Am 21. November fand auf Haus Düsse der 14. Leguminosentag NRW als Hybridveranstaltung statt. Zwischen informativen Vorträgen tauschten sich die Teilnehmenden aus Praxis, Beratung, Wissenschaft und Industrie zu Themen rund um groß- und kleinkörnige Leguminosen aus.
Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch Johannes Klewitz, Landwirtschaftskammer NRW, referierte Markus Mücke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, zum Thema Unkrautregulierung. Die mechanische Unkrautregulierung spielt durch rechtliche Einschränkungen beim chemischen Pflanzenschutz in Leguminosen auch im konventionellen Ackerbau eine Rolle. Als Voraussetzung für einen hohen Wirkungsgrad der Maßnahmen sieht Mücke einen geringen Reststickstoffgehalt des Bodens aus der Vorfrucht, um das Wachstum der Beikräuter nicht zusätzlich zu fördern. Die Witterungsverhältnisse und der Bodenzustand seien unbedingt zu berücksichtigen, Schadverdichtungen müssten unbedingt vermieden werden. Jedoch gilt: „Wer zu lange wartet, verliert.“
Die Hauptarbeit in der mechanischen Unkrautbekämpfung erledigt der Striegel. Nach Möglichkeit soll bereits im Vorauflauf blindgestriegelt werden. Im Anschluss ist der optimale Striegeltermin das Fädchen- oder Keimblattstadium bis zum 1-Blattstadium. In diesem Zeitfenster ist ein Wirkungsgrad von 80 % durchaus erreichbar.
Bei angepasstem Reihenabstand ist auch der Einsatz der Hacke sinnvoll. „Unsere Versuche haben gezeigt, dass der zusätzliche Einsatz der Hacke zum Striegel den relativen Ertrag erhöht und die Sojabohnenverluste deutlich verringert“, berichtete der Referent. Neben der Beikrautregulierung wirkt sich die Durchlüftung des Bodens positiv auf die Entwicklung der Knöllchenbakterien aus. „Bei allen Maßnahmen ist die richtige Einstellung der Technik wichtig. Die Einstellungen müssen flexibel an den Bodenzustand, den Entwicklungszustand und schlagspezifische Gegebenheiten angepasst werden“ so Mücke.
Christian Bentrup, Landwirt aus Ennigerloh, berichtete vom Anbau großkörniger Leguminosen in seinem Betrieb. Seit 2018 sind Leguminosen ein fester Bestandteil der Fruchtfolge. Nach Erfahrungen mit Sommerackerbohnen und Wintererbsen setzt der Betrieb im Rahmen der vielfältigen Fruchtfolge inzwischen komplett auf die Sojabohne. Schwerpunkt des Vortrags war seine Strategie zur Vogel- und Wildabwehr. Vor allem Taubenfraß spielt im Leguminosenanbau eine signifikante Rolle. „Die Ablage der Sojabohnen sollte nicht zu flach sein, um die Tauben nicht bereits am Anfang anzulocken“, empfahl Bentrup. Der Betrieb habe gute Erfahrungen mit einer Kombination aus Bejagung und Vergrämung gemacht. Der alleinige Einsatz von optischer oder akustischer Vergrämung ist durch den Gewöhnungseffekt der Tauben nur sehr kurzfristig wirksam. In der kritischen Phase zwischen dem Auflaufen bis zum 1-Blattstadium hat der Landwirt und Jäger die Tauben zweimal täglich bejagt und zusätzlich einen Schussapparat mit einer unregelmäßigen Frequenz eingesetzt. „Nach sechs bis zehn Tagen ließ der Zuflug abrupt nach.“ Im weiteren Vegetationsverlauf seien Fraßschäden durch Hasen und Rehwild zu beobachten gewesen, im abgereiften Bestand abgeknickte Pflanzen, vermutlich durch Wildwechsel. Der Schadenumfang war allerdings gering.
Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW und Markus Mücke; Landwirtschaftskammer Niedersachsen, referierten im Anschluss ebenfalls über das Thema der Vogel- und Wildabwehr. Der größte Hebel liege im ackerbaulichen Bereich. Eine optimale Saatbettbereitung, gutes Saatgut und eine optimale Ablagetiefe sorgen für einen schnellen Auflauf und eine gute Jugendentwicklung. „Tempo, Tempo, Tempo!“ lautete die Devise von Ackerbauberater Erhardt. Mittel wie Beizen und Repellents zeigen bisher nur eine geringe Wirkung. „Neue Repellents sind in der Entwicklung. Aber auch dort darf man keine Wunder erwarten“, so Erhardt. Zudem müssen zukünftig auch bisher unbedeutende Schädlinge berücksichtigt werden, wie etwa der Waschbär, der durchaus signifikante Schäden verursachen kann.
Mücke empfahl die gezielte Auswahl der Anbaufläche. Bei kleinen Parzellen kann es leichter zu Totalausfällen kommen. Nach der Saat kann Striegeln einen Effekt bringen, da die Ablagereihen dann nicht mehr für die Vögel erkennbar sind und sie somit die Körner nicht entlang einer Reihe herauspicken können. „Bei Problemen mit Wildschweinen hilft oft eine Randbehandlung mit Haarmehlpellets. Der Geruch hat eine vergrämende Wirkung“, berichtete Mücke von seinen Erfahrungen. Zeitlich und monetär aufwendig ist das Aufstellen von Elektrozäunen. Diese seien allerdings sehr wirksam.
Georg Saathoff, Uni Kassel, referierte zum Thema Druscheffizienz bei Körnerleguminosen-Gemenge. Der Gemengeanbau hat ackerbauliche Vorteile, allerdings sind die Strukturen der weiteren Wertschöpfungskette wie Aufbereitung und Verarbeitung oft eine Herausforderung. Hier sind die Anforderungen der Konsumenten und des Handels häufig noch nicht mit den Möglichkeiten der Aufbereitung vereinbar. In seiner wissenschaftlichen Arbeit untersuchte Saathoff den Einfluss der Druscheinstellungen auf Reinigung und Trennung des Gemenges. „Die größte Herausforderung ist der Kompromiss bei den Anforderungen beider Kulturen!“, wusste der Referent zu berichten. Die Varianten in Ackerbohnen-Hafer-Gemenge ergaben sich dabei aus unterschiedlichen Einstellungen der Trommeldrehzahl, Korbposition, Rotorklappen, Ober- und Untersieb und der Gebläsedrehzahl.
Die Ergebnisse zeigen zum Teil deutliche Unterschiede bei Verlusten, Bruch und Besatz. Die Mischkultur wies dabei im Vergleich zur Reinkultur einen niedrigeren Anteil an Ackerbohnenbruch und Besatz auf, während die Verluste durch den Kompromiss bei den Druscheinstellungen höher ausfielen. Hier sei laut Saathoff der Mischungspartner entscheidend, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Sein Fazit: „Der Drusch und die Aufbereitung sind technisch durchaus möglich. Die Kosten für die Trennung sollten nicht überbewertet werden. Hier ist der Markt gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen für die Vermarktung zu schaffen.“
Ebenfalls im Bereich Gemenge referierten Odette Weedon und Torsten Siegmeier, Uni Kassel. In dem Projekt VORWERTS wird die Nutzung von Weizen-Erbsen-Gemenge in Bäckereien getestet. Insgesamt sind 26 Betriebe in sieben regionalen Wertschöpfungsketten daran beteiligt. Die positiven ackerbaulichen Effekte von Gemengeanbau stehen häufig Herausforderungen in der Vermarktung, vor allem in der Humanernährung, gegenüber. In Versuchen wurden das Backverhalten sowie die sensorischen Eigenschaften von Brot mit unterschiedlichen Verhältnissen von Weizen und Erbse untersucht. „Sowohl beim Backverhalten als auch in der Sensorik sind Anteile von 5 % Erbse im Brot völlig unproblematisch“ fassten die Referierenden die Ergebnisse zusammen.
Landwirt Gunther Lötzke baut auf dem Demeterbetrieb Gut Holzhausen in Nieheim seit vielen Jahren Körnerleguminosen im Gemenge an und hat bereits viele Varianten ausprobiert. „Bei Körnererbse im Gemenge mit Hafer hatten wir schöne Bestände und gute Erträge. Allerdings konnten wir den Hafer nicht als Speiseware vermarkten“, so Lötzke. Weitere Versuche mit Weizen und Triticale als Gemengepartner hätten nicht gut funktioniert. Inzwischen blickt der Betrieb auf Erfahrungen aus 17 Jahren Anbau von Erbsen-Sommergerste-Gemenge zurück. Die Erträge liegen im Durchschnitt bei 27 dt je ha. Nachdem er verschiedene Möglichkeiten der Aussaat getestet hat, wird das Saatgut inzwischen beim Befüllen des Saattanks gemischt und auf eine Kompromiss-Saattiefe von etwa 4 cm abgelegt. Die Ernte erfordere Fingerspitzengefühl. Die ungleichmäßige Abreife der Gemengepartner erfordert Kompromisse beim Erntezeitpunkt. „Wir haben keine Probleme mit Lager bei der Erbse. Die Gerste wirkt als Stützfrucht“ so der Landwirt. Nach der Ernte empfiehlt Lötzke eine Vorreinigung. Der vergleichsweise hohe Besatz mit Beikrautsamen kann andernfalls zu Problemen bei der Lagerung führen. Die Zusammensetzung des Ernteguts variiert zum Teil stark. „Die Erbse ist der Gewinnbringer im Gemenge. Der wirtschaftliche Erfolg hängt allerdings von vielen Faktoren ab“, sprach der Praktiker die Wirtschaftlichkeit an. Die Preisfindung sei oft schwierig und hänge stark vom Marktpartner ab.
Ein weiteres praxisrelevantes Thema ist die Leguminosenmüdigkeit. Diese kann neben den kleinkörnigen auch die großkörnigen Leguminosen betreffen. Annemarie Ohlwärter, Beratung für Naturland, gab einen Überblick über den aktuellen Wissens- und Forschungsstand. „Leguminosenmüdigkeit hat viele Gesichter. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Ursachenkomplex“, begann Ohlwärter ihren Vortrag. Im Rahmen des Projekts TriSick wurden auf Praxisbetrieben Proben entnommen und agronomisch, biologisch und phytopathologisch untersucht. Das Fazit: „Die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Blattfleckenerreger treten wahrscheinlich eher als Sekundärinfektion auf.“ In betroffenen Beständen war häufig eine Kombination aus Schadpilz- und Nematodenbefall zu erkennen. Auch die Nährstoffversorgung kann eine Rolle spielen. Hier müssen auch die Mikronährstoffe berücksichtigt werden.
Wichtig sei es, pflanzenbauliche Maßnahmen einzuhalten. „Standortangepasste Leguminosenarten mit ausreichenden Anbaupausen und guter Nährstoffversorgung sind wichtige Bausteine.“ Außerdem seien Bodenverdichtungen und Staunässe zu vermeiden. „In jedem Fall muss gesundes Saatgut verwendet werden und die Aussaatbedingungen stimmen, um einen möglichst gesunden und wüchsigen Bestand zu erhalten.“ Der Forschungsbedarf sei weiterhin sehr hoch, bisher gebe es kein einfaches Rezept zur Lösung, schloss sie Ihren Vortrag.
Pascal Gerbaulet, Landwirtschaftskammer NRW, zeigte in seinem abschließenden Vortrag Ergebnisse zu Cut & Carry als Verwertungsmöglichkeit von Kleegras in viehlosen Betrieben. Bei Cut & Carry wird ein Klegrasaufwuchs gemäht und vom Geberfeld auf ein Nehmerfeld zur Düngung übertragen. „Das Mulchen oder der Herbstumbruch führen zu erheblichen Stickstoffverlusten in der Sickerwasserperiode. Hier kann Cut & Carry eine Alternative darstellen!“, so der Berater. Das Geberfeld kann 150 bis 200 kg Stickstoff erzeugen. „Optimal ist eine Verwendung ohne Zwischenlagerung, um Verluste zu vermeiden und die Kosten gering zu halten“, empfahl Gerbaulet. Wichtig sei ein Nehmerfeld mit einem hohen Stickstoffbedarf, zum Beispiel mit Hackfrüchten. Kulturen wie Weiß- und Rosenkohl sind optimal, da sie im Herbst viel N entziehen. Eine Herausforderung ist der richtige Schnittzeitpunkt. „Dieser muss zum Düngebedarf des Nehmerfeldes passen. Außerdem muss das C/N-Verhältnis passen.“ Dieses sollte laut dem Berater bei unter 15 liegen. Bei passenden Nehmerkulturen können diese allein über Klee mit 200 kg Stickstoff versorgt werden. Bei einem höheren Bedarf im Frühjahr kann eine Teilgabe über eine schneller verfügbare Stickstoffart erfolgen. „Das Kleegras hat bei der Verwertung über Cut & Carry bei geringen N-Verlusten eine hohe N-Effizienz in der Fruchtfolge“, beendete Gerbaulet seinen Vortrag.
Sarina Hertel, Landwirtschaftskammer NRW
Sarina Hertel (LeguNet Regionalmanagement)
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Eine Herausforderung in der Anbaupraxis kleinkörniger Leguminosen ist die begrenzte Verfügbarkeit von Saatgut. Katharina Weihrauch, Bioland, gab Tipps für Praktiker. Sie verwies auf die standortangepassten Sortenempfehlungen, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Nicht standortangepassten Sorten führen zu abweichenden Artenzusammensetzungen im Aufwuchs und Verlusten bei der Futterqualität. „Niemals bei Saatgut sparen! Billiges Saatgut ist teuer“, verwies die Referentin auf sortenbedingte Mindererträge.
Es werden dringend Saatgutvermehrer gesucht. Das Ertragsrisiko ist dabei allerdings hoch, jedoch ist die Vermehrung in guten Jahren sehr lukrativ. Aktuell wird das Saatgut vor allem im Ausland produziert und enthält dadurch Sorten, die beispielsweise bei der Winterhärte und Lagerneigung nicht den deutschen Ansprüchen entsprechen. Da der Nachbau von kleinkörnigen Leguminosen nicht zulässig ist, müssen Praktiker bei begrenzter Verfügbarkeit andere Strategien verfolgen. Die Saatgutbestellung sollte Anfang Januar erfolgen. Im letzten Jahr waren viele Mischungen nur wenige Tage lang verfügbar. „Sollte dennoch keine ausreichende Menge verfügbar sein, kann durch eine Optimierung der Bodenbearbeitung und Saattiefe die Aussaatstärke ohne Ertragsminderung um bis zu 50 % reduziert werden“, meinte die Beraterin. Außerdem könne die Nutzungsdauer durch die Vermeidung von Schäden durch Mäuse oder Bodenverdichtungen sowie zu tiefer Mahd deutlich verlängert werden.