Wenn möglich, sollten die Zwischenfrüchte dabei im Zeitraum von 48 Stunden nach der Ernte der vorherigen Hauptkultur ausgesät werden. Dadurch kann die Zwischenfrucht die Restfeuchte aus dem Getreidebestand nutzen und die Etablierung wird auch in sehr trockenen Jahren erleichtert.
Zudem hat die rasche Aussaat den Vorteil, dass sich die Getreide-Ausfallsamen in der Regel noch in einer Keimruhe befinden und die Zwischenfrucht dadurch einen Wachstumsvorsprung vor dem Ausfallgetreide erreichen kann. Deshalb kann dieses von der Zwischenfrucht unterdrückt werden. Durch das in der Direktsaat an der Bodenoberfläche verbleibende Stroh ist die Bodenoberfläche bis zur Etablierung der Zwischenfrucht vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und die Bodentemperatur bleibt deutlich unter der von schwarz geackertem Boden. Zudem bildet sich unter dem Stroh ein Milieu, das auch bei länger anhaltender Trockenheit eher feucht bleibt. Besonders wenn eine Zwischenfrucht in kurzen Anbaupausen wachsen soll, hat die Direktsaat Vorteile, weil sofort, also früher gesät werden kann.
Für die Aussaat sollte mit angepasster Technik gearbeitet werden. Auf einem Modellbetrieb wurden in den Letzten drei Jahren immer wieder sehr üppige Zwischenfruchtbestände mit einer einfachen, selbstgebauten Zinkentechnik etabliert. Auch das Stickstoffaneignungsvermögen zeigte sich in der Direktsaat positiv und trotz Leguminosenanteilen von über 40 % in den Mischungen konnten die Zwischenfrüchte den Reststickstoff aus dem Boden gut Aufnehmen.
Das Thema Förderung des Bodenlebens und der damit verbundene Erosionsschutz sind besonders in den hängigen Lagen Ostwestfalens von großer Bedeutung. Dabei nehmen biodiverse Zwischenfruchtkomponenten eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Bodenerschließung, aber auch hinsichtlich der Wurzelausscheidungen ein. Auch sorgen sie für ein vitales Bodenleben, gute Wasserinfiltration und in der Summe für die Prävention von Wasser- und Winderosion.
Besonders in trockeneren Jahren war es positiv, wasserschonend zu wirtschaften und den Boden nur flach oder gar nicht zu bearbeiten. So wurden in einem Versuch ein flach arbeitender Grubber mit einem tief arbeitenden Grubber, jeweils abwechselnd in Streifen, auf einem Sandboden verglichen. Nach dieser Bodenbearbeitung erfolgte dann die Zwischenfruchtaussaat. Genau vier Wochen später stellte sich die Zwischenfrucht optisch so dar, dass sie in den zuvor flach bearbeiteten Streifen aufgelaufen war und in den zuvor tiefer bearbeiteten noch nicht. In den nur flach bearbeiteten Streifen stand mehr Wasser zu Verfügung. Zum einen ist durch die flache Bearbeitung weniger Wasser verdunstet, zum anderen wurde der kapillare Aufstieg des Wassers durch den flacheren Schnitt sauber unterbrochen.
Diese Erkenntnis aus dem Jahr 2022 hat dazu bewogen, im Folgejahr 2023 weitere Überlegungen hinsichtlich Aussaatzeitpunkt, Aussaattechnik und Zwischenfruchtmischungen anzulegen. So gab es in der Praxis durch die neue Agrarreform im Jahr 2023 häufig die Frage: „Lohnt sich überhaupt noch die Aussaat einer teuren Zwischenfruchtmischung mit mehreren Arten im Vergleich zur Reinsaat in Zeiten nach dem Greening?“ Aufgrund des oben beschriebenen Phänomens der flachen und wassersparenden Bodenbearbeitung führte auch letztendlich kein Weg daran vorbei, sich mit dem Thema Direktsaat zu beschäftigen. Als Ergebnis dieser Überlegungen wurde eine Demoanlage entwickelt.
Wichtig war es auch, neben der Direktsaat vergleichend die klassischen Fragestellungen mit aufzunehmen, wie: „Ist ein flacher Stoppelsturz vor der späteren konventionellen Zwischenfruchtbestellung lohnenswert?“ oder „Muss es unbedingt die teure und aufwendige Drillsaat sein?“. Die Direktsaat erfolgte ein Tag nach der Triticaleernte am 11. August 2023 und die „konventionelle“ Saat zum späteren Zeitpunkt am 25. August jeweils mit oder ohne vorherigen Stoppelsturz zum Zeitpunkt der Anlage der Direktsaatvarianten. Generell kamen die in Tabelle 2 aufgelisteten Maschinen zum Einsatz.
Auch kamen ein dreibalkiger Mulchsaatgrubber mit aufgebautem APV-Streuer als günstige Variante sowie die klassische Kreiseleggen-Drillkombination zum Einsatz. Am 26. Oktober, also zehn Wochen nach Aussaat, zeigte sich in der Direktsaatvariante ein enormer Aufwuchs von 1 m Höhe, in dem auch schon die Sonnenblumen geblüht haben.
Am 9. November 2023 fand eine Frischmassebeerntung in einigen ausgewählten Varianten statt. Die Zwischenfrucht wurde bodennah abgeschnitten, gewogen, homogenisiert und ins Labor zur Inhaltsstoff- und TS-Bestimmung gebracht. Um eine sichere Vergleichbarkeit herstellen zu können, wurden die Frischmasseerträge je Hektar auf Trockenmasse umgerechnet. Aber trotzdem: Innerhalb von nur zwölf Wochen wurde in der Direktsaatvariante 47 t FM ja ha und über 200 kg Stickstoff (N) je ha gebunden! Selbst in der mit der betriebsüblichen Kreiseleggen-Drillkombination angelegten, aber auch in der extensiver angelegten Variante mit Grubber und APV-Streuer, konnten über 100 kg N/ha im Aufwuchs festgehalten werden.
Diese hohen Zahlen aus nur einem Jahr decken sich mit Zahlen aus anderen Jahren in verschiedenen Modellbetriebsdemoanlagen, in denen es auch um das Thema Direktsaat von Zwischenfrüchten ging. Dort wurde im Jahr 2022 in Haltern auf einer Fläche zum gleichen Zeitpunkt abwechselnd streifenweise die gleiche Zwischenfruchtmischung ausgebracht. Der einzige Unterschied war, dass abwechselnd ein Streifen in Direktsaat und der andere Streifen daneben in Muchsaat (mehrfach wiederholt) ausgesät wurde. Die Direktsaat hatte dort mit 129 kg oberirdisch gebundenem N/ha mehr als doppelt so viel im Vergleich zur Mulchsaat mit 58 kg N/ha. Auch die Trockenmasse des Aufwuchses verbuchte mit 3 391 kg TS/ha das 1,4-fache des Aufwuchses der Mulchsaatvariante mit 2 468 kg TS/ha.
Zurück zur Demoanlage aus dem Jahr 2023. Die zwei Wochen frühere Direktsaat hat mehr Stickstoff gebunden als die „konventionelle“ Saat. Es zeigte sich aber auch, dass die genauere und teurere Aussaat mittels Kreiselegge und Sämaschine ihre Vorteile hat. Der flache Stoppelsturz wirkte deutlich positiv. Die Konkurrenz der Ausfalltriticale war im Vergleich zum Stoppelsturz in den Varianten ohne Scheibeneggeneinsatz kurz nach der Ernte deutlich länger zu erkennen. Des Weiteren führte die genauere Aussaattechnik mit Kreiselegge und Sämaschine mit vorhergegangenem Stoppelsturz trotz einer um 14 Tage späteren Saat zu höheren Aufwuchs- und gebundenen Stickstoffmengen als die extensive Direktsaat mit Grubber und APV-Streuer. Zu guter Letzt zeigt der Vergleich dieser Aufwuchsbewertung der biodiversen Zwischenfruchtmischung mit der Reinsaat von Senf und Grünroggen das, was viele andere Studien in der Vergangenheit schon belegt haben: Die Mehrkomponentenmischung hat im Vergleich zum Senf und Rettich in Reinsaat im Durchschnitt das 2,7-fache an N/ha oberirdisch gespeichert! In der folgenden Maissaison soll eine Düngungsdemo auch mit Nullparzellen auf dieser Fläche angelegt werden, um das Nachlieferungsvermögen der verschiedenen Zwischenfrüchte und Aussaattechniken genauer quantifizieren zu können.
Die Direktsaat von Zwischenfrüchten ermöglicht es, direkt im Anschluss der Getreideernte schnell eine Zwischenfrucht zu etablieren. Dabei kommen mehrere Techniken von Zinken- bis Scheibenscharmaschinen über einfachere Grubbertechnik, welche dann nicht mehr das klassische „No-Till“ darstellt, in Frage. Dieses System ermöglicht es, in der zur Verfügung stehenden Zeit möglichst viel Biomasse aus Wasser und Sonnenlicht für den Boden und das dortige Bodenleben zu generieren. Dieses Plus an Biomasse im Vergleich zu späteren Aussaatzeitpunkten spiegelt sich auch in der Stickstoffaufnahme und Speicherung wider. Gerade für das Wirtschaften in nitratbelasteten - „roten“ - Gebieten ergibt sich hieraus ein deutliches Einsparpotenzial für die folgende Sommerung.
Nicht zu unterschätzen sind in diesem System die Strohmengen wegen der Gefahr des Hairpinnings und in einigen Jahren, besonders nach Wintergerste, das Ausfallgetreide und dessen Konkurrenzkraft. Hier gilt es, eine trotz der schwierigen Bedingungen gute Saatgutablage hinzubekommen.
Nichtsdestotrotz bietet die Aussaat einer Zwischenfrucht eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema Direktsaat auseinanderzusetzen und Erfahrungen zu sammeln. Das Risiko ist geringer als bei Hauptkulturen. Von der eigentlichen Direktsaat kann dann gesprochen werden, wenn man diese als System über alle Kulturen der eigenen Fruchtfolge praktiziert.
Uwe Kalthoff und Matthias Koch,
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen