Mit den wärmeren Temperaturen kommen auch wieder die ersten Fliegen im Stall zum Vorschein. Die Stallfliegen beeinträchtigen das Wohlbefinden der Tiere, führen zu Unruhe und Leistungsminderung, können Krankheiten übertragen und damit großen Schaden anrichten. Vor allem sind Tierarten sind betroffen, die Fliegen im Stallmist und in eingestreuten Bereichen gute Entwicklungsbedingungen und Nahrung bieten, soweit eine regelmäßige, gänzliche Reinigung aller Ställe praktisch nur schwer durchzuhalten ist.
Der weitaus größte Teil der Fliegenpopulation besteht nicht aus der sichtbaren erwachsenen Fliege (nur etwa 20 % der Population), sondern aus den Eiern, Larven und Puppen. Daher sollten Brutmöglichkeitenso gut wie möglich verhindert werden:
In der täglichen Arbeit wirkt insbesondere das Beifutter für Saugferkel wie ein Magnet auf Fliegen. Wird den Saugferkeln Milch angeboten, sollte die Tränkeschale nicht offen für längere Zeit in der Bucht verbleiben, sondern zeitnah gründlich ausgespült werden. Trotz der höheren Arbeitsbelastung empfiehlt es sich, häufiger kleinere Mengen anzubieten.
Im Bereich der Beifütterung, aber auch an anderen bei Fliegen beliebten Stellen können Fliegenfallenhelfen, einen akuten Befall abzumildern. Hier gibt es z. B. verschiedene für den Biobereich zugelassene Fliegenrollen oder -schnüre. Pyrethrum-Präparate zum Verstreichen oder Versprühen sind ebenfalls für den Biobereich zugelassen (siehe auch Betriebsmittellliste, im Zweifel Rücksprache halten). Auf eine schweine- und vogelsichere Anbringung bzw. Aufbringung sollte immer geachtet werden. Auch gut gelüftete Ställe werden weniger gerne besiedelt, da Fliegen keine hohen Windgeschwindigkeiten mögen.
Die Förderung von natürlichen Feinden wie z. B. Schwalben wird ebenfalls zu einer Senkung der Fliegenpopulation führen. Hier müssen jedoch auch die hygienischen Nachteile im Auge behalten werden, die der Vogelkot mit sich bringt. Wenn bereits Vögel ansässig sind, sind Bretter oder Pappen (s. Foto), die vor Beginn der Brutzeit unter den Nestern angebracht werden, und somit die Verkotung der darunterliegenden Stallungen und Tiere verhindern, ein guter Kompromiss.
Weitere natürliche Feinde der Fliegen sind die Güllefliege und die Schlupfwespe. Die Larven der Güllefliege töten Stallfliegenlarven ab. Sie können jedoch nur in Ställen mit Flüssigmist und fester Schwimmschicht eingesetzt werden.
Schlupfwespen eignen sich für den Einsatz in Strohställen bzw. Festmist und werden mittlerweile von mehreren Firmen angeboten. Sie legen ihre Eier in die Stallfliegenpuppen ab, welche dadurch abgetötet werden. Laut einer Landwirtin, die seit längerem mit Schlupfwespen gegen Fliegen vorgeht, sei die Bekämpfung zwar relativ teuer, aber sehr erfolgreich. Es müssen kaum weitere Maßnahmen zur Fliegenbekämpfung unternommen werden. Wichtig sei der rechtzeitige Beginn (jetzt noch möglich) und dann das regelmäßige Aussetzen neuer Tiere. Die Lieferung erfolgt in Plastikröhrchen, die einfach im Stall platziert werden können, die Wespen suchen sich dann ihren Weg.
Autorin: Ulrike Westenhorst, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW
Quelle: Öko-Schweine-Informationsdienst (SID) Nr. 20 vom 12.05.2020