Die Ernte im Jahr 2017 ist durch proteinreiche Silagen mit niedrigen Rohfasergehalten beim 1. Schnitt von Kleegras und Grünland gekennzeichnet. Der Grund hierfür ist, viel Klee im Aufwuchs. Der Versuchsbericht 2016 des Projektes „Leitbetriebe Öko-Landbau in NRW“ liegt vor und kann eingesehen werden.
Versuchsberichte des Projektes "Leitbetriebe Öko-Landbau in NRW"
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Zwischenzeitlich liegen 70 Futteranalysen von Kleegras- und Grünlandsilagen aus Öko-Betrieben vor, so viele wie noch nie bis Anfang Oktober, 38 davon vom ersten Schnitt. Der erste Schnitt erfolgte in Niederungslagen meist um den 18. Mai, sowohl bei Kleegras als auch bei Grünland, in Mittelgebirgslagen mit im Mittel 20. Mai kaum später. Damit lag der Schnitttermin im Vergleich zu den Vorjahren im Mittelfeld (in den Grafiken sind die Jahre ab 2010 weiß hinterlegt).
Frühjahr förderte Kleeentwicklung
Schon der Winter und dann das Frühjahr waren fast überall trocken, vor allem auf leichten Böden fehlte Wasser für ein stärkeres Wachstum. Bis Mitte April war es mild. Das Graswachstum blieb trotzdem zurück, Klee bekam dadurch viel Licht und nahm schon im April höhere Ertragsanteile ein (Ausnahme: In Spätsaaten von September oder sogar erst Oktober 2016 war der Klee ausgewintert).
Der Kälteeinbruch in der 2. Aprilhälfte, teils verbunden mit Nässe, bremste den Zuwachs und auch die weitere Entwicklung der Bestände. So kam Deutsches Weidelgras in diesem Jahr erst spät in die Ähre. Der Kleeanteil blieb trotzdem hoch und zwar bis in den Spätsommer.
Das erklärt auch, warum bei Feldbegehungen sogar in konventionellem Grünland mit 150 kg mineralischer N-Düngung bei Kurzrasenweide viel Weißklee gefunden wurde, sowohl im August in Österreich und der Schweiz auf Lehmboden, als auch im Juli und September in den Niederlanden auf Niedermoor und im September in den Höhenlagen der Eifel.
Hohe Rohproteingehalte, niedrige Rohfasergehalte
Die Futteranalysen zeigen, dass Kleegras und auch Grünland zum Schnittzeitpunkt mit 15,2 % Rohprotein gut 1 % mehr an Protein als im Mittel der letzten 17 bzw. 19 Jahre bei vergleichbarem Schnitttermin (Abb. 1 und 3) enthielten. Sie waren allerdings auch noch weniger gealtert: Die Rohfasergehalte in der Silage lagen mit ca. 23 % etwa 2 % niedriger als im Mittel aller Jahre (Abb. 2 und 4).
Trend zu niedrigem Rohfasergehalt, größere Schwankungen bei Rohproteingehalt
Sowohl bei Kleegras als auch bei Grünland werden in der Mehrzahl der letzten Jahre niedrigere Rohfasergehalte gemessen, teils liegen sie sogar unter 20 %. Bei sehr niedrigen Rohfasergehalten sollte bei der Rationsgestaltung auf ausreichende Strukturversorgung geachtet werden. Wie unterschiedlich die Rohproteingehalte ausfallen können, zeigt der Vergleich 2016 und 2017: 2017 hatte die milde Witterung zu Vegetationsbeginn den Klee gefördert, 2016 war es dagegen lange kühl: Klee hatte in Folge im 1. Aufwuchs und im Grünland auch im 2. Aufwuchs geringere Ertragsanteile.
Große Unterschiede bei Futterqualität, insbesondere beim Rohproteingehalt
Die Futterqualität fällt sehr unterschiedlich aus: So liegen die Rohproteingehalte beim 1. Aufwuchs 2017 je nach Futterpartie zwischen 10 und 19 % (proteinarm bis proteinreich). Noch größer ist die Spannbreite, wenn alle Schnitte berücksichtigt werden: Über die Jahre gesehen liegt die Spannbreite beim Rohproteingehalt zwischen 8 und 25 % und dies bei jeweils frühem bis mittlerem Schnitttermin. Derart große Spannweiten sind typisch für den Öko-Landbau, wo die Rohproteingehalte von Bodentemperatur und Kleeanteil beeinflusst werden, was je nach Jahr und Jahreszeit sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Wer seine Ration gezielt ergänzen will, kommt deshalb an einer Futteranalyse nicht vorbei. Eine ausgeglichene Proteinversorgung sollte allerdings nicht überbewertet werden: 11-jährige Auswertungen von 72 Öko-Milchviehbetrieben im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" zeigen: Bei einer Proteinunterversorgung (Harnstoffgehalte in der Milch im Mittel 107 Tage/Jahr unter 150 mg/l Milch) gibt es die höchste Nutzungsdauer und die höchste Lebensleistung.
Quelle: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, 08. Oktober 2017