Aufgrund der wieder steigenden Anfragen nach Sortenversuchen bei Körnerleguminosen und einigen neueren Sorten hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen jeweils seit 2013 einen Öko- Ackerbohnen- und einen Öko-Körnererbsen-Sortenversuch, seit 2016 einen Öko-Blaue-Lupinen- und seit 2018 einen Öko-Weiße-Lupine-Sortenversuch angelegt. Öko-Sojasortenversuche werden seit 2000 bei der Landwirtschaftskammer NRW durchgeführt. In diesem Jahr standen die Ackerbohnen in NRW wie schon 2019 sehr schlecht und hatten nur geringe Erträge (17,4 dt/ha) bei guten Proteingehalten (35,9 %). Die Körnererbsensorten standen in 2020 deutlich besser in NRW als die Jahre davor, da ein Standortwechsel vorgenommen wurde. Im Mittel der Standardsorten wurden in diesem Jahr 42,8 dt/ha erzielt. Die Blauen Lupinen kamen in 2020 auf sehr gute 29,5 dt/ha im Mittel. Das Ertragsniveau der Blauen Lupine liegt eher zwischen 20 bis 30 dt/ha. Auch die Weiße Lupine erreicht 2020 im Mittel sehr gute 39,0 dt/ha. Mit im Mittel 16,9 dt/ha lagen die Sojabohnen 2020 deutlich unter dem Durchschnitt bei sehr guten Proteinwerten von 42,6 %.
Bewährt Sorte für den Ackerbohnenanbau sind Fanfare und Trumpet, beide ertragsstark und ertragsstabil. Auch Birgit scheint ertragsstabil. Tiffany ist interessant für die Geflügelfütterung, da vicin- und convicinarm, und deutlich ertragsstärker als Divine. Für einen Probeanbau kommen die ertragsstarke und ertragsstabile Daisy und Stella, letztere mit besseren Proteingehalten, in Frage, beide ebenfalls vicin- und convicinarm und interessant für die Geflügelfütterung, sofern Öko-Saatgut zur Verfügung steht. GL Sunrice ist tanninarm und wäre daher interessant für die Schweinfütterung, hat aber einen sehr niedrigen Ertrag. Auch Bianca ist vorerst mir Vorsicht zu betrachten, aber interessant insofern, als diese Sorte tanninarm (Schwein) und vicinarm (Geflügel) ist. Sie hatte aber 2020 in NRW einen deutlichen Ertragseinbruch. Ältere Sorten, wie Fuego, Divine oder Taifun, stehen nicht mehr in der Prüfung, können aber weiterhin angebaut werden.
Fanfare ist eine tanninhaltige Sorte aus 2012. Sie bringt überdurchschnittlich gute Erträge von 105 % in NRW im Mittel von vier Jahren. Die Proteingehalte liegen mit 32,7 % im Durchschnitt. Für einen Anbau dieser Sorte sprechen ihre Ertragsstärke und Ertragsstabilität.
Birgit ist eine neuere Sorte aus 2016 und tanninhaltig. Sie kommt im Mittel dreier Prüfjahre auf 101 % Relativertrag in NRW. Die Proteingehalte liegen mit 34,1 % über dem Durchschnitt. Ein Anbau kann in Erwägung gezogen werden.
Trumpet ist eine neuere tanninhaltige Sorte aus 2017. Sie kommt im Mittel auf sehr gute 105 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen mit 31,0 % unterdurchschnittlich. Ihre Ertragsstablität und Ertragshöhe machen sie anbauwürdig.
Tiffany ist eine neue vicin- und convicinarme, aber tanninhaltige Sorte und konkurriert damit mit Divine. Ertraglich liegt sie etwas besser bei guten 99 % Relativertrag, schwankt aber etwas in der Ertragshöhe über die Jahre. Die Proteingehalte liegen mit 32,8 % im Durchschnitt. Damit ist diese Sorte sehr interessant.
Daisy ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte wie Tiffany und Divine und daher besonders für die Geflügelfütterung geeignet. Sie startet im Mittel von drei Prüfjahren mit sehr guten 105 % Relativertrag in NRW und scheint ertragsstabil zu sein. Die Proteingehalte liegen etwas unter dem Durchschnitt bei 32,6 %. Ein Probeanbau wäre interessant, aber es steht wohl noch kein Öko-Saatgut zur Verfügung.
Auch Stella ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte wie Tiffany. Die Erträge liegen im Mittel bei sehr guten 104 % Relativertrag in NRW. Sie scheint ebenfalls recht ertragsstabil zu sein. Auch die Proteingehalte liegen mit 33,5 % knapp über dem Durchschnitt. Auch diese Sorte ist für einen Probeanbau interessant, sofern dann Öko-Saatgut zur Verfügung steht.
GL Sunrise aus 2017 ist tanninarm, weiß blühend und daher für die Schweinefütterung interessant, so wie auch Taifun. Sie erzielte im Mittel von drei Jahren insgesamt nur 87 % Relativertrag in NRW. Bei den Proteingehalten lag sie mit 34,0 % Proteingehalt über dem Durchschnitt. Diese Sorte kann ausprobiert werden.
Bianca aus 2018 ist eine neue vicin- und tanninarme Sorte. Sie ist daher für die Fütterung von Schweinen und Geflügel interesant. In den LSV startete Bianca im ersten Jahr im Mittel über die Standorte mit nur 81 % Relativertrag in NRW mit deutlichen Einbrüchen 2020. Der Proteingehalt liegt bei 32,0 %. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.
Neuere ertragsstarke Sorten in der Prüfung sind Macho (124 %) und Allison (130 %). Bei den erst einjährig geprüften Sorten bleiben weitere Ergebnisse aus den anderen Bundesländern und weiterer Jahre abzuwarten.
Bewährte Sorten für den Erbsenanbau sind Alvesta (Ertrag), Salamanca (Ertrag) oder auch Astronaute (Ertrag und Protein).
Alvesta weist in der Regel hohe Erträge auf (103 %). Hervorzuheben ist ihre relative Ertragsstabilität. Die Proteingehalte (22,8 %) liegen etwas unter dem Durchschnitt. Die Sorte ist lang im Wuchs bei mittlere Standfestigkeit.
Salamanca liegt ertraglich langjährig über dem Durchschnitt (102 %). Die Proteingehalte liegen bei mittleren 23,5 %. Interessant sind ihr langer Wuchs, die gute Standfestigkeit und ihre gute Wüchsigkeit zur frühen Unkrautunterdrückung.
Astronaute kommt im Mittel auf mittlere 101 % Relativertrag mit einem guten Proteinwert (24,0 %). Weitere Pluspunkte sind gute Standfestigkeit und Beerntbarkeit.
Eine neue ertragsstarke Sorte scheint Lump zu sein (102 %). Weitere Ergebnisse auch aus den anderen Bundesländern bleiben abzuwarten.
Bewährte Sorten für den Anbau von Blauer Lupine sind Boruta (bessere Standorte, ertragsstabil, Protein), Boregine (Ertrag, leichtere Standorte) und Probor (Ertrag und Protein, leichtere Standorte). Neuere interessante Sorten sind Carabor (118 % Relativertrag) und Salsa (37,4 % Protein). Verzweigungstypenpassen auf leichteren Standorten. Achtung: Auf besseren Standorten ist die Abreife verzögert, daher dort endständige Sorten nutzen.
Boregine ist eine in der Regel sehr ertragsstabile Sorte mit 93 % Relativertrag (Abfall 2019 aufgrund von Druschproblemen) mit leichten Schwächen im Rohproteingehalt (32,0 % im Mittel), guter Unkrautunterdrückung, etwas stärkerer Neigung zum Hülsenplatzen, verzögerter Strohabreife, großkörnig.
Probor hat sehr gute Kornerträge, in den LSV bisher in vier Jahren mit 111 %, sie hat mit die höchsten und stabilsten Erträge des Sortiments, überdurchschnittliche Rohproteingehalte (34,0 %), kleinkörnig
Die endständige Sortefür bessere Standorte ist Boruta: relativ ertragssicher mit höherem Rohproteingehalt (33,3 %), liegt aber ertraglich in der Regel unter den Verzweigungssorten (92 % Relativertrag), gleichmäßige und sichere Abreife auch auf besseren Standorten.
Weiße Lupinen sind derzeit im Anbau schwierig aufgrund der Gefahr der Anthrakno-se. Ältere Sorten sind Energy und Feodora. Neu zugelassene anthraknosetolerante Sorten sind Frieda und Celina.
Energy: Verzweigt, guter Ertrag (106 %), geringerer Proteinwert (36,2 %), lang, sehr dicht mit guter Unkrautunterdrückung, für bessere, lehmige und mittelschwere Böden, hoher Wasserbedarf, sehr standfest, ertragreich, mittleres TKG.
Feodora: Verzweigt, mittlerer Ertrag (94 %), hoher Proteingehalt (38,2 %), eher mittellang, sehr dicht und mit guter Unkrautunterdrückung.
Boros: Endständig, geringere Erträge (87 %), bessere Proteingehalte (37,8 %), sehr kurz, viele dicke Hülsen im Ansatz
Frieda: Anthracnose-resistent, gute Erträge (107 %), geringere Proteingehalte (36,9 %), mittellang, sehr dicht mit hoher Unkrautunterdrückung, guter Standfestigkeit, Eignung für die Humanernährung.
Celina: Anthracnose-resistent, guter Ertrag (106 %), hohe Proteingehalte (38,2 %), mittellang, sehr dicht, gute Unkrautunterdrückung, vorzugsweise zur Verfütterung.
Für NRW kommen grundsätzlich nur sehr frühe Reifegruppen 0000 und 000 in Betracht. Innerhalb der Reifegruppe 000 unterscheidet die beschreibende Sortenliste aus Österreich schnellere Sorten (Reifegruppe 1) bis hin zu langsameren Sorten (Reifegruppe 4). Die Vierfach-Nullsorten erbringen in der Regel in hiesigen Breiten nicht den erwünschten Ertrag. Bei den Dreifach-Nullsorten ergeben sich folgende Empfehlungen für NRW:
Eine ausführliche Darstellung der Landessortenversuche zu Körnerleguminosen inklusive der Verrechnung mit weiteren Bundesländern finden Sie unter www.oekolandbau.nrw.de unter Fachinfo Pflanzenbau.