Körnerleguminosen sind neben Kleegras oder Zwischenfruchtleguminosen für den Ökolandbau in besonderer Weise wichtig, da sie Luftstickstoff binden können und für folgende Kulturen eine gute Vorfrucht darstellen. Darüber hinaus sind die Körner als Eiweißquelle für die Tierernährung von Bedeutung.
Aufgrund der wieder steigenden Anfragen nach Sortenversuchen bei Körnerleguminosen und einigen neueren Sorten hat die Landwirtschaftskammer NRW jeweils seit 2013 wieder einen Öko-Ackerbohnen- und einen Öko-Körnererbsen-Sortenversuch, seit 2016 einen Öko-Blaue-Lupinen- und seit 2018 einen Öko-Weiße-Lupine-Sortenversuch angelegt. Öko-Sojasortenversuche werden seit 2000 bei der Kammer NRW durchgeführt.
In diesem Jahr standen die Ackerbohnen in NRW im Vergleich zu den Vorjahren sehr gut und kamen auf hervorragende Erträge von im Mittel 46,8 dt/ha bei mäßigen Proteingehalten von 29,3 %. Die Körnererbsensorten konnten 2021 aufgrund von massiver Verunkrautung und Lager nicht beerntet werden. Die Blauen Lupinen kamen aufgrund von Verunkrautung und Lager nur auf 19,1 dt/ha im Mittel. Das Ertragsniveau der Blauen Lupine liegt eher zwischen 20 und 30 dt/ha. Die Weiße Lupine konnte 2021 nicht ausgewertet werden. Zwar stand sie im Bestand sehr gut, die Ernte gestaltete sich aber leider aufgrund von unterschiedlicher Abreife innerhalb der Pflanze (nicht determiniert) und Lager sehr schwierig, sodass die Werte stark streuten. Mit im Mittel 40,1 dt/ha lagen die Sojabohnen 2021 wieder sehr gut auf und hatten auch sehr gute Proteinwerten mit 44,2 %.
Bewährte Sorten für den Ackerbohnenanbau sind Fanfare und Trumpet, sie sind ertragsstark und ertragsstabil. Die neuere Sorte Macho bringt ebenfalls gute stabile Erträge. Tiffany ist interessant für die Geflügelfütterung, weil sievicin- und convicinarm ist und deutlich ertragsstärker als Divine. Für einen Probeanbau kommen Daisy - ertragsstark und ertragsstabil - und Stella - ertragstark und ertragsstabil mit besseren Proteingehalten - infrage, beide ebenfalls vicin- und convicinarm und interessant für die Geflügelfütterung, sofern Öko-Saatgut zur Verfügung steht. Ebenso ist die neue vicin- und convicinarme Sorte Allison interessant mit guten Erträgen und Proteingehalten. GL Sunrice ist tanninarm und wäre daher interessant für die Schweinfütterung, hat aber einen sehr niedrigen Ertrag. Ältere Sorten, wie Fuego, Divine oder Taifun, stehen nicht mehr in der Kammer-Prüfung, können aber weiterhin angebaut werden.
Ganz neue Sorten in der Prüfung sind GL Lucia mit 116 % Relativertrag und 28,8 % Protein sowie Caprice - tanninhaltig, 99 % Relativertrag, 29,8 % Protein. Bei den erst einjährig geprüften Sorten bleiben weitere Ergebnisse aus den anderen Bundesländern und weiterer Jahre abzuwarten.
Bewährte Sorten für den Erbsenanbau sind Alvesta (Ertrag), Salamanca (Ertrag) oder auch Astronaute (Ertrag und Protein).
Eine neue ertragsstarke Sorte scheint Lump zu sein mit 102 %. Weitere Ergebnisse auch aus den anderen Bundesländern bleiben abzuwarten.
Bewährte Sorten für den Anbau von Blauer Lupine sind Boruta - auf besseren Standorten ertragsstabil, hoher Proteingehalt-, Boregine (Ertrag) für leichtere Standorte, und Probor (Ertrag und Protein) ebenfalls für leichtere Standorte. Neuere interessante Sorten sind Carabor mit hohem Relativertrag und Regent, er ist endständig, geeignet für bessere Standorte (mittlere Ertrag und Proteingehalt).
Verzweigungstypen eignen sich für leichtere Standorte; aber Achtung: Auf besseren Standorten ist die Abreife verzögert, daher sollte man dort endständige Sorten nutzen.
Weiße Lupinen sind derzeit im Anbau schwierig aufgrund der Gefahr der Anthrakno-se. Ältere Sorten sind Energy und Feodora. Neu zugelassene anthraknosetolerante Sorten sind Frieda und Celina.
Für NRW kommen grundsätzlich nur sehr frühe Reifegruppen 0000 und 000 in Betracht. Innerhalb der Reifegruppe 000 unterscheidet die beschreibende Sortenliste aus Österreich schnellere Sorten (Reifegruppe 1) bis hin zu langsameren Sorten (Reifegruppe 4). Die Vierfach-Nullsorten bringen in der Regel in unseren Breiten nicht den erwünschten Ertrag. Bei den Dreifach-Nullsorten ergeben sich folgende Empfehlungen für NRW.
Auf Grenzstandorten, wie zum Beispiel das Münsterland (Reifegruppe 2) passen die Sorten mit einer schnellen Jugendentwicklung und sicherer Abreife gut. Weiterhin die Sorte der Wahl ist Merlin mit mittlerem Ertrag und mittleren Proteingehalten. Außerdem anbauwürdig ist Obelix mit besserem Ertrag und höheren Proteingehalten. Eine neue vielversprechende Sorte ist GL Melanie mit einem Relativertrag von 105 dt/ha und einem Proteingehalt von 41,2 %.
Für bessere Lagen, wie zum Beispiel den Niederrhein mit Reifegruppe 3, ist Sultana mit besserem Ertrag und höherem Proteingehalt die Sorte der Wahl. Alle für Grenzstandorte genannte Sorten gehen hier natürlich auch. Nessie PZO hat einen guten Ertrag (112 %) und mittlere Proteingehalte von 42,6 %. Neben Protibus ziehen weiter Qualitätssorten mit höheren Proteingehalten nach: Tofina (Stamm Taifun 3) liegt bei 44,7 % Proteingehalt, Abaca steigt bei uns mit 48,9 % Proteingehalt ein.
Auf besten Lagen, zum Beispiel in der Köln- Aachener Bucht (Reifegruppe 4), können Sorten wie Tourmaline mit hohem Ertrag, und guten Proteingehalten, Herta PZO, ebenfalls gute Erträge und sehr hohe Proteingehalte, Amadea (sehr hohe Erträge, mittlere Proteingehalte), ES Comandor mit hohem Ertrag von 109 % und Amarok - guter Relativertrag mit 103 % und guten Proteingehalten von 41,7 % - anbauwürdig sein, wie auch alle genannten Sorten. Die neue Sorte Arcardia hat gute Erträge mit 114 %, aber weniger Proteingehalte.
Dr. Claudia Hof-Kautz