Am 3. Juli fand eine Gruppe Beerenobstanbauer und Pflanzgutvermehrer - die meisten davon aus NRW - ins Gartenbauzentrum Köln-Auweiler zu einem Rundgang durch die ökologischen Beerenobstanlagen zusammen. Wer mit Schirm und Stiefeln ausstaffiert war, war klar im Vorteil: Der Dauerregen führte dazu, dass die Besichtigung des Freilandanbaus etwas kürzer ausfiel und die volle Aufmerksamkeit den Kulturen in den Folientunneln galt.
Sarah Meyer, Versuchsanstellerin für ökologischen und konventionellen Beerenobstanbau bei der Landwirtschaftskammer NRW, hieß die Anwesenden denn auch mit der Erkenntnis willkommen, dass der Freilandanbau dieses Jahr nicht gut gelaufen sei. „Die Erdbeersaison war im Freiland eher mäßig, das gilt für die Praxis und unsere Bio-Versuche machen dabei keine Ausnahme.“ Die Unterschiede zwischen konventionellem Beerenanbau und dem ökologischen Anbauverfahren zeigten sich bei den Witterungsbedingungen besonders im Freiland, die Erträge lägen deutlich unter denen des konventionellen Anbaus. „Der Ertragseffekt nimmt im Folientunnel aber sichtbar ab; das gilt für Erdbeeren ebenso wie für Himbeeren“, so die Beraterin. Bei den Erdbeeren lagen die Erträge im Biotunnel dieses Jahr etwa 15 bis 20 % unter den Erträgen derselben Sorten im konventionellen Tunnel.
Der Rundgang führte durch die drei Kulturen Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren.
„Die Öko-Erdbeerversuche sind mittlerweile alle geräumt; wir hatten dieses Jahr nur Juniträger im Anbau und keine späteren Sorten mehr“, führte Sarah Meyer zu den Erdbeeren ein. Interessant für die Exkursionsteilnehmer dürfte das Anbauverfahren im Spargeldamm mit ersten Ergebnissen aus dem Sortenversuch 2024 gewesen sein: „Um Erdbeersorten hinsichtlich ihrer Eignung für den ökologischen Anbau zu testen, kultivieren wir diese im Freiland und im Wandertunnel. Wir pflanzen Topfgrünpflanzen in der Regel Anfang August in Doppelreihen auf Spargeldämmen. Diese waren mit Spargelfolie überzogen und wurden über Tröpfchenbewässerung bewässert“, erläuterte sie die Versuchsanlage im Wandertunnel, der dieses Jahr erst am 20. Februar geschlossen wurde.
2024 wurden im Tunnel die Sorten 'Clery', 'Seraphine', 'Falco', 'Rosaria', 'Verdi' und 'Jenkka' getestet. 'Clery' war die Referenzsorte im Versuch, die sich bereits langjährig im ökologischen als auch im konventionellen Anbau etabliert hat. Die neu getesteten Sorten seien überwiegend im frühen bis mittleren Erntebereich zwei bis sieben Tage nach 'Clery' einzuordnen und hätten ertraglich gleichauf oder etwas höher als 'Clery' gelegen. 'Jenkka' sei als mittelspäte Sorte sehr wüchsig und daher eher fürs Freiland geeignet.
Aus den vergangenen Versuchsjahren stellte Sarah Meyer Ergebnisse der Sorten 'Allegro' und 'Falco' vor. Die Frühsorte 'Allegro' habe durch guten Geschmack und ein schönes Schalenbild überzeugen können. „Der Ertrag der manchmal etwas kleinen Früchte hat im mittleren Bereich gelegen. ,Falco' hingegen hat durch höhere Erträge und hohe Fruchtgewichte überzeugt. Beide Sorten scheinen sich grundsätzlich gut für den ökologischen Anbau zu eignen und zeigten auch im Nachbau keine besonderen Anfälligkeiten für Krankheiten“, schloss Meyer.
Diese Aspekte standen bei den Himbeeren auf der Agenda: Verschiedene Kulturverfahren bei Himbeeren, wie Long Canes, CutBack, MowDown und Topfgrünpflanzen; außerdem die eigene Anzucht von Long Canes der Sorten 'Malling Bella', 'Enrosadira', 'Kwanza', 'Majestic' und 'Tulameen Pearl'.
Im Folientunnel ging es um ein mögliches Kulturverfahren zum Anbau von Herbsthimbeeren im ökologischen Anbau unter einer Regenkappe. Dazu fasste Sarah Meyer den Versuch kurz zusammen. „Wir haben drei Herbsthimbeersorten bezüglich ihrer Eignung für eine mehrfache Beerntung in einem Tastversuch geprüft. Die Pflanzung erfolgte im Juni 2022. Die erste Ernte an den diesjährigen Ruten fand im Herbst 2022 statt.“ Im Frühjahr seien der abgetragene obere Teil der alten Ruten zurückgeschnitten und gleichzeitig neue Ruten hochgezogen worden.
Die zweite Ernte an den vorjährigen Ruten fand im Frühsommer 2023 und die dritte Ernte an den neuen diesjährigen Ruten im Spätsommer und Herbst 2023 statt. Das erscheine besonders für die Sorte 'Enrosadira' zu passen. Für die Sorten 'Majestic' und 'Kwanza' habe der Pflanztermin Anfang Juni zu spät gelegen, sodass im ersten Jahr keine Ernte erzielt werden konnte, so die ersten Ergebnisse. Im zweiten Jahr hätten bei 'Enrosadira' und 'Kwanza' zufriedenstellende Erträge erzielt werden können. „Das Verfahren erscheint uns für den ökologischen Anbau interessant, wir halten eine weitere Optimierung insbesondere der Pflanztermine aber für notwendig“, schloss Sarah Meyer. So wurden die Topfgrünpflanzen dieses Jahr bereits Anfang April gepflanzt.
Außerdem wurden die Leistungsfähigkeit konventionell und ökologisch angezogener Long Canes der Sorte Tulameen verglichen. „Mit beiden Pflanzmaterialien konnten gute Erträge und Fruchtgewichte erzielt werden, die vermarktungsfähigen Erträge der konventionell gezogenen Ruten lagen etwa 5 % über denen der ökologisch gezogenen Ruten“, fasste Meyer zusammen. Wichtig sei die richtige Pflanzenernährung: „Beim Anbau von Long Canes unter ökologischen Bedingungen in einer Substratrinne gibt es noch Verbesserungspotenzial bei der Düngung. Die reine Fertigation pflanzlicher Flüssigdünger über den Tropfschlauch führte zu Stickstoffmangel. Wir empfehlen daher, die Nährstoffversorgung frühzeitig mit festen Düngern, wie zum Beispiel Hornmehl, zu ergänzen.“
Bei den Heidelbeeren standen der Anbau der Sorten Duke, Draper und Blue One in Tunnel und Freiland und hier ein Vergleich verschiedener Anbauverfahren im Vordergrund. „Seit Oktober 2022 stehen die Heidelbeersträucher in den Tunneln. Im Sommer kommt die Folie weg, dann wachsen die Pflanzen unter Freilandbedingungen weiter, da sie sich dann besser entwickeln können“, stellte Meyer die Anlage vor. Verglichen wurde der Topf- mit der Entwicklung im Dammanbau: „Hier haben wir ein Biosubstrat aus Torf und Holzfasern im Verhältnis 70 : 30 zu einem Damm aufgeschüttet und das Ganze mit einer Antiwurzeltuch gegen Unkräuter abgedeckt. Im Vergleich dazu haben wir Sträucher in Töpfen eingepflanzt, die unten offen sind - im Bio-Anbau muss die Pflanze im Boden wurzeln können“, so die Versuchsanstellerin weiter. Letzteres habe sich nicht bewährt, da die Unkrautbekämpfung sehr schwierig und nur mit viel Handarbeit zu leisten sei.
Nicht nur anbautechnisch, sondern auch ertraglich habe die Damm-Variante gegenüber den offenen Töpfen bisher überzeugen können: „Die Pflanzen im Dammanbau haben größere Früchte; der Ertrag lag hier bei 2,7 kg pro Strauch im Gegensatz zu knapp 2 kg pro Pflanze im Topf.“ Im Heidelbeerfreilandversuch wird der Flachanbau in einer Rinne mit Substrat und Rindenmulch mit dem Dammanbau vergleichen. Beim Dammanbau gibt es zusätzlich noch eine Variante mit torffreiem Substrat aus Kokos, Holzfasern und Perlite. Auch hier zeigt sich die Dammvariante mit 70 % Torf und 30 % Holzfasern bisher am vorteilhaftesten.
Die Heidelbeersträucher standen in Dammkultur und in Töpfen; die Ertragsunterschiede fielen deutlich zugunsten der im Damm gepflanzten Sträucher aus.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW
Wer mehr zu den Anbauversuchen wissen möchte, kann sich mit Sarah-Francoise Meyer im Gartenbauzentrum Köln-Auweiler in Verbindung setzen: Per Email an Sarahfrancoise.meyer@lwk.nrw.de oder telefonisch unter 0 221/ 53 40 581.