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2016: Futterqualität von Kleegrasmischungen

27.07.2016

Mischungen mit Welschem Weidelgras sind im ersten und zweiten Aufwuchs vielerorts zwar energiereich aber proteinarm ausgefallen. Der milde Winter hat die Gräser gefördert und deren Alterung im Frühjahr verzögert, verbunden mit begrenzter Stickstoffnachlieferung aus dem noch kalten oder nassen Boden. Die Kleegrasmischungen müssen, so das Fazit, noch genauer die sich ändernden Bedingungen angepasst werden. Auch der optimale Schnitttermin bleibt in der Diskussion.

Die ersten Analysen von Silage und Versuchsschnitten vom ersten und zweiten Aufwuchs aus Öko-Betrieben liegen vor. Beim ersten Schnitt um den 10. Mai herum fallen die niedrigen Rohfasergehalte von meist unter 20 %, teils sogar unter 18 % (außer Wiesen mit Wiesenfuchsschwanz oder Kleegras mit Ackerfuchsschwanz oder Getreideaufschlag) und die ebenfalls niedrigen Proteingehalte auf, häufig unter 11 %, teils sogar unter 9 %.

Derart niedrige Rohfaser- und Proteingehalte hat es in den 17 Jahren, in denen Silageproben aus Öko-Betrieben im Projekt "Öko-Leitbetriebe in NRW" zusammengestellt wurden, in diesem Umfang noch nie gegeben: Zum Vergleich Kleegras in den letzten 17 Jahren: Im Mittel etwa Rohfasergehalte um 25 % und Rohproteingehalte um 14 %. Wie erklären sich derart niedrige Gehalte?

Mischungsvergleich liefert Erklärungen

Hilfreich bei der Suche nach Erklärungen sind die Vergleiche verschiedener Mischungen. Angelegt werden sie zur Überprüfung der bisherigen Beratungsempfehlungen. Eine wesentliche Frage dabei: Müssen unter veränderten Klimabedingungen und Nutzungsarten (z.B. Kurzrasenweide) die Empfehlungen angepasst werden?

Die Mischungen werden dazu mindestens zweimal im Jahr botanisiert. Von einem Teil der Flächen, unter anderen drei Flächen in NRW, werden zusätzlich Ertrag, Protein- und Rohfasergehalt erhoben. Umfang des Mischungsvergleiches: 2015 wurden auf 15 Flächen verschiedene Kleegrasmischungen angelegt, 2016 kommt die gleiche Zahl noch mal dazu: Mischungen mit Rotklee, Weißklee und/oder Luzerne und bei den Gräsern Mischungen vor allem mit Deutschem, Welschem und Bastardweidelgras, Festulolium, Wiesenschwingel, Lieschgras, Knaulgras, Rohrschwingel.

Zwischenzeitlich liegen die ersten Ergebnisse vor und erlauben einen Einblick in die Entwicklung unter Praxisbedingungen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Akteure vor Ort, den Landwirten, die die Bestände angelegt haben, aber auch den Kolleginnen und Kollegen, die die Bonituren und die Ertragsschnitte durchgeführt haben. Zum Jahresende gibt es einen Gesamtbericht.

Große Unterschiede in Bestandsentwicklung und Futterqualität

Hier die ersten Ergebnisse: Es gibt große Unterschiede in Bestandesentwicklung und Futterqualität: Vorfrucht, Aussaattermin und Mischung beeinflussten in den letzten Monaten die Bestandesentwicklung von Neuansaaten. In der Folge gab es im Frühjahr fast kleefreie bis zu kleereiche Bestände. Kleereich waren in diesem Frühjahr fast ausschließlich die Bestände, in denen die sehr wüchsigen Gräser Welsches und Bastardweidelgras fehlten.

Bedingt durch kühle Temperaturen war die Alterung der Bestände im Frühjahr verzögert. Diese Bestände enthielten um den 10. Mai mit 15 – 18 % mittlere Rohproteingehalte, waren aber mit 17 – 18 % Rohfasergehalt noch strukturarm und mit 14 – 20 % Zucker zuckerreich. Wichtig zu wissen ist, dass derartiges Futter mehr Energie als Silomais enthält, vor allem schnell verfügbare Energie. Struktur und Protein müssen andere Futterpartien in die Ration bringen.

Mischungen mit Welschem Weidelgras oder Bastardweidelgras enthielten auf weniger wüchsigen Flächen ebenfalls viel Klee (bei geringerem Kleegrasanteil in der Fruchtfolge, feuchte Standorte oder solche in Mittelgebirgslagen, Frühjahrsblanksaat). Aufgrund geringerer Stickstoffnachlieferung konnten die wüchsigen Gräser den Klee hier nicht überwachsen. Auf 10 von 15 Standorten enthielten Mischungen mit Welschem Weidelgras im ersten Aufwuchs weniger als 10 % Klee. Gefördert wurde dies durch milde Temperaturen bis in den Januar. Dem Klee fehlte in den kurzen Tagen die Sonne. So brachte der erste Schnitt um den 10. Mai hohe Erträge, die energie- und zuckerreich (25 – 30 % Zucker) waren, aber struktur- und proteinarm (17 – 19 % Rohfaser, weniger als 12 % Rohprotein).

Fast reine Grasbestände gab es bei Ansaat nach der Kartoffelernte. Eine hohe Stickstoffversorgung und die milden Temperaturen des letzten Winters förderten das Graswachstum. Positiv zu vermerken ist, dass die Nährstoffaufnahme durch die Gräser vor allem auf leichten Böden die Auswaschung verhinderte. Der Klee wurde aber überwachsen und ist teils sogar ganz verschwunden. Wie entwickelten sich diese Bestände weiter: Wo Rotklee total verdrängt wurde, gibt es bei den Folgeaufwüchsen nur geringe Erträge. In den Beständen, in denen nach der Ernte Weißklee gleichmäßig im Bestand verteilt war, hat sich dieser ausgebreitet und verbessert das Wachstum. Bei feuchter Witterung konnte in diesem Jahr nachgesäter Rotklee noch auflaufen.

Ansonsten blieb nur der Umbruch und die Saat von Sommerkleegras oder Mais. Letzterer braucht nach Ackergras aber auch eine ausreichende Nährstoffzufuhr, beispielsweise durch Gülledüngung. Schwache Erträge werden auch Luzernegrasmischungen bringen, bei denen konkurrenzstarke Gräser die Luzerne unterdrückt haben. Auch kleinere Anteile von sehr wüchsigen Gräsern wie Welsches Weidelgras und Deutsches Weidelgras können bei weniger wüchsigem Wetter, wie im letzten Herbst, dominieren.

Luzernegrasmischungen sollten deshalb nur Gräser enthalten, die in ihrer Jugend weniger wüchsig sind. Je nach Standort sind das Lieschgras, Wiesenschwingel, Knaulgras oder Rohrschwingel.

Gedanken zum optimalen zukünftigen Termin des ersten Schnittes

Grundsätzlich orientiert sich der erste Schnitt am Entwicklungsstadium der Hauptbestandsbildner. Sind diese, wie in 2016, in ihrer Entwicklung noch weit zurück mit sehr niedrigen Rohfasergehalten, steht aber andererseits schon ein ertragreicher Aufwuchs, sollte nicht zu lange gewartet werden.

Struktur müssen dann aber andere Futterpartien bringen, dass muss rechtzeitig in die Rationsplanung einbezogen werden. Gelangen ertragreiche Aufwüchse, insbesondere kleereiche, in eine feuchte Periode, verlieren sie schnell an Qualität. Der Rohfasergehalt kann zwar noch im gewünschten Bereich liegen, aber in feuchten Perioden leidet die Schmackhaftigkeit, denn in den unteren Etagen des Aufwuchses sterben Pflanzenteile ab, der Zuckergehalt ist niedrig.

Weitere Informationen

Quelle und Ansprechpartner:

Dr. Edmund Leisen
Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW
Tel.: 0251-2376-594
E-Mail: edmund.leisen@lwk.nrw.de

27. Juli 2016

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