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Qualität und Hygiene beim Stroh im Augen behalten

01.09.2021

Verschiedene Faktoren, wie Wetter, Fruchtfolge, Zusammensetzung des Aufwuchses, Dauer der Lagerbildung auf dem Feld, Restfeuchte im Stroh zum Zeitpunkt der Ernte oder der Einlagerung und die Gestaltung der Strohlagerung nach der Ernte können die Strohqualität sehr stark beeinflussen. Grundsätzlich sollte Stroh, wie alle Futtermittel, frei von Milben, Schimmel, Käfern und anderen Verschmutzungen sein. Fühlt es sich klamm und feucht an und riecht es sogar schimmlig oder modrig, dann eignet sich das Stroh weder als Futtermittel noch als Einstreu.

In einigen Fällen kann das Stroh trotz guter Erntebedingungen und unauffälligem, angenehmem Geruch sowie goldigem Glanz mehr oder weniger stark mit Mykotoxinen belastet sein. Keim- und Mykotoxingehalte oder Besatz mit Bakterien, Schimmelpilzen und Hefen werden unterschätzt, da sie optisch teilweise nicht wahrnehmbar sind.

Die Keimdichte der Feldpilze (Primärflora) ist zum Zeitpunkt der Ernte am höchsten. Bei der Verarbeitung und während der Lagerung kommt es zur Kontamination mit Lagerpilzen. Die Keimdichte der Feldpilze nimmt zu diesem Zeitpunkt ab, da es hier zu einer Umschichtung der Mikrobenarten kommt. Jetzt können sich Lagerpilze (Sekundärflora) vermehrt durchsetzen. Generell sollte Stroh den Tieren erst nach vier bis sechs Wochen angeboten werden. Auch, wenn die Witterung wenig Mykotoxinbelastungen erwarten lassen, sollte Stroh vor der Verfütterung auf mikrobiologisch-hygienische Beschaffenheit untersucht und produkttypische und Verderb anzeigende Erreger ermittelt werden. Zur genaueren Überprüfung bietet die LUFA NRW verschiedene Pakete an. Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA)-Nachweis mit ELISA zu je 28 €/Probe und im Paket Keimgehalte von Schimmelpilzen, Bakterien und Hefen 55 €/Probe sowie TS-Gehalt allein 11 €/Probe. Wird die komplette Nährstoffanalyse gewünscht, wird eine Untersuchung von Mischfutter ME für Schweine zum Preis von 105 €/Probe angeboten. Hierbei werden TS-Gehalt, XA, XP, XF, XS und Energie untersucht. In Tabelle 1 sind Orientierungswerte für Stroh, nach VDLUFA 2017, aufgelistet. Über die Qualität entscheiden vor allem produkttypische Feldpilze und Verderb anzeigende Lagerpilze. Eine besondere Bedeutung erlangen die durch Fusarien gebildeten Mykotoxine DON und ZEA.

Wie stark die Tiergesundheit durch nicht hygienisch einwandfreies Stroh beeinträchtigt wird, hängt von der Menge der Futteraufnahme, dem allgemeinen Gesundheitszustand der Tiere und der Tierart ab. In Tabelle 2 sind einige Auswirkungen mit DON- und ZEA-belasteten Futtermitteln auf die Tiere aufgelistet. Neben diesen Toxinen kann bei Stroh auch häufig ein Befall von Schwärzepilzen beobachtet werden. Die von Schwärzepilzen gebildeten Toxine sind allerdings relativ wenig bekannt, auch wenn ihre toxische Wirkung oft beschrieben ist.

Folgende Empfehlungen von der Strohbergung bis zum Trog sollten Berücksichtigung finden, um Stroh in einer hygienisch einwandfreien Qualität zu bergen und anzubieten:

  • Zügige Bergung von Stroh bei trockenem Wetter,
  • mindestens einmal Schwaden vor dem Pressen,
  • weniger als 15 % Restfeuchte im gesamten Ballen,
  • kurz geschnitten, maximal 35 cm,
  • trockene, überdachte Lagerung, falls das nicht möglich ist, zuerst das Stroh aus der freien Lagerung verfüttern, dann erst das Stroh aus der überdachten Lagerung,
  • Lagerung auf Paletten,
  • schädlingsfreie Lagerung, durch Vlies geschützt,
  •  bei suboptimalen Erntebedingungen den  Einsatz von Konservierungsmitteln in Erwägung ziehen.
Fazit

Auch wenn Stroh als Beschäftigungsmaterial oder Einstreu und nicht primär als Futtermittel eingesetzt wird, ist aufgrund der teilweise schwerwiegenden Folgen einer Kontamination mit Mykotoxinen auf eine optimale hygienische Beschaffenheit zu achten. Im Zweifel ist eine Untersuchung durchzuführen oder das vermutlich betroffene Stroh muss anderweitig verwertet werden. In vielen Fällen gibt bereits eine sensorische Prüfung ausreichend Hinweise zur hygienischen Beschaffenheit.

Dr. Jochen Krieg, Sybille Patzelt und Dr. Jana Denißen,

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

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