In der Regel ist erntefrisches Getreide nicht ausreichend lagerfähig. Feuchte Körner können leicht an Futterwert verlieren oder verderben, wodurch das Getreide im Zweifel nicht mehr zur Fütterung geeignet ist. Daher sollten zeitnah nach der Ernte die Getreidekörner entsprechend behandelt werden, um Futterverluste durch Nacherwärmungen und eintretender Futterwertminderung sowie Verderb zu vermeiden.
Bei der Getreidekonservierung finden unterschiedliche Verfahren Anwendung. Meist wird die Haltbarkeit von Getreide durch Trocknung oder den Zusatz von Säuren (Feuchtkonservierung) erhöht. An dieser Stelle kann keinesfalls auf die vielen Einzelpunkte, die bei diesen Verfahren Beachtung finden sollten, eingegangen werden. Bei allen Verfahren gilt jedoch, dass die Zwischenlagerzeiten nach der Ernte und vor der Konservierung möglichst kurz zu halten ist. Daher müssen die Erntegeschwindigkeit und die Geschwindigkeit bzw. die Kapazität der für die Konservierung eingesetzten Technik aufeinander abgestimmt sein. Einige grundlegende Punkte zu diesen beiden Verfahren sind im Folgenden dargestellt.
Vorratsschädlinge können in gründlich gereinigten Lagerstätten kaum überleben, weil ihnen das „Futter“ entzogen wird. Je nach Bedarf kann durch kompressorunterstütztes Ausblasen von Innenwandungen insbesondere in schwer zugänglichen Stellen ein höherer Reinigungsgrad erreicht werden. Anbackungen sind eher in Mehlsilos zu beobachten und sollten öfter im Jahresverlauf durch Ausblasen und/oder Abklopfen entfernt werden. In der Reinigung eines Leeren Lagers kann es helfen entsprechende Anbackungen mit Heißwasser und Flachstrahldüse zu entfernen. Eine ausreichende Trocknungsdauer ist bei einer Feuchtreinigung unbedingt zu berücksichtigen. Bei allen genannten Arbeiten sollte zum Schutz vor Stäuben und Aerosolen mindestens ein Nasen-Mundschutz getragen werden um Atembeschwerden bis hin zu Luftwegreizungen zu vermeiden. Besonders wichtig ist dieser Eigenschutz, wenn zu befürchten ist, dass es Mäuse- und/oder Rattenkot im zu reinigenden Lager gibt.. Weitere vorgeschriebene Schutzausrüstung ist, je nach eingesetztem Gerät, zu verwenden.
Vor dem Hintergrund der immer noch hohen Preise für Energie und damit auch für die Getreidetrocknung ist ein vermehrt genutztes Verfahren die Feuchtkonservierung von Getreide. Auch Getreideschrot kann durch die Zugabe von Konservierungsmitteln, in der Regel organische Säuren, konserviert werden. Die Aufwandmengen liegen hier jedoch etwas höher als bei der Ganzkörnerkonservierung. Dabei sollte zudem berücksichtigt werden, dass das Schrot im Lager nicht festgefahren wird, um besser auszukühlen und eine Durchlüftung sicherzustellen.
Neben der Lagerstätte muss auch die Technik zur Dosierung und Einbringung des Konservierungsmittels in das Erntegut gewartet und vorbereitet werden. Um sicherzustellen, dass pro Zeiteinheit auch die gewünschte Menge Konservierungsmittel appliziert wird, ist anzuraten, die Dosiereinrichtungen vor der Erntesaison auszulitern. Hierbei wird das ausdosierte Volumen je Zeiteinheit mit einem Messgefäß überprüft.
Die meisten Produkte basieren auf Propionsäure oder einer Kombination verschiedener Säuren. Neben Propionsäure finden auch weitere organische Säuren, wie unter anderem Fumarsäure oder Benzoesäure und deren Salze in der Konservierung Anwendung. Da sich die verwendeten organischen Säuren in ihrer Wirkungsweise unterscheiden, wird häufig eine Kombination von Säuren eingesetzt um für ein möglichst breites Wirkungsspektrum gegen verschiedene Mikroorganismen, wie Pilze, Bakterien und Hefen, sorgen. Neben der Wirkung durch das Ansäuern zur Absenkung des pH-Wertes können organische Säuren auch direkt über eine Beeinflussung des Stoffwechsels von Mikroorganismen zu einer Abtötung oder einem verminderten Wachstum von Bakterien, Pilzen und Hefen beitragen. Die Wirksamkeit von Säuren ist daher sehr hoch, aber sie bergen, vor allem in hoher Konzentration, auch gewisse Gefahren für Personen und nicht korrosionsbeständiges Arbeitsmaterial. Insbesondere bei nicht sachgemäßem Umgang besteht ein hohes Unfallrisiko. Bei der Verwendung ist eine geeignete Schutzausrüstung daher Pflicht. Außerdem sollte auf eine gut belüftete Arbeitsstätte geachtet werden.
Nicht-korrosiven Konservierungsmitteln (NC-Produkte) sind als Alternative erhältlich. Deren Grundstoffe sind häufig abgepufferte Säuren oder auch Salze von Säuren, zum Beispiel Propionate und Benzoate. Diese nehmen den Produkten die Aggressivität. In ihrer Handhabung sind sie deshalb anwenderfreundlicher und schonen auch korrosionsanfällige Arbeitsgeräte. In ihrer Zusammensetzung und physikalischen Eigenschaften/Viskositätunterscheiden sich die NC-Produkte zum Teil deutlich voneinander.
Bei allen Produkten sollte die Hinweise der Produkthersteller beachtet werden.
Während auf dem eigenen Betrieb oft Feuchtkonservierung angewendet wird, ist bei für den Verkauf und Handel bestimmtem Getreide oft die Trocknung die Methode der Wahl. Auch bei der Trocknung sind einige Punkte zu beachten. Neben einem Trockenmassegehalt von mindestens 85 %, das heißt mit weniger als 15 % Restfeuchte, sind Temperaturen von weniger als 15°C notwendig, um Getreide lagern zu können. Zudem ist eine ausreichende Belüftung von 20 m3Luft/m3 Getreide notwendig und Temperaturunterschiede, die -5°C zwischen Zuluft und Getreide unterschreiten, sind aufgrund von Kondenswasserbildung ebenfalls zu vermeiden.
Sowohl bei der Feuchtkonservierung als auch bei der Trocknung von Getreide sollten Schüttkegel eingeebnet werden, da diese zu sogenannten Kamineffekten führen. Hierbei zirkuliert die Luft im Getreidestapel ungleichmäßig und es kommt in den obersten Schichten zu Kondenswasser- und damit im schlimmsten Fall zur Schimmelbildung.
Trocken eingelagertes Getreide sollte zum Schutz vor Lagerpilzen und Schädlingen in regelmäßigen zwei- bis vierwöchigen Abständen bei trockener Außenwitterung belüftet werden. Die Luftdurchströmung führt eventuell vorhandenes Wasser ab und entzieht damit unerwünschten Keimen und Vorratsschädlingen die Lebensgrundlage. Weitere Informationen zur Lagerung von Getreide können dem DLG Merkblatt 425 entnommen werden.
Neben dem korrekten und sicheren Einsatz von Säuren ist die Dokumentation zum Säureeinsatz nicht zu vergessen, ansonsten werden die Vorgaben des Futtermittelrechts nicht eingehalten. Zudem muss die Dokumentation bei CC-Prüfungen vorhanden sein. Mehr Infos dazu gibt es auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.
Dr. Jochen Krieg, Sybille Patzelt
Landwirtschaftskammer NRW
Die Broschüre „Checkliste zum Hygienestatus im Fließfutter“ kann bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für 15,00 € pro Exemplar zuzüglich Versandkosten per E-Mail an annika.gersmann@lwk.nrw.de bestellt und bezogen werden. Sie gibt wertvolle Hinweise zur möglichen Vorgehensweise einer Rundumhygienekontrolle mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung des Futter- und Fütterungshygienestatus.