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Körnerleguminosen im Ökolandbau – Sorten 2021

23.11.2021

Körnerleguminosen sind neben Kleegras oder Zwischenfruchtleguminosen für den Ökolandbau in besonderer Weise wichtig, da sie Luftstickstoff binden können und für folgende Kulturen eine gute Vorfrucht darstellen. Darüber hinaus sind die Körner als Eiweißquelle für die Tierernährung von Bedeutung.

Aufgrund der wieder steigenden Anfragen nach Sortenversuchen bei Körnerleguminosen und einigen neueren Sorten hat die Landwirtschaftskammer NRW jeweils seit 2013 wieder einen Öko-Ackerbohnen- und einen Öko-Körnererbsen-Sortenversuch, seit 2016 einen Öko-Blaue-Lupinen- und seit 2018 einen Öko-Weiße-Lupine-Sortenversuch angelegt. Öko-Sojasortenversuche werden seit 2000 bei der Kammer NRW durchgeführt.

In diesem Jahr standen die Ackerbohnen in NRW im Vergleich zu den Vorjahren sehr gut und kamen auf hervorragende Erträge von im Mittel 46,8 dt/ha bei mäßigen Proteingehalten von 29,3 %. Die Körnererbsensorten konnten 2021 aufgrund von massiver Verunkrautung und Lager nicht beerntet werden. Die Blauen Lupinen kamen aufgrund von Verunkrautung und Lager nur auf 19,1 dt/ha im Mittel. Das Ertragsniveau der Blauen Lupine liegt eher zwischen 20 und 30 dt/ha. Die Weiße Lupine konnte 2021 nicht ausgewertet werden. Zwar stand sie im Bestand sehr gut, die Ernte gestaltete sich aber leider aufgrund von unterschiedlicher Abreife innerhalb der Pflanze (nicht determiniert) und Lager sehr schwierig, sodass die Werte stark streuten. Mit im Mittel 40,1 dt/ha lagen die Sojabohnen 2021 wieder sehr gut auf und hatten auch sehr gute Proteinwerten mit 44,2 %.

Empfohlene Ackerbohnensorten

Bewährte Sorten für den Ackerbohnenanbau sind Fanfare und Trumpet, sie sind ertragsstark und ertragsstabil. Die neuere Sorte Macho bringt ebenfalls gute stabile Erträge. Tiffany ist interessant für die Geflügelfütterung, weil sievicin- und convicinarm ist und deutlich ertragsstärker als Divine. Für einen Probeanbau kommen Daisy - ertragsstark und  ertragsstabil - und Stella  - ertragstark und ertragsstabil mit  besseren Proteingehalten - infrage, beide ebenfalls vicin- und convicinarm und interessant für die Geflügelfütterung, sofern Öko-Saatgut zur Verfügung steht. Ebenso ist die neue vicin- und convicinarme Sorte Allison interessant mit guten Erträgen und Proteingehalten. GL Sunrice ist tanninarm und wäre daher interessant für die Schweinfütterung, hat aber einen sehr niedrigen Ertrag. Ältere Sorten, wie Fuego, Divine oder Taifun, stehen nicht mehr in der Kammer-Prüfung, können aber weiterhin angebaut werden.

  • Fanfare ist eine tanninhaltige Sorte aus dem Jahr 2012. Sie bringt überdurchschnittlich gute Erträge von 103 % in NRW im Mittel von vier Jahren. Die Proteingehalte liegen im Durchschnitt mit 31,3 %. Für einen Anbau dieser Sorte spricht ihre Ertragsstärke und ihre Ertragsstabilität.
  • Trumpet ist eine neuere tanninhaltige Sorte aus dem Jahr 2017. Diese Sorte kommt im Mittel auf sehr gute 104 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen mit 30,1 % unterdurchschnittlich. Ihre Ertragsstablität und Ertragshöhe macht sie anbauwürdig.
  • Tiffany ist eine neue vicin- und convicinarme, aber tanninhaltige Sorte und konkurriert damit mit Divine. Ertraglich liegt sie etwas besser bei guten 100 % Relativertrag, schwankt aber etwas in der Ertragshöhe über die Jahre. Die Proteingehalte liegen mit 31,5 % im Durchschnitt. Damit ist diese Sorte sehr interessant.
  • Daisy ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte wie Tiffany und Divine und daher besonders für die Geflügelfütterung geeignet. Sie startet im Mittel von drei Prüfjahren mit sehr guten 104 % Relativertrag in NRW und scheint ertragstabil zu sein. Die Proteingehalte liegen etwas unter dem Durchschnitt bei 31,7 %. Ein Probeanbau wäre interessant, aber es steht wohl noch kein Öko-Saatgut zur Verfügung.
  • Auch Stella ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte wie Tiffany. Die Erträge liegen im Mittel bei sehr guten 105 % Relativertrag in NRW. Sie scheint ebenfalls recht ertragsstabil zu sein. Auch die Proteingehalte liegen mit 32,6 % knapp über dem Durchschnitt. Auch diese Sorte wäre für einen Probeanbau interessant, sofern dann Öko-Saatgut zur Verfügung steht.
  • GL Sunrise aus dem Jahr 2017 ist tanninarm, weiß blühend und daher für die Schweinefütterung interessant - wie auch Taifun. Sie erzielte im Mittel von drei Jahren insgesamt nur 83 % Relativertrag in NRW. Bei den Proteingehalten lag sie mit 32,9 % Proteingehalt über dem Durchschnitt. Diese Sorte kann ausprobiert werden.
  • Macho aus dem Jahr 2018 ist eine tanninhaltige neuere Sorte, die offenbar sehr gut und stabile Erträge - in den Versuchen im Mittel über drei Jahre 120 % - bringt und daher für den Anbau empfohlen werden kann. Die Proteingehalte liegen etwas niedriger bei 28,7 %.
  • Allison ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte aus dem Jahr 2019. Mit 114 % Relativertrag startet sie im Mittel von zwei Jahren sehr gut bei guten Proteingehalten von 31,1 %.
  • GL Magnolia ist eine neue tanninhaltige Sorte aus dem Jahr 2017. Diese Sorte kommt im Mittel zweier Jahre nur auf 92 % Relativertrag bei guten Proteingehalten von 30,6 %.

Ganz neue Sorten in der Prüfung sind GL Lucia mit 116 % Relativertrag und  28,8 % Protein sowie Caprice  - tanninhaltig, 99 % Relativertrag, 29,8 % Protein. Bei den erst einjährig geprüften Sorten bleiben weitere Ergebnisse aus den anderen Bundesländern und weiterer Jahre abzuwarten.

►Tabelle: Kornerträge (relativ zum Standardmittel) und Proteingehalte (%) der Ackerbohnensorten als PDF

Empfohlene Körnererbsensorten

Bewährte Sorten für den Erbsenanbau sind Alvesta (Ertrag), Salamanca (Ertrag) oder auch Astronaute (Ertrag und Protein).

  • Alvesta weist in der Regel hohe Erträge von 103 % auf. Hervorzuheben ist ihre relative Ertragsstabilität. Die Proteingehalte von 22,8 % liegen etwas unter dem Durchschnitt. Die Sorte ist lang im Wuchs bei mittlere Standfestigkeit.
  • Salamanca liegt ertraglich langjährig über dem Durchschnitt mit 102 %. Die Proteingehalte liegen bei mittleren 23,5 %. Interessant sind ihr langer Wuchs, die gute Standfestigkeit und ihre gute Wüchsigkeit zur frühen Unkrautunterdrückung.
  • Astronaute kommt im Mittel auf mittlere 101 % Relativertrag mit einem guten Proteinwert von 24,0 %. Weitere Pluspunkte sind gute Standfestigkeit und Beerntbarkeit.

Eine neue ertragsstarke Sorte scheint Lump zu sein mit 102 %. Weitere Ergebnisse auch aus den anderen Bundesländern bleiben abzuwarten.

►Tabelle: Kornerträge (relativ zum Standardmittel) und Proteingehalte (%) der Erbsensorten als PDF

Empfohlene Blaue Lupinensorten

Bewährte Sorten für den Anbau von Blauer Lupine sind Boruta - auf besseren Standorten ertragsstabil, hoher Proteingehalt-, Boregine (Ertrag) für leichtere Standorte, und Probor (Ertrag und Protein) ebenfalls für leichtere Standorte. Neuere interessante Sorten sind Carabor mit hohem Relativertrag und Regent, er ist endständig, geeignet für bessere Standorte (mittlere Ertrag und Proteingehalt).

Verzweigungstypen eignen sich für leichtere Standorte; aber Achtung: Auf besseren Standorten ist die Abreife verzögert, daher sollte man dort endständige Sorten nutzen.

  • Boregine: in der Regel sehr ertragsstabile Sorte mit 97 % Relativertrag, der 2021 wieder besser war, mit gutem Rohproteingehalt von 31,7 % im Mittel, gute Unkrautunterdrückung, etwas stärkere Neigung zum Hülsenplatzen, verzögerte Strohabreife, großkörnig
  • Probor: mittlere Kornerträge, bisher in vier Jahren mit 100 %, in der Regel die höchsten und stabilsten Erträge des Sortiments, 2021 abfallend da höhere Schwankungen beim Drusch, überdurchschnittliche Rohproteingehalte mit 35,5 %, kleinkörnig
  • Carabor: hohes Ertragsniveau mit 117 % Relativertrag, geringer Proteingehalte von 31,7 %, guter Standfestigkeit, guter Platzfestigkeit der Hülsen, geringer Neigung zu Zwiewuchs, gleichmäßiger Korn- und Strohabreife, ausgezeichneter Trockentoleranz, bei mittlerem TKG also moderaten Aussaatkosten
Endständige Sorten für bessere Standorte
  • Boruta: relativ ertragssicher mit höherem Rohproteingehalt von 32,6 %, liegt aber ertraglich in der Regel unter den Verzweigungssorten mit 93 % Relativertrag, gleichmäßige und sichere Abreife auch auf besseren Standorten
  • Regent: eine neue EU-Sorte, in NRW vierjährig geprüft, auch diese Sorte liegt ertraglich unteren den Verzweigungstypen mit 96 % mit mittleren Proteinwerten von 32,8 %. Im Bestand erscheint diese Sorte sehr kurz und standfest.
►Tabelle: Blaue Lupinensorten (Kornerträge relativ zum Standardmittel) als PDF

Empfohlene Weiße Lupinensorten

Weiße Lupinen sind derzeit im Anbau schwierig aufgrund der Gefahr der Anthrakno-se. Ältere Sorten sind Energy und Feodora. Neu zugelassene anthraknosetolerante Sorten sind Frieda und Celina.

  • Energy: verzweigt, guter Ertrag mit 106 %, geringerer Proteinwert mit 36,2 %, lang, sehr dicht mit guter Unkrautunterdrückung, für bessere, lehmige und mittelschwere Böden mit einer Ackerzahl über 35, hoher Wasserbedarf, sehr standfest, ertragreich, mittleres TKG
  • Feodora verzweigt, mittlerem Ertrag mit 94 %, hohe Proteingehalt von 38,2 %, eher mittellang, sehr dicht und mit guter Unkrautunterdrückung
  • Boros: neuer, endständig, geringere Erträge mit 87 %, bessere Proteingehalte mit 37,8 %, sehr kurz, vielen dicken Hülsen im Ansatz
  • Frieda: anthracnose-resistent, gute Ertrag mit 107 %, geringere Proteingehalte mit 36,9 %, mittellang, sehr dicht mit hoher Unkrautunterdrückung, guter Standfestigkeit, Eignung für die Humanernährung
  • Celina: anthracnose-resistent, guter Ertrag bei 106 %, hohe Proteingehalte mit 38,2 %, mittellang, sehr dicht, gute Unkrautunterdrückung, vorzugsweise zur Verfütterung
►Tabelle: Weiße Lupine (Kornerträge relativ zum Standardmittel) als PDF

Empfohlene Sojabohnensorten

Für NRW kommen grundsätzlich nur sehr frühe Reifegruppen 0000 und 000 in Betracht. Innerhalb der Reifegruppe 000 unterscheidet die beschreibende Sortenliste aus Österreich schnellere Sorten (Reifegruppe 1) bis hin zu langsameren Sorten (Reifegruppe 4). Die Vierfach-Nullsorten bringen in der Regel in unseren Breiten nicht den erwünschten Ertrag. Bei den Dreifach-Nullsorten ergeben sich folgende Empfehlungen für NRW.

Auf Grenzstandorten, wie zum Beispiel das Münsterland (Reifegruppe 2) passen die Sorten mit einer schnellen Jugendentwicklung und sicherer Abreife gut. Weiterhin die Sorte der Wahl ist Merlin mit mittlerem Ertrag und mittleren Proteingehalten. Außerdem anbauwürdig ist Obelix  mit besserem Ertrag und  höheren Proteingehalten. Eine neue vielversprechende Sorte ist GL Melanie mit einem Relativertrag von 105 dt/ha und einem Proteingehalt von 41,2 %.

Für bessere Lagen, wie zum Beispiel den Niederrhein mit Reifegruppe 3, ist Sultana mit besserem Ertrag und höherem Proteingehalt die Sorte der Wahl. Alle für Grenzstandorte genannte Sorten gehen hier natürlich auch. Nessie PZO hat einen guten Ertrag (112 %) und mittlere Proteingehalte von 42,6 %. Neben Protibus ziehen weiter Qualitätssorten mit höheren Proteingehalten nach: Tofina (Stamm Taifun 3) liegt bei 44,7 % Proteingehalt, Abaca steigt bei uns mit 48,9 % Proteingehalt ein.

Auf besten Lagen, zum Beispiel in der Köln- Aachener Bucht (Reifegruppe 4), können Sorten wie Tourmaline mit hohem Ertrag, und guten Proteingehalten, Herta PZO, ebenfalls gute Erträge und sehr hohe Proteingehalte, Amadea (sehr hohe Erträge, mittlere Proteingehalte), ES Comandor mit hohem Ertrag von 109 % und Amarok  - guter Relativertrag mit 103 % und  guten Proteingehalten von 41,7 % - anbauwürdig sein, wie auch alle genannten Sorten. Die neue Sorte Arcardia hat gute Erträge mit 114 %, aber weniger Proteingehalte.

►Tabelle: Soja (Kornerträge relativ zum Standardmittel und Proteingehalte in %) als PDF

Dr. Claudia Hof-Kautz

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