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Studie: Verarbeitung von Bio-Schaf-und Ziegenmilch in NRW

29.06.2016

Machbarkeitsstudie für den Aufbau eines Biomilch-Verarbeitungsbetriebes für Schaf- und Ziegenmilch in Nordrhein-Westfalen

Von 2012 an ist die Erzeugung von ökologischer Ziegenmilch in Nordrhein-Westfalen, insbesondere in der Mittelgebirgsregion Sauerland, kontinuierlich angestiegen. Mit ein Auslöser für diese Entwicklung war das Engagement einer niederländischen Bio-Käserei, die den Bio-Milcherzeugern in dieser Region eine kontinuierliche Abnahme ihrer Ziegenrohmilch gewährleistete. Damit wurde der Einstieg in die ökologische Ziegenhaltung attraktiv, denn die Betriebe konnten sich durch die Abnahmesicherheit auf die Milchproduktion konzentrieren. Eine eigene Milchverarbeitung und anschließende Vermarktung der hergestellten Produkte war nicht nötig.

Die abnehmende Molkerei musste jedoch im Dezember 2013 ihren Betrieb einstellen. Seit der Zeit wird die Ziegenmilch an die niederländische Organic Goatmilk Coöperatie (OGC) verkauft. In NRW gibt es keine Molkerei, die in nennenswertem Umfang ökologische Schaf- und Ziegenmilch verarbeitet, wie es z. B. im Kuhmilchbereich die Bio-Molkerei Söbbeke macht.

Anfragen und Diskussionen der Erzeuger im Jahr 2013 zur Realisierung einer Verarbeitungsstätte von ökologischer Schaf- und Ziegenmilch in NRW wurden durch eine Kurzbefragung bei den relevanten Betrieben untermauert. 15 Betriebe nahmen an der Befragung teil (11 produzierende (aktive) Betriebe und vier Betriebe, die planten, in den Bereich einzusteigen). 14 Umfrageteilnehmer fanden die Idee, eine Milchverarbeitungsstätte in NRW für die Verarbeitung von ökologischer Schaf- und Ziegenmilch aufzubauen, gut (Bioland 2013).

Im Vorfeld solch eines Projekts gilt es nachfolgende Fragen zu klären:

Besteht ausreichend Potenzial für eine regionale Bio-Molkerei für Schaf- und Ziegenmilch in NRW?

  • Welche Milchmengen stehen jetzt und zukünftig zur Verfügung?
  • Sind Milchproduzenten, Milchverarbeiter und Handel an solch einer Bio-Molkerei interessiert?
  • Wie sehen Absatz- und Umsatzentwicklungen im Bereich der ökologischen Schaf- und Ziegenmilchprodukte aus?
  • Wie könnte so eine Verarbeitungsstätte konkret realisiert werden?

Zur Datenermittlung und Beantwortung dieser Fragestellungen hat die Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW e.V. (LVÖ) die vorliegende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese Studie wird vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Chancen und Risiken

Die Machbarkeitsstudie für den Aufbau eines Biomilch-Verarbeitungsbetriebes für Schaf- und Ziegenmilch in Nordrhein-Westfalen soll die Chancen und Risiken solch eines Projektes erarbeiten. Marktdaten und Absatzprognosen zu den relevanten Bereichen (Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung, Umsetzbarkeit) werden ermittelt, und auf dieser Datengrundlage werden konkrete Vorschläge für die Umsetzung einer solchen Verarbeitungsstätte ausgearbeitet.

Für die Erstellung der vorliegenden Machbarkeitsstudie wurden Praktiker in den Forschungs- bzw. Veränderungsprozess zur Lösung einbezogen. Das Interesse und die Beteiligung der betroffenen Akteure sind für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes "Bio-Molkerei für Schaf- und Ziegenmilch in NRW“ entscheidend. Die Situations- und Bedarfsanalyse wurde ergänzt durch die Rückmeldung der Marktpartner und durch Betriebsbesuche.

Ausreichend Potenzial für eine regionale Bio-Molkerei

Die vorliegenden Ergebnisse lassen auf ausreichend Potenzial für eine regionale Bio-Molkerei von Schaf- und Ziegenmilch in NRW, insbesondere im Raum Medebach, schließen. Die Erzeugung von beiden Milcharten wird in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Gleichzeitig wird der Absatzmarkt für Schaf- und Ziegenmilchprodukte parallel ebenfalls zunehmen, so die Prognosen aller Vermarkter.

Eine differenzierte Betrachtung der Schaf- und Ziegenmilchverarbeitung ist nötig, da es Unterschiede bzgl. Mengen und Verarbeitungsstruktur gibt. Die Schafmilch wird zu 100 Prozent in Hofkäsereien verarbeitet, und dort stehen ausreichend Verarbeitungskapazitäten auch für die zukünftige Schafmilchmenge von ca. 275.000 kg zur Verfügung. Eine Vernetzung aller Schafmilch-Akteure (Erzeuger und Verarbeiter), verbunden mit dem Willen, von den jeweiligen Kompetenzen aller zu profitieren, ist dafür nötig. Der Absatz von bereits am Markt gut positionierten, attraktiven Produkten kann so gesteigert werden. Eine neue Verarbeitungsstätte ist für die aufgezeigten Mengensteigerungen im Schafmilchbereich nicht unbedingt erforderlich. Bei der Konzeption einer regionalen Bio-Molkerei kann die Verarbeitung von Schafmilch einbezogen werden.

2.300.000 kg Ziegenmilch werden zukünftig in NRW erzeugt. Nur ein kleiner Teil dieser Milch wird direkt in Hofkäsereien verarbeitet und lokal bzw. regional vermarktet. Die Verarbeitungskapazitäten in diesen Hofkäsereien reichen nicht aus, um die zur Verfügung stehende Ziegenmilch vollständig zu verarbeiten. Ein befriedigendes Angebot an regionalen ökologischen Ziegenmilchprodukten kann so nicht annähernd erreicht werden. Eine regionale Bio-Molkerei für Schaf- und Ziegenmilch in NRW wird folglich Ziegenmilch verarbeiten.

Verbraucher legen bei ihrem Einkauf vermehrt Wert auf Regionalität, Transparenz, Qualität, Gesundheit und Herstellungsweise. Dieser Trend wird nach Expertenmeinung und Äußerungen der Handelsbranche weiter anhalten. Die steigende Nachfrage nach regionalen Produkten, die im Moment im Segment Schaf- und Ziegenmilchprodukte nicht gedeckt ist, gilt es mit dem Angebot aus der regionalen Bio-Molkerei zu füllen. Der Handel bewertet solch eine Molkerei durchaus positiv und nennt klare Anforderungen an Produkte und Strukturen.

Für die erfolgreiche, nachhaltige Entwicklung der Schaf- und Ziegenmilcherzeugung in NRW wäre der Aufbau eines Biomilch-Verarbeitungsbetriebes für Schaf- und Ziegenmilch in NRW ein wesentlicher Schritt. Daran sollte nun stetig weitergearbeitet werden. Dafür ist es sinnvoll, alle Akteure und mögliche Mitstreiter in einer Arbeitsgruppe zusammenzufassen und einen regelmäßigen Austausch zu erleichtern. Es können gemeinsame Defizite identifiziert und Ideen mit Handlungsoptionen für zukunftsträchtige Lösungen erarbeitet werden.

Fazit

Eine aktive Produkt- und Marktentwicklung am Verarbeitungsstandort NRW (und den angrenzenden Regionen NL und Hessen) sichert längerfristig die ökologische Schaf- und Ziegenmilcherzeugung in NRW. Sie bietet bei steigender Nachfrage weiteren Betrieben Möglichkeiten zum Einstieg in den ökologischen Landbau. Eine regionale Bio-Molkerei für Schaf- und Ziegenmilch im Raum Medebach schafft Arbeitsplätze im ländlichen Raum und leistet damit einen Beitrag zur Entwicklung der Kulturlandschaft Sauerland.

Machbarkeitsstudie als PDF (12,4 MB)

Quelle: Irene Leifert (Unternehmensberaterin für Hofverarbeitung und Direktvermarktung im ökologischen Landbau) und Nina Berner (Freie Beraterin für die Vermarktung von ökologischen und regionalen Produkten), Juni 2016

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