Das LeguNet ist ein Projekt der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes und soll den Anbau und die Vermarktung regional erzeugter Eiweißpflanzen in Deutschland fördern.
In NRW gibt es insgesamt sechs ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe, die großkörnige Leguminosen wie Körnererbsen, Ackerbohnen, Lupine und Soja anbauen und unterschiedlich verwerten und vermarkten. Am 8. Juli fand auf dem landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieb Paul-Eugen Kügelgen in Rommelsheim eine Informationsveranstaltung zum Anbau und Vermarktung von Körnererbsen mit anschließender Feldbegehung statt.
Nachdem Sarina Hertel, Regionalmanagerin im LeguNet, den Teilnehmenden das Projekt vorgestellt hatte, präsentierte Paul-Eugen Kügelgen seinen Ackerbaubetrieb. Die Flächen befinden sich in einer Streulage zwischen Vettweiß und dem Tagebau Frechen und weisen sehr unterschiedliche Böden auf. Der Betriebsleiter arbeitet möglichst wassersparend und kam aus diesem Grund auf die Körnererbse. Seit 2017 integriert er die Leguminose in seine Fruchtfolge, die außerdem Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Mais und Raps enthält. Auf guten Böden folgt die Erbse nach Zuckerrüben, auf schwächeren Böden ist die Vorfrucht Getreide. „Als Nachfrucht eignet sich jede Kultur, dabei haben Raps und Gerste ein hohes Stickstoff-Aneignungsvermögen und können so den durch die Leguminose fixierten Stickstoff bestmöglich nutzen. Unter passenden Bedingungen wird eine Zwischenfrucht ausgesät, die den Stickstoff bis zur Folgefrucht bindet und den Humusgehalt steigert“, fasste Kügelgen die Fruchtfolge knapp zusammen.
Die Aussaat der Erbse muss bei trockenem Boden mit ausreichend Keimwasser erfolgen. „Auf keinen Fall darf man das Saatgut reinschmieren. Da braucht man schon mal etwas Geduld“, empfahl der Landwirt. In letztem Jahr fand die Aussaat an zwei Terminen Anfang und Ende März statt. „Trotz der späteren Aussaat war kein Unterschied in der Abreife und im Ertrag erkennbar“, berichtete Kügelgen. Nach der Aussat werden die Flächen gewalzt, um ein gleichmäßiges Keimen und Auflaufen sowie bessere Erntebedingungen durch einen ebenen Boden zu gewährleisten. Die Anbaupause beträgt fünf Jahre. In diesem Jahr verzögert sich die Abreife durch die konstante Wasserverfügbarkeit. Der Landwirt vermutet eine einige Wochen spätere Ernte als im letzten Jahr.
In diesem Jahr sei kein Fungizid oder Insektizid ausgebracht worden. Problematisch sei allerdings der Taubenfraß gewesen: „Auf einer Fläche sind etwa 2 ha weggefressen worden. Der Acker liegt in Stadtnähe. Solche Flächen werde ich zukünftig für den Erbsenanbau meiden“, gab Kügelgen an.
Die Erträge liegen je nach Standort und Jahr zwischen 2 und 5 t/ha. „Die Körnererbse trägt zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft bei, da wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger reduzieren und Stickstoff binden können“, beendete der Betriebsleiter seinen Vortrag.
Der landwirtschaftliche Betrieb vermarktet seine Erbsen über den Vertragsanbau an endori. Die Tochterfirma der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG stellt Fleischersatzprodukte aus Erbsenproteinisolat her. Sören Schilasky, Referent Agrarlogistik und Leguminosen bei Pfeifer & Langen, stellte das Unternehmen und die Rahmenbedingungen des Vertragsanbaus vor. Das Unternehmen bezieht 99 % der Rohstoffe aus der EU, die Erbsen stammen zu 100 % aus Deutschland.
„Für den Anbau eignen sich leichte und mittlere Böden, Staunässe verträgt die Erbse nicht“, so der Referent. Zudem sei der Wasserbedarf relativ gering, lediglich zur Blüte benötigen die Pflanzen eine ausreichende Wasserversorgung. Zur Vermeidung von Leguminosenmüdigkeit müssten die Anbaupausen eingehalten werden und die Fruchtfolge frei von anderen groß- und kleinkörnigen Leguminosen sein. „Der Mehrertrag in der Folgekultur liegt laut Literatur zwischen 5 und 15 dt je ha. Die positive Humusbilanz führt zu mehr Kohlenstoffspeicherung im Boden“, führte Schilasky die Vorteile des Anbaus an. Je Tonne Ertrag hinterlasse die Erbse etwa 8 kg Stickstoff für die Folgefrucht. Da im Nachauflauf eine chemische Unkrautregulierung fast nicht möglich sei, seien ein dichter Bestand durch eine hohe Keimfähigkeit des Saatguts, eine ausreichende Saatstärke sowie eine schnelle Jugendentwicklung der Pflanzen notwendig. „Die Ernte mit einem Mähdrescher mit Flexschneidwerk ist optimal, kann aber durchaus auch mit einem normalem Schneidwerk durchgeführt werden“, empfahl der Referent.
Dem Unternehmen ist Transparenz im Sinne von „from field to fork“, also vom Anbau bis zum fertigen Produkt, ein wichtiges Anliegen. Erfasser der Ware ist die Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft eG, die zudem die Reinigung und Trocknung übernimmt. Anschließend wird die Ware zur Herstellung des Proteinisolats nach Niedersachsen transportiert, bevor sie in Stegaurach zu den Endprodukten verarbeitet wird. Für den Vertragsanbau gelte eine verbindliche Sortenliste mit Sommer- und Winterkörnererbsen. Der Preis richte sich nach dem Weizen MATIF und liege 20 % darüber. „Landwirte und Landwirtinnen können ihre zuvor gemeldeten Erntemengen bis zum 30. November jederzeit zur tagesgenauen Preisnotierung festlegen. Dabei sind auch Teilmengen möglich“, meinte Schilasky. Die Preisdeckelung nach unten liege bei 270 € je t, maximal sind 420 € je t möglich. „Die Vertragsmenge für dieses Jahr ist voll, der Vertragsabschluss für das Erntejahr 2025 ist ab Herbst möglich“, ermunterte der Referent die Praktiker zur Kontaktaufnahme.
Im Anschluss an die Vorträge ging es aufs Feld. Johannes Roeb, Landwirtschaftskammer NRW, stellte die Landessortenversuche der Körnerleguminosen vor. Durch eine durchgängig gute Wasserversorgung hatten fast alle Kulturen und Sorten einen guten Feldaufgang. „Vor allem die Ackerbohnen konnten von den hohen Niederschlagsmengen profitieren und zeigen einen hohen Wuchs mit einem sehr guten Hülsenansatz. Wir erwarten sehr gute Erträge“, erklärte der Referent für Eiweißpflanzen. Bringe der Fungizideinsatz in Erbsen oft keinen wirtschaftlichen Mehrertrag, sei eine Behandlung vor allem in Winterackerbohnen bei feuchter Witterung häufig notwendig und wirtschaftlich.
Bei Körnererbsen könne der Befall durch den Erbsenwickler Auswirkungen haben. „Die aufgestellte Pheromonfalle gibt Auskunft über den Zeitpunkt und Umfang des Zuflugs. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Behandlung ist allerdings klein. Die Tiere reagieren ausschließlich zwischen dem Schlupf und der Einwanderung in die Hülse auf den Wirkstoff“, erläuterte der Experte.
Aufgrund des kühlen Frühjahrs entwickelten sich die Sojabohnen nicht ganz optimal. Allerdings profitiert auch diese Kultur aktuell von den regelmäßigen Niederschlägen. „Die Anbaufläche der Sojabohnen wird durch intensivere Züchtung und mehr frühreife Sorten steigen“, vermutete Roeb eine Ursache. Er empfahl die Auswahl von frühen 000-Sorten, da diese zwar ein geringeres Ertragspotenzial als spätreife Sorten aufwiesen, sich in Nordrhein-Westfalen dagegen aber deutlich ertragsstabiler zeigten. „Sojabohnen zeichnen durch ihre Geschmacksneutralität sowie einen hohen Proteingehalt mit einer guten Aminosäurenzusammensetzung aus. Daraus ergibt sich eine gute Vermarktbarkeit sowohl in der Tier- als auch in der Humanernährung“, schloss Johannes Roeb. Die Ergebnisse der Landessortenversuche sowie die Sortenbeschreibungen finden Sie auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer.
Die Aussaat der Praxisflächen des Betriebs Kügelgen fand am 20. März statt. Es wurden drei Parzellen mit verschiedener Saatstärke angelegt. Neben der betriebsüblichen Aussaatmenge von 80 keimfähigen Körnern je m2, wurde diese in zwei Varianten um 20 % erhöht und um 20 % verringert. „Optisch ist ein leichter Unterschied zu erkennen. Ob sich die unterschiedliche Aussaatmenge auch im Ertrag widerspiegelt, wird sich bei der Ernte zeigen“, so der Betriebsleiter. Gedüngt wurde die Fläche mit 150 kg Kieserit je ha. Die Vorfrucht auf der Demonstrationsfläche war Zuckerrübe, als Folgekultur ist Weizen nach einer Zwischenfrucht geplant.
Der Befall mit Erbsenwicklern ist meist nicht stark ertragsmindernd, kann aber zu Qualitätseinbußen und Einschränkungen in der Vermarktung führen. „Die Körnererbse ist für unseren Betrieb mit ihren ackerbaulichen Vorteilen und dem Vertragsanbau für endori eine echte Alternative“, so das Fazit des Landwirts.
Sarina Hertel,
Landwirtschaftskammer NRW
Im Rahmen des Projekts LeguNet werden regelmäßig Veranstaltungen rund um den Anbau und die Verwertung von Körnerleguminosen angeboten. Die Terminhinweise finden Sie auf der Projekt-Homepage.