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Demonetzwerk ErbseBohne: Die Ackerfrucht der Zukunft (Teil 1)

11.11.2020

Ein virtuelles Treffen von Praxis und Forschung hatte das DemoNet ErbseBohne vergangene Woche organisiert. Dabei ging es zum einen um die pflanzenbaulichen Besonderheiten von Ackerbohnen und Erbsen, unter anderem dargestellt anhand von Ergebnissen aus Praxisuntersuchungen, die in diesem Beitrag zusammengefasst sind. Daran anschließend diskutierten die Teilnehmer die Verwertung der Leguminosen, wie der nächste Artikel beschreibt.

Die gut 160 Teilnehmer, die der Online-Veranstaltung folgten und sie durch Diskussionsbeiträge bereicherten, zeigten, wie präsent der Eiweißpflanzenanbau in Forschung und Praxis ist. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des modellhaften Demonstrationsnetzwerkes Erbse/Bohne durchgeführt. Ziel des Netzwerkes ist es, den Anbau und die Verwertung von Körnerleguminosen in Deutschland zu verbessern und auszuweiten. An dem Netzwerk sind 58 landwirtschaftliche Betriebe beteiligt, die langjährige Erfahrungen im Anbau und der Verwertung von Körnerleguminosen haben.

Projektflyer Demonstrationsnetzwerk Erbse / Bohne

Herzenssache des BMEL

Das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen Eiweißpflanzenstrategie gefördert. Daher überbrachte auch ein Redner des BMEL das Grußwort der Ministerin. „Der Anbau heimischer Eiweißpflanzen liegt dem Ministerium am Herzen. Wir sind der Überzeugung, dass der Leguminosenanbau in Deutschland Zukunft hat“, so Dr. Rainer Gießübel. Dafür bleibe es wichtig, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu fördern. „Bald 20 000 Betriebe in Deutschland bauen Leguminosen an, rund 80 000 ha sind mit Ackerbohnen und gut 60 000 ha mit Erbsen bestellt. Das ist eine positive Entwicklung, an der das Demonetzwerk einen positiven Anteil hat“, betonte Gießübel den Aufwärtstrend, der allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau gestartet sei.

Angesichts der im Dezember 2021 endenden Laufzeit des Projektes versprach er, dass dessen Weiterführung in die Haushaltsberatungen einbezogen würden. „Wir wollen diese positive Entwicklung keinesfalls stoppen, sondern vielmehr auf weitere Schwerpunkte ausweiten, wie zum Beispiel ein Netzwerk für feinsamige Leguminosen und den Einbezug von Züchtungsaktivitäten“, meinte Gießübel. Der Anbau von Leguminosen passe in die Ackerbaustrategie, die Ziele zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Klima und Biodiversität verfolgt, ebenso gut hinein wie in ein Ernährungssystem, das einen reduzierten Fleischkonsum zugunsten pflanzlicher Proteinträger beinhalte. „Mit den Aktivitäten des Netzwerks sehe ich uns auf einem guten Weg“, schloss Dr. Gießübel.

Große Ertragsunterschiede

Dr. Harald Schmidt, Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL), betreut seit 2015 das Forschungsprojekt „Erweiterung und ackerbauliche Auswertung der Praxiserhebungen und -untersuchungen im Rahmen der modellhaften Demonstrationsnetzwerke Soja, Lupine, Erbse und Bohne der Eiweißpflanzenstrategie“. Er stellte seine Ergebnisse aus vier Jahren Praxisuntersuchungen, die auf 77 Betrieben - 42 konventionellen und 35 ökologischen - durchgeführt werden, vor. „Insgesamt untersuchen wir 130 Schläge mit Erbsen oder Bohnen in ganz Deutschland. Auffallend sind die großen Ertragsspannweiten der zahlreichen Bestände in beiden Bewirtschaftungssystemen. Wir wollen herausfinden, welche Faktoren für diese großen Streuungen verantwortlich sind“, so der Wissenschaftler, denn: „Die Ausweitung des Körnerleguminosenanbaus wird durch diese stark schwankenden Erträge behindert.“

Für den Anbau seien möglichst detaillierte Kenntnisse über die Einflüsse von Standort, Bewirtschaftung und Umwelt bedeutsam. „Hier setzt das Projekt zur ackerbaulichen Untersuchung von Praxisschlägen an. Es geht um die Wasserverfügbarkeit, um Saattermine und Bestandesdichten ebenso wie um Unkraut, Blattläuse und Leguminosenmüdigkeit in engen Fruchtfolgen.“ So seien neben reinen Bohnen- und Erbsenbeständen auch Gemenge mit Getreide, wie Hafer zu Bohnen, und Leindotter zu Erbsen untersucht worden. „Im Gemengeanbau waren die Ertragseffekte der Trockenheit nicht so ausgeprägt wie in reinen Leguminosenbeständen, das Getreide hat von der Durchwurzelung des Bodens profitiert“, so Dr. Schmidt.

► Die Ergebnisse des Projektes werden Mitte 2021 in zwei Broschüren der SÖL veröffentlicht.

Vermarktung vorher absichern

Um die Wirtschaftlichkeit des Anbaus von Ackerbohnen und Erbsen ging es Petra Zerhusen-Blecher, Fachhochschule Südwestfalen. "Körnerleguminosen bieten eine pflanzenbaulich und ökonomisch hochwertige Alternative zu den übrigen Hauptkulturen, besonders zum relativ intensiv geführten Stoppelweizen. Die Produktionskosten von Erbsen, Bohne und Stoppelweizen liegen annähernd gleich auf, wenn man den Mehrertrag der Folgefrucht, die reduzierte Bodenbearbeitung samt Pflugverzicht und die N-Einsparungen berücksichtigt. Wenn sich die Erträge der Körnerleguminosen steigern ließen, würde auch deren Konkurrenzfähigkeit zunehmen", so die Referentin. Positiv seien darüber hinaus die phytosanitären Aspekte zu sehen, was Einsparungen beim Pflanzenschutz zur Folge habe. Der von den konventionellen Landwirten geschätzte Vorfruchtwert für Ackerbohnen liegt bei etwa 170 €/ha, für Erbsen bei rund 120 €/ha.

Der ökonomische Erfolg werde im Wesentliche durch Ertrag und Preis bestimmt. "Die Erträge schwanken stark. Lediglich die Erträge aus den Gemengen sind stabil, das hat sich auch in den letzten drei Trockenjahren gezeigt. Hier hat der Getreidepartner die Ertragsrückgänge aufgefangen. Hohe Erträge sind stets in Abhängigkeit von ausreichender Wasserversorgung zu erzielen", meinte Zerhusen-Blecher.

Leguminosen landen als Speise- oder Futterware auf dem Markt oder gelangen in die innerbetriebliche Verwertung. "Verwertung und Vermarktung von Körnerleguminosen beeinflussen deren Preis. Bei der innerbetrieblichen oder zwischenbetrieblichen Verwertung über die Fütterung ist eine hohe Wertschöpfung möglich", so Zerhusen-Blecher. Auch wenn der durchschnittliche Erzeugerpreis für Ackerbohnen zum Beispiel eine positive Tendenz aufweise, gebe es sehr große Unterschiede zwischen Minimal- und Maximalpreisen. Vor allem für Erbsen gebe es deutliche positive Effekte bei der innerbetrieblichen Verwertung "Die Landwirte müssen vorher schauen, was erzielbar ist." In der Futtermittelindustrie bestehe ein erhöhter Bedarf an GVO-freien Futtermitteln. Auch die Nachfrage nach Regionalität berge Möglichkeiten eines Mehrerlöses. "Ein großer Bedarf an Ackerbohnen entwickelt sich außerdem in der Humanernährung", gab die Referentin einen Ausblick. "Zahlungen aus Greening und Agrarumweltmaßnahmen sind dabei nicht zu unterschätzende Zusatzeinnahmen!"

Das Ökosystem regulieren

Nicole Beyer, Universität Göttingen, hat zusammen mit Forschenden des Thünen-Instituts in Braunschweig die Wirkungen von Fruchtfolgen mit Ackerbohnen auf die Vielfalt von Bestäubern und Raubarthropoden untersucht. Von Interesse waren zudem die von den Fruchtfolgen erbrachten regulierenden Ökosystemleistungen, wie Bestäubung und natürliche Schädlingskontrolle. "Fest steht: Die Diversifizierung von Agrarlandschaften und Landnutzungstypen fördert die Artenvielfalt und die Funktion von Artengemeinschaften und hat somit eine positive Umweltwirkung. Leguminosen sind jedoch in ihrer Wirksamkeit, zum Beispiel durch Anbau auf ökologischen Vorrangflächen, umstritten", so Nicole Beyer.

Unter anderem folgenden Hypothesen sind die Wissenschaftlerinnen nachgegangen: Der Anbau von Ackerbohnen fördert Hummeln und andere Wildbienen auf Landschaftsebene, er modifiziert die funktionelle Zusammensetzung von Bienengemeinschaften und deren Bestäubungsleistung, steigert die biologische Schädlingskontrolle und steigert die Erträge in den nachfolgenden Kulturen. Eine Erkenntnis sei gewesen, dass sämtliche Effekte sowohl sorten- als auch standortabhängig seien. "Die Wirtschaftlichkeit hängt stark von den Betrieben, der Witterung und anderen Faktoren, wie den Sorten, ab", so Beyer. "Der Anbau von Ackerbohnen hat nach unseren Erkenntnissen nur kleinräumige Effekte auf die Biodiversität in benachbarten Kulturen. Dennoch sehen wir die Kombination von Maßnahmen in den Ackerflächen und auch außerhalb der Flächen als sinnvoll an, um Bestäuber, wie Hummeln und Bienen, in der Agrarlandschaft zu fördern."

Winterackerbohnen vorn

Eine klimatische Standortevaluierung für den Anbau von Winterackerbohnen stellte Dr. Guido Lux, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, vor. Die Pluspunkte der Ackerbohne seien klar: Sie lockert mit der kräftigen Pfahlwurzel den Boden auf, nach der Saat ist die Unkrautregulierung vergleichsweise einfach, sie leistet eine symbiotische N-Fixierung von bis zu 150 kg N/ha und hat einen hohen Rohproteinertrag.

"Ungünstig sind hingegen ihre Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge, das Risiko einer Spätverunkrautung in Reinsaaten sowie ihr hoher Wasserbedarf - bei TK-Gewichten von durchschnittlich 600 g 12 l/m² je dt Korn!", fasste Dr. Lux die agronomischen Eigenschaften zusammen. Auch deswegen hänge der Anbau stark von der Wasserverfügbarkeit eines Standortes sowie der Sortenwahl - Sommer- oder Winterform - ab.

"In unseren Anbauversuchen auf schluffigem Lehm am Standort Görlitz haben sich Vorteile der Winterformen Vorteil der Winterbohnen ergeben: Eine intensivere und tiefere Durchwurzelung, ein Entwicklungsvorsprung von 19 Tagen, ein höherer Kornertrag sowie eine höhere symbiotische N-Fixierung", fasste der Wissenschaftler zusammen. Daraus hätten sich folgende Schlussfolgerungen für die klimatischen Bedingungen für den Anbau von Winterackerbohnen ergeben: 50 % nFK und mehr als 130 mm Niederschlag von April bis Juni, keine Kahlfröste unter -16°C sowie keine Enthärtung und Spätfröste unter -6°C ab Februar.

Mehr Infos gibt es unter www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de.

Quelle: Meike Siebel, LZ Rheinland, Ausgabe 45/2020, 05. November 2020

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