängt von der gewünschten Ausbringmenge an Gesteinsmehl ab. Für eine Applikation mit einer Pflanzenschutzspritze sollten nur dafür geeignete Diabasgesteinsmehle verwendet werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass es auf der Blattoberfläche zu einer gleichmäßigen Verteilung des Diabasmehls kommt.

Die Aufwandmenge bei einer Spritzung beträgt in der Regel 2 bis 5 kg/ha. Diese Applikation erfolgt gewöhnlich mehrmals. Es ist verständlich, dass eine feinere Vermahlung zusätzliche Kosten verursacht und spritzfähige Produkte deswegen teurer sind als streufähige Erzeugnisse.

Ist die Bodendüngung noch zeitgemäß?

Traditionell werden Gesteinsmehle mit Schnecken- oder Kalkstreuern mit einem Streuschutz ausgebracht. Ist die klassische Bodendüngung auch mit Blick auf die konventionelle Landwirtschaft noch zeitgemäß oder ist die Ausbringung der Gesteinsmehle mit Pflanzenschutztechnik schneller und preiswerter zu erledigen? Wie so oft gibt es kein richtig oder falsch auf diese Frage. Entscheidend ist vielmehr, welche Wirkung gewünscht ist und wie diese erreicht werden kann.

Die Wirkung nach einem Ausstreuen auf den Boden setzt später ein als bei einer Applikation mit Pflanzenschutztechnik. Dafür ist bei einer Ausbringung auf den Boden aber mit einer längeren Wirkung zu rechnen. Dabei sollte ebenfalls die CaO-Wirkung des Gesteinsmehls berücksichtigt werden. Wie in der Tabelle aufgeführt ist, gibt es Unterschiede im CaO-Gehalt der verschiedenen angebotenen Gesteinsmehle. Das basisch wirksame CaO fällt beim Produkt Agro Diabas mit 13,9 % besonders günstig aus. Des Weiteren fällt die gute Dokumentation der enthaltenen Spurennährstoffe und deren Gehalt positiv auf.

Die klassische Ausbringung (Ausstreuen) von Gesteinsmehlen erfolgt in der Regel mit einer Aufwandmenge von etwa 1 000 bis 2 000 kg/ha. Dieses ist jedoch wiederum von der Kultur, dem Vermahlungsgrad, dem eingesetzten Produkt und der gewünschten Wirkung abhängig. Auf den Boden ausgebrachte Gesteinsmehle müssen über das Bodenmikrobiom, also Regenwürmer, Springschwänze, Bakterien, Pilze, Wurzelexudate, zerkleinert, aufgeschlossen und die Nährstoffe so pflanzenverfügbar gemacht werden. Vereinfacht ausgedrückt sind es letztendlich die Exkremente des Bodenmikrobioms, die das Pflanzenwachstum positiv beeinflussen.

Gesteinsmehle aus Diabas haben den großen Vorteil, dass sie durch die „Alterung“ in Form von Verwitterung gut vom Bodenmikrobiom aufgeschlossen werden können und dadurch die enthaltenen Nährstoffe für die Pflanze verfügbar sind. Je feiner ein Gesteinsmehl außerdem vermahlen ist, desto mehr Oberfläche bietet es und kann dadurch vom Bodenmikrobiom schneller aufgeschlossen werden.

Worauf ist zu achten?

Für das gewünschte Produkt sollte eine Analyse aller enthaltenen Stoffe, Haupt-und Spurenelemente sowie Schwermetalle, vorhanden sein. Es kommt immer wieder vor, dass preiswert oder gratis feines Gesteinsmehl zur Abholung angeboten wird. Wenn das der Fall ist, so sollte man unbedingt nach den Analyseergebnissen für das Material fragen. Sollten keine Analyseergebnisse vorgelegt werden können, ist im Zweifel besser auf das Produkt zu verzichten. In der Regel handelt es sich bei diesen preiswerten Angeboten um Stäube, die im Produktionsprozess entstanden sind. Erklärlicherweise entstehen bei der feinen Vermahlung zu spritzfähigen Produkten in einer Kugelmühle Kosten, die an den Endkunden weitergegeben werden.


Torsten Feldt,

KÖL Rheinland-Pfalz

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