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Das Genuss-Produkt für den Feierabend

20.05.2016

Als Experten Eckhard Holloh aus Schermbeck vor zehn Jahren empfahlen, einen neuen Kuhstall zu bauen, entschied er sich gegen den Trend und stattdessen für Milchziegen. Heute hält er Bio-Milchziegen und Bio-Mastschweine.

 

Damals konnte Eckhard Holloh die heutige Marktsituation bei der Milch nicht absehen. "Aber in der Presse regten sich viele Landwirte immer wieder über die schlechten Preise auf. Da sagte ich mir: Entweder ärgere ich mich mit ihnen oder ich stelle meinen Betrieb anders auf, sodass meine Produkte auch in den Markt passen." Holloh wollte lieber nach Tatsachen entscheiden. "Der Marktdruck und die Anonymität im konventionellen Milchmarkt sind einfach brutal. Eine benachbarte holländische Molkerei sah bei Ziegenmilch Potenzial und da ergriff ich meine Chance", erklärt der 36-Jährige, der als erster deutscher Betrieb aus den Niederlanden angefahren wurde. Also verwandelte sich der einstige konventionelle Milchvieh-, Mastschweine- und Bullenmastbetrieb in einen Bio-Milchziegen- und Bio- Mastschweine-Betrieb.

"Ziegenkäse ist ein Produkt für den genüsslichen Feierabend und kein Grundnahrungsmittel. Das heißt, die Käufer sind nicht so preisbewusst. Die Kunden im Bioladen definieren Produkte über viele weitere Werte neben dem Preis", sagt er.

Mild für jeden Gaumen

Die Kundenzahl wachse weiter. Viele kennen Ziegenkäse noch als sehr streng und zu würzig. Inzwischen gelingt es, milden Ziegenkäse herzustellen. Das hängt auch damit zusammen, dass man weiß, dass die Ziegenmilch eine andere Oberflächenstruktur hat und leichter Gerüche von Stall und den Tieren selbst annimmt. Eckhard Holloh ist dies bekannt. In seinem Ziegenstall und Melkstand wird alle drei Monate ausgemistet und frisch eingestreut. Der Offenstall sorgt für gute Luft.

340 Milchziegen der Rasse Weiße Deutsche Edelziege melkt er in einem Melkkarussell in eineinhalb Stunden. Eine Ziege gibt durchschnittlich rund 800 l im Jahr. Im Schnitt werden die Tiere fünf Jahre alt und haben vier Laktationen. Zu fressen bekommen die Ziegen eine Ration aus Gras, Mais, Sojapülpe und 360 g Kraftfutter täglich.

Robuste Herde

Im Winter machen die Ziegen richtig viel Arbeit. Dann lammen sie in den frühen Morgenstunden zwischen 5.00 bis 10.00 Uhr. "Bis Dezember haben alle Ziegen abgelammt", erklärt er. Bei den Ziegen richtet sich der Brunstzyklus nach der Helligkeit der Tage. "Daher können wir es mit hellem Kunstlicht etwas hinauszögern und die Tage künstlich verlängern. Und es ist noch etwas anders als bei Milchkühen: Einige Ziegen geben sogar sieben Jahre Milch mit nur einem bis zwei Kitzen."

Um den Parasitendruck niedrig zu halten, füttert Eckhard Holloh während der Weidezeit trotzdem zu. Der Krankheitsdruck sei in seiner Herde nicht besonders hoch. "Der Leistungsanspruch an die Tiere ist nicht übertrieben. Daher sind die Tiere nicht 'an der Kante', wie man so schön sagt, sondern gesund", berichtet er. Die Ziegen werden nicht antibiotisch trocken gestellt. Beim Kauf der Herde hat er da rauf geachtet, dass die Tiere frei sind von der Ziegenviruskrankheit Caprine-Arthritis-Encephalitis (CAE) und Tuberkulose.

 

Konstanter Markt

Die niederländische Molkerei Organic Goatmilk Cooeratie (OGC) ist ein Zusammenschluss von rund 40 Ziegenhaltern aus den Niederlanden, aus Belgien und Deutschland. "Wir verkaufen unsere Milch jedes Jahr aufs Neue an 16 verschiedene Kunden und kennen dann unseren Milchpreis fürs ganze Jahr schon. Die Kunden haben verstanden, dass dieses Vorgehen Ruhe in den Markt und nachhaltiges Wachstum bringt", sagt er. Wenn es zu viel Milch am Markt gäbe und der Preis unter die Produktionskosten fallen würde, würde die Milchhandelsgesellschaft ihre Mitglieder zwingen, weniger zu produzieren. "Das ist besser, als flächendeckend niedrige Preise zu bekommen. Der feste Preis für ein Jahr gibt Planungssicherheit", meint er. Im Ziegensegment sei dies natürlich auch besser zu managen als im Milchkuhbereich.

Kreative Betriebsmodelle

Der Landwirt setzt aber nicht nur auf Milchziegen, sondern ist vielseitig aufgestellt und hat die Arbeit gut organisiert: Auf den 7 ha Grünland sowie 90 ha Acker baut er 14 ha Mais, 15 ha Erbsen für den Tiefkühlmarkt, 10 ha Möhren, 20 ha Kürbis und 12 ha Kartoffeln an. Die Mastschweineställe mit Außenhaltung für 200 Tiere werden einmal pro Woche ausgemistet. Acht Saisonarbeitskräfte sowie zwei Angestellte, ein Azubi und ein Azubi-Anwärter auf dem Hof und im Haushalt unterstützen ihn bei der Arbeit. "Meine Mitarbeiter fühlen sich wohl hier und arbeiten gerne. Das ist wichtig. Ich fahre auch in Urlaub und ich habe Hobbies", stellt er klar, der gerne Klavier spielt, Musikfestivals oder auch Kunstausstellung besucht.

Wenn er heute auf seine Entscheidung blickt, ist er froh, sich gegen mehr Kühe und neue Melkroboter entschieden zu haben. "Diese Kreativität hat mir den Kopf gerettet", sagt er abschließend. ab

Quelle: Andrea Bahrenberg, LZ Rheinland, Ausgabe 20, 20. Mai 2016

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